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Muskelaufbau beim Pferd

von Frederieke Wenning
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Der Muskelaufbau beim Pferd ist ein Thema, mit dem sich Reiter:innen immer wieder beschäftigen. Sei es ganz zu Beginn einer Reitpferde- Laufbahn, um ein junges Pferd auszubilden und zu fördern, nach einer Verletzungspause oder um alte Pferde fit zu halten. Der Muskelaufbau beim Pferd kostet Zeit und kommt nicht von heute auf morgen. Dennoch lässt sich mit ein paar Tipps und Tricks der Muskelaufbau beim Pferd sinnvoll gestalten und dadurch gezielt fördern.

Wieso ist ein gesunder Muskelaufbau beim Pferd wichtig?

Der gesunde Muskelaufbau ist für Pferde wichtig, damit sie uns überhaupt tragen und die von ihnen geforderten Aufgaben erfüllen können. Dabei benötigt das Pferd eine gut funktionierende Muskulatur, da diese ein lebenswichtiges Organ des Tieres sind. Egal ob Freizeit- oder Turnierpferd: Jedes Pferd, von dem etwas verlangt wird, muss auch dementsprechend trainiert und vorbereitet werden. Denn nur ein Pferd mit ausreichender Muskulatur kann Leistung bringen und Spaß bei der Bewegung und dem Training haben.

Dabei bauen sich Muskeln nur mit der Forderung nach ‚mehr‘ auf. Sprich: Muskeln müssen regelmäßig aktiviert und herausgefordert werden, damit sie sich aufbauen. Es müssen also Muskelreize im Training gesetzt werden. Das erreicht man am besten mit einer anaeroben Trainingseinheit. Neben dem anaeroben Training gibt es in der Sportwissenschaft auch das aerobe Training. Das Zusammenspiel beider Trainingsvarianten und gezielte Regenrationspausen führen zu einem gesunden Muskelaufbau.

Ein Muskel lässt sich dabei als kleines Kraftwerk verstehen, in welchem viele biochemische Prozesse ablaufen. Dafür ist Energie und Sauerstoff nötig, um die muskeleigenen Zellen ausreichend zu versorgen. Nur wenn die Muskelzellen wachsen, findet auch ein Muskelaufbau statt. Ein weiterer wichtiger Faktor für einen gesunden Muskelaufbau ist die passende Fütterung des Pferdes. Hinter alle dem steht immer das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes: Nur ein zufriedenes Pferd, welches genug Futter, Wasser, Auslauf und Kontakt zu Artgenossen bekommt, kann körperlich und geistig auch fit sein. Diese grundlegende Basis ist wichtig, um ein Pferd trainieren und Muskeln gezielt aufbauen zu können.

Was füttern für Muskelaufbau beim Pferd?

Nährstoffe, Aminosäuren und Antioxidantien sind für den Muskelaufbau beim Pferd besonders wichtig. Dies kann das Pferd durch gute Öle und Zusatzfutter aufnehmen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Futter immer an das Training und die körperliche Verfassung angepasst wird. Es gibt viele verschiedene Zusatzfutter, die dem Pferd die nötigen Nährstoffe liefern können.

Wie funktioniert der Muskelaufbau beim Pferd?

Ein Pferd besteht zu ca. 40 % aus Muskelmasse. Dabei besitzt es ca. 520 verschiedene Muskeln, welche die Grundlage für die Bewegung des Pferdes sind. Sprungkraft, Kadenz und Ausdauer können nur durch gesunde Muskeln entwickelt werden. Dabei ist das regelmäßige und aufbauende Training eines Pferdes der einzige Weg, um die Muskulatur des Pferdes sinnvoll zu entwickeln. Dafür braucht man viel Geduld und Disziplin. Veränderungen der Muskulatur sieht und spürt man nicht von dem einen auf den anderen Tag. Der Muskelaufbau an sich hört eigentlich nie so richtig auf bzw. geht irgendwann in den Muskelerhalt über und auch das passiert nicht von allein.

In der Regel beginnen Muskeln zwischen sechs und zwölf Tagen ohne (ausreichenden) Trainingsreiz mit dem Abbau. Dennoch ist eine Regenerationszeit zwischen den Trainingseinheiten für die Muskeln von etwa einem Tag ist ebenso wichtig, wie die regelmäßige Aktivierung der Muskeln. Ein Muskel kann nur dann gesund wachsen, wenn er abwechselnd an- und entspannt wird. Dazu zählt auch, dass man während einer Trainingseinheit die Muskeln versucht zu Anspannung und Abspannung zu bringen – indem man versucht während einer Einheit den Rahmen des Pferdes zu verlängern und verkürzen. Die verschiedenen Muskelgruppen, wie die Rücken- oder Halsmuskeln können immer wieder an und abgespannt werden, in dem man beim Reiten in Aufrichtung auch immer wieder die Zügel aus der Hand kauen lässt und die verschiedenen Gangarten und Tempi variiert. Die Streckung und Dehnung der Muskulatur zwischen den Phasen der An- und Entspannung ist dabei der Fokus der Übungen.

