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EHV – Alles über das Herpesvirus beim Pferd

von Michelle Breitenfeld
Veröffentlicht: Letztes Update am

Der Ausbruch des Equinen Herpesvirus (EHV-1) beim internationalen Reitturnier in Valencia im Februar 2021 hat die Pferdewelt erschüttert: Über 100 Pferde zeigten Symptome, einige verstarben. Seitdem ist EHV bei Pferden in aller Munde. Auch in den Folgejahren kam es zu weiteren Ausbrüchen – 2023 erneut in Valencia und 2024 in Frankreich, jeweils mit teils tödlichem Verlauf und neurologischer Symptomatik. Im Frühjahr 2025 wurde auch in Deutschland vermehrt von EHV-1-Ausbrüchen berichtet. Doch was hat es damit eigentlich auf sich, wie erkennt man erste Anzeichen und was kann man dagegen tun? In diesem Artikel erfährst Du alles zum Thema EHV.

Was ist EHV beim Pferd?

Unter EHV (Equines Herpes Virus) versteht man eine Viruserkrankung beim Pferd. Ähnlich wie beim Herpes des Menschen, versteckt sich das Virus im Körper des Pferdes in einem Schlummerzustand, der sogenannten Latenz. Nicht immer bricht die Krankheit direkt aus. Experten schätzen, dass bis zu 80 Prozent aller Pferde Virenträger sind. Denn ist das Virus einmal im Körper eines Pferdes, verschwindet es auch nicht mehr. So schlummert es in bestimmten Nervenzellen oder in den Lymphozyten. Dort ist es für das Immunsystem nicht erreichbar.

Wann kommt es zum Ausbruch?

Herpes bricht vor allem in Stresssituationen aus, beispielsweise bei Turnieren, langen Transporten, bei Klinikaufenthalten oder bei psychischem Stress. Am häufigsten bricht das Herpesvirus im Herbst, Winter oder Frühling aus.

Was passiert bei EHV?

Infizierte Pferde haben Fieber, wässrigen Nasenausfluss, sind abgeschlagen und appetitlos. Zusätzlich können die Pferde auch Husten. Im schlimmsten Fall endet EHV tödlich.

Wie verläuft eine Herpeserkrankung beim Pferd?

Meist beginnt eine Herpeserkrankung mit Fieber. Nach und nach kommen weitere Symptome hinzu, die wir im nachfolgenden Abschnitt genauer erläutern. 

Wie lange die Infektion dauert, lässt sich nie genau vorhersagen. Das hängt vom Schweregrad des Befalls sowie vom allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes ab. Dabei beträgt die Inkubationszeit zwei bis zehn Tage, erst dann treten die ersten Symptome auf. In der Regel klingen die Symptome nach 14 Tagen wieder ab – allerdings nur bei Atemwegsinfektionen. Es kann bis zu zehn Wochen dauern, bis die Symptome vollständig verschwunden sind.

Wie unterscheiden sich die EHV-Typen und ihre Symptome?

Es gibt verschiedene Arten des Equinen Herpesvirus: u.a. EHV-1, EHV-2, EHV-3, EHV-4 und EHV-5. Am gefährlichsten für unsere Pferde sind EHV-1 und EHV-4, da sie hochansteckend sind und tödlich verlaufen können.

Übersicht: Equine Herpesviren und ihre Symptome:

Virus-TypSymptome
EHV-1 (Equines Herpesvirus 1)• Atemwegsentzündung
• Appetitlosigkeit
• Fieber, Nasenausfluss, Husten
• Störungen im Bewegungsablauf
• Störungen des Nervensystems
• Lähmungen der Hintergliedmaßen
• Gleichgewichtsverlust
• Virusabort bei Stuten
EHV-4 (Equines Herpesvirus 4)• Atemwegsentzündung
• Appetitlosigkeit
• Fieber, Nasenausfluss, Husten
• Störungen im Bewegungsablauf
• Störungen des Nervensystems
• Lähmungen der Hintergliedmaßen
• Gleichgewichtsverlust
EHV-2• Augenentzündung
• Infektionen der Atemwege
EHV-3• Bläschen oder Ausschlag an den Geschlechtsorganen
EHV-5• Atemwegsprobleme
• Gewichtsverlust
• Erhöhte Herzfrequenz
• Augenentzündung
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Es gibt verschiedene Arten des Equinen Herpesvirus: EHV-1, EHV-2, EHV-3, EHV-4 und EHV-5.

