Gibt es noch die ehrliche Freundschaft unter Pferdemenschen?
Reiter und Pferdebesitzer sind ein Volk für sich. Vor wenigen Wochen habe ich mich mit einem Bekannten darüber unterhalten und war erstaunt über seine Sichtweise als Außenstehender zum Thema Freundschaft im Stall. Desweiteren kursiert seit einigen Tagen ein ähnliches Thema in den sozialen Netzwerken, wobei es jedoch hauptsächlich um Mobbing etc. unter den Beiträgen geht.
Social Media
Ich folge bei Instagram inzwischen über 500 Seiten. Alle sehr sympathisch, offen und wirken komplett authentisch. Und dann lasse ich meinen Blick in der realen Welt schweifen und frage mich des Öfteren, wo sind genau diese Pferdemenschen? Wo finde ich sie? Wenn ich in meine Kindheit und Jugend zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an Neid und Missgunst unter Reitern. An die Bandenprofis, die anscheinend das Lästern zu ihrem größten Hobby gemacht hatten und an die Mütter, die sich augenscheinlich duellierten, um ihr Kind zum Trainerliebling zu machen.
Meine persönlichen Erfahrungen und die Meinung anderer
Mein Bekannter war darüber sichtlich erschrocken und hat es sich ganz anders vorgestellt. Er dachte, dass alles ein wenig wie bei Bibi und Tina sei und alle immer gemütlich beieinander sind, sich unterstützen und füreinander einstehen. Natürlich gibt es auch genau diese Seiten. Ich habe die besten Freunde im Stall kennengelernt und ein gemeinsames Hobby verbindet.
Allerdings hat sich bis heute am Klima in den Ställen nicht wirklich etwas verändert. Ich würde mich selbst als stets freundlich, sehr ruhig und ordentlich bezeichnen. Also kein Störenfried oder ähnliches. Und trotzdem kann ich mich teilweise schon glücklich schätzen, wenn mein „Hallo.“, überhaupt erwidert wird.
Ich habe in meiner gesamten Zeit als Reiter schon einige Ställe kennengelernt (22, in denen ich selbst einige Zeit geritten bin) und es bisher leider noch nie komplett harmonisch erlebt. Warum ist das so? Kann man anderen nichts mehr gönnen? Muss man einander immer übertrumpfen? Spielen die Ausrüstung von Pferd und Reiter so eine wichtige Rolle? Ich kann von mir sagen, dass ich mit dem was ich habe und wie ich bin sehr zufrieden bin und demnach auch anderen etwas gönne. Ich freue mich mit anderen über ihre Erfolge, gratuliere zu Platzierungen auf dem Turnier und erfreue mich an schönen Dingen, die sich neu gekauft wurden. Aber genauso wichtig ist es für mich zu helfen, wenn es notwendig ist. Egal, ob es bei den Vorbereitungen für eine Prüfung ist, bei der Versorgung der Pferde oder als Urlaubsvertretung.
Die Leute, die mir ähnlich sind und die gleichen Ansichten haben, kann ich jedoch an einer Hand abzählen. Es wird einfach zu viel hinter den Rücken der anderen gesprochen. Ob sich das jemals ändern wird? Ich denke nicht. Reiten wird vermutlich immer eine Sportart sein, in der man sich profilieren muss.
Ein letzter Hinweis
Ich schreibe hier natürlich über meine persönlichen Erfahrungen, die vielleicht in anderen Regionen, anderen Sparten der Reiterei oder sonstiges anders aussieht. Dies hier ist lediglich ein Bericht von meinen Erfahrungen mit Blick auf die englische Reitweise. Vorwiegend in der Dressur mit Teilnahme am Turniersport.
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