Pferd mit ausgeprägter Muskulatur

Nährstoffe, Aminosäuren und Antioxidantien sind für den Muskelaufbau beim Pferd besonders wichtig. Dies kann das Pferd durch gute Öle und Zusatzfutter aufnehmen.

Sporttheoretische Hintergründe

Grundlegend gilt es wie bei dem Menschen auch einen ausgeglichenen Trainingsablauf von anaeroben und aeroben Trainingseinheiten zu entwickeln. Das heißt den Energiestoffwechsel der Muskeln auf zwei verschiedene Weisen zu aktivieren. Eine ganz klare Abgrenzung beider Trainingsphasen ist nicht möglich. Daher ergänzen sie sich oft auch innerhalb einer Trainingseinheit. Trotzdem kann man sie in der Theorie differenzieren.

Das aerobe Training kann man mit dem Dauerlauf oder langsamen Schwimmen beim Menschen gleichsetzen. Man spricht vom aeroben Energiestoffwechsel, wenn beim Verbrennen von Fetten und Kohlenhydraten auch Sauerstoff verbraucht wird. So wird Energie für die Arbeit der Muskeln gewonnen. Das passiert bei einer leichten, aber konstanten Trainingsbelastung. Hierbei gewinnen die roten (ausdauernden) Muskelfasern ihre Energie aus dem Sauerstoff, welchen sie aus dem Blut aufnehmen. Da sie recht langsam kontrahieren, werden sie für Bewegungen mit geringem Kraftaufwand und hoher Wiederholungsfrequenz beansprucht. Bei Pferden ist es zum Beispiel mit Trabeinheiten im Vorwärts-Abwärts vergleichbar. Insgesamt ist der Pferdekörper also in der Lage leichte Belastung durch eine schnellere Atem- und Herzfrequenz auszugleichen und so das geforderte (leichte) Niveau zu halten. Der Bereich des aeroben Trainings hilft also vor allem bei der Fettverbrennung und der Steigerung der Ausdauer.

Bei einer besonders intensiven und anstrengenden Einheit ist der Energiebedarf so stark, dass der Sauerstoffbedarf der Muskulatur nicht über eine erhöhte Atemfrequenz allein kompensiert werden kann. Der Grund dafür ist, dass nun vermehrt die weißen Muskelfasern beansprucht werden. Diese können mehr Energie in kürzerer Zeit freigeben, benötigen dafür aber natürlich auch viel mehr Energie. Der Muskel geht dann eine ,,Sauerstoffschuld“ ein. Das heißt, dass er für das andauernde Training mit weniger Sauerstoff auskommen muss, als er bräuchte. Diese ,,Schuld“ kann dann erst nach Beendigung des Trainings durch eine vermehrte Sauerstoffzufuhr wieder ausgeglichen werden. Deswegen läuft dann neben dem aeroben auch der anerobe Energiestoffwechsel ab.

Beim aneroben Energiestoffwechsel werden die Kohlenhydratreserven nun ohne Sauerstoff in Energie umgewandelt. Dies geschieht mit Hilfe der Milchsäuregärung bei welcher das Milchsäure–Salz Laktat anfällt. In dieser Phase können keine Fettreserven abgebaut werden, da dafür zwingend Sauerstoff nötig wäre. Darüber hinaus ist die Energieausbeute deutlich geringer als beim aeroben Energiestoffwechsel. Durch das anfallende Laktat kann es zu einer Übersäuerung der Muskulatur und damit auch zum Leistungsabfall kommen. Daher sollte man intensive Trainingseinheiten wie das Arbeiten an schweren Lektionen, Galoppsprints oder viele Sprünge in kurzer Zeit immer gut dosieren.

Trotzdem ist das (kurze) Training im aneroben Bereich besonders effizent für den Muskelaufbau und die allgemeine Leistungssteigerung. Trainer:innen können aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung am besten einschätzen, wann sich Pferd und Reiter:in in der aneroben Phase des Trainings befinden und wie lange sie auf diesem Niveau arbeiten können. Denn die Schwelle zwischen aeroben und anaeroben Energiestoffwechsel ist sowohl bei Reiter:innen als auch ihren Pferden immer individuell.

