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Deckhengst Totilas im Portrait

von Felix Ortmann
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Totilas gehört zu den berühmtesten Dressur- und Zuchtpferden der vergangenen Jahren. Der Deckhengst gilt als Wunderpferd und absoluter Top-Vererber. Welche Erfolge Totilas gefeiert hat und wer zu seinen Nachkommen zählt, erfährst Du in diesem Beitrag.

Totilas – Wunderpferd und Top-Vererber

Der KWPN-Hengst Totilas ist zweifellos das weltweit berühmteste Dressur- und Zuchtpferd der vergangenen Jahre – gefeiert als Wunderpferd, Weltmeister und Weltrekordhalter. Im Jahr 2000 geboren, feierte der 170 Zentimeter große Rapphengst unter seinem niederländischen Reiter Edward Gal fulminante Erfolge in der Dressur, bevor er 2010 nach Deutschland an seine heutigen Besitzer Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff verkauft wurde. Aufgrund gesundheitlicher Rückschläge und zuletzt einem Knochenödem musste die sportliche Karriere des Ausnahmepferdes im Jahr 2015 beendet werden. Seither wird Totilas allein als Zuchthengst eingesetzt – ebenso erfolgreich wie im Reitsport. Mit einem Zuchtwert von 130 Punkten und einer Zucht-Sicherheit von 89 Prozent lassen auch die Nachkommen darauf hoffen, erfolgreiche Dressurpferde zu werden. Im Jahr 2020 ist Totilas bedauerlicherweise verstorben.

Eckdaten zu Totilas im Überblick

Geboren 2000
Gestorben 2020
Rasse KWPN
Farbe Rappe
Stockmaß 170 Zentimeter
Züchter Zuchtgemeinschaft Jan und Anna Schuil
Besitzer Paul Schockemöhle, Ann-Kathrin Linsenhoff (Gestüt Schafhof in Kronberg)
Decktaxe 1.500 €
Zuchtwert 130 Punkte
Zuchtsicherheit 89 Prozent
Zulassungen alle Zuchtverbände

Leben und Erfolge

Totilas und Edward Gal

Totilas und Edward Gal ©Von Roland Hitze – Wikiportret, CC BY 3.0, Link

Totilas wurde in den Niederlanden von den Züchtern Jan und Anna Schuil gezüchtet und am 23. Mai 2000 geboren. Erste Aufmerksamkeit erlangte der Hengst bei der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde, die 2005 in Verden stattfand. Bei diesem ersten großen Auftritt wurde Totilas noch von Jiska van den Akker geritten, konnte aber bereits den vierten Platz in der Finalprüfung erreichen. Journalisten und Dressurexperten beurteilten ihn schon damals als bestes Pferd der niederländischen Auswahl. Ein Jahr später kam Totilas zu Edward Gal, da er im Besitz von Gals Hauptsponsoren Moorlands Stables BV war – der Startpunkt für eine außergewöhnliche Erfolgskarriere im Dressursport. Der damals sechsjährige Rappe beherrschte zwar erst einige Grundlektionen, zeichnete sich aber bereits durch eine ungewöhnliche Energie und Kraft aus.

Bei den niederländischen Meisterschaften 2009 feierte Totilas dann seinen ersten großen Erfolg. Mit durchschnittlich 81,392 Prozent bezwang er im Sattel von Edward Gal die bis dato neben Isabell Werth dominierende Anky van Grunsven. Fortan wurde der Hengst als Wunderpferd gefeiert, zumal er zwei Wochen später beim CHIO in Rotterdam sowohl im Grand Prix als auch in der Grand Prix Kür (mit 84,5 Prozent) siegreich war. Diese Erfolge brachten dem Paar Gal und Totilas eine Nominierung für die Europameisterschaften 2009 ein, bei denen sie Mannschaftsgold und Silber im Grand Prix Spécial gewannen.

