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Nachhaltigkeit im Reitsport

von Michelle Breitenfeld
1 Kommentar

Nachhaltigkeit spielt immer mehr eine größere Rolle in unserem Leben. Denn Umweltschutz ist ein wichtiges Thema, mit dem sich jeder beschäftigen sollte. Doch achtest Du beim Kauf Deiner Reitsachen, der Ausrüstung des Pferdes oder auch beim Futter auf Nachhaltigkeit? – Die Antwort lautet vermutlich bei den meisten Pferdebesitzern: Nein. Doch auch der Reitsport ist im Wandel im Sinne des Umweltschutzes und es gibt immer mehr nachhaltige Produkte für Reiter und Pferd. In diesem Beitrag erfährst Du alles rund um Thema „Nachhaltigkeit im Reitsport“.

Nachhaltigkeit – Was bedeutet das?

Die Definition von Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren immer mehr weiterentwickelt. Der Schutz unserer Natur ist ein wichtiges Thema in der heutigen Zeit. Nicht nur der Schutz von wichtigen Rohstoffen wie Wasser, Erdöl, Holz ist wichtig, sondern auch das Vermindern von Abgasen, Massen an Müll und Giften sind wichtige Punkte beim Thema Umweltschutz. Sobald man an die Zukunft der Erde denkt, denkt man nachhaltig.

Es gibt drei verschiedene Dimensionen, aus denen Nachhaltigkeit besteht: Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Es sollen soziale Arbeitsbedingungen herrschen, wobei weiterhin wirtschaftlicher Erfolg erzielt werden kann und die Umwelt nicht geschädigt wird. Im Rahmen eines UN-Nachhaltigkeitsgipfels wurden 17 Nachhaltigkeitsziele formuliert, die auf der ganzen Welt umgesetzt werden sollen. Ein nachhaltiges Produkt ist demnach dauerhaft, langlebig, fair gehandelt, ökologisch erzeugt und umweltverträglich.

Pferdebranche im Wandel – Nachhaltigkeit im Reitsport

Nachhaltige Reitausrüstung

Viele Reitsportmarken orientieren sich mittlerweile daran, grüner zu werden.

Immer mehr bekannte alteingesessene Reitsportunternehmen setzen Schwerpunkte beim Thema Nachhaltigkeit. Es wird immer mehr Wert auf Inhaltsstoffe, Produktionsweisen und Langlebigkeit der Produkte gelegt. Denn besonders im Reitsport wird viel mit Plastik und nicht nachhaltigen Inhaltsstoffen gearbeitet. Oft gibt es zudem lange Liefer- und Produktionswege. Und nicht nur bei der Auswahl der Produkte kann jeder Reiter auf Nachhaltigkeit achten. Upcycling und Second Hand sind in der Mode-Welt bereits voll im Trend und sicherlich auch leicht umsetzbar mit den Pferdesachen.

Wie kann man Nachhaltigkeit im Alltag am Stall praktisch umsetzen?

Der Reiter sollte auf nachhaltige Produkte achten. Viele Produkte lassen sich wiederverwenden und aufwerten.

Nachhaltige Reitbekleidung

Reitsport ist sicherlich kein günstiges Hobby. Daher achten viele beim Kauf ihrer eigenen Reitbekleidung auf einen günstigen Preis. Doch günstig bedeutet meistens nicht nachhaltig. Greift man etwas tiefer in den Geldbeutel, hat man nachhaltig durch die meist bessere Qualität deutlich länger etwas von der Reithose. Letztendlich ist dies auf lange Sicht gesehen sogar die günstigere Version, da die Reithose deutlich länger hält.

Mittlerweile setzen immer mehr Hersteller und Marken auf nachhaltige Reitbekleidung. Hierzu zählt unter anderem RidersChoice. Die Eigenmarke von RidersDeal produziert seit einigen Jahren Reitbekleidung aus umweltschonenden Materialien, wie z.B. Reitleggings aus recyceltem Polyester oder Kinderreithosen aus Bio-Baumwolle.

Folgende Faktoren sind wichtig, um zu erkennen, ob die neue Reitbekleidung nachhaltig ist.