Um die Muskulutar des Pferdes gezielt aufbauen und fördern zu können, ist es sinnvoll, sich einen Trainingsplan zu erstellen. Dieser sollte abhängig von dem Alter des Pferdes, den körperlichen Gegegebenheiten sowie dem Ziel, erstellt werden. Dabei ist die Regelmäßigkeit der Trainingseinheit, sowie die Abwechslung besonders wichtig. Nur Pferde die im Training Routine und immer wieder Abwechslung in der Art und Weise wie ein Training gestaltet ist bekommen, haben Spaß an der Arbeit. Dieser Spaß wirkt sich auf die Motivation und oft auch die Gehfreudigkeit eines Pferdes aus. Diese positive Energie des Pferdes kann im Training gefordert und gefördert werden und dadurch kann gezielter trainiert und der Muskelaufbau beim Pferd gesteuert werden.

Die wichtigsten Muskel beim Pferd kurz beschrieben

Beim Pferd wird zwischen den folgenden drei Muskeltypen unterschieden:

  • Herzmuskulatur: Sie ist die wichtigste Muskulatur bei Säugetieren allgemein, da sie der Motor des Kreislaufs ist. Die Herzmuskulatur ist nicht kontrollierbar.
  • Glatte Muskulatur: Ist zuständig für den Halt der inneren Organe und die Bewegung im Verdauungstrakt. Auch diese Muskeln können nicht aktiv kontrolliert werden.
  • Skelettmuskulatur: Die Skelettmuskulatur wird auch aktiver Bewegungsapparat genannt. Hierzu zählen zum Beispiel die Bein-, Hals- und Rückenmuskulatur. Hierbei handelt es sich um die Muskulatur, die wir mit unserem Training gezielt ansprechen möchten. Denn sie dient dazu den Pferdekörper zu stabilisieren, bewegen und zu wärmen. Die Bewegung entsteht dabei durch die Kontraktion, also das Zusammenziehen der Muskeln.

 

Muskelaufbau Pferd: Rappe von vorne

Alle Skelettmuskeln bestehen aus den drei Teilbereichen Ursprung, Muskelbauch und Ansatz.

Zum Aufbau der Skelettmuskulatur

Alle Skelettmuskeln bestehen aus drei Teilbereichen. Der erste wird Ursprung genannt und ist der Körpermitte zugewandt. Daran schließt der Muskelbauch, diese ist gut durchblutet und sehr elastisch. Das Ende des Muskels wird Ansatz genannt. Der Ansatz ist von der Körpermitte abgewandt. Die Sehnen entstammen jeweils aus dem Ursprung bzw. Ansatz eines Muskels. Diese ermöglichen die Übertragung der Muskelbewegungen auf das Skelett. Zudem sind Sehnen nur wenig elastisch oder dehnbar, können aber hohen Zugwiderständen standhalten. Sie werden über die Muskeln mit Blut versorgt und sind mit speziellen Sehnenfasern an den Knochen befestigt. Diese Übergänge zwischen Sehnen, Knochen und Muskeln sind besonders anfällig für Verletzungen durch Überbelastung.

Generell bestehen Muskeln zu drei Vierteln aus Wasser und zu einem aus Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten. Jeder Muskel besteht aus zehn bis vierzehn Muskelbündeln, die sich aus unzähligen Muskelfasern zusammensetzen. Diese bestehen wiederum aus sogenannten Fibrillen und die darin enthaltenen Proteine sind dann der Auslöser für das Zusammenziehen des Muskels. Muskelfasern kann man bei Pferden in zwei Typen unterscheiden. Je nach genetischer Verteilung der einzelnen Typen unterscheidet sich dann auch die Muskulatur von Pferd zu Pferd und ebnet somit die spezifische Eignung für verschiedene Disziplinen.

Bei den zwei Muskelfasertypen unterscheidet man zwischen den roten, auch ,,Slow-Fasern“ genannt, und den weißen (,,Fast-fasern“). Bei den weißen Fasern wird allerdings auch nochmal nach zwei Untertypen unterschieden. Weiße Muskelfasern des Typs IIA enthalten einen hohen Myoglobinanteil (roter Blutfarbstoff). Das Myoglobin kann besonders viel Sauerstoff aufnehmen. Dadurch können Pferde mit einem hohen Anteil weißer Muskelfasern des Typs IIA maximale Leistung über einen längeren Zeitraum erbringen. Vielseitigkeitspferde haben daher meist viele dieser kraftvollen Muskelfasern dieses Typs. Weiße Muskelfasern des Typs IIB hingegen sind besonders schnell in der Kontraktion (dem Zusammenziehen des Muskels).

