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So gefährlich ist der Eichenprozessionsspinner für Pferde

von Finia Fischer
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Der Eichenprozessionsspinner ist ein Insekt und gehört zu den Schmetterlingen, genauer gesagt zu den Nachtfaltern. Er ist in Deutschland beheimatet und kommt hier insbesondere im Nordosten und im Südwesten vor, aber auch in Teilen von Nordrhein-Westfalen. Doch wie gefährlich ist der Eichelprozessionsspinner für Pferde?

Hintergrund zum Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner durchläuft wie alle Schmetterlinge die Entwicklungsstadien Ei – Raupe oder Larve – Puppe – vollentwickelter Falter. In den letzten Jahren ist er zunehmend bekannter geworden, weil er sich massenhaft vermehrt hat. Die von ihm angerichteten forstwirtschaftlichen Schäden wurden sichtbarer. Seine Raupen fressen fast das gesamt Blatt. Sie verursachen Lichtungs- und Kahlfraß.

Für Menschen und Tiere – so auch für Pferde – stellen die Raupen eine Gesundheitsgefahr dar, da die Brennhaare der Raupen starke klinische Erscheinungsbilder auslösen können. Erwachsene Falter sind ungefährlich. Die massive Vermehrung des Falters stellt ein natürliches Phänomen dar, das sich in der Vergangenheit selbst reguliert hat, ohne dass der Mensch eingegriffen hat.

Die Falter des Eichenprozessionsspinners schlüpfen im August nach einer Puppenruhe von etwa drei bis sechs Wochen. Schon kurz nachdem sie ihre elterliche Kolonie verlassen haben, um eine neue Kolonie zu gründen, legen die Weibchen etwa 150 Eier in Reihen im oberen Bereich der Eichenkrone ab. Die Falter werden nur wenige Tage alt. In den gelegten Eiern entwickeln sich in den folgenden Herbstmonaten Embryos, die über den Winter hinweg in den Eiern bleiben bis zwischen Anfang April und Anfang Mai die Raupen schlüpfen.

Die Weibchen des Eichenprozessionsspinners legen noch im Sommer ihre Eier auf dünnen Ästen im oberen Bereich der Eichenkrone ab, die viel von der Sonne bestrahl sind. Im kommenden Frühjahr schlüpfen die Raupen zwischen April und Mai. Die Larven durchleben sechs Stadien, die jeweils etwa zehn Tage fortbestehen. Den Tag und die Zeit der Häutungen zwischen den einzelnen Stadien verbringen sie in Nestern. Die jüngeren Raupenstadien erzeugen kleinere Gespinste in der oberen Krone. An Astgabeln des Stamms oder an dicken Ästen der unteren Krone befinden sich die bis zu fußballgroßen Nester, die Raupen ab dem fünften Larvenstadium bilden. In diesen Gespinstnestern verpuppen sich die Insekten auch.

Warum heißen Eichenprozessionsspinner so?

Es gibt es insgesamt drei Merkmale, die für den Eichenprozessionsspinner namensgeben sind:

„Eichen“: Er besiedelt insbesondere Bäume der Gattung Quercus (Eiche). Deswegen sind vorwiegend Eichenwälder befallen. Er kommt jedoch auch in Eichen-Hainbuchenwäldern und Eichenkiefernwäldern und gelegentlich auf anderen Laubbaumarten vor.

„prozessions“: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Familienverbänden. Sie fressen vorwiegend in der Nacht und wandern dafür zusammen den Baumstamm und auch Äste entlang. Sie vollziehen dabei eine Art Umzug (Prozessions; lat. procedere: vorrücken, voranschreiten).

„spinner“: Jüngere Raupenstadien bilden kleine Blattgespinste im Bereich der oberen Krone. Ältere Raupen spinnen Nester, die so groß wie ein Fußball sein können.

Was sind Eichenprozessionsspinner beim Pferd?

Eichenprozessionsspinner lösen bei Pferden, wie auch Menschen, durch ihre Brennhaare mitunter starke allergische Reaktionen aus.

