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EMS beim Pferd – Symptome, Ursachen & Fütterungstipps

von Michelle Holtmeyer
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Pferde, die unter starkem Übergewicht leiden, sind oftmals von Krankheiten betroffen. Immer häufiger wird die Stoffwechselerkrankung „Equines Metabolisches Syndrom“ (EMS) bei Pferden festgestellt. Was genau EMS bei Pferden ist, was Ursachen und Symptome davon sind und wie die Behandlung – vor allem in Hinblick auf die Fütterung – aussieht, erfährst Du in diesem Artikel.

EMS bei Pferden: Was ist das?

Immer mehr Pferde sind von EMS betroffen. Die Erkrankung wird auch als Symptomkomplex definiert – also als ein aus unterschiedlichen Krankheitszeichen zusammengesetztes Beschwerdebild. Hauptauslöser von EMS ist Übergewicht. Wird ein Pferd zu dick, kann sein Stoffwechsel nicht mehr normal arbeiten. Es droht eine Insulinresistenz. In der Folge, bilden die Fettzellen des Pferdes Substanzen, die die Funktion von Insulin hemmen. Da die Gewebe infolgedessen immer weniger auf Insulin ansprechen, entwickelt sich eine Zuckerintoleranz, die wiederum zu Bildung von immer mehr Insulin führt. Ein Teufelskreis beginnt.

Im folgenden Abschnitt beschreiben wir EMS beim Pferd einmal genauer.

EMS beim Pferd: Schecke galoppiert über die Wiese

EMS selbst wird als Symptomkomplex bezeichnet und hängt oftmals mit starkem Übergewicht der betroffenen Pferde zusammen.

Was ist die Krankheit EMS beim Pferd?

Es handelt sich um eine hormonelle Erkrankung des Stoffwechsels, die durch starkes Übergewicht bei Pferden ausgelöst wird.

Wir beschreiben EMS einmal genauer:

Hast Du ein gesundes Pferd, das Du ausreichend bewegst, steigt dessen Blutzuckerspiegel nach der Aufnahme von Futter an. Der Körper produziert anschließend das Hormon Insulin, um die Zuckermoleküle aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Dort dienen sie dem Organismus als Energie. In der Folge sinkt der Blutzuckerspiegel ab und die Insulinproduktion geht zurück.

Durch eine zu energiereiche Fütterung und mangelnde Bewegung, können Pferde Übergewicht entwickeln. Die dabei entstehenden Fettdepots sind kein passives Speichergewebe. Stattdessen sind diese Fettzellen hormonell hoch aktiv. Diese Hormone setzen die Sensitivität der Organzellen herab, die eigentlich durch die Ausschüttung von Insulin den Blutzucker aufnehmen sollen (v. a. in Leber und Muskeln). Sie reagieren nicht mehr so gut auf die Ausschüttung von Insulin. Das wird vor allem dann zum Problem wenn der Blutzuckerspiegel kurzfristig stark ansteigt (z. B. nach dem Verzehr besonders stärke- und/oder zuckerreicher Futtermittel). Eine Absenkung des Blutzuckerspiegel durch Insulin findet anschließend nicht mehr in selbem Maße statt, wie bei gesunden Pferden ohne hormonell aktives Fettgewebe.

Es entwickelt sich eine Insulinresistenz und der Blutzuckerspiegel bleibt dauerhaft erhöht. Das „krankhafte“ Fettgewebe zieht exklusiv einen Teil des Blutzuckers und „nährt“ sich dadurch noch mehr.

Das hat folgende Auswirkungen:

  • Der dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel kann langfristige Schäden im Gewebe/Gefäße verursachen –> Huflederhautentzündung –> Hufrehe
  • Der Kohlenhydratstoffwechsel ist allgemein gestört, so dass es schneller zu fütterungsbedingten Entgleisungen kommen kann, die auch zu Hufrehe fürhen können (Fruktangehalte im Weidegras)

Wichtig daher: Sobald Du den Verdacht hast, dass Dein Pferd unter EMS leidet, kontaktiere am besten sofort einen Tierarzt.

Cushing oder EMS: Was hat mein Pferd?

Es kann vorkommen, dass die Krankheiten Cushing und EMS hinsichtlich der Symptome identisch bzw. ähnlich verlaufen. Daher listen wir hier nachfolgend die wichtigsten Unterscheidungen auf.

EMS (Equines Metabolisches Syndrom)ECS (Equines Cushing Syndrom)
Normaler FellwechselVerzögerter Fellwechsel
Übergewicht durch zu viel Futter und zu wenig Bewegunglanges, lockiges Fell (Hirsutismus)
Übergewichtige Pferde jeden Alters sind betroffenVor allem bei älteren Pferden
 auffällige, unphysiologische Fettpolster

Ursachen von EMS bei Pferden

Übergewicht beim Pferd ist meist eine Folge von falscher Fütterung bzw. Überfütterung. Denn wird die Fütterung des Pferdes nicht auf die Leistung angepasst, wird dieses schnell übergewichtig.