  • Wichtig sind die richtigen verarbeiteten Materialien. Oft bieten spezielle Kunstfaser in Reitbekleidungen ein schnelleres Trocknen oder höhere Dehnbarkeit. Die Alternative zu diesen Kunstfasern ist recycelte Polyester. Besteht die Kleidung aus Materialien wie Baumwolle oder Viskose, kann auf Bio-Qualität oder nachhaltige Beschaffung geachtet werden.
  • Ein weiterer Faktor sind bestimmte Siegel, die auf nachhaltige Kleidung hinweisen. Zum Beispiel das Siegel Global Organic Textile Standard (GOTS) weist darauf hin. Eine Übersicht der Siegel gibt es online bei Greenpeace.

Second Hand Kleidung ist immer mehr verbreitet. Willst Du also Deine Kleidung nicht mehr behalten, weil sie Dir nicht mehr gefällt, frag andere am Stall, ob sie diese haben möchten oder schmeiß sie in Sammelcontainer.

Was bedeutet nachhaltige Reitmode?

Nachhaltige Reitmode besteht aus natürlichen Stoffen und hat eine Bio-Qualität. Zudem wurde auf nachhaltige Produktion geachtet. Zu erkennen ist nachhaltige Reitmode an bestimmten Siegeln.

Nachhaltige Pferdepflege

Stoffe wie Silikone, Paraffine, Phthalate, Mikroplastik, Mineralöle, Parabene sowie synthetische Duft-und Farbstoffe sind Hauptinhaltsstoffe vieler Pferdepflege-Produkte. Doch all diese Stoffe sind umweltschädlich und nicht nachhaltig. Besonders Produkte wie Fliegenspray hat jeder Reiter für sein Pferd vorhanden. Mittlerweile gibt es Siegel wie der Nature Care Product Standard. Sie prüfen jährlich auf Inhaltsstoffe und erlauben nur welche, die auf einer sogenannten Positivliste stehen. Erfüllt das Produkt die Standards, erhält es die Siegel.

Das Problem der Pflegemittel Herstellung für Pferde ist, dass Tiershampoos zu Reinigungsmitteln zählen. Dadurch stecken in den meisten Pflegeprodukten sehr viel Chemie. Dies ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für die Haut des Pferdes. Doch nicht nur die Inhaltsstoffe der Pflegeprodukte sind zu beachten, sondern auch die Verpackungen. Das meiste in Plastikflaschen abgefüllt, die nicht recyclebar sind. Bei dem Kauf von Pflegeprodukten sollte also auf Inhaltsstoffe und Verpackung geachtet werden. Bestimmte Siegel geben einen Hinweis darauf, ob ein Produkt nahhaltig ist.

Nachhaltige Pferdeausrüstung

Besonders Leder ist im Bereich Nachhaltigkeit umstritten. Doch es lässt sich argumentieren, dass Leder ein Nebenprodukt der Fleischerzeugung ist und es somit ethisch nur korrekt ist, das ganze Tier zu verwerten. Wird Leder gut gepflegt, ist der Sattel und die Trense lang haltbar. Beim Kauf von Lederprodukten kann drauf geachtet werden, dass das Leder aus Deutschland oder Europa stammt. Dort kann sichergestellt werden, dass es umweltverträglich und sozial hergestellt wurde. Viele Reiter achten nicht auf die Lederqualität und Herkunft, sondern erstmal darauf, ob der Sattel oder Trense passt.

Im Bereich Textilien wie Schabracken, Decken, Halfter und Bandagen sollte wie bei der Reitbekleidung auf Materialien geachtet werden. Und auch hier lässt sich vieles leicht reparieren und upcyceln. Die Schabracke lässt sich schnell mit Glitzersteinen aufpimpen und man kreiert ein großartiges Unikat.

Nachhaltige Pferdefütterung

Im Bereich Pferdefütterung gibt es viele Faktoren, die zur Nachhaltigkeit beitragen können. Man denkt, dass bei der Fütterung Bio am einfachsten gelingen kann. Doch in vielen Unternehmen ist dies noch nicht umgesetzt. Angefangen bei den Lieferanten der Rohstoffe lässt sich nachhaltig handeln. Der Futtermittelhersteller sollte Lieferanten und Dienstleister aus der Region nutzen und nicht das Futter über weite Wege liefern lassen. Dies stärkt die regionale Wirtschaft und spart einige gefahrene Kilometer.

Bei der Produktion sollte auf mechanische Technik gesetzt werden. Oft werden chemische Prozesse genutzt, um Futter zu zerkleinern oder zu mischen. Bei einem nachhaltigen Prozess wird aus Mais beispielsweise durch Erhitzen mit Wasserdampf Maisflocken. Zudem nutzt die Produktion des Futters viel Energie. Diese kann nachhaltig aus eigenen Wasserkraftwerken oder Windkrafträdern gewonnen werden. Der Reste-Abfall der Produktion kann zudem weiterverarbeitet werden –  zu Dünger. So schließt sich hier der Kreislauf der Futtermittelherstellung wieder.

