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Wichtige Fakten zur Pferdeschur

von Michelle Holtmeyer
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Anzeige: Der Herbst bringt wie jedes Jahr frische Temperaturen und Schmuddelwetter mit sich. Pünktlich zum Herbstbeginn setzt unter den Reitern im Stall die Diskussion zur Pferdeschur ein. Viele Pferdebesitzer stellen sich die Frage: Soll ich meinen Vierbeiner überhaupt scheren? Worauf kommt es dabei an? Es liegt auf der Hand: Allgemeingültige Regeln gibt es bei dem Thema leider nicht. Bei der Entscheidung, ob man sein Pferd schert oder nicht, sollte man sich im Vorfeld über einige wichtige Faktoren Gedanken machen.

Pferdeschur – Ja oder Nein?

Pferde schieben automatisch Winterfell, sobald die Tage kürzer werden. Der Körper passt sich so auf natürliche Art und Weise den vorherrschenden klimatischen Bedingungen an und bereitet sich für die bevorstehende Kälteperiode vor. Manche Pferde müssen teilweise aus gesundheitlichen Gründen geschoren werden. Dies ist beim Cushing-Syndrom häufig der Fall. Wenn es nicht gerade krankheitsbedingt ist, sollte man sich daher die Frage stellen, in welchen Fällen das Scheren des Winterfells wirklich Sinn macht.

Der Trainingsplan im Herbst und Winter

Pferdeschur

Robustrassen entwickeln ein dichtes Winterfell
und sind somit optimal vor der Kälte geschützt.
Das Trockenreiten kann dadurch sehr langwierig
sein.

Wird das Pferd sehr häufig und intensiv bewegt, macht das Scheren in der kalten Jahreszeit auf jeden Fall Sinn. Pferde mit dickem Winterfell kommen bei intensivem Training sehr schnell ins Schwitzen. Durch das dicke Fell verlängert sich auch das Trockenreiten nach dem Training, was gerade bei Robustrassen mit dichtem Winterfell sehr lange andauern kann.

Wenn das Pferd im Winter nicht so oft bewegt wird oder man nur freizeitmäßig im Gelände ausreitet, sollte man auf eine Schur verzichten. Auch wenn das Pferd eher wenig Winterfell schiebt (z.B. weil man frühzeitig eindeckt oder weil das Pferd ohnehin aus rassespezifischen Gründen nicht so viel Winterfell entwickelt), muss das Pferd nicht unbedingt geschoren werden.

Die Haltungsbedingungen

Wenn das Pferd dauerhaft im Freien gehalten wird, sollte man überdenken, ob man das Pferd im Winter schert. Ist das Pferd ständig der Witterung ausgesetzt und wird es geschoren, fällt die natürliche Schutzfunktion vor Kälte weg. In diesem Fall muss unbedingt eingedeckt werden und mit unterschiedlichen Decken auf die jeweiligen Wetterverhältnisse reagiert werden. Bei wechselhafter Witterung kann dies also bedeuten, dass am Tag mehrfach umgedeckt werden muss. Wird ein Pferd in der Box gehalten, ist das Winterfell nicht überlebenswichtig, da es bereits durch die räumlichen Gegebenheiten vor den unangenehmen Wetterverhältnissen im Winter geschützt ist. Dennoch sollte man auch bei einem geschorenen Boxenpferd entsprechend auf die Kälte im Stall reagieren und gezielt eindecken, wenn die Temperaturen es erfordern.

Die Teilschur – ein guter Kompromiss

Wenn man das Pferd im Winter arbeitet und trotzdem nicht auf die eigene Wärmeleistung des Winterfells verzichten möchte, kommt eine Teilschur in Frage. Je nach Trainingsintensität und wie stark das Pferd dabei schwitzt, kommen unterschiedliche Schermuster in Betracht. Beliebte Teilschurformen sind z.B. der Deckenschnitt oder der Streifenschnitt. Mit den beiden Mustern kann das Pferd normal trainiert werden, ohne dass es dabei zu stark ins Schwitzen kommt. Auch das Trockenreiten verkürzt sich dadurch. Bei einer Teilschur kann das Pferd auch milde Wintertemperaturen ohne oder nur mit einer dünnen Decke gut wegstecken, dennoch sollte man auch hier an kalten Tagen eine Decke bereithalten.

Tipps zur Pferdeschur

PferdeschurViele Pferde reagieren nervös und ängstlich auf die Schermaschine. Daher sollte man einige Vorbereitungen treffen, um das Scheren für Mensch und Pferd so entspannt wie möglich zu gestalten:
Die Vorbereitungen:

  • Das Pferd sollte schon im Vorfeld an die Schermaschine und die Abläufe gewöhnt werden. Streiche behutsam mit der ausgeschalteten Maschine über das Pferd, mache das Pferd an das Geräusch des laufenden Motors vertraut. So kann häufig eine Sedierung schon bei der ersten Schur vermieden werden.
  • Eine hochwertige Schermaschine erleichtert den Schervorgang. Achte beim Kauf auf eine gute Leistung. Akku-Schermaschinen sind kabellos und vermindern das Unfallrisiko.
  • Bereite den Schervorgang gründlich vor und stelle alle benötigten Arbeitsmaterialien griffbereit zusammen. Mit einem Heunetz am Scherplatz ist das Pferd beschäftigt. Auch Musik ist häufig eine willkommene Ablenkung für das Pferd. Ein Helfer sollte anwesend sein, um das Pferd ggf. beruhigen zu können.
  • Putze das Pferd vor der Schur gründlich, damit die Schermesser sanft durch das Fell gleiten können.
  • Bei einer Teilschur sollte das Muster vorab mit einem Kreidestift auf dem Fell markiert
    werden.

Der Schurvorgang

  • Schere immer gegen den Fellstrich.
  • Das Fell muss unbedingt trocken sein.
  • Von der großen Fläche zu den Details: erst wird der Körper geschoren, im Anschluss werden nach Bedarf auch Kopf und Beine bearbeitet.
  • In regelmäßigen Abständen (ca. alle 10 Minuten) müssen die Scherblätter mit einem Pinsel vom Fell befreit und mit geeignetem Schermaschinenöl nachgeölt werden. Die Devise „Viel hilft viel“ ist jedoch bei der Dosierung des Öls nicht angebracht, da bei einer zu großen Menge Öl auch das Fell verklebt und in den Scherblättern hängenbleiben könnte.
  • Ist die Schermaschine zwischenzeitlich heißgelaufen, unbedingt pausieren und abkühlen lassen.
  • Die bereits geschorenen Stellen sollten mit einer Abschwitzdecke abgedeckt werden.

Nach der Schur

  • Das Pferd gründlich abbürsten, um es vom überschüssigen Fell zu befreien und nach Bedarf eindecken.
  • Die Schermaschine reinigen und einölen. Die Scherblätter werden ausgetauscht oder nachgeschärft.
  • Den Scherplatz sauber kehren, die Haare werden über den Hausmüll entsorgt.

Gastbeitrag von Krämer Pferdesport

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