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EHV – Alles über Herpesvirus beim Pferd

von Michelle Holtmeyer
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Der Ausbruch des Herpesvirus beim internationalen Reitturnier in Valencia im Februar 2021 ist uns allen im Gedächtnis geblieben. Über 100 Pferde zeigten Symptome, einige Pferde starben. Seitdem ist das Equine Herpesvirus bei Pferden in aller Munde. Doch was hat es damit eigentlich auf sich, wie erkennt man erste Anzeichen und was kann man dagegen tun? In diesem Artikel erfährst Du alles zum Thema EHV.

EHV beim Pferd – Was ist das?

Unter EHV (Equines Herpes Virus) versteht man eine Viruserkrankung beim Pferd. Ähnlich wie beim Herpes des Menschen, versteckt sich das Virus im Körper des Pferdes in einem Schlummerzustand, der sogenannten Latenz. Nicht immer bricht die Krankheit direkt aus. Experten schätzen, dass bis zu 80 Prozent aller Pferde Virenträger sind. Denn ist das Virus einmal im Körper eines Pferdes, verschwindet es auch nicht mehr. So schlummert es in bestimmten Nervenzellen oder in den Lymphozyten. Dort ist es für das Immunsystem nicht erreichbar.

Wann kommt es zum Ausbruch?

Herpes bricht vor allem in Stresssituationen aus, beispielsweise bei Turnieren, langen Transporten, bei Klinikaufenthalten oder bei psychischem Stress. Am häufigsten bricht das Herpesvirus im Herbst, Winter oder Frühling aus.

Was passiert bei EHV?

Infizierte Pferde haben Fieber, wässrigen Nasenausfluss, sind abgeschlagen und appetitlos. Zusätzlich können die Pferde auch Husten. Im schlimmsten Fall endet EHV tödlich.

Verlauf der Herpeserkrankung beim Pferd

Meist beginnt eine Herpeserkrankung mit Fieber. Nach und nach kommen weitere Symptome hinzu, die wir im nachfolgenden Abschnitt genauer erläutern. 

Wie lange die Infektion dauert, lässt sich nie genau vorhersagen. Das hängt vom Schweregrad des Befalls sowie vom allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes ab. Dabei beträgt die Inkubationszeit zwei bis zehn Tage, erst dann treten die ersten Symptome auf. In der Regel klingen die Symptome nach 14 Tagen wieder ab – allerdings nur bei Atemwegsinfektionen. Es kann bis zu zehn Wochen dauern, bis die Symptome vollständig verschwunden sind.

Equines Herpesvirus – Arten & Symptome

Es gibt verschiedene Arten des Equinen Herpesvirus: u.a. EHV-1, EHV-2, EHV-3, EHV-4 und EHV-5. Am gefährlichsten für unsere Pferde sind EHV-1 und EHV-4, da sie hochansteckend sind und tödlich verlaufen können.

Equines Herpesvirus 1 (EHV-1) & Equines Herpesvirus 4 (EHV-4) – Symptome

  • Atemwegsentzündung
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber, Nasenausfluss, Husten
  • Störungen im Bewegungsablauf
  • Störungen des gesamten Nervensystems
  • Lähmungen der Hintergliedmaßen
  • Verlust vom Gleichgewicht
  • Virusabort bei Stuten 

Equines Herpesvirus 2 (EHV-2) – Symptome

  • Augenentzündung
  • Infektion der Atemwege

Equines Herpesvirus 3 (EHV-3) – Symptome

  • Bläschen oder Ausschlag an Geschlechtsorganen

Equines Herpesvirus 5 (EHV-5) – Symptome

  • Probleme mit den Atemwegen
  • Gewichtsverlust
  • Herzfrequenz ist erhöht
  • Augenentzündung
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Es gibt verschiedene Arten des Equinen Herpesvirus: EHV-1, EHV-2, EHV-3, EHV-4 und EHV-5.

Wie lange dauert eine Herpesinfektion beim Pferd?

Die Inkubationszeit bei EHV beträgt 2-10 Tage. Die Krankheit heilt meist in 2 bis 6 Wochen aus.

Ansteckungswege bei Pferden

Bricht bei einem Pferd EHV aus, wird direkt von einer enormen Ansteckungsgefahr gesprochen. Doch wie wird das Virus übertragen? Meist tatsächlich durch den direkten „Nase an Nase“ Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion. Vereinzelt kann die Übertragung aber auch über den Kontakt mit Putzzeug, Schubkarren oder anderem Stall-Equipment erfolgen. Darüber hinaus können tragende Stuten EHV auf ungeborene Fohlen übertragen. Daher ist umso wichtiger, dass betroffene Pferd möglichst schnell isoliert werden, um andere Pferde zu schützen.

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Meist überträgt sich EHV durch den direkten Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion.

Wie überträgt sich das Herpesvirus bei Pferden?

