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Cushing Syndrom – Stoffwechsel außer Kontrolle

von Anna M. Dittus
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Anzeige: Zweimal im Jahr wechselt Dein Pferd sein Fell. Für seinen Stoffwechsel jedes Mal eine Herausforderung. Falls Dein Pferd Probleme mit dem Fellwechsel hat, solltest du aufmerksam werden. Denn das könnte auf das Equine Cushing-Syndrom (ECS) deuten. Hier erfährst du alles zu Cushing beim Pferd.

Dem 18 Jahre alten Warmblut-Wallach Jonny fällt der Fellwechsel dieses Jahr besonders schwer. Das schmächtige Pferd mit den auffälligen Fettpolstern über den Augen und an der Kruppe hat ein viel zu langes, teilweise stark gelockters Fell. Während seine Stallgenossen über die Koppel toben, steht Jonny oft teilnahmslos am Rand. Schon kleine Anstrengungen bringen ihn trotz kühler Temperaturen richtig ins Schwitzen. Jonnys Besitzer machen sich große Sorgen um ihren sonst so fitten Liebling. Daher lassen sie ihn tierärztlich untersuchen. Schnell ist klar: Jonny leidet am Equinen Cushing-Syndrom.

Cushing beim Pferd – ein komplexes Krankheitsbild

Ursache für Cushing ist eine kleine tumorartige Veränderung an der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) des Pferdes. Betroffen ist in der Regel der mittlere Teil des Vorderlappens der Hirnanhangdrüse, die sogenannte Pars intermedia. Im englischsprachigen Raum wird Cushing daher häufig auch als Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) bezeichnet.

Aufgrund der Veränderung produziert die Hirnanhangdrüse mehr Adrenocorticotropin (ACTH). Dieses Hormon regt wiederum die Bildung von Cortisol in der Nebenniere an. Normalerweise regelt der Botenstoff Dopamin die Ausschüttung von ACTH.

Bei Cushing-Pferden sind die Nervenbahnen, die das Dopamin transportieren, jedoch geschädigt. Die Folge: Die ACTH-Produktion und der Cortisolspiegel geraten aus dem Gleichgewicht. Das hat weitreichende Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Pferds.

Wie häufig tritt Cushing beim Pferd auf?

Verschiedenen Untersuchungen zufolge leiden 20 bis 30 Prozent der Pferde ab einem Alter von 15 Jahren unter Cushing. Dazu kommt, dass die Tests immer genauer werden, weshalb die Zahl, der an Cushing erkrankten und diagnostizierten Pferde weiterhin ansteigt.

Equines Cushing-Syndrom – typische Symptome

Das auffälligste Symptom ist der sogenannte Hirsutismus: Da die betroffenen Pferde nicht selten Probleme mit einem reibungslosen Fellwechsel haben, bleibt ihnen oft das ganze Jahr über ein viel zu dichtes, gelocktes Fellkleid. Die Folge: Die Pferde schwitzen stark, auch ohne körperliche Anstrengung, und fühlen sich schlapp.

Cushing Syndrom Pferd: Pinto auf der Wiese

Cushing Pferde haben oft eine übermäßige Behaarung und leiden unter Übergewicht.

Bei Cushing-Pferden mit gestörtem Zuckerhaushalt besteht zudem erhöhte Gefahr, dass sie eine Hufrehe entwickeln. Dabei handelt es sich um das gravierendste Symptom des Krankheitsbildes. Aufgrund einer Durchblutungsstörung der Huflederhaut kann es zu Entzündungen im Huf kommen, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen.

Veränderungen im Fett- und Eiweißstoffwechsel führen zu einer auffälligen Fettumverteilung: Besonders über den Augen, am Mähnenkamm und an der Kruppe lagern sich Fettdepots an. Gleichzeitig baut das Pferd Muskeln ab. Dadurch tritt immer wieder das für die „Cushing-Pferde“ typische Pendelabdomen (ein Senkrücken und ein Hängebauch) zutage.

Der Stoffwechsel ist stark mit dem Abbau von Stoffwechselprodukten beschäftigt (katabol). Das belastet besonders Leber und Nieren. Cushing-Pferde trinken häufig viel (Polydypsie) und müssen dementsprechend auch öfter urinieren (Polyurie).

