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Ostfriese

von Frederieke Wenning
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Das Ostfriesen Pferd ist eine heute nur noch gering verbreitete deutsche Pferderasse, die aus der niedersächsischen Region Ostfriesland stammt und hinsichtlich seines Typs dem Alt-Oldenburger entspricht. Mit seinem Stockmaß von durchschnittlich 158 bis 168 Zentimetern und seinem mittelschweren Kaliber erweist sich der Ostfriese als vielseitiges Fahrpferd mit Reiteigenschaften. Die meist als Braune, Rappen oder Füchse vorkommenden Pferde weisen ein ausgeglichenes Temperament und raumgreifende Gänge auf. Alles über das Ostfriesen Pferd erfährst Du in diesem Artikel.

Wichtige Daten zum Ostfriesen Pferd im Überblick

  • Ursprung: Deutschland
  • Hauptzuchtgebiet: Ostfriesland (Deutschland)
  • Verbreitung: überwiegend Deutschland
  • Stockmaß: 158 cm bis 168 cm
  • Gewicht: 550 bis 750 kg
  • Erscheinungsbild: Mittelschweres, ausdrucksstarkes
  • Farben: Rappen, Braune, Füchse, Schimmel
  • Haupteinsatzgebiet: Reit- und Fahrpferd

Zuchtgeschichte und Ursprung des Ostfriesen – von der bäuerlichen Pferdezucht zum Fahrpferd

Die Zuchtgeschichte des Ostfriesen Pferdes geht auf die bäuerliche Pferdezucht in Ostfriesland und im Oldenburger Land zurück, die dort seit jeher einen bedeutenden Bestandteil der Landwirtschaft darstellte. In kaum einer anderen Region in Mitteleuropa gab es eine derart ausgeprägte Pferdezucht wie dort, zumal sich die Wetter- und Bodenverhältnisse als optimal erwiesen. Sie begünstigten die Zucht von Arbeitspferden, die für die landwirtschaftliche und gewerbliche Nutzung vorgesehen waren. So etablierte sich bereits im 18. Jahrhundert eine in privaten Händen liegende Pferdezucht, bei der schon früh Selektionsmaßnahmen und erste Zuchtbücher eingeführt wurden. Staatliche Gestüte gab es zu dieser Zeit noch nicht, auch wenn im Norden Ostfrieslands schon im Jahr 1715 eine für private Hengste geltende Körordnung erlassen wurde.

Ab 1755 war diese für alle Teile Ostfrieslands geltend und sollte zu einer strengeren Hengstselektion beitragen. Eine ausgeglichene Pferdezucht konnte aber nicht erzielt werden, da Hengste aus verschiedenen Herkunftsgebieten, darunter auch mit spanischem oder orientalischem Blut, eingesetzt wurden. So stand der Typ eines derben, gedrungenen Wirtschaftspferdes, wie es die Bauern bevorzugten, dem der veredelten Nachzuchten entgegen, die für den Export, das Reiten und für Kutschfahrten gefragt waren. Einheitlicher wurde die Pferdezucht erst im 19. Jahrhundert, unter anderem durch den Einsatz von Landbeschälern aus Celle. Ebenso wurden englische Wagenpferde wie Cleveland-Bay und Yorkshire und Deckhengste aus der französischen Normandie privat importiert, um die Leistungsfähigkeit der Arbeitspferde noch einmal zu verbessern. Das Resultat waren schwere, solide und gutmütige Ostfriesen Pferde, die sich sehr gut für den Zugdienst eigneten.

Noch gefestigter und einheitlicher wurde die Zucht ab Mitte des 19. Jahrhunderts, da das Einführen von fremdem Zuchtmaterial um das Jahr 1880 herum verboten wurde. Stattdessen kamen nun Hengste mit oldenburgischen Blutlinien zum Zug. Zwei unterschiedliche Pferdetypen gab es jedoch nach wie vor: das Arbeitspferd und das größere, leichtere und elegantere Kutschpferd. Dieses erfreute sich immer größerer Beliebtheit und wurde für den Transport von Waren und Personen vor Wagen und Kutschen eingespannt. Der kurzbeinige Ostfriese, der für die Feldarbeit eingesetzt wurde, hatte immer mehr ausgedient. Gefragt waren hingegen ausdauernde und schnelle Transportpferde, wie in England, wo sich bereits das Yorkshire-Coachhorse etabliert hatte. Der zunehmenden Nachfrage nach Wagenpferden konnte hierzulande allerdings nur schwer nachgekommen werden. Daher wurden in Ostfriesland häufig englische Hengste importiert, die im Zuge ihrer Kreuzung mit Stuten aus Hannover und Oldenburg einen wichtigen Beitrag zur Zucht des Ostfriesen leisteten. Dieser züchterische Erfolg und der Import von Anglo-Normannen waren die Basis für das Ostfriesen Pferd, wie es noch heute als eigenständige Pferderasse besteht. Ende des 19. Jahrhunderts war der alte Pferdetyp des gedrungenen Arbeitspferdes in Ostfriesland weitgehend von vielseitigeren und leistungsstarken Pferden verdrängt worden.

