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Bronchitis beim Pferd – Mehr als nur Husten!

von Finia Fischer
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Die meisten Reiter kennen es: Auf dem Reitplatz oder in der Reithalle wird angetrabt und das Pferd hustet dann erst ein-, zwei- oder gar mehrmals ab. Unter Reitern wird dieses Verhalten gerne als „Anstoßen“ bezeichnet und als harmlos abgetan. Das machen schließlich fast alle Pferde im heimischen Stall, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Doch: Ein regelmäßiges Husten des Pferdes ist nicht normal, auch nicht beim ersten Antraben. Dahinter kann sich eine akute oder im schlechteren Fall eine chronische Bronchitis beim Pferd verbergen. Deswegen solltest Du es ernst nehmen, wenn Dein Pferd hustet.

Bronchitis beim Pferd – Die Atemwege des Pferdes

Beim Einatmen gelangt die Luft durch die Nüstern des Pferdes in die Luftröhre und von dort weiter in die Lunge. Bei einem Großpferd hat diese ein Volumen von etwa 50 Liter und ist im Vergleich zur Körpermasse eines Pferdes sehr groß. Die Lunge teilt sich in zwei Hauptbronchien, welche sich bis hin zu kleinen Lungenbläschen (Alveolen) verzweigen. Dort findet der Gasaustausch statt. Sauerstoff (O2) aus der Atemluft wird ins Blut aufgenommen und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem Blut an die Luft angegeben.

Die Atemfrequenz eines Pferdes liegt im Ruhezustand bei 8–16 Atemzügen pro Minute, wobei 6–8 Liter Luft pro Atemzug ein- und ausgeatmet werden. Bei Belastung kann sich die Frequenz bis hinzu 130 Atemzüge pro Minute steigern.

Nur durch regelmäßige und ausreichende Bewegung wird das Lungenvolumen voll genutzt, das Bronchialsystem bleibt funktionstüchtig und die Gesundheit und Leistungsbereitschaft des Pferdes kann aufrechterhalten werden.

Das Bronchialsystem hat großen Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsbereitschaft eines Pferdes. Haltungs- und fütterungsbedingte Atemwegserkrankungen sind jedoch weit verbreitet. Was als leichter Husten beginnt, wird schnell zur Bronchitis und in schweren Fällen sogar Dämpfigkeit (Lungenemphyseme). Aus diesem Grund ist es wichtig, die Symptome richtig zu erkennen und rechtzeitig zu handeln.

Ursachen von Bronchitis beim Pferd

Atemwegsprobleme beim Pferd entstehen durch allergische Reaktionen auf Pollen oder Pilzsporen aus dem Staub von Heu und Stroh. Auch Infektionen durch Viren, Bakterien oder Parasiten, wie Lungenwürmern, können die Ursache von Bronchialbeschwerden sein. Chemische und mechanische Reizung durch Ammoniakbelastung und Staub verstärken die Symptome.

Symptome von Bronchitis beim Pferd

Eine Bronchitis beim Pferd äußert sich meist durch feuchten, starken Husten und klaren bis milchig-gelblichen Nasenausfluss. Durch die erhöhte Schleimproduktion in den tiefen Atemwegen, als Abwehrreaktion auf die Fremdstoffe, verkleben die Flimmerhärchen auf der Lungenschleimhaut und können den Schleim nicht abtransportieren. Durch das Husten löst sich im Verlauf immer weniger Schleim ab, wenn dieser sich verfestigt. 

In akuten Fällen sind rasselnde Atemgeräusche zu hören und die Dampfrinne, eine Vertiefung an der Flanke des Pferdes zwischen dem Rippenbogen und der Bauchmuskulatur, ist beim Ausatmen sichtbar.

Typische Symptome von akutem Husten sind:

  • Husten
  • Erschwerte Atmung (auch in Ruhe)
  • Mattigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Milchig-weißer Nasenausfluss
  • Fieber
Bronchitis Pferd - Tierarzt untersucht ein Pferd

Bei einer Bronchitis beim Pferd sollte immer frühzeitig ein Tierarzt hinzugezogen werden.

Ist eine Bronchitis bei Pferden ansteckend?

Ob eine Bronchitis beim Pferd ansteckend ist hängt von der Ursache ab. Gibt es einen bakteriellen oder einen viralen Ursprung so kann dies unter Artgenossen ansteckend sein.