Wie lange dauert eine Herpesinfektion beim Pferd?

Die Inkubationszeit bei EHV beträgt 2-10 Tage. Die Krankheit heilt meist in 2 bis 6 Wochen aus.

Wie steckt sich ein Pferd mit dem Equinen Herpesvirus an?

Bricht bei einem Pferd EHV aus, wird direkt von einer enormen Ansteckungsgefahr gesprochen. Doch wie wird das Virus übertragen? Meist tatsächlich durch den direkten “Nase an Nase” Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion. Vereinzelt kann die Übertragung aber auch über den Kontakt mit Putzzeug, Schubkarren oder anderem Stall-Equipment erfolgen. Darüber hinaus können tragende Stuten EHV auf ungeborene Fohlen übertragen. Daher ist umso wichtiger, dass betroffene Pferd möglichst schnell isoliert werden, um andere Pferde zu schützen.

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Meist überträgt sich EHV durch den direkten Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion.

Wie überträgt sich das Herpesvirus bei Pferden?

Meist überträgt sich EHV durch den direkten Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion. Vereinzelt kann die Übertragung aber auch über den Kontakt mit Putzzeug, Schubkarren oder anderem Stall-Equipment erfolgen.

Herpes-Impfung beim Pferd: Interview mit Annica Hansen und Tierarzt Marc Ebbinghaus

Im Interview mit Annica Hansen und Tierarzt Marc Ebbinghaus erfährst Du alles rund um das Equine Herpes Virus und die EHV-Impfung beim Pferd:

Sollte ich mein Pferd gegen Herpes impfen lassen?

In Zusammenhang mit EHV wird immer wieder darüber diskutiert, ob man sein Pferd impfen lassen sollte oder nicht. Denn die Herpesimpfung gilt als wichtigste Schutzmaßnahme. Wichtig zu wissen ist dabei, dass Pferde gegen EHV-1 und EHV-4 geimpft werden können. Zwar kann die Impfung den Ausbruch von Herpes beim Pferd nicht komplett verhindern, doch die Impfung führt dazu, dass das infizierte Pferd weniger Viren ausscheidet. Dadurch sinkt der Infektionsdruck.

Wie bei jedem Medikament kann es auch bei einer Impfung zu Nebenwirkungen kommen. Das ist beim Pferd genauso wie bei uns, wenn wir Impfungen erhalten oder Medikamente bekommen. Nebenwirkungen können auftreten, müssen aber nicht. Eine gewisse Reaktion (z.B. Fieber) kann auch durchaus erwünscht sein, denn das Immunsystem des Pferdes wird ja geschult. Die meisten Pferde vertragen die Herpesimpfung aber ohne Probleme.

Mach dein Pferd jetzt zum #Herdenhelden!

Equine Herpesviren (vor allem EHV-1 und EHV-4) sind in Pferdebeständen weit verbreitet – Schätzungen zufolge tragen rund 80 % aller Pferde das Virus bereits in sich. Weil eine Infektion oft unbemerkt bleibt und unter Stress jederzeit erneut ausbrechen kann, ist Aufklärung entscheidend. Genau hier setzt die Kampagne #Herdenhelden an.

Wozu braucht es #Herdenhelden?

Seit dem Wegfall der Impfpflicht für Turnierpferde kommt es in Deutschland wieder vermehrt zu EHV-Ausbrüchen – teils mit schweren Krankheitsverläufen. Ziel der Kampagne #Herdenhelden ist es, solche Ausbrüche zu verhindern und das Bewusstsein dafür zu stärken, wie wichtig ein guter Schutz gegen Herpes ist.

Ein geimpftes Pferd schützt dabei nicht nur sich selbst, sondern senkt auch die Virenlast im Stall und unterstützt so seine Herdenkollegen.