Das erste relevante Ostfriesische Zuchtbuch wurde im Jahr 1869 eröffnet und gab erstmals einheitliche Regelungen für die Zucht und konkrete Selektionsmaßnahmen vor. Zuvor war eine Eintragung von Hengsten und Stuten überhaupt nicht vorgenommen worden. Viele private ostfriesische Züchter schlossen sich dem neuen Zuchtverband an. Einige züchteten aber auch weiterhin einfache Wirtschafts- und Arbeitspferde. Diese wurden nicht im Zuchtbuch erfasst, das bis heute besteht und von dem Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd e.V. betreut wird.

Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd

Der Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd legt die Grundsätze fest, welche gelten, will ein Pferd in diesen Verband eingetragen werden. Beim Zuchtprogramm handelt es sich um ein „Reinzuchtprogramm„. So wird die Verbesserung der Rasse garantiert. So legt der Zuchtverband beispielsweise vor, dass ein Tier, welches eingetragen werden soll, zu mindestens 75 % den Genanteil eines Schweren Warmbluts auf Alt-Oldenburger oder Ostfriesischer Grundlage trägt.

Der Verband gründete bereits im Jahr 1869 das Ostfriesische Stutbuch. Hintergrund war vor allem die schnelle Entwicklung der Technik. Maschinen ersetzten Pferde und die leistungsstarken Pferde vom alten Schlag wurden kaum noch gebraucht. Es sollte eine Anpassung der Rasse erfolgen, welche nun vielseitiger und somit auch als elegantere Reittiere genutzt werden sollten – immer mit dem Gedanken, diese wertvolle Rasse zu erhalten. Im Jahr 1986 wurde dann der „Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd e.V.“ gegründet.

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Wo kann ich Ostfriesen Pferde kaufen?

Um den Bestand dieser gefährdeten Rasse zu gewährleisten, gibt es hervorragende Züchter, welche auf der Seite des Zuchtverband für das Ostfriesische und Alt-Oldenburger Pferd gelistet sind.

Das Aussehen (Exterieur) des Ostfriesen – ein kalibriges Pferd im Rechteckformat

Der Ostfriese ist ein ebenso mittelschweres und kalibriges wie ausreichend elegantes Pferd, das große Linien, klare Konturen und eine gute Bemuskelung aufweist. Im Alter von drei Jahren soll sich die Pferderasse durch ein Stockmaß von 158 bis 168 Zentimetern auszeichnen, wobei zu plumpe oder zu edle Typen ebenso nicht erwünscht sind wie verschwommene Konturen oder Pferde, die der favorisierten Größe nicht entsprechen. Der Kopf zeigt sich markant und mit einem starken Ausdruck sowie aufmerksamen, großen Augen, einer ausgeprägten Maulspalte und großen Nüstern. Eine unproportionierte Erscheinung, zu wenig Ausdruck oder Hechtköpfe schließt das Zuchtziel aus. Der hoch angesetzte Hals ist mittellang, stark bemuskelt und verfügt über eine nach oben gewölbte Kammlinie. Er verjüngt sich zum Kopf hin und geht in muskulöse Schultern und eine schräg gelagerte, große und geschwungene Rückenlinie über. Rassetypisch sind für das Ostfriesen Pferd außerdem ein gut ausgebildeter Widerrist, das Rechteckformat, tiefe, geschlossene Flanken sowie eine große Brustbreite und eine harmonische Vor-, Mittel- und Hinterhand. Die Kruppe ist stark bemuskelt und leicht geneigt und der Schweif wird gerade und ansprechend getragen. Ebenso korrekt gebaut soll auch das Fundament sein, das über harte Hufen, ausgeprägte Gelenke und elastische, mittellange Fesseln verfügt. Die Röhrbeine sollen einen Umfang von 22 bis 24 Zentimetern aufweisen. Auffällig ist beim Ostfriesen nicht zuletzt die Fellfärbung, denn vorkommen können sowohl Braune, Rappen und Füchse als auch Schimmel.

Die wichtigsten Merkmale des Exterieurs im Überblick

  • Stockmaß: 158 bis 168 Zentimeter
  • Typ: kalibrig, von mittelschwerem Gewicht und ausreichend elegant
  • Kopf mit großen Augen und starkem Ausdruck
  • Rechteckformat
  • korrektes Fundament, Röhrbeinumfang 22 bis 24 Zentimeter
  • Fellfarben: Rappen, Füchse, Braune und Schimmel

Wie groß werden Ostfriesen Pferde?