Meist überträgt sich EHV durch den direkten Kontakt mit Artgenossen, also über die Tröpfcheninfektion. Vereinzelt kann die Übertragung aber auch über den Kontakt mit Putzzeug, Schubkarren oder anderem Stall-Equipment erfolgen.

Herpesimpfung bei Pferden – ja oder nein?

In Zusammenhang mit EHV wird immer wieder darüber diskutiert, ob man sein Pferd impfen lassen sollte oder nicht. Denn die Herpesimpfung gilt als wichtigste Schutzmaßnahme. Wichtig zu wissen ist dabei, dass Pferde gegen EHV-1 und EHV-4 geimpft werden können. Zwar kann die Impfung den Ausbruch von Herpes beim Pferd nicht komplett verhindern, doch die Impfung führt dazu, dass das infizierte Pferd weniger Viren ausscheidet. Dadurch sinkt der Infektionsdruck.

Wie bei jedem Medikament kann es auch bei einer Impfung zu Nebenwirkungen kommen. Das ist beim Pferd genauso wie bei uns, wenn wir Impfungen erhalten oder Medikamente bekommen. Nebenwirkungen können auftreten, müssen aber nicht. Eine gewisse Reaktion (z.B. Fieber) kann auch durchaus erwünscht sein, denn das Immunsystem des Pferdes wird ja geschult. Die meisten Pferde vertragen die Herpesimpfung aber ohne Probleme.

Wichtig: Ab dem 01.01.2023 gibt es in Deutschland eine Impfpflicht gegen das Equine Herpesvirus-1 für Turnierpferde. Dadurch soll eine größere Impfdichte entstehen.

Du willst noch mehr über die Herpesimpfung beim Pferd erfahren? Dann haben wir einen passenden Artikel für Dich.

Wie gefährlich ist Pferdeherpes?

Je nach Art kann die Infektion tödlich verlaufen.

Herpes-Alarm im Stall – und jetzt?

Was aber, wenn ein anderes Pferd im Stall an Herpes erkrankt ist? Dann sollten sofort Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Man könnte das mit einem Lockdown während der Corona-Pandemie gleichsetzen. Kurzum: Bis die schlimmste Zeit überstanden ist, sollten die Pferde den Stall nicht verlassen und es sollten auch keine fremden Pferde den Hof betreten. Betroffene Pferde sollten sofort isoliert werden. Abstand halten ist hier das Stichwort! Auch Du selbst solltest vorsichtig sein und aufpassen, dass Du keine Viren in anderen Ställen oder Stallgassen verbreitest. Beschränke den Kontakt zu fremden Pferden auf das Nötigste. Außerdem solltest Du Dir nach jedem Pferdekontakt die Hände waschen, Deine Kleidung wechseln und die Schuhe desinfizieren. Achte vor allem darauf, dass Du Deine Handschuhe nach wirklich jedem Pferdekontakt wechselt. Darüber hinaus sollte für das betroffene Pferd Stress vermieden werden und das Immunsystem des Tieres gestärkt werden. Das Pferd selbst sollte zudem keinen Kontakt zu anderen Pferden und Tieren auf dem Hof (Hunde, Katzen) mehr haben.

Ist die Krankheit abgeklungen, empfiehlt es sich außerdem, eine Grunddesinfektion im Stall vorzunehmen.

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Bis die schlimmste Zeit überstanden ist, sollte die Vierbeiner den Stall nicht verlassen und es sollten auch keine fremden Pferde den Hof betreten.

Heilungschancen

Viele Verläufe von EHV bleiben glücklicherweise symptomlos. Doch wie man an dem Vorfall in Valencia gesehen hat, kann EHV auch tödlich endlich. „Die Heilungschancen kann man nicht vorhersehen. Auch, wenn es ein ganz anderes Virus ist, kann man das etwa mit COVID-19 vergleichen. Denn auch bei EHV-1 können Pferde mit höchst gravierenden Erkrankungen wieder ganz gesund werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht hoch ist. Und genauso kann es bei einem eigentlich milden Verlauf später doch noch zu dauerhaften Funktionsbeeinträchtigungen kommen“, so der Mannschaftstierarzt der deutschen Springreiter, Dr. Jan-Hein Swagemakers, in einem Interview mit dem Spiegel.

EHV – Vorbeugung

Neben der „Schutzmaßnahme Impfung“ solltest Du darauf achten, dass das Immunsystem Deines Pferdes intakt ist, es ein artgerechtes Futter erhält, die Haltungsbedingungen gut sind und Stress nach Möglichkeit vermieden wird. Komplett vorbeugen lässt sich EHV nicht.

Herpes-Impfung beim Pferd: Interview mit Annica Hansen und Tierarzt Marc Ebbinghaus

Im Interview mit Annica Hansen und Tierarzt Marc Ebbinghaus erfährst Du alles rund um das Equine Herpes Virus und die EHV-Impfung beim Pferd:

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