So wird dein Pferd zum #Herdenheld

Diese Maßnahmen tragen wesentlich dazu bei, Herpesinfektionen einzudämmen:

  • Impfung gegen EHV-1 & EHV-4: Die wichtigste Säule der Prävention – und der zentrale Schritt, um ein Pferd zum #Herdenheld zu machen. Auch die StIKo Vet empfiehlt die Impfung.

  • Konsequente Hygiene: Dazu gehören Quarantäne für Neuzugänge, getrennte Nutzung von Equipment und regelmäßige Desinfektion.

  • Tierärztliche Beratung: Der Austausch mit Tierarzt oder Tierärztin hilft, die optimale Schutzstrategie für den individuellen Bestand zu finden.

Ob im Turniergeschehen oder im Alltag im Heimatstall: Ein aktueller Impfschutz bildet die Basis für wirksame Herpesprävention und stabile Herdenstrukturen.

Wie gefährlich ist Pferdeherpes?

Je nach Art kann die Infektion tödlich verlaufen.

Was die Ansteckung mit EHV-1 und -4 bedeuten kann, wie eine Impfung wirkt und was mögliche Nebenwirkungen sind, haben Tierärztin Dr. Pansegrau im Gespräch mit Annica Hansen im Webinar „Herpes-Impfung: Ein Muss?“ gemeinsam beleuchtet:

Was tun, wenn Herpes im Stall ausgebrochen ist?

Was aber, wenn ein anderes Pferd im Stall an Herpes erkrankt ist? Dann sollten sofort Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Man könnte das mit einem Lockdown während der Corona-Pandemie gleichsetzen. Kurzum: Bis die schlimmste Zeit überstanden ist, sollten die Pferde den Stall nicht verlassen und es sollten auch keine fremden Pferde den Hof betreten. Betroffene Pferde sollten sofort isoliert werden. Abstand halten ist hier das Stichwort! Auch Du selbst solltest vorsichtig sein und aufpassen, dass Du keine Viren in anderen Ställen oder Stallgassen verbreitest. Beschränke den Kontakt zu fremden Pferden auf das Nötigste. Außerdem solltest Du Dir nach jedem Pferdekontakt die Hände waschen, Deine Kleidung wechseln und die Schuhe desinfizieren. Achte vor allem darauf, dass Du Deine Handschuhe nach wirklich jedem Pferdekontakt wechselt. Darüber hinaus sollte für das betroffene Pferd Stress vermieden werden und das Immunsystem des Tieres gestärkt werden. Das Pferd selbst sollte zudem keinen Kontakt zu anderen Pferden und Tieren auf dem Hof (Hunde, Katzen) mehr haben.

Ist die Krankheit abgeklungen, empfiehlt es sich außerdem, eine Grunddesinfektion im Stall vorzunehmen.

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Bis die schlimmste Zeit überstanden ist, sollte die Vierbeiner den Stall nicht verlassen und es sollten auch keine fremden Pferde den Hof betreten.

Wie sind die Heilungschancen bei EHV?

Viele Verläufe von EHV bleiben glücklicherweise symptomlos. Doch wie man an dem Vorfall in Valencia gesehen hat, kann EHV auch tödlich endlich. „Die Heilungschancen kann man nicht vorhersehen. Auch, wenn es ein ganz anderes Virus ist, kann man das etwa mit COVID-19 vergleichen. Denn auch bei EHV-1 können Pferde mit höchst gravierenden Erkrankungen wieder ganz gesund werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht hoch ist. Und genauso kann es bei einem eigentlich milden Verlauf später doch noch zu dauerhaften Funktionsbeeinträchtigungen kommen“, so der Mannschaftstierarzt der deutschen Springreiter, Dr. Jan-Hein Swagemakers, in einem Interview mit dem Spiegel.

Wie kann ich EHV vorbeugen?

Neben der „Schutzmaßnahme Impfung“ solltest Du darauf achten, dass das Immunsystem Deines Pferdes intakt ist, es ein artgerechtes Futter erhält, die Haltungsbedingungen gut sind und Stress nach Möglichkeit vermieden wird. Komplett vorbeugen lässt sich EHV nicht.

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