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Beim Springreiten handelt es sich um eine Disziplin des Pferdesports, bei der die Reiter mit ihren Pferden Hindernisse überwinden. Durch die große Internationalität sticht dieser Reitsport von Anderen heraus – es gibt kleine regionale Turniere bis hin zu Weltklasse-Events, die ein Millionenpublikum begeistern. Springreiten ist seit den Olympischen Spielen 1900 in Paris auch eine olympische Disziplin. Alles zu dieser Pferdesportart erfährst Du hier.
Die Geschichte des Springreitens
Das Springreiten ist eine relativ junge Sportdisziplin. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts finden Wettbewerbe und Turniere statt, obwohl das Überwinden von Hindernissen auf Pferden eine deutlich längere Tradition hat. In der früheren Zeit waren dabei Hindernisse üblich, wie sie auch im Gelände vorkommen wie Baumstämme, Hecken, Bachläufe und Gräben. Diese Hindernisse mussten auch bei dem im 19. Jahrhundert sehr beliebten Jagdreiten überwunden werden, bei dem Wildtiere im Fokus standen. Es gab keine festgelegten Strecken – kam ein Hindernis, musste dieses überwunden werden. Später ging man dazu über, Strecken mit selbst aufgebauten Hindernissen festzulegen. Die Reitjagden wurden immer aufregend von vielen Zuschauern verfolgt, die jedoch stets bemängelten, dass immer nur ein Teilabschnitt der kilometerlangen Strecke eingesehen werden konnte. So kam man 1864 auf die Idee, einen Springparcours zu errichten – viele Hindernisse auf einem extra dafür angelegten Platz. Da sich der Transport der selbst gebauten Hindernisse aus natürlichen Materialien als aufwändig erwies, wurden mit der Zeit leicht auf-und abbaubare Sprünge entwickelt. Über die Jahre hinweg entfaltete sich der moderne Turniersport, der mit zahlreichen spektakulären Events beeindruckt und eine eigene Weltrangliste aufweist.
Die Entwicklung des leichten Sitzes
In den Anfängen des Springsports nahmen die Reiter beim Sprung eine heute eher unnatürliche Haltung ein: Die Springreiter blieben senkrecht sitzen oder lehnten sich gar zurück, das Gesäß fest im Sattel, die Beine weit vorgestreckt und die Füße in den Steigbügeln abstützend. Diese Haltung sollte einen sicheren Sitz garantieren und damit vor Stürzen schützen.
Mit Frederico Caprilli kam es zu einem Wandel. Der italienische Rittmeister propagierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts den „leichten Sitz“, bei welchem der Reiter mit festem Knieschluss das Gesäß aus dem Sattel hebt und den Oberkörper vorbeugt. So geht er in der Bewegung des Pferdes mit und behindert es nicht über dem Sprung. Das Pferd wird entlastet und bekommt durch den leichten Sitz die Möglichkeit, das natürliche Gleichgewicht zu erhalten, was mit weniger Anstrengung und höheren Leistungen verbunden ist.
Was versteht man unter dem "leichten Sitz"?
Bei dem leichten Sitz hebt sich der Reiter mit dem Gesäß aus dem Sattel, wodurch der Rücken des Pferdes entlastet wird. Durch den Sitz kann er sich beim Springreiten besser den verändernden Bewegungen des Pferdes anpassen.
Den Beweis für die Vorteile dieses Sitzes lieferte Caprilli im Jahre 1902, in dem er mit 2,08 Metern einen neuen Hochsprungrekord aufstellte. Dieser wurde in den folgenden Jahren mehrfach gebrochen. Im Jahre 1949 gelang dem chilenischen Offizier Alberto Larraguibel mit seinem Hengst Huaso die Überwindung eines Hindernisses mit der schier unglaublichen Höhe von 2,47 Metern. Dieser Weltrekord ist bis heute ungebrochen und stellt damit einen der längsten ungebrochenen Sportrekorde dar.
