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Fohlengeburt – Tipps zum Abfohlen, Nachgeburt & zur Nachsorge

von Stine Becker
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Der Frühling steht schon vor der Tür und das bedeutet bei unseren Pferden: Die Fohlen kommen! Einige werden schon im Februar geboren, die meisten kommen jedoch im April zur Welt. Nach 320 bis 360 Tagen Trächtigkeit ist es endlich so weit. Damit Du bestmöglich auf die Fohlengeburt vorbereitet bist, haben wir alles Wichtige in diesem Artikel zusammengefasst! In diesem Beitrag erfährst Du, was vor, während und nach der Geburt bei einem Pferd zu tun ist.

Erste Anzeichen, Geburtsüberwachung und Geburtsvorbereitung 

Wie Du Deine Stute auf die Geburt vorbereitest, welche Anzeichen es gibt und welche Vorkehrungen getroffen werden müssen erfährst Du im Artikel Geburtsvorbereitung beim Pferd . So bereitest Du Deine Stute aufs Abfohlen vor.

Was muss man bei einer Fohlengeburt beachten?

Die Geburt sollte nicht länger als 20 Minuten dauern und das Fohlen muss mit den Vorderbeinen voran zur Welt kommen.

Ablauf der Fohlengeburt

Ein paar Tage vor dem errechneten Geburtstermin beginnt die Vorbereitungsphase, der Körper der Stute verändert sich und stellt sich auf die anstehende Geburt ein. Die Beckenbänder werden weich, die Flankengegend fällt etwas ein und der Bauch der Stute wirkt birnenförmig. Das Euter vom Pferd füllt sich mit Milch und es bilden sich Harztropfen an den Zitzen.

1. Öffnungs-Stadium

In dieser Phase wird die Stute langsam unruhig. Sie schaut sich öfter zum Bauch um, schwitzt, tritt gegen den Bauch und schlägt mit dem Schweif. Es kann auch vorkommen, dass sie sich wiederholt hinlegt. Der Geburtskanal öffnet sich und der Muttermund entspannt sich. Dieses Stadium dauert ca. zwei Stunden. In dieser Phase sollte die Stute auf keinen Fall gestört werden, da sie die Geburt sonst verzögert.

2. Austreibungs-Stadium

Die zweite Phase wird durch das Platzen der Fruchtblase eingeleitet, Fruchtwasser tritt aus und die Presswehen setzen ein. Das Zusammenziehen der Bauchmuskulatur ist jetzt deutlich zu erkennen. Sobald eine weiße Blase, der sogenannte Fruchtsack zu erkennen ist, kannst Du die richtige Lage des Fohlens überprüfen. Es sollte in Bauchlage mit den Vorderbeinen voran zur Welt kommen. Sollte diese Phase länger als 20 Minuten dauern, musst Du sofort den Tierarzt verständigen, da wahrscheinlich ein Problem vorliegt. Sorge in diesem Fall dafür, dass die Stute aufsteht. Eine falsche Lage des Fohlens kann schwerwiegende Folgen für Mutter und Nachwuchs haben! Wenn das Fohlen richtig liegt und die Geburt begonnen hat, solltest Du Dich zurückziehen und die Geburt aus etwas Entfernung oder über eine Stallkamera verfolgen. Normalerweise braucht eine Stute keine Hilfe, wenn sie ihr Fohlen zur Welt bringt. Sollte es trotz der Wehen nicht vorangehen, kannst Du etwas nachhelfen. Wichtig ist, dass Du das Fohlen nicht einfach herausziehst, sondern die Geburt im Takt der Wehen und Bauchmuskeln mit leichtem Zug unterstützt. Besonders beim Herauspressen von Kopf und Becken kann der Stute etwas geholfen werden. Die Nabelschnur reißt von selbst an der Sollbruchstelle ab. Wenn das Fohlen auf der Welt ist, zerbeißt die Mutter die Eihülle und leckt das Fohlen ab. Dieser Prozess ist maßgeblich für die Beziehung zwischen Fohlen und Stute und regt den Kreislauf des Neugeborenen an. Um freies Atmen zu ermöglichen, müssen Maul und Nüstern von der Eihülle befreit werden, auch hier kannst Du etwas nachhelfen.

3. Nachgeburts-Stadium

Die Nachgeburt sollte innerhalb von zwei Stunden abgegangen sein und vom Tierarzt auf ihre Vollständigkeit untersucht werden, da restliches Gewebe in der Gebärmutter zu lebensbedrohlichen Entzündungen führen kann. Die ersten Aufstehversuche erfolgen meist nach 20 bis 30 Minuten, nach ca. einer Stunde stehen die Kleinen im Regelfall. Wichtig ist auch die Aufnahme der ersten Milch (Biestmilch), da ein Fohlen sonst keine Abwehrkräfte hat. Der kleine Vierbeiner sollte gut hörbar schlucken, ca. 100 bis 150 Milliliter pro Mahlzeit aufnehmen und im Idealfall kurz darauf Kot (Darmpech) absetzen.
Fohlengeburt: Fohlen und Stute stehen vorm Stall.