Ihr Einsatzgebiet sind demnach kurze, explosionsartige Bewegungen. Dazu zählen im Pferdesport natürlich Galoppsprints und das Springen. Durch Training kann auch der Anteil der verschiedenen Muskelfasertypen beeinflusst werden. Liegt der Schwerpunkt beim Training auf Schnelligkeit und Kraft, erhöht sich der Anteil der weißen Muskelfasern. Liegt der Fokus auf der Ausdauer und Kontinuität, werden sich die roten Muskelfasern vermehrt ausbilden.

Das Zusammenspiel der Muskulatur

Jedem Muskel wird bei jeder Bewegung eine Aufgabe zuteil. Die Aufgaben können sich je nach Bewegungsrichtung auch ändern. Grundlegend gibt es drei Aufgaben, die je nach Bewegung verteilt werden müssen. Jedem Muskel wird dann einer der drei Tätigkeitsbereiche Beuger, Strecker oder Rotator zugeteilt. Denn die Muskeln müssen bei jeder Bewegung als Team zusammenarbeiten, um fließende Bewegungsabläufe zu ermöglichen. Bei jeder Bewegung gibt es einen aktiven Muskel, der angespannt wird und einen passiven Muskel, der nachgeben muss, um die Bewegung zu ermöglichen. Bei einer entgegengesetzten Bewegung tauschen die beiden Muskeln dann die Rollen.

Rotatorenmuskeln hingegen ummanteln die Gelenke und sind besonders dehnbar, damit die Gelenke ihre volle Beweglichkeit ausschöpfen können. Damit die Muskeln ihren Aufgaben problemlos nachgehen können, ist eine ausreichende Nährstoffzufuhr von Magnesium und Calcium sehr wichtig. Sollten Pferde zu Muskelverspannungen oder gar Muskelkrämpfen neigen, kann ein Mangel durch ein Blutbild ausgeschlossen oder aufgedeckt werden.

Innerhalb des Pferdekörpers werden einzelnen Muskeln in verschiedene Muskelgruppen unterteilt. Jede dieser Gruppen hat zum einen eine spezifische Aufgabe, zum anderen arbeiten aber auch alle Muskelgruppen wieder in Muskelketten zusammen, um das ganze Tier aufrecht zu halten und zu bewegen. Wichtig zu beachten ist, dass auch bei den Muskelketten der Leitsatz ,,eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied“ gilt. Denn der schwächste Muskel einer Kette kann Auswirkungen auf alle anderen Muskeln haben. Die Auswirkungen können von Verspannungen, Krämpfen und damit verbunden Ausgleichshaltungen und -bewegungen bis hin zu ernsthaften Verletzungen reichen. Zwei Muskelketten sind bei Pferden besonders wichtig. Die erste ist die dorsale Muskelkette. Zu ihr gehören die Muskelgruppen der Wirbel und sie erstreckt sich vom oberen Hals- über die Rückenmuskulatur bis hin zur Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur. Die dorsale Muskelkette umfasst die Streckmuskeln von Pferderumpf und -hüfte. Durch sie wird das Aufrichten und Anheben des Halses sowie das Rückwärtstreten der Hinterhand ermöglicht.

Die zweite wichtige Kette ist die ventrale Muskelkette. Sie umfasst die unteren Halsmuskeln, die Bauchmuskeln und die vordere Partie der Oberschenkelmuskeln. Sie ist das Gegenstück zur dorsalen Muskelkette und ermöglicht somit die Beugungen der Extremitäten. Das heißt das Senken des Halses und das Untertreten bzw. die Lastaufnahme der Hinterhand.

Was tun, wenn das Pferd Muskelkater hat?

Wenn das Pferd am Tag nach dem intensiven Training eher steif und zäh wirkt, ist das häufig ein Anzeichen für Muskelkater. Man sollte dem Pferd nun etwas Ruhe gönnen und die Muskeln höchstens durch leichte Bewegung etwas lockern. Auch ein Einheit unter dem Solarium oder anderweitige Wärmezufuhr trägt zur Regeneration der Muskeln bei.

Muskelkater bei Pferde

Die Trainingseinheit gestern war super, die neue Lektion hat endlich geklappt und der Trainer ist auch zufrieden gewesen. Mit voller Euphorie fährt man heute in den Stall und muss feststellen, dass der geliebte Vierbeiner heute so gar keinen Schritt auf einen zu machen mag. Auch die lockenden Möhren sind nicht überzeugend. Generell scheint das Pferd sich nur sehr steif und langsam zu bewegen. Da liegt die Vermutung des Muskelkaters schnell nahe.