Von EMS betroffen sind vor allem Robustpferde- und Ponyrassen wie Islandpferde oder Shetlandponys. Gerade diese Rassen sind ursprünglich karges Futter gewöhnt und benötigen daher in der Fütterung weniger Energie als andere Rassen. Grundsätzlich kann aber jedes Pferd, das in Folge von zu viel Futter Übergewicht entwickelt, EMS bekommen.

Was dürfen EMS Pferde nicht fressen?

Alle von EMS betroffenen Pferde sollen auf eine energiereduzierte, stärke- und zuckerarm Fütterung umgestellt werden.

Symptome: Anzeichen der Erkrankung

Die meisten an EMS erkrankten Pferde sind zwischen fünf und 15 Jahren, die Übergewicht haben und die nicht entsprechend behandelt werden. Diese machen allgemein einen stark übergewichtigen Eindruck und haben zusätzlich auffällig stark ausgeprägte Fettpolster über Augen, Mähnenkamm, Schulter und Kruppe. Infolgedessen ist ein starker Leistungsabfall zu beobachten, da sich bei den Pferden die Muskeln abbauen. Doch Achtung: Der Muskelabbau fällt nicht direkt auf, da die Pferde diesen durch die Fettpolster “kaschieren” können.

Arbeitet man die erkrankten Pferde, ist außerdem ein sehr schnelles und starkes Schwitzen festzustellen. Das Fell- und Haarkleid ist deutlich stumpfer als im gesunden Zustand. Ein weiteres Symptom der Erkrankung ist übermäßiges Trinken und dementsprechend auch vermehrtes Absetzen von Urin. 

EMS beim Pferd: Pferde trinken Wasser

Ein Symptom von EMS bei Pferden ist übermäßiges Trinken.

Eines der am meisten gefürchteten Begleiterkrankung ist eine durch den gestörten Glukosestoffwechsel bedingte Hufrehe, die akut oder sogar chronisch werden kann. Die genannten Symptome sind vergleichbar mit Diabetes Typ 2 beim Menschen. Auch lässt sich bei den betroffenen Pferden häufig Kotwasser feststellen. Bei Stuten kann es darüber hinaus zu Fruchtbarkeitstörungen und Veränderungen im Zyklus kommen.

Mögliche Symptome für EMS bei Pferden im Überblick

  • Übergewicht
  • Fettpolster an den Augen, Schultern, am Rumpf sowie den Schweifwurzeln
  • Leistungsabfall
  • stumpfes Fell
  • vermehrter Flüssigkeitsbedarf
  • Fruchtbarkeitsstörungen bei Stuten
  • Schwitzen
  • Hufrehe
  • Kotwasser

Diagnostik von EMS

Besteht der Verdacht, dass ein Pferd unter dem Equinen Metabolischen Syndrom leidet, nimmt der Tierarzt in der Regel Blutproben und untersucht die Insulin- und Glukosewerte. Allerdings sind diese Tests nicht immer aussagekräftig und teils schwer durchzuführen. So können beispielsweise Fütterungsfehler vor der Blutabnahme oder die Aufregung und das Stresslevel des Vierbeiners die Werte verfälschen.

Zur Diagnostik sind folgende Tests möglich:

  • Nüchtern-Insulin und Glukose-Test: Dabei darf das Pferd zwölf Stunden keine Futtermittel mit hohem Anteil an schnell verfügbaren Kohlehydraten fressen. Morgens wird eine Blutprobe entnommen, um die Werte zu bestimmen. Sind diese höher als normal, spricht das für EMS.
  • Glukose-Belastungstest: Es wird zur Bestimmung des Glukose-Werts eine Blutprobe entnommen. Danach erhält das Pferd eine Glukose-Infusion. Alle 30 Minuten werden dann weitere Proben entnommen, um die Zeit des Glukoseabbaus festzustellen.
  • Kombinierter Glukose-Insulin-Test: Das Pferd bekommt sowohl eine Glukose-Infusion und danach eine Insulin-Injektion.

Es wird zudem empfohlen, den jeweiligen Test innerhalb von drei Wochen einmal zu wiederholen. Denn diverse Werte werden von Faktoren wie der Verfassung, der Jahreszeit, dem Stresslevel oder anderen Erkrankungen beeinflusst.

Equines Metabolisches Syndrom: Behandlung und Therapie

Wird bei Deinem Pferd EMS diagnostiziert, heißt es erst einmal: Abspecken! Doch das geht nicht von heute auf morgen und sollte auch nicht im Rahmen einer Radikaldiät stattfinden, denn dann besteht die Gefahr einer Hyperlipidämie. Das heißt, dass der Pferdekörper Fettreserven mobilisiert, die sich in Leber und Blut ablagern. Passiert das, kann es extreme Folgen für das Pferd haben. Insbesondere Ponys und Kleinpferde sind bei einem plötzlichen Futterentzug sehr empfindlich. Unser Tipp: Besprich die Fütterung unbedingt mit einem Fütterungsexperten oder Deinem Tierarzt.

