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Lettisches Warmblut

von Frederieke Wenning
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Lettland grenzt an die Ostsee und gehört mit Estland und Litauen zum Baltikum. Dort wurden seit jeher Pferde gezüchtet, wenn auch früher vornehmlich für die Landwirtschaft und das Militär. Heute haben die Züchter ein anderes Zuchtziel vor Augen: Das Lettische Warmblut ist ein vielseitig einsetzbares, kompaktes und ansprechendes Pferd, das in den unterschiedlichsten Bereichen des Pferdesports Verwendung findet. Ein Lettisches Warmblut macht sich hervorragend vor der Kutsche, es ist aber auch ein kräftiges, williges Reitpferd, das sich sowohl im Turniersport wie im Freizeitbereich bewährt. 

Wichtige Daten im Überblick

  • Ursprung: Baltikum, Lettland
  • Hauptzuchtgebiet: Lettland
  • Verbreitung: Osteuropa
  • Stockmaß: 157 bis 165 cm
  • Gewicht: etwa 600 Kilo (je nach Typ)
  • Erscheinungsbild: kräftig, kompakt
  • Farben: alle Farben erlaubt, vornehmlich sind ein Brauner und Dunkelbrauner anzutreffen, aber auch Rappen, Schimmel und Füchse. Abzeichen an Kopf und Beinen sind zulässig.
  • Haupteinsatzgebiet: Reit- und Fahrsport, auch Landwirtschaft

Herkunft/ Ursprung der Pferderasse (Zuchtgeschichte)/Haltung

Das Lettische Warmblut geht in seinen Anfängen zurück auf jene Pferde, die als Wildpferde frei im Baltikum herum streiften, es handelte sich um graue Pferde im Typ des Konik. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich der Typ, es entstand das stämmige und auch für das Militär taugliche relativ schwere Arbeitspferd. Aus diesen rekrutierten die litauischen und lettischen Völkerschaften ihre Streitrösser. Die vorwiegende Anzahl der Pferde war jedoch als Arbeitspferd in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese bodenständige Rasse wurde schon früh durch Einkreuzungen veredelt, vermutlich gelang es, östliche und friesische Pferde zu kaufen oder als Veredlerhengste zu gewinnen.

Ein erstes Gestüt wurde bereits Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet. Über Jahrhunderte blieb dieses Pferd seinem Typ treu: ein stämmiges, robustes Arbeitstier für Landwirtschaft und Militär. Doch die politische Entwicklung erforderte auch hinsichtlich der Pferdezucht ein Umdenken. Das Brandzeichen ziert heutzutage nicht mehr ausschließlich den schweren Typ, sondern es entwickelte sich bereits im 17. Jahrhundert durch planmäßige Einkreuzungen ein leichterer Typ, der auch als Reitpferd eingesetzt wird. Schon im 19. Jahrhundert begann man mit der Einkreuzung leichterer russischer Pferde. Die beiden Weltkriege rissen große Lücken in den Zuchtbestand, was aber glücklicherweise ausgeglichen werden konnte. In der Zwischenkriegszeit wurden viele Pferde importiert, die großen Einfluss auf die Rasse nahmen, unter anderem Vollblüter, Trakehner, Traber, Oldenburger und auch schwere Rassen wie Ardenner oder Belgier. So wurde eine breite Basis angelegt.

Die Rasse „Lettisches Warmblut“, wie sie sich heute präsentiert, entstand jedoch erst relativ spät. Etwa im Jahre 1950 kreuzten zwei lettische Züchter die vorhandene Landpferderasse, die unter dem Namen „Nord-Waldart“ bekannt war, mit Hengsten der Rassen Oldenburger, Hannoveraner, Holsteiner und Friesen. Das Ergebnis waren robuste, kompakte und dem modernen Typ entsprechende Pferde, die seit 1952 als „Lettische Wagenpferde“ bekannt waren. Seit 1976 führt die Rasse den Namen „Lettische Pferderasse“ oder eben Lettisches Warmblut, wobei man noch heute den Wagenpferde- vom Reitpferdetyp unterscheidet. Der Reitpferdetyp weist große Ähnlichkeit mit dem Deutschen Reitpferd auf, wobei der schwerere Typ den früheren Anglonormannen ähnelt.

Aufgrund der Abstammung von eher robust gehaltenen Rassen eignet sich ein Lettisches Warmblut durchaus für die Offenstallhaltung, es ist wenig krankheitsanfällig. Viel frische Luft, Weidegang und die Gesellschaft von Artgenossen tragen dazu bei, das Lettische Warmblut lange gesund und fit zu erhalten.