Über Muskelkater gibt es zwei Mythen, die noch immer viel Gehör finden. Die erste Mythe besagt, dass der Muskelkater durch die Übersäuerung der Muskeln zustande kommt. Denn wie oben bereits erwähnt, wird bei einem langem, sehr intensiven Training viel Laktat freigesetzt. Lange dachte man, dass durch diese Übersäuerung die Muskeln schmerzen. Mittlerweile weiß man allerdings, dass Laktat recht schnell vom wieder Körper abgebaut und damit ,,entsorgt“ wird. Nach neuen Studien sind ganz feine Risse in der Zellstruktur der Muskelfasern, der Myofibrillen, für den Muskelkater verantwortlich. Der dazugehörige Muskelschmerz tritt in der Regel 12-24 Stunden nach der Trainingseinheit auf. Normalerweise heilen diese Mikrorisse innerhalb weniger Tage ab. Sollte der Muskelschmerz nicht nach spätestens einer Woche abklingen bzw. verschwinden, kann das ein Indiz für eine schwerwiegende Verletzung sein. Generell sind vom Muskelkater meist nicht nur einzelne Muskeln, sondern eher Muskelpartien betroffen. Bei Pferden sind das häufig die Muskelgruppen an Vorhand, Schulter und Knie. Diese Partien arbeiten nämlich vermehrt beim (plötzlichen) Halten, dem Landen nach dem Sprung oder Richtungswechseln. Ungewohnte Bewegungen können aber auch an allen anderen Partien Muskelkater auslösen.

Der zweite Mythos besagt, dass Muskelkater ,,wegtrainiert“ werden muss. Einige gehen sogar aus, dass nur ein noch härteres Training den Muskelkater ,,besiegen“ kann. Auch dieser Mythos wurde mittlerweile widerlegt. Denn man soll die Pferde am nächsten Tag zwar bewegen, aber eben nur leicht, sodass kein neuer Muskelreiz gesetzt wird. Die Bewegung dient lediglich der Auflockerung der verhärteten Muskelpartien. Besonders wichtig für eine rasche Linderung des Muskelschmerzes ist eine gute Durchblutung. Denn durch sie werden die entstehende Abbauprodukte des Körpers schneller transportiert und der Muskel kann schneller heilen. Außerdem werden so alle wichtigen Nährstoffe schneller zugeführt. Eine einfache Maßnahme für eine gute Durchblutung ist Wärme. Hierfür kann das Pferd entweder in die Sonne oder unter ein Solarium gestellt werden. Aber auch warme Decken oder eine unter Aufsicht aufgelegte Wärmflasche können Abhilfe schaffen. Insgesamt sollte man dem Pferd nach einem intensiven Training mit neuen Bewegungsabläufen also einen Ruhetag gönnen, damit die Muskeln sich regenerieren können und es nicht zu größeren Muskelverletzungen kommt.

Muskelaufbau: Pferd frisst Gras im Wald

Wenn das Pferd am Tag nach dem intensiven Training eher steif und zäh wirkt, ist das häufig ein Anzeichen für Muskelkater.

Wie man eine gute Bemuskelung bei Pferden erkennt

Ein Blick auf den Pferdekörper verrät oft schon viel über den gesundheitlichen Zustand des Tieres. Natürlich kann es aufgrund der Rasse große körperliche und damit auch muskuläre Unterschiede von Pferd zu Pferd geben. Grundsätzlich gilt aber eine gute und gesunde Bemuskelung ist eher rund als eckig. Jedoch ist rund nicht gleich rund. Eine runde und ausgefüllte Rückpartie muss nicht zwangsläufig muskelbepackt sein, sondern kann auch einfach durch Fettpolster ausgefüllt werden. Man muss also durch die Gesamtbetrachtung des Pferdes auch immer abwägen, ob fehlende oder besonders ausgeprägte Masse am Pferdekörper auf den Trainings- oder Fütterungszustand zurückzuführen ist.

Bei einer guten Rückenmuskulatur sollte die Wirbelsäule zwischen den Muskelstängen eingebettet sein und nicht hervorstehen. Ebenso sollten keine Kuhlen in der Sattellage zu sehen sein. Denn das kann auf einen unpassenden Sattel hindeuten, der die Muskeln wegdrückt. Der Pferdehals sollte vor allem im oberen Bereich gleichmäßig ausgeprägt sein. Der untere Hals sollte nicht all zu viel Muskelmasse aufweisen und eine ebenes Bild abgeben. Die Muskulatur an der Schulter sollte das Schulterblatt bedecken. Bei mangelnder Muskulatur tritt das Schulterblatt am Übergang von Schulter zu Hals deutlich hervor. Eine gesunde Bauchmuskulatur erkennt man an einer straffen, runden Form. Optisch sollte nur eine leichte Wölbung erkennbar sein und der Bauch sollte nicht zu stark durchhängen.