Diese Tiere erreichen eine Größe von 158 cm bis 168 cm. Der Röhrbeinumfang soll dabei laut Zuchtverband ca. 22 bis 24 cm betragen.

Das Ostfriesen Pferd und sein Charakter (Interieur) – intelligente und ausgeglichene Pferde

Ausgeglichen im Temperament, intelligent und mit gutem Charakter – der Ostfriese wird als hervorragendes Fahrpferd geschätzt und zeichnet sich darüber hinaus durch nicht zu verachtende Reiteigenschaften auf. Kennzeichnend für das Interieur sind eine hohe Wachsamkeit, Nervenstärke und eine sehr gute Fruchtbarkeit. Im Umgang ist das Ostfriesen Pferd stets freundlich und ruhig. Zu erwähnen sind aber auch die hohe Leistungsfähigkeit und die ausgesprochene Leichtfuttrigkeit. Ausgeschlossen werden durch das Zuchtziel ein ungünstiges Temperament, eine mangelnde Leistungsbereitschaft und ein schlechter Charakter.

Die wichtigsten Merkmale des Interieurs im Überblick

  • ausgeglichen, ruhig und freundlich
  • intelligent und nervenstark
  • hohe Fruchtbarkeit
  • ausgeprägte Leistungsbereitschaft

Wie schwer werden Ostfriesen Pferde?

Hengste sind meist ein wenig schwerer als Stuten. Je nach Größe des Pferdes kann man mit einem Gewicht von 550 bis 750 kg rechnen. Ostfriesen Pferde eignen sich aufgrund ihres schweren Exterieurs auch gut für schwerere Reiter.

Besondere Merkmale/Einsatzgebiete der Rasse/Erbkrankheiten

Diese Rasse steht auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). Im Jahr 2017 gab es nur 190 Tiere, was zu den Jahren davor rückläufig ist.

Die Ostfriesen eignen sich sowohl für den Einsatz vor schweren Kutschen als auch unter dem Sattel. Wer eine sportliche Karriere einschlagen möchte, liegt mit einem Ostfriesen jedoch nur bedingt richtig. Zwar weisen diese Tiere verhältnismäßig gute Gänge aus und der leichte Typ ist durchaus in der Lage für den Einsatz in den niedrigen Turnierklassen, jedoch eignet sich der Ostfriese nicht für den großen Sport. Einsteiger in den Turniersport werden mit diesem nervenstarken Pferd jedoch ihre Freude haben.

Ostfriesen Pferde sind zäh, robust und verhältnismäßig und bei guter Haltung und Pflege nur selten krank. Rassetypische Krankheiten sind nicht bekannt. Dies liegt auch daran, dass der Zuchtverband sehr genau auf die Gesundheit der zur Zucht eingesetzten Tiere achtet. Pferde mit genetischen Besonderheiten oder genetischen Defekten werden im Zuchtprogramm nicht aufgenommen.

Wofür sind Ostfriesen Pferde geeignet?

Der Friese ist als Reit- und Fahrpferd beliebt. Sowohl in der Freizeit als auch im Sport der unteren Turnierklassen ist diese Rasse zu finden. Besonders gern werden Friesen-Pferde zudem für zirzensische Lektionen eingesetzt. Der Ostfriese zählt zu den Pferderassen mit einem besonders starken Nervenkostüm und ist daher auch für Einsteiger besonders interessant.

Bekannte Pferde der Rasse (im Sport, in Film/Fernsehen)

Zu sehen sind diese wunderbaren Tiere, welche auch als „schwarze Perlen Frieslands“ bezeichnet werden, in der berühmten Pferdeshow Apassionata. Dort werden sie sowohl unter dem Sattel präsentiert, zeigen aber auch, dass zirzensische Lektionen ein Kinderspiel für diese intelligente Rasse sind.

Besonders bekannt sind zudem folgende Hengste, die zu den bedeutendsten Stammbuchhengsten zählen und jedem Züchter bekannt sind:

  • Age 168, 1942 geboren: Die Age-Linie ist die kleinste und älteste Zuchtlinie. Es ist zu vermuten, dass diese Linie durch den kleinen Bestand an Nachkommen auszusterben droht.
  • Ritske 202 P, 1955 geboren
  • Tetman, 1956 geboren: Gilt als die größte Hengstlinie
  • Mark 232 P, 1964 geboren: Mehr als 50 % der aktiven Deckhengste gehen auf ihn zurück

Wie alt werden Ostfriesen Pferde?

Die Lebenserwartung dieser Pferderasse liegt bei 20 bis 25 Jahren.

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