Eichenprozessionsspinner Gefahr Warnschild

Eine langfristige Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist nur durch Insektizide möglich. Es gibt jedoch auch natürliche Fressfeinde.

Darum sind Eichenprozessionsspinner für Pferde so gefährlich

Ab dem dritten Raupenstadium bilden die Raupen des Prozessionsspinners die gefährlichen Brennhaare aus, die in ihrem Hohlraum das Gift Thaumetopein (ein Nesselgift) enthalten. Eine einzige Raupe kann bis zu etwa 600 000 solcher giftiger Haare besitzen. Im Vergleich dazu besitzt der Mensch durchschnittlich nur 150 000 Haare. Die Brennhaare der Raupe des Eichenprozessionsspinners brechen leicht ab und können durch den Wind über weite Strecken getragen werden.

Die giftigen Härchen sind so fein, dass sie unter Hautoberfläche gelangen können. Diese Brennhaare können sich mit ihren kleinen Widerhaken auch in Schleimhäuten festsetzen und massive allergische Reaktionen auslösen. Die gefährlichen Härchen können nicht nur die Bindehaut des Auges reizen, sondern sogar im schlimmsten Fall in den Glaskörper des Auges geraten. 

Stehen Pferde auf Koppeln in der Nähe von Eichen oder in einem Risikogebiet, so sollte man besonders wachsam sein. Nach dem gefährlichen dritten Raupenstadium schlüpfen ab August aus den kleinen Schmetterlingsraupen die erwachsenen Eichenprozessionsspinner-Falter. Von diesen geht keine Gefahr mehr aus.

Durch den Kontakt mit dem Nesselgift in den Raupenhaaren können allergische Reaktionen ausgelöst werden. Bei besonders sensiblen Menschen kann es auch zu einem allergischen Schock mit akuter Lebensgefahr kommen. Für Pferde gilt das gleichermaßen. Landen die feinen, giftigen Härchen im Heu oder Tränkewasser wird es für das Pferd lebensgefährlich!

Die Brennhaare oder die kompletten Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners auf Wiesen oder Weiden können während der Ernte leicht ins Heu gelangen. So werden sie für Pferde nicht nur im dritten Larvenstadium zwischen Mai und Juni zu einer unsichtbaren Gefahr. Zwar sind häufig nur wenige Ballen einer Ernte betroffen, aber es ist für den Futtermeister schier unmöglich, diese herauszufiltern. Ob ein Ballen verseucht war oder nicht, erkennt man erst, wenn Tiere oder Menschen die ersten Symptome zeigen.

Das verseuchte Heu muss umgehend entfernt werden (Mundschutz, Schutzkleidung)! Cortison, Antihistaminika und bei Bedarf Bronchospasmolytika, die vom Tierarzt verordnet werden, schaffen Linderung und bewirken, dass die allergische Reaktion schnell abklingt. Menschen sollten nach Kontakt mit den gefährlichen Brennhaaren ausgiebig duschen und sich die Haare waschen. Auch bei Pferden ist ein Abduschen, aber wenigstens ein Abschwammen des Gesichtes hilfreich. Kleidungsstücke, Satteldecken oder andere Textilien, die mit Brennhaaren in Kontakt gekommen sein könnten, müssen gründlich und so heiß wie möglich gewaschen werden.

Sind Eichenprozessionsspinner gefährlich für Pferde?

Ja, der Eichenprozessionsspinner ist nur für Menschen gefährlich, sondern auch für Pferde. Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Raupen Brennhaare aus, die Gift enthalten und allergische Reaktionen auslösen.

Eichenprozessionsspinner beim Pferd – Symptome

Man erkennt eine Reaktion auf den Eichenprozessionsspinner durch Symptome, wie beispielsweise starke Schwellungen der Haut oder Ausschlag. Sind Schleimhäute mit dem allergieauslösenden Gift der Spinnerraupen in Kontakt gekommen, so entstehen auch hier Schwellung, was besonders in den Atemwegen bedrohlich ist und ein sofortiges Handeln erfordert. Hier sollte man umgehend den Tierarzt rufen und bis zu dessen Ankunft die betroffenen Stellen des Pferdes kühlen, um die Schwellung einzudämmen.