Sensationell waren die beiden Weltrekorde von 90,75 Prozent und 84,085 Prozent beim Goldgewinn in der Grand Prix Kür und im Grand Prix de Dressage. Im Dezember 2009 wurde der eigene Weltrekord sogar noch einmal getoppt, als Gal und Totilas bei der Grand Prix Kür in London 92,3 Prozent erzielten – ein Rekord, der vier Jahre lang Bestand hatte. Auch 2010 wurde ein äußerst erfolgreiches Jahr, angefangen beim Sieg im Weltcupfinale der Dressurreiter bis zur Verteidigung des niederländischen Meistertitels. Hinzu kam der dritte Weltrekord, der mit 86,458 Prozent im Grand Prix Spécial beim CHIO in Aachen aufgestellt wurde. Ganze 28 Mal hatten die Richter die Höchstnote Zehn vergeben. Ebenso erfolgreich verliefen die Weltreiterspiele 2010 in den USA, bei denen Gal und Totilas Mannschaftsgold und ebenfalls Gold in der Einzelwertung, sowohl in der Grand Prix Kür als auch im Grand Prix Spécial, gewannen. Bei sämtlichen Turnieren erwies sich das Wunderpferd als absoluter Publikumsmagnet. So musste das Stadion beim CHIO in Aachen aufgrund des immensen Besucheransturms sogar abgeriegelt werden. Grund waren natürlich die sportlichen Ausnahmeerfolge, aber wohl auch die damals aufkommenden Diskussionen um die Trainingsmethoden mit Blick auf die Rollkur.

Im Oktober 2010 stellte sich mit dem Besitzerwechsel ein Umbruch in der sportlichen Karriere ein. Totilas wurde von dem bisherigen Eigentümer Moorlands Stables BV nach Deutschland an Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff verkauft. Jahrelang wurde über den Preis spekuliert und Experten schätzen, dass Totilas für eine Rekordsumme zwischen 10 und 15 Millionen Euro gehandelt wurde – der höchste Preis, der jemals für ein Dressurpferd gezahlt wurde.  Aus einem Gerichtsurteil nach dem Tod des Hengstes geht hervor, dass Totilas im Herbst 2010 für eine Summe von 9,5 Millionen Euro verkauft wurde.

Mit Matthias Alexander Rath wurde Linsenhoffs Stiefsohn der neue Reiter des KWPN-Hengstes, mit dem sich die Erfolgsgeschichte zunächst fortsetzte. Bei den deutschen Meisterschaften in Balve 2011 war das neue Team sowohl im Grand Prix Spécial als auch in der Grand Prix Kür siegreich. Wenig später folgte der CHIO in Aachen, bei dem sie alle drei Einzelprüfungen für sich entscheiden konnten.

Bei den Europameisterschaften im selben Jahr blieben Rath und Totilas allerdings unter den Erwartungen, da sie keine Einzelmedaille erringen konnten. Fortan kam es zu mehreren Absagen aufgrund von Verletzungen. Mit Ausnahme von zwei Hengstschauen mussten acht Monate Pause eingelegt werden, die 2012 mit der Teilnahme beim CDI 4* Horses & Dreams beendet wurden. Da Rath erkrankt war, musste jedoch auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London abgesagt werden. Erst im Mai 2014, rund zwei Jahre später, konnte Totilas wieder an den Start gehen. Beim CDI 3* in Kapellen bewies er abermals seine Stärke und gewann mit Rath im Grand Prix und im Grand Prix Spécial.

Auf einen ebenso erfolgreichen Start war auch bei den Weltmeisterschaften 2014 zu hoffen. Auf die Teilnahme wurde allerdings verzichtet, weil Totilas sich im Training selbst leicht verletzt hatte und daher geschont werden sollte. Der letzte Auftritt Totilas im Dressurviereck fand dann 2015 bei den Europameisterschaften in Aachen statt. Mit der deutschen Equipe wurde die Bronzemedaille in der Mannschaftswertung errungen. In der Einzelwertung konnte Totilas verletzungsbedingt schon nicht mehr antreten. Nach den Reiterspielen wurde die sportliche Karriere von Totilas aufgrund eines Knochenödems am linken Hinterbein beendet. Seither ist das einstige Wunderpferd nur noch als Deckhengst im Einsatz und weiterhin im Besitz von Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff.