Pferderassen beim Springreiten
Rein theoretisch sind alle Pferde in der Lage, Hindernisse zu überspringen. Doch nicht jedes Pferd ist für den Einsatz im Parcours geeignet.
Der Mensch begann schon früh, Pferde so zu züchten, dass sie an bestimmte Aufgaben angepasst waren. So entstanden die schweren Rassen, die im Mittelalter das Gewicht von Ritter und Rüstung trugen, oder die schweren Zugpferde, die in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wurden und teilweise auch heute noch werden. Für die Damen wurden leichtere, zierliche Pferde eingesetzt, für die schnelle Übermittlung von Nachrichten mussten schnelle Pferde gezüchtet werden. So gibt es heute eine große Vielfalt an verschiedenen Rassen. Die Palette reicht vom Minipferd Falabella, das nur etwa 65 Zentimeter groß wird, über diverse Pony- und Großpferderassen bis hin zum Shire Horse, das stattliche 2,05 Meter aufweist.
Nun gibt es zwar Spezialrassen, die sich für bestimmte Einsatzgebiete eignen, wie beispielsweise die englischen Vollblüter für die Rennbahn oder die Lipizzaner für die Hohe Schule. Eine spezielle „Springpferderasse“ gibt es jedoch nicht. Pferde, die sich im Springparcours bewährt haben, wurden mit Tieren verpaart, die ebenfalls erfolgreich in diesem Sport waren. So wurden die Anlagen weitergegeben, wie das Talent und der Körperbau. Doch das ist nicht rassespezifisch. Die meisten Springpferde gehören der Warmblutgruppe an. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass ein gewisser Vollblutanteil von Nutzen ist. So werden immer wieder Vollblüter mit der Zeit eingekreuzt.
Ausschlaggebend für den Erfolg im Parcours ist nicht die Rasse, sondern Körperbau, Springtalent und – nicht zu vergessen – der Charakter. Ein Springpferd muss starke Nerven und ein ausgeglichenes Temperament aufweisen, ohne jedoch eine „Schlafmütze“ zu sein. Dann ist die Rasse nebensächlich.
Das Springpferd und seine Eigenschaften
Was sollte ein Springpferd mitbringen, um für diesen Pferdesport geeignet zu sein? Nicht nur der Körperbau und die Springveranlagung spielen hier eine wichtige Rolle – der Charakterzug ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Aussehen und Körperbau (Exterieur) eines Springpferdes
Springpferde sollten eine ausgeprägte Athletik, kräftige Konstitution sowie ein natürliches Springvermögen und gute Aktionen zeigen. Mit diesen Grundlagen können Hindernisse harmonisch und im Rhythmus überwunden werden. Ein nicht zu tief angesetzter Kopf und eine genügend gewinkelte Hinterhand sind ebenso wichtig wie eine kräftige, lange Schulterpartie und feine Gelenke. Erwünscht sind zudem eine lange, schräge Kruppe, eine stabile Oberlinie, ein kräftiger und klarer Widerrist sowie ein nicht zu kurzer Rücken. Als vorteilhaft erweisen sich auch eine tiefe und breite Brust.
Hinsichtlich des Stockmaßes muss ein Springpferd nicht zwangsläufig eine Idealgröße erfüllen, denn der nötige Mut zur Überwindung großer Hindernisse lässt weitere Eigenschaften wie Größe, Rasse und Körperbau oftmals in den Hintergrund treten. Dennoch ist der Großteil der Springpferde um die 165 bis 172 Zentimeter groß.
Charakter und Verhaltensweisen (Interieur) eines Springpferdes
Wer sich für ein Springpferd interessiert, sollte bei der Auswahl auf die erforderliche Springfreude, aber auch auf weitere Interieurmerkmale achten. Von Bedeutung sind ein gutes Konzentrations- und Reaktionsvermögen, Leistungs- und Lernbereitschaft sowie Nervenstärke und Disziplin. Ein gewisses Temperament und Kampfgeist, sowie Entschlossenheit sollten ebenfalls nicht fehlen.