Arten von Bronchitis beim Pferd

Während akute Hustenerkrankungen fast immer durch Bakterien oder Viren verursacht werden, ist für die chronische Bronchitis vorrangig ein nicht behandelter, „verschleppter“ akuter Husten sowie schlechte Haltungsbedingungen mit zu wenig Frischluft, Bewegung und staubiges Heu bzw. staubige Umgebung verantwortlich.

Wenn das Pferd wiederholt hustet, insbesondere morgen beim Füttern oder Misten, beim ersten Antraben oder generell bei erhöhter Staubentwicklung, kann es sich um eine chronische, nicht-infektiöse Erkrankung der tiefen Atemwege handeln, die als Equine Asthma, früher auch COB oder landläufig als „Dämpfigkeit“ bezeichnet wird.

Unter Dämpfigkeit versteht man eine chronisch gewordene Bronchitis (COB = chronisch obstruktive Bronchitis).

Die Atemwege sind chronisch entzündet und angeschwollen. Der anfänglich feuchte Husten wird rasch trocken und tonlos, da der Schleim fester wird und die Atemwege verengt werden. Die Atmung geht keuchend und ruckartig und ist nur unter enormer Anstrengung der Bauchpresse möglich. Die Dampfrinne ist deutlich sichtbar. In der Lunge entsteht ein Überdruck, der im schlimmsten Fall zum Platzen der Lungenbläschen führen kann (Lungenemphysem). Der resultierende Lungenschaden ist irreparabel.

Typische Symptome einer chronischen Bronchitis sind:

  • Husten
  • Erschwerte Atmung (auch in Ruhe)
  • Leistungsminderung
  • i.d.R. normaler Appetit
  • i.d.R. kein/wenig Nasenausfluss
  • i.d.R. kein Fieber

Bei einer chronischen Bronchitis sind die Atemwege dauerhaft gereizt und entzündet, wodurch die natürliche Reinigungs- und Abwehrfähigkeit der Lunge gestört ist und sich ein zäher, reaktiver Schleim in der Lunge absetzt. Zudem ist die Bronchialmuskulatur dauerhaft verkrampft, was die Atmung zusätzlich erschwert. Die Alveolen sind verdickt und infolgedessen kann das Pferd nicht mehr genügend Sauerstoff „tanken“. Deshalb wird das Pferd gestresst, seine Leistungsfähigkeit wird mehr oder weniger stark eingeschränkt. Dies kann bis zum Gewichtsverlust führen. Im Endstadium ist das Pferd „dämpfig“. Sind hier bereits große Teile des Lungengewebes zerstört und kann das Pferd lebensbedrohliche Asthmaanfälle bekommen.

Wie lange dauert eine Bronchitis beim Pferd?

Der “normale” Heilungs-Verlauf einer akuten Bronchitis ist - unter rechtzeitiger und anschlagender Therapie - nach ca. zwei Wochen beendet. Allerdings kommt es erst nach teils mehreren Monaten wieder zu einer vollen Lungenfunktion und Lungenleistung des vorher erkrankten Pferdes

Was tun bei Bronchitis beim Pferd?

Bei einer Bronchitis sollte frühzeitig ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Diagnose, Behandlung und Prognose

Hustet das Pferd und zeigt eines oder mehrere der oben genannten Symptome, sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden. Dieser führt vor Ort im Stall eine ausführliche Anamnese durch und untersucht das Pferd gründlich. Dabei wird unter anderem die Temperatur gemessen, sowie eventuelle Ausflüsse und Hustengeräusche begutachtet. Zudem werden Kehlkopf, Luftröhre und beide Lungenflügel des Pferdes abgehört.

Eine weiterführende, essenzielle Diagnostik besteht aus einer arteriellen Blutgasanalyse, um die Sauerstoffsättigung des Blutes und damit die Lungenfunktion zu messen. Im Anschluss kann in einer Klinik eine Bronchoskopie durchgeführt werden, um den Gesundheitszustand der Atemwege genauer „live“ beurteilen zu können. Dabei wird simultan eine Probe des Schleims aus den oberen oder unteren Atemwegen entnommen und anschließend im Labor untersucht.

Bronchitis Pferd: Pferd wird von zwei Tierärzten untersucht

Ein „normaler“ Heilungsverlauf bei einer akuten Bronchitis dauert bei entsprechender Therapie etwa zwei Wochen.

Entsprechend der Ergebnisse, die aus den Proben und Untersuchungen erschlossen werden, kann die Ursache geklärt und eine entsprechende Therapie veranlasst werden.