Auch Transportwege sollten kurzgehalten werden, um die Umwelt zu schonen. Um die Produktion und Lieferung des Futters als Käufer herauszufinden, sollte man sich zuvor mit dem Hersteller vertraut machen und sich informieren. Auch bei der sichtbaren Verpackung des Futters kann der Pferdebesitzer sicherstellen nachhaltig zu handeln. Man sollte Leckerli nicht in Plastiktüten kaufen. Mittlerweile gibt es viele Hersteller, die ihr Futter in Papiertüten anbieten. Plastikeimer in denen Futter gelagert war, können nach Verbrauch des Futters weitergenutzt werden im Stall.

Worauf sollte man beim Kauf von nachhaltigen Reitprodukten achten?

Man kann sich über verschiedene Wege über die Produktion und Lieferwege des Produktes informieren. Meistens geben Siegel auf den Produkten eine Auskunft über die Nachhaltigkeit. Zudem sollte auf eine umweltfreundliche Verpackung geachtet werden.

Tipps & Tricks für mehr Nachhaltigkeit beim Reiten

Hier findest Du unsere Top 10 Tipps & Tricks, um mehr Nachhaltigkeit beim Reiten zu erreichen:

Reitsport nachhaltiger gestalten Tipps & Tricks

Tipps & Tricks um den Reitsport nachhaltig zu gestalten.

  1. Reparieren: ein defekter Reißverschluss am Stiefel, kaputte Decken oder ein gerissener Riemen an der Trense lassen sich leicht reparieren.
  2. Upcyceln: Alte Kleidung für Dich und auch Dein Pferd, die Dir nicht mehr gefällt, lässt sich aufpimpen und wird zum Unikat.
  3. Wiederverwenden: Plastikeimer vom Futter lassen sich im Stall gut wieder einsetzen, um zum Beispiel neues Futter zu lagern.
  4. Verschenken oder Spenden: Das T-Shirt gefällt Dir nicht mehr und es liegt bei Dir nur rum? Dann kannst du es an Freunde verschenken oder in Sammelcontainern abgegeben.
  5. Fahrgemeinschaft bilden: Fahrgemeinschaften lassen sich zum Stall oder auch zum Auswärtstraining bilden.
  6. Bio-Futter: Informiere Dich vor dem Kauf des Futters, ob der Hersteller nachhaltig produziert.
  7. Bio-Pflegeprodukte: Es gibt viele Hersteller, die biologische Alternativen zu Pferdepflegeprodukten wie Fliegenspray herstellen.
  8. Siegel: Achte auf die verschiedenen Siegel der Produkte. Eine Übersicht gibt es auf Greenpeace.de.
  9. Regionale Anbieter: Viele Produkte für Pferde können regional erworben werden. Besonders bei Lederprodukten sollte auf die Herkunft geachtet werden.
  10. Langlebigkeit: Greife zu den teureren zertifizierten Produkten, denn diese halten auch länger.

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1 Kommentar

Nora 5. Juni 2022 - 19:39

Toller Artikel in weiten Teilen, und ein Thema, dass wirklich mehr in den Fokus muss im Reitsport.
Eines muss ich aber anmerken, weil es ein verbreiteter Irrglaube ist: Leder ist KEIN NEBENPRODUKT der Fleischherstellung!!!
Erstens würde das Leder aus der Fleischindustrie garnicht ausreichen, zweitens ist es oft minderer Qualität, weil die Rinder eben auf Fleich und nicht auf Lederqualität gezüchtet wurden.
Man muss sich also bewusste machen, dass dafür weitere Rinder gezüchtet, gefüttert, transportiert und geschlachtet werden.
Der Großteil des weltweiten Leders kommt aus Billiglohnländern wie Pakistan oder Bangladesh, und die Rinder werden oft den ganzen Weg von Indien aus dorthin gekarrt um dort geschlachtet zu werden. Weder sehr nachhaltig noch tierfreundlich!
Von den Chemikalien die zum gerben genutzt und ungefiltert in Gewässer geleitet werden garnicht zu reden.
Also wenn es unbedingt Leder sein muss, dann entweder gebraucht, oder aus nachweislich tier- und umweltfreundlicher Herstellung aus D/A/CH oder vom Standard vergleichbaren Ländern. 🙂

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