Nachkommen von Totilas

Totilas von vorne

Totilas Deckhengst Inserat eingestellt bei ehorses unter ID: 1432396

Neben seinen sportlichen Erfolgen machte Totilas auch als Top-Vererber von sich Reden. Im Jahr 2012 stellte er mit Total Recall das bis dato teuerste Fohlen, das jemals auf einer Auktion verkauft wurde. So lag der Zuschlagspreis in Vechta bei 200.000 Euro. Auch weitere Nachkommen erzielten Höchstpreise, wie etwa Total Ideal mit 105.000 Euro bei der Sommer Mixed Sales oder Tout le Monde mit 90.000 Euro bei der Elite-Fohlen-Auktion in Oldenburg 2011. 20 Söhne aus Totilas Nachkommenschaft wurden gekört, darunter Toto Jr., der beim Hannoveraner Hengstmarkt 2013 in Verden einen Spitzenpreis von 100.000 Euro erzielte.

Drei Jahre später konnte er als Fünfjähriger in den Niederlanden den Pavo-Cup gewinnen. Zu den erfolgreichen Söhnen gehören aber auch Top Gear und Governor, die jeweils Reservesieger ihrer Körung waren, sowie Talismann, der für einen Zuschlagspreis von 360.000 Euro verkauft wurde. Nicht zu vergessen sind der Reservesieger All Inclusive und der Trakehner Imhotep. Aber auch die Töchter von Totilas können mithalten, beispielsweise True Love OLD, die 2015 Ic-Brillantringstute auf der Oldenburger Elitestutenschau und 2016 Zweite beim Bundeschampionat wurde. Vielversprechend ist ebenso die Stute Traumtänzerin, in deren Pedigree sich neben Totilas der Muttervater Desperados befindet. Sie erzielte mit 32.000 Euro die Preisspitze auf der Verdener Auktion im Juli 2017 und wird sicherlich einmal eine große Nachwuchshoffnung. Für sie ist wie für alle Nachkommen von Totilas eines typisch – eine hohe Veranlagung für die Dressur kombiniert mit vorzüglicher Rittigkeit und Charakterstärke. Nicht umsonst führte Totilas im Jahr 2014 die Weltrangliste der Vererber in der Dressur an.

Bis kurz vor seinem Tod wurde der Hengst für die Zucht eingesetzt. Samen konnten gegen eine Decktaxe von 3.500 Euro bei der Deckstation von Paul Schockemöhle bestellt werden.

Stammbaum von Totilas

Totilas ♂ Gribaldi ♂
Trakkehner
Rappe, 1993
Kostolany ♂
Trakehner
Rappe, 1984
Enrico Caruso 
Trakehner
Dunkelbraun, 1978
Kapstadt 
Trakehner
Schimmel, 1980
Gondola II 
Trakehner
Schwarzbraun, 1972
Ibikus 
Trakehner
Braun, 1967
Gloria VI 
Trakehner
Braun, 1968
Lominka ♀
Kominklijk Warmblut
Dunkelbraun, 1993
Glendale 
Kominklijk Warmblut
Braun, 1988
Nimmerdor 
Kominklijk Warmblut
Braun, 1972
Silja 
Kominklijk Warmblut
Braun, 1976
Elsa 
Kominklijk Warmblut
Braun, 1967
Akteur ♂
Niederländisches Warmblut
Braun, 1964
Wominka 
Kominklijk Warmblut
Braun, 1980

Headerbild: Totilas Deckhengst Inserat eingestellt bei ehorses; ID 1166635

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