Bei der Kruppenmuskulatur gilt Ähnliches wie bei der Schultermuskulatur. Sieht man die Darmbeinhöcker hervorstehen (zwei Knochen rechts und links von der Wirbelsäule ca. beim Übergang vom Rücken zur Kruppe), fehlt dem Pferd Muskulatur in der Hinterhand. Die Schenkel- und Wadenmuskulatur sollte sich nach außen wölben. Wenn man zwischen die inneren Oberschenkel schaut, sollte nur ein leichter Spalt erkennbar sein. Bei einer schwachen Muskulatur wirkt die ganze Hinterhand eher flach und abfallend. Um den Blick zu schulen, kann man jedes Mal, wenn z.B. Tierärzt:innen, Ostheo- oder Physiotherapeut:innen oder auch Hufpfleger:innen kommen, eine Einschätzung des muskulären Zustands seines Pferdes abgeben und sich dann die Meinung der Expert:innen anhören.

Mögliche Ursachen, für eine verminderte Muskulatur

Die folgenden Faktoren sind nicht nur mögliche Ursachen für eine verminderte Muskulatur, sondern sollten auch beim Muskelaufbau abgeklärt und ggf. berücksichtigt werden:

    • Stoffwechselstörungen: Wie oben schon erläutert laufen beim Training viele stoffwechseltechnische Prozesse in den Muskeln ab. Treten beim Pferd nun also Stoffwechselprobleme auf, bedingen diese auch Einbußen in der Muskelaktion. Stoffwechselprobleme wirken sich nämlich ähnlich wie Muskelprobleme immer auf den gesamten Organismus aus, ganz gleich an welcher Stelle sie auftreten bzw. was ihr Ursprung ist. Daher äußern sich Stoffwechselprobleme auch durch mehrerer Indizien bei Pferden (z.B. auch durch ein mattes, stumpfes Fell). Häufige Stoffwechselkrankheiten, die auch die Muskelatur betreffen, sind Cushing oder das Equina metabolische Syndrom (EMS). Neben abgestimmtem Futter und Training muss man Pferde mit Stoffwechselstörung manchmal auch medimenkatös betreuen.
    • falsche Futterzusammensetzung: Die richtige Futterzusammensetzung trägt ebenfalls zu einem erfolgreichen Muskelaufbau bei. Wichtig ist es, den Futterplan nach den Bedürfnissen des Pferdes anzupassen. Ein dreijähriges Pferd, das gerade erst an die Arbeit mit den Menschen herangeführt wird, hat bspw. einen anderen Bedarf als der 12-jährige Dressurwallach, der auf S-Niveau trainiert wird. Ausreichend Heu von guter Qualität sollte in der Fütterung immer die Basis bieten. Ergänzt werden kann durch über den Tag verteilte Kraftfutterrationen. Zusätzlich können auch noch bestimmte Zusätze wie Muskelaufbaupräperate gefüttert werden. Bei denen sollte man allerdings immer auf die Inhaltsstoffe und Zusammensetzung achten.
    • altersbedingter Muskelabbau: Bei alten Pferden ist es wie mit alten Menschen – wer rastet, der rostet. Dennoch muss auch hier das Training genau abgestimmt sein, denn älteren Pferden fällt es sehr viel schwerer Muskeln aufzubauen und zu erhalten. Hinzu kommt, dass man bei ihnen auch schon mal mit gesundheitlichen Einschränkungen rechnen muss, die ein Training erschweren können.
    • lange Trainingspausen: Nach langen Trainingspausen muss man das Pferd erst wieder behutsam an die Arbeit heranführen. Überforderungen oder Überanstrengen können zu Verletzungen wie z.B. einem Kreuzverschlag führen. Daher sollte man die Intensität und Länge der Einheiten nur langsam steigern.
    • falsches Training: Falsches Training führt auf lange Sicht zu einem enormen Verschleiß am Pferdekörper, der mit vielen Verletzungen einhergehen kann.
    • falsche oder unpassende Ausrüstung: Unpassende Ausrüstung ist ein häufiger Faktor, der den Muskelaufbau verhindert. Besonders bei Sätteln ist das Risiko groß, dass sie die Rückenmuskulatur beim Wachsen beeinträchtigen. Aufgrund dessen sollte man seine Ausrüstung regelmäßig von Fachleuten begutachten lassen und ggf. ausbessern.
    • bewegungsarme Haltung: Pferde sind Lauftiere. Das beste Training wird nicht viel nützen, wenn die Tiere sich nicht zusätzlich frei bewegen können. Der Pferdekörper ist darauf ausgelegt, täglich mehrere Kilometer zurückzulegen. Verwehrt man den Tieren nun bspw. den Weidegang und hält sie nur in der Box, verkümmern sowohl Muskeln als auch die Seele.