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Lettisches Warmblut – Aussehen (Exterieur)

Ein Lettisches Warmblut besticht mit seinem kräftigen, kompakten Körperbau, ohne jedoch plump zu wirken. Der Kopf ist groß und nur mäßig trocken, die Augen sind groß und wach, das Profil ist gerade. An einer langen, schrägen Schulter setzt ein mittellanger, gut aufgesetzter Hals an, der Widerrist ist ausgeprägt. Der Rücken ist gerade und geht in eine lange, nur sanft gerundete, nicht stark abfallende und muskulöse Kruppe über. Ein Lettisches Warmblut weist eine ausgeprägte Rippenwölbung und eine breite Brust auf, der Bauch ist an den Flanken leicht aufgezogen. Die Gliedmaßen sind stabil und trocken. Stärkerer Fesselbehang kann auftreten, die Fesseln sind stark und relativ steil. Die Hufe sind gut gerundet und nur mittelgroß. Das Langhaar ist üppig und dicht, es kann leicht gewellt sein. Das Fell ist eher fein, glatt und glänzend. Aufgrund des Körperbaus weist ein Lettisches Warmblut gute Grundgangarten auf.

Lettisches Warmblut im Video

Wie groß wird ein Lettisches Warmblut?

Laut Zuchtrichtlinie ist ein Stockmaß von 157 bis 165 cm erlaubt, durchschnittlich erreicht das Lettische Warmblut etwa 160 cm.

Beschreibung des Charakters (Interieurs)

Ein Lettisches Warmblut gewinnt mit seinem gutmütigen, freundlichen Wesen und seinem ausgeglichenen Temperament, ohne jedoch „schlafmützig“ zu sein. Es ist umgänglich, menschenbezogen und arbeitswillig. Seine Geduld und seine guten Nerven sind weitere Pluspunkte. Das alles macht das Lettische Warmblut zu einem umgänglichen Pferd, das man gern als Freizeitpartner um sich hat. Aber auch in der Landwirtschaft oder auf Turnieren werden der Charakter und das Wesen des Lettischen Warmbluts geschätzt. Es ist gleichermaßen unter dem Sattel wie vor der Kutsche einsetzbar.

Wie schwer wird ein Lettisches Warmblut?

Je nach Typ (leichter oder schwerer Typ) und Größe liegt das Gewicht etwa bei 600 Kilo.

Besondere Merkmale/Einsatzgebiete der Rasse/Erbkrankheiten

Ein Lettisches Warmblut zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Der schwere Schlag ist durchaus auch als Arbeitspferd in der Landwirtschaft anzutreffen, der leichtere Schlag steht mehr im Sportpferdetyp und ist sowohl für den Spring– wie für den Dressursport oder das Freizeitreiten geeignet. Vor der Kutsche zeigt das Lettische Warmblut ebenfalls seine Qualitäten.

Das Einsatzgebiet der Rasse ist dementsprechend breit gefächert. Man unterscheidet den leichteren Schlag, der im Sportpferdetyp steht, und den schwereren Schlag, der eher in der Landwirtschaft verwendet wird. Als Freizeitpartner sind jedoch beide Schläge gleichermaßen geeignet, und zwar als Reit- und als Kutschpferd. In Privathand ist häufiger die Stute oder der Wallach anzutreffen, was durchaus sinnvoll ist, denn Hengsthaltung ist eher eine Sache für Züchter.

Erbkrankheiten sind bei der Rasse nicht bekannt. Wenn das Lettische Warmblut artgerecht gehalten und sinnvoll eingesetzt wird, kann es gesund und leistungsfähig ein relativ hohes Alter erreichen.

Wofür ist ein Lettisches Warmblut geeignet?

Im Prinzip deckt ein Lettisches Warmblut alle Sparten des Pferdesports ab, es kann als Springpferd ebenso gut eingesetzt werden wie als Dressurpferd – Talent und Neigung selbstverständlich vorausgesetzt. Darüber hinaus gibt ein Lettisches Warmblut ein prächtiges Kutschpferd ab und ist auch heute noch teilweise in der Landwirtschaft als Arbeitspferd im Einsatz. Im Freizeitreiterbereich ist ein Lettisches Warmblut ebenfalls hoch geschätzt.

Bekannte Pferde der Rasse

Bekannte Vererber und typische Hengste der Rasse waren Siero Old, Germino Old, Ammash Old und Gotenfürst.

Wie alt wird ein Lettisches Warmblut?

Wie alle Warmblutrassen ist auch das Lettische Warmblut nicht ganz so langlebig wie Vollblüter oder Ponyrassen. Es kann bei guter Gesundheit ein Alter von 20 bis 25 Jahren erreichen.

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