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Die Grundgangarten beim Springpferd
Mit Blick auf die Grundgangarten sollte das Springpferd einen gelösten und raumgreifenden Schritt zeigen, bei dem sich das Hinausfußen der Hinterhufe über die Trittsiegel der Vorderhufe ausreichend weit darstellt. Der Trab sollte federnd und schwungvoll mit abhebenden Hufen sein. Für das Springen entscheidend ist aber vor allem der Galopp, der vorwärts gerichtet sowie im natürlichen Gleichgewicht und ohne Schwerpunktverlagerung auf die Vorhand erfolgen sollte.
Von größter Bedeutung ist beim Springpferd aber naturgemäß die Springtechnik und -veranlagung. Ein Basculieren über dem Sprung, bei dem der Rücken sich aufwölbt und eine Dehnungshaltung einnimmt, ist für einen hervorragenden Sprungablauf ebenso erforderlich wie eine Beintechnik mit gut angewinkelten Vorder- und Hinterbeinen.
Welche Ausrüstung wird benötigt?
Für den Reiter:
- (Spring-)Stiefel/Stiefeletten
- Reithose
- Reithelm
- Springgerte bei Bedarf
- Sicherheitsweste bei Bedarf
Für das Pferd:
- Springsattel
- Sattelunterlage
- Trense
- Martingal oder Vorderzeug
- Gamaschen und Hufglocken
- Stollenschutzgurt bei Bedarf
- Fliegenhaube bei Bedarf
Wie viel kostet eine Springstunde?
Der Preis für eine Springstunde ist von verschiedenen Faktoren, wie z.B. dem Pferd und dem Reitlehrer abhängig. Generell kann für die Teilnahme am Gruppenunterricht mit einem Preisrahmen von 15-35€ gerechnet werden.
Vom Jungpferd zum Springpferd
Der Start
Hat das Pferd die Fohlenzeit hinter sich gelassen und konnte sich ausreichend entwickeln, kann die Ausbildung zum Springpferd starten. Zunächst beginnt die Ausbildung an der Longe, wo das Pferd lernt, sich in allen Gangarten auszubalancieren. Anschließend folgt die Grundausbildung auf dem Platz oder in der Halle. Zur Sammlung erster Erfahrungen, ist es üblich, das Pferd freispringen zu lassen. Hierbei lernen sie beim Überwinden niedriger Hindernisse das Taxieren und die Balance.
Ist das Pferd angeritten und weiß, wie es auf die Hilfen zu reagieren hat, kann der Reiter auf dem Pferd mit der Ausbildung fortfahren. Die ersten Übungen zusammen mit dem Reiter beginnen mit am Boden liegenden Stangen. So gewöhnt sich das Pferd – mit dem Gewicht des Reiters – an die Überwindung von Stangen. Diese können auf verschiedenen Linien und enger oder weiter voneinander entfernt platziert werden.
Die ersten Sprünge über Cavaletti
Anschließend eignet sich Cavaletti für einen tieferen Einstieg. Der Reiter probiert zunächst, das Cavaletti von allen Richtungen heraus anzureiten, bis der Bewegungsablauf verinnerlicht wurde. Stellt dies kein Problem mehr dar, können die Anforderungen gesteigert werden – mehrere Cavaletti hintereinander, versetzt oder auf einer Zirkellinie.
Die ersten Einzelsprünge
Hat das Pferd und der Reiter die nötige Sicherheit in Bezug auf Rhythmus, Balance und Linienführung, kann es an die ersten Sprünge gehen. Für einen ruhigen Start wird aus dem Trab der Sprung angeritten, klappt dies gut, kann in den Galopp übergegangen werden. Der Einzelsprung kann mit der Zeit in die Höhe verstellt werden, um Reiter und Pferd mehr zu fordern.