Wird die Diagnose frühzeitig gestellt, so besteht bei angepasster Therapie eine bessere Chance auf Heilung oder Symptomfreiheit des Pferdes.

Die klassische tierärztliche Behandlung von akutem und chronischem Husten beim Pferd basiert auf mehreren Säulen:

  • Schleimlöser verflüssigen das zähe Sekret in den Bronchien und erleichtern dessen Abtransport durch Ausfluss oder Abhusten
  • Krampflöser entkrampfen die Bronchialmuskulatur und erleichtern dem Pferd die Atmung
  • Entzündungshemmer, wie beispielsweise Kortison, bekämpfen die Entzündung und führen zum Abschwellen der Schleimhaut, wodurch die Atmung erleichtert wird. Die Therapie erfolgt ähnlich dem Asthma des Menschens
  • Lungenspülungen, sogenannte Hyperinfusionstherapien, werden in schweren Fällen zur Reinigung und Schleimlösung in der Lunge angewendet, wenn keine Medikamente anschlagen. Diese sollte in einer Klinik durchgeführt und überwacht werden
  • Antibiotika sind nur zur bakteriellen Infektion hilfreich, indem sie Bakterien auf dem Lungenschleim abtöten

Hustet das Pferd, so ist auch die Mithilfe des Pferdebesitzers gefragt. Insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen brauchen Pferde neben der tierärztlichen Behandlung eine konsequente Haltungsverbesserung.

Das Fütterungs- und Haltungsmanagement muss zwingend angepasst werden. Staubarme Umgebung und Fütterung, sowie Frischluft und viel Bewegung sind essenziell. Bis eine Atemwegserkrankung des Pferdes vollständig auskuriert ist, vor allem bei einer akuten Bronchitis, kann es mehrere Monate dauern. Daher sollte das Pferd auf keinen Fall frühzeitig wieder belastet werden. 

Hilfreich kann darüber hinaus die Inhalation mit Kochsalzlösung sein. Das kann helfen, den tief sitzenden Schleim zu verflüssigen und einen schnellen Abtransport zu ermöglichen. Täglich 20 Minuten inhalieren mit anschließender Bewegung kann „wahre Wunder“ bewirken.

Wie wird Bronchitis beim Pferd behandelt?

Wie das Pferd bei einer Bronchitis behandelt wird, hängt von der Schwere ab. Es sollte in jedem Fall durch ein Tierarzt behandelt werden. Weitere Hausmittel sind in Absprache mit diesem denkbar.

Vorsorge von Atemwegserkrankungen beim Pferd

Die wichtigste Maßnahme, die Atemwegserkrankungen des Pferdes vorbeugt, ist Bewegung. Eine effiziente Selbstreinigung der Lunge erfolgt nur durch regelmäßige und ausreichende Bewegung, bei der das Pferd sein volles Lungenvolumen nutzt.

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Atemwegsproblemen sind:

  • Viel frische Luft: Bei empfindlichen Pferden hat sich die Offenstallhaltung bewährt.
  • Eine saubere Liegefläche: Als Alternative zur Stroh wird hier gerne staubarme Späne verwendet
  • Hochwertiges Raufutter: Heu und Stroh sollten frei von Pilzsporen sein. Zur Staubminderung wird das Heu vor der Fütterung angefeuchtet
  • Ausmisten: Das Pferd sollte dabei nicht in der Box verbleiben, da es dann dem aufgewirbelten Stroh direkt ausgesetzt ist
  • Putzen: Das Putzen des Pferdes sollte im Freien erfolgen, damit der Staub aus dem Fell nicht in der Luft um das Pferd herum verbleibt
  • Regelmäßiges Entwurmen und Impfen
  • Reitplatz und Hallenboden bewässern, um Staub zu vermeiden
  • Zugluft und dauerhafte Nässe vermeiden: Die meisten Pferde sind sehr robust gegenüber ihrer Umwelt, doch eine Dauerbelastung durch Zugluft und Nässe schwächt das Immunsystem. Bei Weidehaltung sollte daher immer ein wetterfester Unterstand zur Verfügung stehen

Insgesamt ist Vorsorge bei Atemwegserkrankungen, wie einer Bronchitis, das Wichtigste. Ideales Haltungs- und Fütterungsmanagement sowie regelmäßige Bewegung sind dafür besonders wichtig.

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