Was soll ich tun, wenn mein Pferd EMS hat?

Wichtig ist es, Rücksprache mit einem Tierarzt und einem Fütterungsexperten zu halten. Dann könnt ihr gemeinsam über eine Behandlung sowie eine geeignete Fütterung beraten.

Darüber hinaus ist natürlich auch Bewegung wichtig für das Pferd. Auf diese Weise können ebenfalls hormonell aktive Fettgewebe abgebaut werden und die Insulinsensitivität der Muskelzellen kann wiederhergestellt werden. Ist das Pferd zu krank, um geritten zu werden, solltest Du darauf achten, dass es einen großen und möglichst abwechslungsreich gestalteten Auslauf hat und Du es dadurch etwas zur Bewegung “animierst”. Kann das Pferd noch etwas gearbeitet werden, empfiehlt es sich, konkrete Abnehmprogramme in Anspruch zu nehmen oder Trainingspläne aufzustellen.

Folgen des Equinen Metabolischen Syndroms

Die Folgen von EMS beim Pferd sind verheerend. Die Tiere befinden sich meist in einem schlechten Allgemeinzustand (Leistungsabfall, schlecht heilende Wunden etc.) und es besteht eine hohe Gefahr, eine Hufrehe zu entwickeln. Hufrehe bedingt oftmals vollkommene Boxenruhe des Pferdes, da es sich nicht bewegen kann. Die Folge davon wiederum: Die „Mehrbewegung“, die das Pferd für die Gewichtsreduktion benötigt, fällt weg. Zudem verursacht Hufrehe Schmerzen, was eine Ausschüttung des Stresshormons Cortisol bedingt, wodurch es zu einem erneuten Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt. Kurzum: Das Pferd befindet sich in einem Teufelskreis.

Weitere mögliche Folgen sind Hautprobleme sowie schlecht heilende Wunden, die eine erhöhte Entzündungsgefahr mit sich bringen. 

Fütterungstipps von an EMS erkrankten Pferden

In erster Linie sollte das Pferd eine energiereduzierte Fütterung erhalten, vor allem über getreidefreie, stärke- und zuckerreduzierte Fütterung. Der Energieerhaltungsbedarf sollte grundsätzlich immer über Raufutter gedeckt werden. Die meisten erkrankten Pferde werden nicht viel gearbeitet und sind daher energetisch im Erhaltungsbedarf anzusiedeln. Somit werden in der Regel keine großen Energiemengen über das Krippenfutter benötigt, aber natürlich Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Insgesamt ist es bei der Fütterung wichtig, die Nährstoffe im Futter selbst im Auge zu behalten. Das Ziel ist stets eine nährstoffangepasste Fütterung, die als Reduktionsdiät wirkt, die den Abbau von Fettpolstern des Pferdes begünstigen.

Bei der Fütterung von Pferden mit EMS ist in erster Linie darauf zu achten, dass Futter mit einem niedrigen glykämischen Index eingesetzt werden. Das heißt, dass es nach der Futteraufnahme zu keiner nennenswerten Erhöhung des Blutzuckerspiegels kommt. Futter mit niedrigem glykämischen Index sind vor allem kohlenhydratarme Futtermittel, also solche mit geringem bis keinem Stärke-, Zucker- und Fruktangehalt.

Da aber auch grundsätzlich eine energiereduzierte Fütterung zur Gewichtsreduktion erforderlich ist, sollte auch auf eine fettarme Fütterung geachtet werden. Fett erhöht zwar nicht den Blutzuckerspiegel, aber liefert viel Energie. Das wäre aber kontraproduktiv bei einer gewünschten Gewichtsabnahme.

Auf Weidegras sollte in der akuten Phase komplett verzichtet werden. Später ist stark begrenzter Weideaufenthalt unter Vorbehalt möglich.

EMS bei Pferden: Pferd auf der Wiese

Auf Weidegras sollte in der akuten EMS-Phase komplett verzichtet werden.

Tipps zur Vorbeugung der Krankheit

Im Idealfall sollte Dein Pferd natürlich gar nicht erst an EMS erkranken, daher ist eine gute Prävention besonders wichtig. Folgende Tipps helfen Dir, das Risiko für die Erkrankungen zumindest zu senken:

  • Energiebedarf vom Pferd beachten
  • Fütterung mit einem Experten abstimmen
  • Für ausreichend Raufutter sorgen
  • Dein Pferd ausreichend bewegen
EMS bei Pferden: Pferd frisst Heu

Achte darauf, dass Deinem Pferd stets ausreichend Heu zur Verfügung steht.

Titelbild: © Nadine Haase – stock.adobe.com

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