Die Symptome der allergischen Reaktion, die durch den Eichenprozessionsspinner ausgelöst werden, treten in der Regel sehr schnell und zeitnah auf.

Die allergische Reaktion des Pferdes auf das Gift des Eichenprozessionsspinners ist im Einzelnen sehr verschieden. Sie ist mitunter davon abhängig, wo und wie die Symptome auftreten, hängt vor allen auch davon ab, an welchen Stellen das Pferd mit dem Nesselgift in Berührung gekommen ist.

Wesentliche Symptome im Überblick:

  • „Raupendermatitis“: Eine Hautentzündung mit Juckreiz, Hautrötung und Quaddelbildung
  • Nesselfieber
  • Atemwegsreizungen, Atemnot
  • Bindehaut- und Augenentzündungen
  • Entzündungen der Mund- bzw. Maulschleimhaut
  • Erhöhte Abortrate bei Pferden

Eine Studie an der Universität Queensland in Australien untersuchte, welche Auswirkungen die Raupe des Eichenprozessionsspinners auf tragende Stuten hat. Die Wissenschaftler stellten fest, dass viele Stuten in Folge des Kontakts verfohlten.

Im Zuge dessen wurde einer Stutengruppe ein Püree aus ganzen Prozessionsspinnerraupen unter das Futter gemischt. Eine zweite Stutengruppe bekam ein Mus aus dem Exoskelett der Raupe in unterschiedlichen Dosierungen verabreicht. In der ersten Gruppe der tragenden Stuten wurde bei drei von vier Stuten ein Abort ausgelöst. In der zweiten Gruppe verloren vier von neun Stuten ihr Fohlen durch eine Fehlgeburt.

Das Risiko eines Aborts ist für tragende Stuten demnach sehr groß, wenn sie mit dem Raupengift des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommen und beispielsweise unabsichtlich vertrocknete Raupen oder alte Larvenhäute der Raupen beim Grasen auf der Weide mit aufnehmen. Auch hier heißt es demzufolge: In Risikogebieten besonders aufmerksam sein!

Was tun bei Eichenprozessionsspinner beim Pferd?

Wenn beim Pferd Symptome einer allergischen Reaktion auftreten, sofort den Tierarzt rufen. Bis der eintrifft, die betroffenen Stellen kühlen um Juckreiz zu lindern und Schwellungen einzudämmen. Besondere Vorsicht und schnelles Handeln ist bei Atemnot des Pferdes gefragt!

Behandlung eines Pferdes gegen Eichenprozessionsspinner

Zur Behandlung der allergischen Reaktion, die bei Pferden durch die Brennhaare vom Eichenprozessionsspinner ausgelöst wird, sollte zeitnah ein Tierarzt herangezogen werden.

Behandlung gegen Eichenprozessionsspinner beim Pferd

Der Tierarzt behandelt die allergische Reaktion des Pferdes, angepasst auf die gezeigte Symptomatik, beispielsweise mit folgenden Medikamenten:

  • Antiallergika – um allergische Symptome zu mindern
  • Entzündungshemmende Medikamente (Cortisonpräparate)
  • Schmerzmittel
  • Entwässernde Medikamente
  • Beruhigungsmittel (bei stark aufgeregten Tieren)

Sofortmaßnahmen, wenn Eichenprozessionsspinner mit Pferden in Kontakt kommen

Wenn dein Pferd Kontakt zu Haaren der Larve des Eichenprozessionsspinners hatte, solltest du so schnell wie möglich folgende Maßnahmen einleiten. Dazu gehören:

  • Dusche Dein Pferd ab!
  • Bürste es anschließend vorsichtig! Dabei nicht zu feste drücken, damit Du die Haare nicht in die Haut drückst.
  • Kühle die betroffenen Bereiche!
  • Biete Deinem Pferd Wasser an, um Kreislaufprobleme zu vermeiden!
  • Nimm Kontakt zu Deinem Tierarzt auf und beschreibe ihm genau die Symptome!
  • Der Veterinär erteilt Dir gegebenenfalls weitere Handlungsanweisungen und entscheidet, ob er sofort kommen muss, um Medikamente zu verabreichen.
  • Ziehe Handschuhe an, wenn Du Dich um Dein Pferd kümmerst! Schnell bist Du auch mit den gefährlichen Haaren in Berührung gekommen.
  • Reinige Trensen, Sattel oder anderes Zubehör gründlich, wenn es mit den Haaren Kontakt gehabt haben könnte!

Gefahr der Eichenprozessionsspinner für Pferde bekämpfen

Eine Möglichkeit zur langfristigen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bieten Insektizide. Ihr Einsatz erfolgt in der Regel über die Anwendung aus der Luft mit Hubschraubern oder mit speziellen Großraumsprayern auf Fahrzeugen, mit denen die Baumbestände besprüht werden. Dieser Einsatz ist lediglich im Frühjahr sinnvoll, wenn die Raupen schlüpfen und bis maximal zum zweiten Raupenstadium.

Die Nester des Raupenprozessionsspinners kann man jedoch nur mechanisch entfernen. Um die gefährlichen Raupenhaare zu minimieren, werden die Nester häufig entweder abgesaugt, manchmal vorher mithilfe chemischer Bindemittel fixiert oder abgeflammt.

Eigenständiges Abflammen oder der Einsatz eines Wasserstrahls sind allerdings nicht zu empfehlen, da bei unsachgemäßer Anwendung die Gefahr steigt, dass die giftigen Härchen sich eher verbreiten. Für die Bekämpfung und das Entfernen der Nester ist es ratsam, sich an eine Spezialfirma zu wenden. Diese verfügt zum einen über die erforderlichen Schutzanzüge und zum anderen auch über das professionelle Arbeitsgerät zur Beseitigung der Nester und Raupen an Baumstamm und Krone.

Die Raupen bekämpfen? Es geht auch ohne Gift. In der Natur gibt es viele natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners. So gehört beispielsweise der große Puppenräuber (Calosoma sycophanta) aus der Familie der Laufkäfer dazu. Er klettert auf Futtersuche bis in die Baumkronen hinauf, um die Raupen zu erreichen. Bei einigen Vogelarten, wie dem Wiedehopf oder dem Kuckuck, stehen die Raupen des Eichenspinners ebenfalls mit auf dem Speiseplan. Die giftigen Brennhaare sind für sie nicht gefährlich.

Aber auch die Raupenfliegen (Tachinidae) oder Schlupfwespen (Ichneumonidae) schaden den Raupen des Eichenprozessionsspinners. Im Gegensatz zum großen Puppenräuber, der die Prozessionsraupen frisst, nutzen die Raupenfliegen und Schlupfwespen die Eichenprozessionsspinerraupen als Wirt für ihre Larven. Die Larven entwickeln sich in den Raupen und töten diese am Ende.

Für den Eichenprozessionsspinner besteht keine offizielle Meldepflicht. In öffentlichen Räumen wie Schwimmbädern, Zeltplätzen oder viel genutzten Wald-, Reit- und Wanderwegen ist es bei einem Raupenbefall allerdings sinnvoll, den Eichenprozessionsspinner zu melden. So können nicht nur Maßnahmen zur Bekämpfung eingeleitet, sondern auch Daten über die Gesamtverbreitung und allgemeine Gefahrenlage gesammelt werden.

Sind öffentliche Bereiche betroffen, so meldet man diesen Raupenbefall bei der jeweils zuständigen Ordnungsbehörde der Kommune und bei Privatgrundstücken dem jeweiligen Grundstückseigentümer. Bei einem Befall durch den Eichenprozessionsspinner sollte die Bekämpfung auch auf Privatgrundstücken Spezialisten überlassen werden – nicht zuletzt aus Sicherheits- und Gesundheitsgründen.

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