Aufgrund des erhöhten Cortisolspiegels besitzen betroffene Pferde eine geringere Stresstoleranz als gesunde. Auch die körpereigene Abwehr ist herabgesetzt (Immunsuppression) und es kann neben anderen Erkrankungen beispielsweise auch zu Fruchtbarkeitsstörungen bei Zuchtstuten kommen. Wie viele Cushing-Symptome auftreten und in welcher Ausprägung, ist von Pferd zu Pferd verschieden.

Eine rasche Diagnose ist entscheidend

Das Equine Cushing-Syndrom ist in den vergangenen Jahren deutlich bekannter geworden. Dennoch halten viele Pferdebesitzer die typischen Cushing-Symptome häufig immer noch für klassische Alterserscheinungen ihres Pferds. Die Krankheit mit ihren belastenden Begleiterscheinungen wird daher in nicht wenigen Fällen erst viel zu spät korrekt diagnostiziert.

Dabei ist die Diagnose relativ simpel. Der Tierarzt nimmt eine Blutprobe des Pferdes. Dabei fällt bei den „Cushing-Pferden“ auf, dass die in der Regel deutlich erhöhte Blutwerte aufweisen. Untersucht werden dabei insbesondere ACTH, Cortisol sowie Insulin, Glukose und verschiedene Leberwerte. Die Blutparameter unterliegen teilweise jahreszeitlichen Schwankungen und zeigen im Herbst deutlich höhere Werte als im Frühjahr. Daher sollte zum einen berücksichtigt werden, die Blutproben für einen optimalen Vergleich stets zur gleichen Jahreszeit zu nehmen.

Zum anderen sind gerade noch niedrigere ACTH-Werte im Frühjahr manchmal gar nicht messbar. Daher sollte im Zweifel im Herbst nochmals Blut genommen werden.

Cushing-Syndrom: Mehr Lebensqualität durch die richtige Fütterung

Beim Equinen Cushing-Syndrom handelt es sich um eine chronisch-progressive Erkrankung; das bedeutet: Sie ist nicht heilbar, aber mit einem optimalen Management kann das Fortschreiten der Krankheit gut gedeckelt werden. Die gute Nachricht: Durch Ernährungsmedizin und andere Maßnahmen lassen sich Lebensqualität, Vitalität und die Krankheitsprognose des Pferds deutlich verbessern. Ob eine Medikation notwendig ist, muss der Tierarzt individuell entscheiden.

Generell gilt jedoch:

Die Grundfutterration eines an Cushing erkrankten Pferds sollte aus hochwertigem Heu und/oder Futterstroh ad libitum (d.h. zur freien Verfügung) bestehen.

Als empfehlenswerte Energielieferanten gelten unter anderem nicht melassierte Rübenschnitzel, Leinsamen und hochwertige Öle.

Vor allem bei einer Insulinresistenz oder bei Hufrehe muss die Fütterung von frischem Gras und Müsli (beides reich an Zucker und Kohlenhydraten) individuell angepasst werden.

Zur Erhaltung einer gesunden Muskulatur empfiehlt sich die Fütterung hochwertiger und bedarfsgerecht kombinierter Aminosäuren etwa aus proteinhaltigen Ergänzungsfuttermitteln.

Aufgrund des veränderten Stoffwechsels benötigen Cushing-Pferde mehr Antioxidantien und andere Mikronährstoffe. Umso wichtiger ist es, alle Stoffwechselprozesse so gut wie möglich mit einer ausgewogenen und bedarfsgerechten Kombination von Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen zu unterstützen. Dafür bieten sich besonders hochwertige Nutraceuticals an.

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Auch die Fell- und Hufpflege sowie die generelle Belastung müssen den neuen Bedürfnissen angepasst werden.

Ein neues Leben trotz Cushing

Wie viele Pferdehalter waren auch Jonnys Besitzer mit der Diagnose Cushing zunächst etwas überfordert. Sie haben die passende Behandlung für ihn gefunden und sind auf seine krankheitsbedingt veränderten Bedürfnisse eingegangen. Jonny ist heute wieder ein lebensfrohes und weitestgehend beschwerdefreies Pferd.

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