Was kann ich zum Muskelaufbau beim Pferd beitragen?

Um zum Muskelaufbau des Pferdes beizutragen, sollte auf sinnvolles, abwechslungsreiches Training ebenso geachtet werden wie auf eine korrekte, passende Ausrüstung und Fütterung bzw. Haltung des Pferdes. Dabei sollte das Training regelmäßig, abwechslungreich und fordernd, ohne das Pferd zu überfordern, gestaltet sein. Mit Hilfe geeigneter Zusatzfutter kann der Muskelaufbau des Pferd zusätzlich unterstützt werden.

Effektive Methoden und Tipps zum Erhalt der Muskulatur beim Pferd

      • Trainingsplan: Ein Trainingsplan ist wichtig für die erwähnte Regelmäßigkeit der Aktivierung der Muskeln. Dabei sollte der Trainingsplan wöchentliche Pausentage beinhalten, an denen das Pferd nicht trainiert wird. Eine anderweitige Beschäftigung wie die intensive Fellpflege oder ruhige Spaziergänge sind natürlich trotzdem möglich. Nur durch eine optimale Abwechslung von gezieltem Training und Erholungsphasen kann der Muskelaufbau beim Pferd gelingen.
      • Bodenarbeit: Bei der Bodenarbeit lassen sich auch Muskeln aufbauen. Zwar können nicht die gleichen Muskeln aufgebaut werden, wie wenn ein Pferd einen Reiter tragen muss und dabei sich und das Reitergewicht bei den verschiedenen Übungen ausbalanciert. Jedoch kann durch gezielte Übungen, wie Schenkelweichen, Schulterherein usw. die Muskulutar auch gefördert werden. Zudem unterstützt Bodenarbeit die Bindung und das Vertrauen zum Pferd. Das kann einem im Sattel dann auch zu Gute kommen.
      • Reiten: Dressurreiten, Springreiten, Reiten im Gelände, Reiten über Stangen / Stangen- Gymnastik oder Galopptraining sind wichtig, um gezielt Muskeln zu aktivieren und zu fördern.
      • Alternative Gymnastizierung: Nicht nur beim Reiten, sondern auch durch gezieltes Training an der Longe oder durch Freispringen können verschiedene Muskelgruppen trainiert und aufgebaut werden.
Muskeln aufbauen bei Pferden

Um zum Muskelaufbau des Pferdes beizutragen, sollte auf sinnvolles, abwechslungsreiches Training ebenso geachtet werden wie auf eine korrekte, passende Ausrüstung und Fütterung bzw. Haltung des Pferdes.

Übungen für den Muskelaufbau

1. Stangenarbeit: Diese bietet eine tolle Abwechslung zum Dressurtraining und bietet dabei deutliche Vorteile. Pferde müssen sich bei der Stangenarbeit besonders konzentrieren und ihren Körper benutzen. Durch das gezielte, aktive Abfußen über die Stange werden die Beine höher gehoben, wodurch der ganze Bewegungsapparat aktiviert wird. Zudem schult es das Körpergefühl und die Balance der Tiere.

Es gibt unzählige Möglichkeiten Stangen aufzubauen. Man kann sie hintereinander, in Anpassung an die Schrittlänge der verschiedenen Gangarten legen oder mit Hilfe von Keilen an einer Seite erhöhen. Wenn man die Keile abwechselnd auf verschiedenen Seiten unterlegt, muss sich das Pferd mehr konzentrieren und die Beine höher heben. Natürlich kann man auch ganze Konstruktionen mit Stangen legen. Kreuze, Reihen, L-Förmig etc. – Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt. Das Ganze kann man reitend oder longierend machen. Ergänzt werden kann die Stangenarbeit auch mit Cavalettis, um die Höhen noch mehr zu variieren.

2. Geländetraining: Wer keine Stangen zur Verfügung oder auch keine Reithalle oder einen Platz am Stall hat, der kann auch super im Gelände trainieren. Gut geeignet sind hüglige, unebene Stellen, bei denen die Pferde ihre Hinterhand anstrengen müssen. Dabei fördert man nicht nur die Trittsicherheit, sondern auch die Kondition. Gut sind auch steilere Anstiege, an denen die Pferde richtig „klettern“ müssen. Dabei gilt allerdings auch: In Maßen! Anfangs ist das sehr anstrengend und man sollte die Pferde nicht überfordern, sondern eher klein anfangen und langsam steigern. Zudem kann man nach Absprache mit den örtlichen Bauern im Sommer auch super die Stoppelfelder für ein ausgiebiges Galopptraining nutzen. Allerdings sollte man die gewählte Strecke vorher unbedingt nach Löchern oder anderen Stolperfallen abgehen.

