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Lipizzaner

von Frederieke Wenning
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Der Lipizzaner ist eine besonders alte europäische Pferderasse und weltberühmt durch die Vorführung an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Ausgebildet für die Lektionen der Hohen Schule, begeistern die eleganten Schimmel im Barocktyp nicht nur mit ihrem adeligen Ausdruck, sondern auch mit Übungen der klassischen Dressur-Reitkunst. Alles über den Lipizzaner erfährst Du in diesem Artikel.

Wichtige Daten im Überblick

  • Ursprung: Lipica, Slowenien
  • Hauptzuchtgebiet: Österreich, Ungarn
  • Verbreitung: Österreich, Deutschland
  • Stockmaß: 150 cm bis 165 cm
  • Gewicht: 550 kg bis 650 kg
  • Erscheinungsbild: elegant, kompakt, athletisch
  • Farben: hauptsächlich Schimmel; selten Braune, Füchse oder Rappen
  • Haupteinsatzgebiet: Show-, Reitpferd, Fahrpferd, hohe Schule

Sind Lipizzaner spanische Pferde?

Nein, Lipizzaner sind keine spanischen Pferde. Ihr Ursprung liegt in Slowenien, allerdings wurden im Laufe ihrer Zuchtgeschichte auch spanische Pferde züchterisch in die Lipizzaner-Linie eingebunden, so dass ein geringer Blutanteil der heutigen Lipizzaner spanischen Ursprungs ist.

Zuchtgeschichte und Ursprung

Die Gegend, in der Lipica liegt, ist als eher karge und raue Gegend bekannt, weshalb Lipizzaner von Natur aus recht robuste Pferde sind, die äußerst zäh auch anspruchsvollem Wetter und Lebensbedingungen trotzen können. Diese Grundanlage beeinflusst auch die Aufzucht im heutigen Hauptzuchtort der Lipizzaner, dem Bundesgestüt Piber in Österreich. Die jungen Lipizzaner leben hier den gesamten Sommer über hoch in den Bergen auf rauen Hochalmen. Die steinige Umgebung schult hierbei auf natürliche Weise die Trittsicherheit der jungen Pferde.

Im Zuge der beiden Weltkriege wurde die Rasse der Lipizzaner häufig unter verschiedenen Nationen hin- und hergereicht und die Hauptzuchtstätten verlagerten oder teilten sich auf, wenn im Zuge zu leistender Reparationen verschiedene Zuchttiere in die Hände neuer Gestüte oder Privathalter wechselten. Aus diesem Grund gibt es heutzutage verschiedene Zuchtstätten des Lipizzaners. Die meisten davon liegen in den Umrissen des ehemaligen Österreich-Ungarischen Reiches. Das wohl bekannteste ist das bereits erwähnte Gestüt Piber in Österreich, gefolgt vom Gestüt Lipica in Slowenien. Aber auch in der Slowakei, Ungarn, Bosnien, Kroatien oder auch Italien finden sich Gestüte, in denen die edlen weißen Pferde gezüchtet werden.

Das im Gestüt Piber praktizierte Wissen um die Lipizzaner-Zucht wurde 2016 sogar von der UNESCO in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, eine Maßnahme, die als Schutz der Lipizzaner und ihrer Zucht als Kulturtradition dienen soll. Somit ist auch die weltberühmte Spanische Hofreitschule in Wien, die ihre Pferde größtenteils vom Gestüt in Piber bezieht, als Bundesgestüt von der UNESCO ausgezeichnet.

Stammväter und Stutfamilien der Lipizzaner

Als Stammväter der Lipizzaner Rasse gelten sechs Hengste, die im 18. Und 19. Jahrhundert aus verschiedenen Ländern nach Lipica gelangten. Diese Hengste benannten auch die sechs heute existenten Zuchtlinien. Jene waren: Pluto, ein Frederiksborger; Conversano, ein spanischer Hengst; Maestoso, ein Kladruber; Favory, ebenfalls ein Kladruber; Neapolitano, ein spanischer Neapolitaner und Siglavy, ein Araberhengst.

