Als Rosse wird bei Pferden der Zeitraum der Paarungsbereitschaft (Brunft) einer Stute in ihrem Sexualzyklus bezeichnet. Da die Brunft vom Körper hormonell gelenkt wird, gehen damit in dieser Zeit auch bestimmte körperliche Erscheinungen und Verhaltensveränderungen einher. Damit Pferdebesitzer die Fortpflanzung ihrer Pferde erfolgreich durchführen können und auch Halter sowie Reiter auf das Paarungsverhalten bzw. das Verhalten des Pferdes in dieser Zeit richtig reagieren können, ist es zu empfehlen, den natürlichen Ablauf im Körper der Stute zu kennen. In der Paarungszeit der rossigen Pferde gibt es für alle Beteiligten bestimmte Aspekte zu beachten.
Rosse – die Paarungsbereitschaft der Stute im Sexualzyklus
Während der Brunft ist die Stute bereit zur Paarung und Empfängnis. Die Paarungszeit findet in der Regel zwischen März und September statt, jedoch kann bei Stallpferden die Rosse unter Umständen auch ganzjährig auftreten. Der Fruchtbarkeitszyklus dauert im Durchschnitt drei Wochen, während die Brunft in etwa 6 bis 8 Tage andauert. Sie beginnt mit der Reifung des Follikels und endet mit der Ovulation (Eisprung), die im letzten Drittel der Rosse eintritt. Stimuliert wird der hormongesteuerte Prozess bei Pferden durch das Tageslicht. Da im Frühjahr die Tageslichtphasen zunehmend länger werden, beginnt in dieser Zeit die Aktivierung des Sexualzyklus.
Die Rosse ist zu Beginn dieser Zeit oft noch unregelmäßig und muss sich erst einpendeln. Die Hauptzeit liegt zwischen den Monaten April und Juni. In der Zeit zwischen September über den Winter bis zum März sind die Stuten in der Regel nicht oder in Abhängigkeit von der Art der Haltung (z. B. durch künstliches Licht im Stall) nur geringfügig rossig. Durch ein spezielles Lichtprogramm können Pferdezüchter den Zeitpunkt der Rossigkeit auch vorverlegen. Trotz der naturgegebenen hormonellen Steuerung können Stuten auch stimuliert werden, indem sie in die Nähe von einem Hengst gestellt werden. Sobald eine Stute geschlechtsreif wird, setzt die Rosse ein und wiederholt sich jährlich und anders als beim Menschen bis zum Lebensende.
Der Zyklus besteht aus zwei Phasen. Die Rosse (Östrus) und die Zwischenrosse (Diöstrus). Der Zyklus beginnt mit der Bildung von dem Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) im Hypothalamus vom Zwischenhirn, welches wiederum die Ausschüttung des Follikel stimulierenden Hormons FSH bewirkt. Das Hormon FSH gelangt über das Blut zu den Eierstöcken und sorgt für die Reifung von einem Eibläschen mit Eizelle (Follikel). In dem Follikel wird das Hormon Östrogen gebildet, welches die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung von dem Ei vorbereitet. Gegen Ende des Östrus findet der Eisprung statt, der durch das luteinisierende Hormon (LH), ebenfalls in der Hirnanhangdrüse gebildet, initiiert wird. Während dieser hormonintensiven Zeit des Östrus zeigen die Stuten ein bestimmtes Paarungsverhalten und ihre Empfängnisbereitschaft sowie ein sonst unübliches und auffällig unruhiges Verhalten.
Diöstrus – die Zwischenrosse
An die Phase der Rosse schließt die Phase der Zwischenrosse (Diöstrus) an. Im Metöstrus (Nachbrunst) wird der Gelbkörper (Corpus luteum) aus dem Graafschen Follikel nach dem Eisprung gebildet. Der Gelbkörper sorgt für die Synthese und die Abgabe des Hormons Progesteron. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutter auf die Aufnahme eines Embryos vor. Bleibt die Befruchtung der Stute und die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter aus, bildet sich der Gelbkörper mit der Freisetzung von Prostaglandin F2? (PGF2?) nach fünf Tagen zurück. In der Phase des Diöstrus verhalten sich die Stuten eher unauffällig.
Merkmale einer rossigen Stute
Im Östrus also der Rossezeit symbolisieren die Stuten ihre Paarungsbereitschaft. Die Stute duldet oft nicht nur die Nähe von einem Hengst, sondern drängt sich unter Umständen sogar aktiv auf. Die rossige Stute stellt die Hinterbeine breit, hebt den Schweif dabei hoch und hält ihn zur Seite. Dabei wippt die Stute mit den angeschwollenen Schamlippen und sondert an der Klitoris kleinere Mengen Schleim in Verbindung mit Harn ab, der vom Licht reflektiert wird und einen blitzenden Schimmer auslöst. So heißt es bei einer rossigen Stute oft umgangssprachlich „Sie steht, schleimt und blitzt“. Durch das Heranführen von einem Hengst kann nun geprüft werden, ob die Stute empfängnisbereit ist.
In der Zeit der Rossigkeit zeigen sich die Stuten oft nervös, gereizt, kratzbürstig, zickig und auch beim Reiten sehr empfindlich. Zudem krümmen sie ihren Rücken, wiehern, quietschen und urinieren sehr oft. Sehr typisch ist, dass die Stute auffällig kitzlig ist. Die Verhaltensweisen können von Stute zu Stute ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Während manche Tiere kaum zu halten sind, verhalten sich andere wiederum ganz gelassen und unauffällig, als ob kein Östrus stattfinden würde. Es ist allerdings auch zu prüfen, ob bei extremen Verhaltensweisen, die weit über das Normalverhalten hinausragen, eventuell auch ein gynäkologisches Problem vorliegen könnte.
Was ist während der Rosse zu beachten?
Stuten reagieren in der Rosse sehr empfindlich und sind nicht selten auch schwer zu reiten. In dieser Zeit sollte auf das Tier besonders viel Rücksicht genommen und viel Geduld eingebracht werden. Falls die Stute überhaupt in diesem Zeitraum geritten werden soll, sollte sie sehr vorsichtig und langsam gesattelt werden. Sollte das Pferd bei der Führung durch den Stall das Bedürfnis haben, sich in Ruhe umzusehen, ist es zu empfehlen, sie einfach machen zu lassen. Verhält sich die Stute unwillig beim Vorantreiben bzw. klemmt es beim Reiten, ist es zu empfehlen, mit sanfter Stimme auf sie einzuwirken, anstatt die Stute heftig mit den Schenkeln anzutreiben. Empfindlich und unerfahren reagieren oft junge Stuten, während ältere eventuell instinktiv gelassener damit umgehen. Auch neigen rossige Stuten oft zu Gereiztheit oder bieten sich an, wenn andere Pferde oder Hengste zu nahe hinter ihnen laufen. In diesem Fall ist es ratsam, Abstand zu halten und die Situation auch anderen Reitern mitzuteilen. Sind Stuten in den kälteren Jahreszeiten oder an kühleren Tagen rossig, haben sie oft das Bedürfnis, auf dem Rücken warm eingedeckt zu werden. Quält sich die Stute mit den Begleiterscheinungen der Rosse, sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. Es gibt Mittel, die Symptome zu mildern.
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