Der Weg zum ersten Parcours
Sind Pferd und Reiter sicher beim Überwinden von Einzelsprüngen, geht es zunächst zum Kennenlernen der verschiedenen Hindernistypen. Anschließend können diese zu ersten kleinen Parcours zusammengesetzt werden. Hilfreich ist es zu Anfang, die Wege möglichst lang und gerade zu halten, damit sich der Reiter und das Pferd auf den nächsten Sprung gut vorbereiten können. Mit der Gewinnung von Erfahrung können die Parcours anspruchsvoller gestaltet werden.
Was sollte ein Anfänger vor Beginn des Springreitens können?
Bevor ein Reiter in das Springreiten startet, sollte er einige Dinge beherrschen können. Dazu zählen vor allem die Grundlagen der Dressur. Der Reiter sollte in der Lage sein, die notwendigen Hilfen richtig geben zu können, damit die Kommunikation zwischen ihm und dem Pferd einwandfrei verläuft.
Darüber hinaus ist es entscheidend, dass der Reiter die Kontrolle über das Pferd in allen Gangarten hat, Wendungen reiten kann und den Wechsel der verschiedenen Sitzarten in allen Gangarten beherrscht. Losgelassenheit und Gleichgewicht auf dem Pferd sind weitere wichtige Fähigkeiten, die kein Problem darstellen sollten. Ein entspannter, ausbalancierter Sitz hilft nicht nur dem Reiter, sich sicherer im Sattel zu fühlen, sondern ermöglicht es auch dem Pferd, seine Arbeit besser zu machen. Zudem sollte die Hand unabhängig vom Sitz sein, um feine Hilfen zu geben und das Pferd nicht zu stören.
Tipps beim Lernen vom Springreiten
- Beginne mit am Boden liegenden Stangen und gehe dann zu Cavalettis über, dann hin zu kleinen Sprüngen
- Überstreichen: Zeigt, ob Du ausbalanciert und losgelassen sitzt
- Erfahrene Springpferde erleichtern den Start
- Springe ohne die Zügel in der Hand über ein Hindernis: Schult Gleichgewicht, Losgelassenheit und Unabhängigkeit der Hand vom Sitz
- Und ganz wichtig: Habe Geduld!
Ohne Dressur kein Springreiten
Unerlässlich für das Springpferd ist die solide Ausbildung in der Dressur. Das Springpferd muss im Parcours an den Hilfen des Reiters stehen, was bedeutet, dass es dem Reiter auf kleinste Signale gehorcht. Nur so kann es im Wettbewerb, wo es um Bruchteile von Sekunden geht, noch das eine Bisschen herausreißen, das den Sieg ausmacht.
Zudem wird das Pferd durch das Dressurreiten gymnastiziert, wodurch es seine Beweglichkeit und Wendigkeit erhält. Aus diesem Grund werden erfolgreiche Springpferde nicht nur im Springen trainiert, sondern werden immer wieder auch dressurmäßig geritten und weiter gefördert. Zwischendurch darf auch ein Ausritt oder ein Trainingsritt im Gelände eingelegt werden. Das fördert die Trittsicherheit und die Nervenstärke, die für das Springpferd später, wenn es in großen Wettbewerben vor vielen Zuschauern startet, sehr wichtig ist.
Was ist wichtig beim Springreiten?
Eine fundierte Ausbildung von Pferd und Reiter ist unerlässlich. Der Reiter sollte alle Hilfen richtig geben können - das Pferd muss wissen, wie es auf sie reagiert. Dressurmäßige Arbeit gymnastiziert das Pferd, gelegentliche Trainingseinheiten im Gelände sind sinnvoll zur Förderung der Trittsicherheit und Nervenstärke. Eine Harmonie und eine Vertrauensbasis zwischen Pferd und Reiter ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Die Prüfungsformen
Beim Springreiten gibt es in Deutschland und anderen Ländern verschiedene Prüfungsformen von diesem Pferdesport:
- Stilspringprüfung
- Springpferdeprüfung
- Springprüfung
Man unterscheidet Prüfungsformen nach dem zu beurteilenden Ergebnis. Prüfungen, bei denen hauptsächlich der Reiter und seine Einwirkung auf das Pferd beurteilt werden, sind Stilspringen. Bei der Springpferdeprüfung liegt der Fokus auf dem Verhalten des (jungen) Pferdes – Rittigkeit und Ausbildungsstand werden ebenfalls beurteilt.