Namensgebung

Die sechs Hengstlinien werden mit den 17 klassischen Stutfamilien verpaart, die die Lipizzaner-Zucht ursprünglich umfasst. Diese Art der Familienzucht schlägt sich in der Namensgebung der Lipizzaner wieder. Somit ist bei jedem in der Zucht anerkannten Lipizzaner seine Abstammung aus dem jeweiligen Namen abzuleiten. Hengste erhalten einen Doppelnamen, der aus dem Namen der Stammlinie des Vaters und dem Namen der Mutterstute zusammengesetzt wird. Stuten erhalten der Tradition nach einen Namen aus der Familie, der sie angehören. Hierfür wird für gewöhnlich einige Generationen zurückgegangen, die Namen der Stuten wiederholen sich daher nach einigen Generationen und kehren immer wieder.

Ist ein Lipizzaner ein Warmblut?

Ja, die Pferde der Lipizzaner Rasse gehört den Warmblütern an.

 

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Das Aussehen (Exterieur) des Lipizzaners

Der Lipizzaner erreicht ein Stockmaß von 153 bis 158 Zentimetern und ist ein sehr edles Pferd mit einem starken Ausdruck und adeliger Haltung. Kennzeichnend sind ein harmonisches Gesamtbild und ein eher rechteckiger Rahmen. Der Kopf präsentiert sich edel und mit einer geraden oder leicht konvexen Nasenlinie, kräftigen Ganaschen, einer fein modellierten Kinnlade und großen, schwarzen Augen. Der Hals zeigt sich typisch für ein Barockpferd mit einem kräftigen und hohen Ansatz, erhobener Haltung und einer gebogenen Oberlinie. Erwünscht sind außerdem muskulöse Schultern, eine tiefe, breite Brust und eine fließend erscheinende Oberlinie mit mittellangem Widerrist. Kräftig präsentiert sich auch der gut geschlossene Rücken und die runde Kruppe, die sich durch einen harmonischen Schweifansatz auszeichnen soll. Mit Blick auf das Fundament sehen die Zuchtbestimmungen relativ kurze und trockene Beine sowie klare Sehnen, starke Gelenke und harte Hufen vor.

Eine Besonderheit der Rasse ist nicht zuletzt die Fellfärbung, bei der vor allem der traditionelle Schimmeleffekt zum Vorschein kommt. Obwohl grundsätzlich alle Farben auftreten können, sind die meisten Pferde dieser Rasse Schimmel (über 90 Prozent). Sie werden mit dunklem Fell geboren und hellen im Laufe der Jahre, meist in einem Alter von etwa sechs bis zehn Jahren, auf, bis sie sich schließlich als Schimmel präsentieren.

Sie werden mit dunklem Fell geboren und hellen im Laufe der Jahre, meist in einem Alter von etwa sechs bis zehn Jahren, auf, bis sie sich schließlich als Schimmel präsentieren.

Sind Lipizzaner Schimmel?

Bekannt sind Lipizzaner als weiße Pferde. Es gibt jedoch nicht nur Lipizzaner mit der Fellfarbe Schimmel, auch dunklere Farben wie Füchse, Braune oder gar Rappen können vorkommen. Auch Lipizzaner Schimmel haben bei ihrer Geburt immer eine dunkle Fellfarbe und werden erst im Laufe ihres Lebens in den verschiedenen Fellwechseln immer heller.

Lipizzaner im Video

Gang

Lipizzaner verfügen über die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Ihr Bewegungsmuster ist energisch und erhaben. Rassetypisch ist ein elastischer und taktsicherer Gang, der mit deutlicher Knieaktion. Dabei besitzen sie ausreichend Raumgriff in der Bewegung.

Der Charakter (Interieur) der Lipizzaner – ausdauernde, gutmütige und willige Pferde

Rassetypisch für die Rasse ist ihre hohe Ausdauer, ihr genügsames Wesen, Temperament und Härte. Im Umgang zeigen sich die kontaktfreudigen und gutmütigen Pferde ebenso gehorsam wie leistungsbereit und willig. Darüber hinaus überzeugen sie mit einem hohen Maß an Gelehrigkeit und Gangfreude. Ergänzt durch die hohe mentale Stärke und die schnelle Auffassungsgabe, imponieren Lipizzaner mit einem durchweg positiven Interieur.

Wie alt wird ein Lipizzaner?

Diese sehr robuste Rasse kann bei artgerechter Haltung und guter Pflege ein Lebensalter von rund 30 Jahren erreichen.