Die ersten Aufstehversuche erfolgen in der Regel nach 20 bis 30 Minuten.

Wie kommt ein Fohlen auf die Welt?

Ein Fohlen kommt mit den Vorderbeinen voran zur Welt.

Fohlengeburt – Checkliste

Vor der Geburt:

  • Hufeisen der Stute abnehmen 
  • 8 Wochen vorher in die Abfohlbox umstellen
  • <6 Wochen vorher nimmt der Umfang des Euters deutlich zu
  • Wenige Tage vor der Geburt treten die im schwellenden Euter eingezogenen Zitzenspitzen heraus
  • Harztropfen bilden sich ein paar Tage vorher
  • Einschießen der Milch geburtsnah
  • Kurz vor der Geburt Schwitzen, Umherlaufen, Scharren und häufiges Hinlegen

Die Geburt

  • Öffnungsphase ca. zwei Stunden
  • Austreibungsphase ca. 20 Minuten
  • Stuten liegen während der Austreibungsphase in Seitenlage, die Beine von sich gestreckt oder wechseln zwischen den Wehen die Lage, stehen auf und legen sich wieder hin
  • Geburtslage des Fohlens ist die Vorderendlage -→ gestreckte Vorderbeine kommen zuerst
  • Nabelschnur durchtrennt sich meistens von selbst, zu frühes Trennen kann dem Fohlen schaden

Nach der Geburt

  • Erste Aufstehversuche ca. 20-30 Minuten nach der Geburt
  • Erstes Stehen nach ca. eine Stunde
  • Biestmilchaufnahme kurz nach der Geburt (mindestens 1 Liter in den ersten 8 Lebensstunden)
  • Verabreichung von Klistier als Abführmittel
  • Darmpech Ausscheidung bis zu sechs Stunden nach der Geburt
  • Die Nachgeburt sollte nach höchstens zwei Stunden gelöst sein
  • Der Tierarzt sollte zu Erstversorgung des Fohlens kommen
  • Fohlengeburt: Fohlen trinkt Muttermilch

    Wichtig ist nach der Geburt die Aufnahme der ersten Milch, da ein Fohlen sonst keine Abwehrkräfte hat.

Was tun nach einer Fohlengeburt?

Maul und Nüstern von der Eihaut befreien, auf die Nachgeburt warten, darauf achten, dass das Fohlen zeitnah aufsteht und die erste Milch trinkt.

Video einer Fohlengeburt

Im Rahmen unseres Projektes „Von der Geburt bis zur Körung“ begleiten wir ein Fohlen auf seinem Lebensweg. Dazu gehört natürlich auch die Fohlengeburt. Wie die Nacht der Geburt verlief und worauf man in der Geburtsphase achten muss, erfährst Du in folgendem Video:

Mögliche Komplikationen nach dem Abfohlen

Die Stute lässt das Fohlen nicht trinken

Vor allem Stuten, die ihr erstes Fohlen bekommen haben, lassen diese manchmal nicht trinken oder schlagen sogar danach. Ihr Euter steht unter Spannung und ist dadurch sehr schmerzempfindlich. In diesem Fall solltest Du versuchen die Stute etwas abzumelken, um Spannung vom Euter zu nehmen (eine Nasenbremse kann nötig sein). Danach darf das Fohlen zur Stute. Das Fohlen muss unbedingt die Biestmilch (Kolostrum) zu sich nehmen, um lebensnotwendige Antikörper zu erhalten.

Das Fohlen will nicht stehen

Wenn das Fohlen ziemlich groß oder etwas geschwächt ist, fällt es ihm vielleicht schwer aufzustehen. Du solltest das Kleine unterstützen und ihm die nötige Stabilität geben. Das Stehen fördert die Durchblutung und das Fohlen kann bei der Mutter trinken. Schafft es der Nachwuchs dennoch nicht stehenzubleiben, muss die Stute gemolken und das Fohlen mit der Flasche gefüttert werden.

Die Stute leidet an Kolik

Wenn die Gebärmutter nach der Fohlengeburt zu schnell schrumpft, kann es zu Krämpfen kommen. Die Stute leidet unter Schmerzen und kann unkontrollierbar werden. Gegebenenfalls muss das Fohlen in diesem Fall von der Mutter separiert werden, um es vor Schlägen oder anderen unkontrollierten Bewegungen zu schützen.

Wie lange dauert eine Fohlengeburt?

Die eigentliche Fohlengeburt in der sogenannten Austreibungsphase sollte nicht länger als 20 Minuten dauern.

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