Am bekanntesten sind die Springprüfungen, denn diese werden bis in die höchsten Klassen geritten und nehmen auch bei Olympia eine große Rolle ein. Die Länge des Parcours, die Anzahl, die Höhe und der Schwierigkeitsgrad der Hindernisse steigt mit der Höhe der Klassen bei allen Prüfungsarten.
Stilspringen
Beim Stilspringen liegt der Fokus auf dem Reiter und seiner Einwirkung auf das Pferd. Bewertet wird neben dem Sitz und der Einwirkung auch die Gleichmäßigkeit des Rittes. Der zeitlich erlaubte Rahmen ist sehr weit gefasst und fließt nur wenig in die Bewertung mit ein. Am Ende des Ritts wird eine Wertnote von 0-10 vergeben. Bei einem Abwurf oder einer Verweigerung werden 0,5 Strafpunkte abgezogen. Sieger ist am Ende, wer die höchste Wertnote erhalten hat.
Springpferdeprüfung
Wie sich aus dem Namen ableiten lässt, steht hier das Pferd im Mittelpunkt. Die Springpferdeprüfung ist vorgesehen für Pferde bis einschließlich 7 Jahren und gleich des Stilspringens, wird auch hier eine Wertnote vergeben. Beurteilt werden die Manier des Pferdes beim Springen, die Rittigkeit und der Ausbildungsstand. Die Richter geben zudem eine Einschätzung darüber, inwieweit das Pferd für den höheren Sport geeignet ist.
Springprüfungen
Bei den Springprüfungen gibt es viele unterschiedliche Varianten.
Klassische Springprüfung
Der Reiter muss den Parcours in einer fest vorgeschriebenen Zeit überwinden, andernfalls werden Strafpunkte berechnet. Bei einem Abwurf oder einer Verweigerung werden ebenfalls Strafpunkte berechnet. Das Paar mit der schnellsten Zeit und den wenigsten Punkten gewinnt.
Springprüfung mit Stechen
Diese Prüfung muss ebenfalls mit so wenig Strafpunkten wie möglich absolviert werden. Alle Reiter, die fehlerfrei durch die Runde gekommen sind, kommen in das Stechen – die zweite Runde. Wenn in einem Springen beispielsweise fünf fehlerfreie Ritte zu verzeichnen sind, gibt es fünf Teilnehmer für das Stechen. Nur selten muss der komplette Parcours erneut absolviert werden, in der Regel ist der Parcours deutlich kürzer, die Hindernisse allerdings anspruchsvoller. Sieger ist am Ende, wer das Stechen am schnellsten und mit den wenigsten Strafpunkten hinter sich gebracht hat.
Zeitspringprüfung
Bei der Zeitspringprüfung steht – wie der Name schon sagt – die Zeit im Fokus. Fehler werden in Strafsekunden addiert. Es gewinnt der Reiter und das Pferd mit der schnellsten Zeit.
Glücksspringen
Das Glücksspringen soll vor allem Einsteiger an den Springsport heranführen. Der Wettkampfgedanke sticht auch hier heraus, jedoch geht es nicht nach Fehlern oder Sekundenbruchteilen. Die Teilnehmer müssen die Hindernisse im Parcours möglichst oft überwinden. Pro Sprung gibt es zwei Punkte, bei einem Fehler gibt es nur einen Punkt. Verweigert das Pferd, werden Strafsekunden vergeben.