Besonderheiten rund um den Lipizzaner

Die spätreifen und lebhaften Lipizzaner zeichnen sich durch eine besonders hohe Langlebigkeit aus, sodass sie auch noch im hohen Alter zum Reiten und zur Zucht geeignet sind. So starb beispielsweise der Hengst Maestoso Mara im serbischen Staatsgestüt Karadordevo erst in einem Alter von 41 Jahren.

Eine Besonderheit ist außerdem die Namensgebung, denn traditionell erhalten Lipizzaner-Hengste zwei Namen. Der erste Name geht auf die väterliche Stammlinie zurück, während mit dem zweiten Namen derjenige der Mutter gewählt wird. Bei der Benennung von Stutfohlen wird hingegen mütterlicherseits auf einen der Namen vorangegangener Generationen zurückgegriffen, wodurch sich bei Stuten typische Namen immer wieder doppeln.

Die Einsatzmöglichkeiten des Lipizzaners

Lipizzaner kommen vor allem bei der klassischen Dressur zum Zug, denn in diesem Bereich werden sie in der Spanischen Hofreitschule eingesetzt. Durch entsprechende Selektion, Veranlagung und Ausbildung trumpfen sie vor allem bei der Absolvierung der Lektionen der Hohen Schule auf. Nicht zuletzt sind Besucher und Zuschauer immer wieder von ihrer imposanten Erscheinung als Prunk- und Paradepferd fasziniert. Grundsätzlich ist ein Einsatz in der Dressur und im Fahren denkbar, der durch entsprechend unterschiedliche Zuchtziele gefördert wird. Einzelne Lipizzaner konnten bislang mit beachtlichen Erfolgen bei Turnieren und Dressurprüfungen überzeugen, obwohl die hohe Kadenz und ihre Größe im heutigen Dressursport eher nachteilig sind.

Lipizzaner kommen vor allem bei der klassischen Dressur zum Zug, denn in diesem Bereich werden sie in der Spanischen Hofreitschule eingesetzt.

Haltung und Fütterung

Die raue und karge Umgebung hat den Lipizzaner zu einem allgemein robustem Pferd gemacht. Daher ist die Rasse recht anspruchslos in ihrer Haltung. Wichtig ist, dass der Lipizzaner genügend Kontakt mit Artgenossen hat, da es sich bei ihm um ein soziales und geselliges Pferd handelt. Eine Offenstallhaltung eignet sich daher gut. Wird eine Stallhaltung bevorzugt, ist es jedoch unerlässlich, dem Pferd täglich mehrere Stunden Auslauf auf der Weide zu bieten. Wie bei allen Pferderassen ist eine Alleinhaltung tierschutzwidrig.

Auch bei der Fütterung ist zu berücksichtigen, dass das Nahrungsangebot in der kargen Umgebung seiner Herkunft begrenzt war. Daher sollte auf eine Fütterung mit genügend hochwertigem Raufutter geachtet werden. Wie viel Futter ein Lipizzaner benötigt und ob Kraftfutter gefüttert werden muss, ist sehr individuell und hängt vom Energiebedarf des einzelnen Tieres ab.

Erbkrankheiten

Die Rasse der Lipizzaner gilt als äußerst robust und ist genetisch nicht anfällig für Erbkrankheiten. Einzig im Sommer muss man aufpassen, dass sie aufgrund ihrer hellen Fellfarbe keinen Sonnenbrand bekommen.

Bekannte Pferde der Rasse

Abseits der in der Zucht berühmten Stammväter und Stammstuten der einzelnen klassischen Familien, sind Lipizzaner eher als Rasse bekannt, nicht so sehr als einzelne berühmte Individuen. Die Lipizzaner der spanischen Hofreitschule in Wien sind für ihre Kunststücke und Lektionen der hohen Schule weltberühmt und gelten als Attraktion für alle Pferdeliebhaber.

Der Film „Flucht der weißen Hengste“ von 1963, eine Produktion von Walt Disney, erzählt anschaulich die Evakuierung der Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule im Zweiten Weltkrieg. Zwei weitere Filme, in denen es um die weiße Rasse geht, sind „Mein Freund, der Lipizzaner“ aus dem Jahr 1994 und „Lipizzaner: Königer und Krieger“. Die Faszination um die edlen Pferde ist demnach auch in der medialen Welt deutlich erkennbar.

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