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Vielseitigkeitsreiten

von ehorses
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Es gibt verschiedene Reitsportdisziplinen, in denen Wettkämpfe ausgetragen werden. Eine der anspruchvollsten ist wohl das Vielseitigkeitsreiten. Bestehend aus drei verschiedenen Teildiziplinen – Dressur, Springen und Geländespringen – wird die Vielseitigkeit aufgrund ihrer Komplexität oft als Königsdisziplin oder Krone der Reiterei bezeichnet. Alles über das Vielseitigkeitsreiten erfährst Du in diesem Artikel.

Die Geschichte des Vielseitigkeitsreiten

Seine Ursprünge hat das Vielseitigkeitsreiten beim Militär. Im Englischen wird der Pferdesport deshalb immer noch häufig als Military (oder Eventing) bezeichnet. Früher benötigte man beim Militär besonders vielseitige, robuste Pferde. Die Tiere mussten mutig sein und verschiedenste Hindernisse problemlos überwinden. Damit die Pferde in den entscheidenden Situationen ihre Aufgabe gut erfüllen konnten, wurde sie vielseitig trainiert und vor allem im Gelände geschult.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus dem rein militärischen Zwecken dienenden Training eine eigene Sportart, die im Jahr 1912 eine olympische wurde. Damals war die Sportart noch ausschließlich Mitgliedern des Militärs vorbehalten. Außerdem bestand das Vielseitigkeitsreiten Anfang des 20. Jahrhunderts aus Dressur, Springen, einem Hindernisrennen sowie einem Viertelmeile-Rennen.

Seit 1920 dürfen auch nicht-militärische Reiter den Sport ausüben. Die Teildisziplinen haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Vor allem die Sicherheit von Reiter und Pferd hat viele Reformen und Reglementänderungen zur Folge gehabt. Heutzutage gibt es drei Teildisziplinen: Dressur, Springen und Geländespringen.

Was ist eine Vielseitigkeitsprüfung?

Eine Vielseitigkeitsprüfung besteht aus den drei Teildisziplinen Dressurreiten, Springreiten und Geländereiten.

Disziplinen im Vielseitigkeitsreiten

Vielseitigkeitsreiten besteht aus drei Teildisziplinen, die alle in die Wertung einfließen. Ziel ist es, ein möglichst vielseitig ausgebildetes Pferd in allen Disziplinen gut vorzustellen. Im Vergleich zu den Spezialsportarten Dressur– und Springreiten sind die Anforderungen in den jeweiligen Klassen etwas geringer, schließlich müssen die Pferde statt einer Disziplin drei Teilsportarten erlernen und regelmäßig trainieren.

Dressur

Die Dressur ist in der heutigen Vielseitigkeitsreiterei besonders wichtig, denn das Ergebnis der Dressur bildet die Grundlage für die Platzierung. Die erzielte Wertnote, wie man sie aus dem klassischen Dressurreiten kennt, wird in Fehlerpunkte umgerechnet. Der Reiter mit den wenigsten Fehlerpunkten steht am weitesten vorn in der Rangliste. Die Fehlerpunkte stellen dabei die Differenz der maximal erzielbaren Punkte und der durch die Richter vergebenen Wertnote dar.

Vielseitigkeitsreiten Geländeritt

Der Geländeritt ist fester Bestandteil des Vielseitigkeitsreiten.

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Geländeritt

Beim Geländeritt gilt es, eine vorgegebene Strecke im Gelände mit dem Pferd zu überwinden. Dabei gibt es neben langen Galoppstrecken zahlreiche Hindernisse zu überwinden. Anders als im Parcoursspringen bestehen Geländehindernisse nicht aus klassischen Hindernisständern und Stangen, sondern sind häufig natürlicher und optisch auffälliger gebaut. So findet man beim Geländeritt häufig Hecken, Holzkisten, Tische, Baumstämme, schmale Hindernisse, Tiefsprünge und weitere Hindernisse, die kreative Parcoursbauer sich ausgedacht haben. Auch Wasserdurchritte mit Ein- und/oder Aussprüngen sind Standard.

Das Geländereiten erfordert nicht nur eine hohe Geschwindigkeit und ein gutes Springvermögen. Aufgrund des unbekannten Geländes, anspruchsvollen Hindernissen und wechselnden Bodenverhältnissen muss das Pferd sehr ausdauernd, geschickt, kräftig und mutig sein.

Das Geländereiten wird ähnlich wie Zeitspringprüfungen bewertet. Der Reiter muss in der vorgegebenen Zeit bleiben, sonst erhält er Zeitstrafpunkte. Hindernisfehler werden ebenfalls mit Fehlerpunkten geahndet, die allerdings deutlich höher bewertet werden als im Parcoursspringen. Anders als im Parcoursspringen dürfen die Pferde im Gelände allerdings die meisten Hindernisse touchieren, ohne einen Fehler zu kassieren. Teilweise ist das sogar erwünscht, etwa bei Hecken. Hindernisfehler gibt es für das Vorbeilaufen oder Verweigern. Um die Gefahr der festen Geländehindernisse zu verringern, wurden einige besonders heikle Sprünge mit Systemen gebaut, die bei einer bestimmten Berührungsstärke aufgehen. Wenn das passiert, gibt es ebenfalls Hindernisfehler.