Es ist eine feste Zeitvorgabe angesetzt, auf dem Platz liegt diese zwischen 60 und 90 Sekunden, in der Halle bei 45 Sekunden. Der Reiter mit der höchsten Punktzahl und der schnellsten Zeit gewinnt.
Leistungsstufen im Springreiten
- E = Einfach (oder Einsteiger)
- A= Anfänger
- L= Leicht
- M= Mittelschwer
- S= Schwer
Bei den Klassen A, M und S gibt es außerdem noch Klassifizierungen mit Sternen. A* ist etwas leichter als A**, auch bei M gibt es M* und M**, in der Klasse S unterscheidet man gar bis zu S****.
Weitere Informationen zu den genauen Anforderungen in den verschiedenen Klassen findest Du hier: Springreiten in Klassen – das sind die unterschiedlichen Anforderungen.
Welche Hindernisse gibt es?
Die bunten Hindernisse auf einem Springparcours können in drei Gruppen unterteilt werden: Steilsprung, Hochweitsprung und Weitsprung.
Steilsprung
Ein Steilsprung, auch Rick genannt, besteht aus zwei Hindernisständern, an denen Auflagen befestigt sind. Auf diesen liegen mehrere Stangen waagerecht auf. Je mehr Stangen aufliegen, desto kompakter wirkt das Hindernis beim Springreiten. Anstelle von Stangen werden gelegentlich auch Planken verwendet. Eine einzelne Stange ist für das Pferd schwerer zu taxieren. Sie wird meist nur bei niedrigen Steilsprüngen und beim Freispringen verwendet.
Ein Steilsprung kann durch weitere Elemente ergänzt werden. Beispielsweise werden anstelle der unteren Stangen Heckenelemente oder Holzwürfel verwendet, die zusammengebaut eine oft rötlich aussehende Mauer ergeben. Die Mauer an sich gehört auch zu den Steilsprüngen.
Wie hoch ist das höchste Hindernis beim Springreiten?
In der schwersten Klasse S**** sind die Hindernisse bis zu 1,55 m hoch. Beim Mächtigkeitsspringen wurde der Weltrekord mit einer Höhe von 2,47 m erreicht.
Hochweitsprung – der Oxer, die Trippelbarre und der Schweinerücken
Der Oxer besteht aus vier Hindernisständern – je zwei auf einer Seite sind hintereinander aufgestellt. Das vordere Hindernisständerpaar wird mit Stangen oder Planken bestückt. Auf dem hinteren Paar liegt nur eine Stange auf, die mindestens so hoch wie die obere Stange des vorderen Paares sein muss. Sind beide oberen Stangen in gleicher Höhe angebracht, handelt es sich um einen Carré-Oxer.
Die Trippelbarre besteht aus drei hintereinander aufgestellten Hindernisständerpaaren. Die waagerecht aufgelegten Stangen steigen in der Höhe an.
Eine Sonderform ist der Schweinerücken, die der Trippelbarre ähnelt. Hier befindet sich jedoch die höchste Stange in der Mitte, die vordere und die hintere Stange liegen auf gleicher Höhe.
Weitsprung – Der Wassergraben
Ein Weitsprung ist üblicherweise ein Wassergraben, welcher bis zu 4,50m breit sein kann. Um diese Weite überwinden zu können, sollte der Absprungpunkt direkt vor dem Graben liegen. Oft wird eine Absprunghilfe für eine bessere Taxierung (z.B. ein kleines niedriges Gatter) aufgestellt. Berührt das Pferd mit seinen Hufen das Wasser oder tritt auf eine abgrenzende Linie dahinter oder davor, zählt dies als Strafpunkt.
Unterhalb von Hochweitsprüngen, wie dem Oxer, können ebenfalls kleine Wassergräben platziert werden. Ab der Klasse A** sind diese zu finden und kommen oft in der Form von blauen, mit Wasser gefüllten Wannen vor. Sie können aufgrund des ungewohnten Blau und der Reflexion des Wassers beim Pferd für Verwirrung sorgen, weshalb die Gewöhnung an diese und das Gefühl von Sicherheit für das Pferd essentiell sind.