3. gezielte Dressurübungen: Im Viereck kann man Übungen wie Rückwärtsrichten oder viele Übergänge reiten. Dabei eignen sich am besten Trab-Galopp und Galopp-Trab Übergänge. Beim Rückwärtsrichten muss das Pferd seinen Rücken aufwölben, bei den Übergängen vom Trab zum Galopp muss das Pferd seine Bauchmuskeln anspannen, um anspringen zu können. Bei den Übergängen vom Galopp zum Trab muss das Pferd sich aufrichten und die Hinterhand richtig unterschieben, damit es nicht auf die Vorhand fällt und unterm Reiter wegläuft. Viele Pferde neigen dabei nämlich zum „rennen“, weil sie auf die Vorhand fallen und versuchen ihr Gleichgewicht zu halten. Es müssen also nicht immer die spektakulären Lektionen sein. Allein durch eine gezielte und wirklich akribische Basisarbeit kommt man in Sachen Muskelaufbau schon sehr weit.

4. gezielt füttern: Der Stoffwechsel von Muskeln ist besonders von Proteinen abhängig. Muskeln benötigen viel Energie und genug Proteine, damit sie den Stoffwechsel betreiben können. Ebenso wichtig sind Antioxidantien, um Übersäurungen der Muskeln entgegenzuwirken, diese könnten die Muskeln schädigen. Das Futter eines Pferdes sollte immer an das Training und die körperlichen Anforderungen angepasst werden. Nur wenn ein Pferd ausreichend Energie und Proteine durch Futter aufnimmt, können Muskeln aufgebaut und erhalten werden. Dabei gibt es etliche verschiedene Futter und Zusatzfuttermittel, die ein Pferd dabei unterstützen können. Eine realistische Einschätzung vom Leistungsverhältnis zur Futterration ist aber sehr wichtig. Denn zu viel Futter kann bei durchschnittlicher Bewegung nicht verwertet werden und setzt sich als Fettreserve an.

Muskelaufbau nach verletzungsbedingten Pausen

Verletzungen lassen sich bei Pferden leider nicht vermeiden. Große Verletzungen mit langen Auszeiten, werden in der Regel von einer tierärztlichen Fachkraft begleitet. Im Idealfall erstellt diese auch einen Plan zum wieder Antrainieren des Pferdes. Bei besonders komplizierten Verletzungen können Pferde auch erst gänzlich ohne Reitergewicht in einer Reha aufgebaut werden. In einer Pferdereha gibt es verschieden Therapiemöglichkeiten, um die Pferde wieder aufzubauen. Der Aquatrainer ist dabei eines der effektivsten Geräte. Mittlerweile haben auch viele Tierarztpraxen einen Aquatrainer, den man gegen eine Nutzungsgebühr benutzen darf.

Das Training sollte nach einer Verletzung also am besten immer in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen und nie ausgereizt werden. Besonders die erste Phase des Muskelaufbaus nach einer Verletzung kann besonders anstrengend für das Pferd sein und den ganzen weiteren Verlauf des Aufbaus beeinflussen. Neben einer geeigneten Nährstoffversorgung des Pferdes durch mögliche Zusatzfutter und einem gezielten Aufbau-Training sollte auf die korrekte Ausrüstung acht gegeben werden. Sobald Pferde verletzt sind und aus ihrem üblichen Training rausgenommen werden, verlieren sie Muskeln. Dadurch passen häufig die Sättel nicht mehr und müssen neu angepasst werden. Im Verlauf des Antrainierens kann es sein, dass ein Sattel mehrmals wieder angepasst werden muss, da das Pferd in dieser Zeit verschiedene Muskelstadien durchläuft. Nur wenn die Ausrüstung passt, kann das Pferd die richtigen Muskeln aufbauen. Sollte ein Sattel nicht passen, kann sogar das Gegenteil eintreten: Ein Muskel bildet sich weiter zurück. Nicht nur das fehlende Training, sondern auch die nicht mehr passende Ausrüstung lassen besonders die Rückenmuskulatur atrophieren. Dies bedeutet, dass sie sich weiterzurückbilden, anstatt zu wachsen.

Der ganze Bewegungsapparat muss sich nach Verletzungen erst wieder an das Training und bestimmte Bewegungen gewöhnen. Daher sollte auf ein bewusstes und gezieltes Aufbautraining und regelmäßige Bewegung geachtet werden. Auch dafür ist ein Trainingsplan und die regelmäßige Absprache mit dem Tierarzt und Trainer von besonderer Bedeutung.

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