Welche Pferde eignen sich für die Vielseitigkeit?

Pferde für die Vielseitigkeit müssen mutig, ausdauernd, kräftig, schnell und zuverlässig sein. Häufig werden Pferde mit einem hohen Vollblutanteil in diesem Sport eingesetzt.

Parcoursspringen

Die letzte der drei Teildisziplinen ist das klassische Springreiten im Parcours. Im Vergleich zum Spezialspringsport sind die Hindernisse niedriger, schmaler und die Linien sind nicht so anspruchsvoll. So sind beispielsweise in der höchsten Klasse die Hindernisse nicht höher als 1,25m. Auch hier können die Vielseitigkeitsreiter noch Fehlerpunkte sammeln. Diese gibt es sowohl für Zeitüberschreitungen als auch für Hindernisfehler

Die Gesamtwertung

Am Ende von allen Teildisziplinen werden die Fehlerpunkte aufaddiert. Das Reiter-Pferd-Team mit den wenigsten Fehlerpunkten gewinnt die Prüfung. Heutzutage hat die Dressur einen sehr großen Stellenwert, denn das Dressurergebnis bildet die Grundlage der Fehlerpunkte. Während man im Gelände und im Springparcours bei gutem, schnellem Reiten mit null Fehlern nach Hause kommen kann, gilt es im Dressurreiten einen möglichst wenige Fehler zu machen, da diese Fehler nicht mehr verringert werden können.

Dazu ein praktisches Beispiel:

Vielseitigkeitsreiter A reitet eine tolle Dressur und bekommt 25 Fehlerpunkte. Vielseitigkeitsreiter B baut einige Fehler mehr ein und hat nach der Dressur 30 Fehlerpunkte auf dem Konto. Nun kann es sein, dass beide Reiter im Springen und Gelände gleich gut reiten, beispielsweise bleiben beide fehlerfrei. Damit ist das Endergebnis das gleiche wie nach der Dressur. Reiter B kann sein Ergebnis nicht verbessern, denn auch bei einem schnelleren Geländeritt gibt es keine Pluspunkte. Es geht sogar so weit, dass Reiter A sich sogar einige Zeit- oder einen Hindernisfehler im Parcoursspringen leisten kann, um dennoch vor Reiter B zu bleiben. Das unterstreicht den Stellenwert des Dressurreitens. Dressur bildet die Grundlage der Pferdeausbildung. Mit einer guten Ausbildung lernen die Pferde fein an den Hilfen zu stehen und auf kleinste Signale ihres Reiters zu reagieren. Des Weiteren ist eine gute Dressurausbildung die Grundlage dafür, dass das Pferd seinen Reiter korrekt und gesund tragen kann ohne Schäden durch die Belastung davonzutragen.

Vielseitigkeitsreiten Parcoursspringen

Regeln der Vielseitigkeitsprüfung

Die Regeln im Vielseitigkeitsreiten sind relativ komplex, da es drei Teildisziplinen zu beachten gibt. Die Reihenfolge der Disziplinen ist von Turnier zu Turnier unterschiedlich. In der Regel ist zwar die Dressur die erste Teilprüfung, da dieses Ergebnis die Grundlage für die Bewertung bildet, aber ob erst Springreiten oder erst der Geländeritt auf dem Plan steht, ist unterschiedlich. Oftmals werden die Disziplinen an zwei oder drei verschiedenen Tagen ausgetragen. Insbesondere im Amateursport gibt es aber auch Eintagesevents, bei denen alle Teilprüfungen an einem Tag abverlangt werden.

Für die Pferde ist ein Vielseitigkeitsturnier eine hohe Belastung, da innerhalb kürzester Zeit drei verschiedene Disziplinen geprüft werden. Insbesondere der Geländeritt ist für die Kraft und Ausdauer der Pferde immer wieder sehr anspruchsvoll, da viele Hindernisse in einem sehr schnellen Tempo überwunden werden müssen. Um eine Überforderung der Pferde auszuschließen und Stürze aus Überanstrengung heraus zu vermeiden, gibt es mittlerweile in vielen Wettbewerben sogenannte Verfassungsprüfungen. Dabei werden die Pferde an der Hand im Schritt und Trab präsentiert. Erfahrene Tierärzte prüfen dabei, ob das Pferd Verletzungen hat, lahm geht oder ob sonst irgendwelche Gründe gegen einen weiteren Start sprechen. Auch direkt nach dem Geländeritt wird häufig fachmännisch überprüft, ob die Pferde in einem angemessenen Zeitrahmen ihren Ruhepuls wiedererlangen und ob die Pferde ausreichen hydriert sind. Wenn ein Pferd bei einer Verfassungsprüfung durchfällt, kann es den Wettkampf nicht fortsetzen.

