Jeder Pferdebesitzer weiß, wie schnell sich Pferde verletzen können. Ob im ruppigen Spiel unter Wallachen auf der Wiese oder auch einfach in der Box. Meine Mama hat einmal gesagt „Du kannst gar nicht so dumm denken, wie ein Pferd handeln kann“. Und irgendwie hat sie ja recht. Daher ist es wichtig, einige Erste-Hilfe-Techniken als Pferdebesitzer und Reiter zu beherrschen.
Der zweite Teil unserer Reihe beschäftigt sich mit der Atemfrequenz von Pferden.
Warum sollte ich die die Atmung beim Pferd kontrollieren?
Die Atmung kann zum einen viel über die Kondition deines Pferdes sagen, aber auch Hinweise darauf geben, ob eventuell dein Pferd erkrankt ist.
Ebenso wie beim Temperatur messen, ist es auch hier wichtig, die Normalwerte deines Pferdes bei der Atmung zu überprüfen. Also dann, wenn es gesund ist. Nur so kannst du dir ein Bild davon machen, wie die Standard-Atemfrequenz deines Pferdes ist. So merkst du schneller, wenn dein Pferd in Folge von Schmerzen oder Fieber anders atmet.
Wie zähle ich die Atemzüge beim Pferd?
Dafür brauchst du zunächst eigentlich nur die Flanken deines Pferdes beobachten. Selbst bei flacher, ruhiger Atmung kann man hier die einzelnen Atemzüge erkennen. Dafür musst du dich nur schräg neben dein Pferd stellen.
WICHTIG: Die Atmung kann nicht einfach an den Nüstern ausgemacht werden! Da sie nicht unbedingt aussagekräftig sind. Sie bewegen sich z.B. schnell anders, wenn dein Pferd etwas wittert, obwohl die Atmung gleichbleibt.
Um die Atemzüge zählen zu können, ist es am einfachsten, dir einen Helfer zu suchen, der eben die Zeit stoppt. (Oder du nimmst eben dein Handy) Beim Zählen musst du dich zwischen Ein- und Ausatmen entscheiden. (Das Ausatmen ist meist leichter zu erkennen) Dann zählst du mindestens 20 Sekunden (bei unregelmäßigem Rhythmus mindestens 1 Minute) die Atemzüge. Wenn du nur 20 Sekunden lang zählst, nimm den Wert mal drei.
Atmung beim Pferd kontrollieren für Standardwerte
Wenn du den Standardwert für die Atemfrequenz deines Pferdes herausfinden willst, sollte dein Pferd vorher mindestens eine halbe Stunde Ruhe gehabt haben. Und das bedeutet auch wirklich stehen. Denn selbst bei kleinen Aktivitäten wie vielleicht einem kurzen Galopp mit der Herde auf der Wiese, steigt die Atmung sofort an.
Atmung beim Pferd kontrollieren als Leistungstest
Außerdem kannst du die Kontrolle der Atemfrequenz als Leistungstest nutzen, da sie ein guter Indikator für die Fitness deines Pferdes ist. Bei Distanzritten wird z.B. die Frequenz ermittelt. So kann festgestellt werden, ob das Pferd sich überanstrengt, oder auch wie rasch es sich von der Anstrengung erholt. Dieses Vorgehen kann man einfach für sein eigenes Training übernehmen:
Dafür einfach die Atemfrequenz direkt am Ende der Belastung kontrollieren und dann in 10 Minuten Abständen. So erfahrt ihr, wie lange euer Pferd braucht, um wieder den Standardwert zu erreichen. Je schneller euer Pferd wieder normal atmet, desto besser trainiert ist es.
Für Vergleichswerte ist es wichtig, diese Kontrolle immer nach gleichen Belastungseinheiten durchzuführen!
Wie hoch ist die normale Atemfrequenz bei Pferden?
Die Normalwerte bei einem gesunden Großpferd liegen zwischen 8-16 Atemzügen pro Minute. Je kleiner das Pferd, desto schneller die normale Atmung. Dies liegt an dem kleineren Lungenvolumen. Ponys können daher eine Frequenz von bis zu 24 Atemzügen pro Minute haben, ohne dass dies auf ein Krankheitsbild hinweisen muss.
Unter Anstrengung kann die Frequenz auch schnell auf über 100 pro Minute ansteigen. Bei Hochleistung sind sogar bis zu 150 Atemzüge pro Minute möglich.
Bei einem gesunden Pferd sollte die Atmung innerhalb von 30 Minuten nach der Belastung auf unter 40 Atemzügen pro Minute sein.
Art der Atmung & Atemgeräusche beim Pferd
Wichtig ist nicht nur die Frequenz zu messen, sondern auch auf Atemgeräusche und die Art der Atmung zu achten. Atemzüge können gepresst, stoßartig, langgezogen oder auch seufzend sein. Eventuelle Atemgeräusche können auch direkt Aufschluss über eine mögliche Ursache der veränderten Atmung sein. Um dies zu kontrollieren, kannst du einfach das Ohr auf die Seite deines Pferdes legen. Wenn du ein Rascheln, Pfeifen, Rauschen, Knistern oder Blubbern hörst, stimmt etwas nicht.
Wenn dein Pferd normal atmet, bewegen sich Brustwand und Bauch etwa im gleichen Maße. Anders sieht es aus, wenn sich z.B. der Bauch nicht mit bewegt. Dies deutet auf Schmerzen im Bauchraum hin, wie es z.B. bei einer Kolik oder Darmverschlingung der Fall ist. Bewegt sich wiederum nur der Bauch, kann dies ein Hinweis auf Schmerzen im Brustkorb sein. Also, z.B. eine Lungenentzündung.
Auch wenn die Atmung deutlich verzögert ist (also sowohl das Ein- als auch das Ausatmen deutlich länger dauert), ist dies ein Hinweis auf ein Problem.
Bei Dämpfigkeit benötigt das Pferd sehr viel Kraft zum Atmen und auf Dauer entsteht die sogenannte Dampfrinne unten am Rippenbogen. Ein deutliches Alarmzeichen, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte!
Zusätzlicher Hinweis
Wenn du Atemprobleme bei deinem Pferd bemerkst, kannst du zusätzlich auch noch die Schleimhaut im Pferdemaul untersuchen. Dafür kannst du einfach die Unterlippe etwas nach unten ziehen. Wenn das Zahnfleisch, die Innenseite der Lippen oder die Zunge bläulich oder weißlich verfärbt sind, solltest du umgehend einen Tierarzt rufen! Dies deutet auf einen Sauerstoffmangel hin und kann lebensbedrohlich sein.
- Im ersten Teil der Reihe erklären wir euch, wie ihr Fieber bei eurem Pferd messen könnt: Erste-Hilfe für Pferde: Fiebermessen
- In unserem Infoportal haben wir außerdem eine Checkliste für eine Notfall-Stallapotheke zusammengestellt
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