Hindernis-Kombinationen und Distanzen
Von einer zweifachen oder dreifachen Kombination spricht man, wenn zwei oder drei Hindernisse miteinander kombiniert werden. Der Abstand zwischen diesen ist dabei abhängig von deren Art. Um das Tempo und die Absprünge in der Kombination richtig taxieren zu können, ist es wichtig, die Entfernung der Sprünge zu kennen. Man rechnet für einen Galoppsprung 7,10 bis 8,00 Meter, für zwei Galoppsprünge gelten 10,40 bis 11 Meter. Eine Kombination – auch wenn sie aus mehreren Hindernissen besteht- gilt im Parcours immer als ein Hindernis. Der Unterschied von einer Kombination zu einer Distanz liegt darin, dass bei ersterem jeweils maximal 1-2 Galoppsprünge zwischen die Hindernisse passen dürfen. Bei einer Distanz erhöht sich der Abstand und es dürfen 3-6 Sprünge zwischen den Sprüngen liegen,
Was sind In-Out-Hindernisse?
In-Outs sind beim Springreiten vor allem zur Gymnastizierung und für die Verbesserung des Rhythmus beliebt. Es werden i.d.R. Cavalettis dicht folgend hintereinander aufgestellt (im Abstand von ca. 3-3,50m), sodass kein voller Galoppsprung passt. Das Pferd springt direkt aus der Landung wieder ab.
Die Phasen eines Sprunges
Der Sprungablauf lässt sich in vier Phasen unterteilen:
Das Anreiten des Hindernisses
Steuert man auf ein Hindernis zu, ist es wichtig, dass die Galoppsprünge möglichst gleichmäßig erfolgen. Passt die Distanz zum Hindernis nicht, kann der Reiter durch das Verlängern oder Verkürzen der Galoppsprünge diese ausgleichen. Gerät der Reiter mit dem Pferd zu dicht an den Sprung oder springt zu früh ab, kann die erfolgreiche Überwindung des Hindernisses beeinträchtigt werden. Vor allem durch ein zu spät geplantes Abspringen kommt es oftmals zu Verweigerungen. Das Anreiten stellt somit eine sehr entscheidende Phase dar.
Der Sprung
Hat der Reiter mit dem Pferd den richtigen Absprungpunkt gefunden, geht es in die Flugphase über. Während dieser ist das Pferd einzig in der Lage, seine Körperhaltung zu verändern und die Beine entweder anzuziehen oder zu strecken. Über dem Sprung basculiert das Pferd – es wölbt seinen Rücken und nimmt eine stark bogenförmige Haltung ein. Der Hals ist gestreckt und der Kopf zeigt in die Tiefe. Um das Pferd dabei nicht zu behindern, ist es wichtig, dass der Reiter losgelassen auf dem Pferd sitzt, ausbalanciert ist und es nicht z.B. durch das Ziehen an den Zügeln einschränkt. Der Reiter sollte sich während der Flugphase aus dem Sattel heben und entsprechend der Pferdebewegung mitgehen. Durch das Schauen in die Richtung des nächsten Hindernisses und einer dazu passenden Gewichtsverlagerung zeigt der Reiter dem Pferd, ob es im Rechts- oder Linksgalopp landen soll. Daher ist auch das genaue Kennen des Parcours von großer Bedeutung.
Die Landung
Beim Aufkommen des Pferdes auf dem Boden muss der Reiter den Sprung in den Knien abfedern und sanft wieder im Sattel landen. Da die Landung immer eine große Belastung für die Beine darstellt, sind ein gutes Training und eine Stärkung der Beine besonders wichtig.
Das Weiterreiten
Der erste Galoppspung wird von Reiter und Pferd benötigt, um sich neu auszubalancieren. Im Anschluss sollte es aber direkt zum nächsten Hindernis im Rhythmus weitergehen.