Im Vielseitigkeitsreiten gibt es wie in den anderen Reitsportdiziplinen unterschiedliche Klassen. Internationale Prüfungen werden mit ein bis fünf Sternen bewertet, die die Schwierigkeitsgrade angeben – CCI 1* = A-Niveau , CCI 2* = L-Niveau, CCI 3* = M-Niveau, CCI 4* = S-Niveau, CCI 5* gilt als die schwerste Prüfung der Welt und wird pro Jahr weltweit nur sechs Mal ausgeschrieben. Bei großen Championaten werden CCI 4* Prüfungen geritten, da es auf 5* Niveau zu wenige konkurrenzfähige Reiter-Pferd-Paare gibt und man verhindern will, das Reiter sich und ihre Pferde überfordern, um an einem Championat teilnehmen zu können.

Was gehört zur Vielseitigkeit?

Zur Vielseitigkeit gehört Dressur-, Spring- und Geländereiten.

Jede Prüfung kann entweder als Kurzprüfung (CIC) oder Langprüfung (CCI) ausgeschrieben werden. Bei Langprüfungen ist die Geländestrecke deutlich länger und dadurch anspruchsvoller. Deshalb werden Langprüfungen in der Regel an drei Tagen ausgetragen, um den Pferden Zeit zur Regeneration zu geben. Die Springprüfung stellt bei Langprüfungen immer den Abschluss dar, damit die Pferde im Gelände möglich viel Kraft und Kondition haben. Bei Kurzprüfungen gibt es sowohl zwei, als auch drei Tage dauernde Prüfungen, wobei die Reihenfolge von Geländeritt und Springparcours durch den Veranstalter festgelegt werden kann.

Im Gelände ist es üblich, dass den Reitern an besonders schweren Passagen alternative Wege angeboten werden. Dabei ist der direkte Weg oft sehr schwer gebaut. Der Reiter, der sich für diesen Weg entscheidet, nimmt ein erhöhtes Risiko in Kauf, dass sein Pferd am Hindernis vorbeiläuft oder verweigert. Der alternative Weg (chicken way) ist in der Regel deutlich freundlicher und einfacher gebaut, dafür muss ein längerer Weg in Kauf genommen werden. Reiter, die sich für den alternativen Weg entscheiden, müssen die verlorene Zeit entweder durch schnelleres Reiten auf dem restlichen Gelände ausgleichen oder müssen Zeitfehler in Kauf nehmen.

Vielseitigkeitsreiten Regeln

Wenn ein Pferd oder ein Reiter im Gelände stürzt, hat das das sofortige Ausscheiden des Paares zur Folge. Sollte den Richtern während eines Rittes auffallen, dass ein Pferd müde oder überfordert wirkt, können sie dem Reiter eine gelbe Fahne zeigen. Das ist mit einer Verwarnung oder einem Aufmerksammachen gleichzusetzen. Bevor es zu gefährlich wird, können die Richter mit dem Zeigen einer roten Fahne den Ritt vorzeitig beenden. Dies dient der Sicherheit von Pferd und Reiter, da die anspruchsvollen Geländesprünge nur von topfitten Sportlern gefahrlos überwunden werden können.

Leider ist der Vielseitigkeitssport in der Vergangenheit ab und zu durch negative Schlagzeilen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. So gab es bereits tödliche Stürze von Reitern und Pferden, die viel Kritik an der Sportart ausgelöst haben. Um darauf zu reagieren und die Sicherheit von Reitern und Pferden zu garantieren, werden die Regeln immer wieder neu angepasst und erweitert. So ist es mittlerweile eine dringende Empfehlung für alle Reiter, eine Sicherheitsweste zu tragen. Oft nutzen die Reiter sogenannte Airbag-Westen, die sich im Falle eines Sturzes aufblasen und so den Reiter schützen. Auch die Verfassungsprüfungen wurden im Sinne der Sicherheit eingeführt.

Ein weiterer Meilenstein in Punkto Sicherheit sind die Klappsysteme, die an besonders heiklen Sprüngen angebracht werden. So werden die festen Geländehindernisse, die früher nie nachgegeben haben und so zu tragische Stürzen führen konnte, entschärft. Zwar lösen die Systeme nicht so schnell aus wie Stangen im Parcoursspringen – denn das ist auch gar nicht erwünscht, schließlich werden die Pferde sogar darauf trainiert einige Hindernisse zu streifen, um Kraft zu sparen – aber sobald eine bestimmte Belastungsgrenze erreicht ist, klappen die Hindernisse weg, um ein Hängenbleiben des Pferdes zu verhindern.

Letztendlich ist Vielseitigkeitsreiten eine sehr schöne und intensive Sportart, die viel Training bedarf. Natürlich besteht immer ein erhöhtes Sturz- und Verletzungsrisiko im Gelände, das kann aber durch gutes Equipment, gutes Training und eine verantwortliche Reitweise gesenkt werden.

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