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Maultier, Maulesel oder Muli – nicht selten herrscht Verwirrung, wenn es um die Bezeichnung der aus Pferd und Esel gekreuzten Tiere geht. Das Maultier entsteht aus der Kreuzung eines Eselhengstes mit einer Pferdestute. Im Gegensatz hierzu findet beim Maulesel die umgekehrte Kreuzung, nämlich einer Eselstute und eines Pferdehengstes, statt. Beide Tierarten sind also Hybriden, Nachkommen aus Kreuzungen von verschiedenen Rassen, und ähneln sich hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung. Das Maultier ist jedoch weiter verbreitet und weist eine deutlichere Ähnlichkeit zum Pferd auf. Bereits in der Antike verbreitet, hat sich das Maultier bis heute vor allem als Lasttier bewährt. Alles über das Maultier erfährst Du in diesem Artikel.
Wichtige Daten vom Maultier im Überblick
- Ursprung: Kreuzung aus Eselhengst und Pferdestute (Hybride)
- Hauptzuchtgebiet: überall, Asien und Mittelmeerländer
- Verbreitung: in allen Ländern gezüchtet
- Stockmaß: zwischen 140 und 155 cm
- Gewicht: ca. 350 – 450 kg
- Erscheinungsbild: großer und gestreckter Kopf mit längeren Ohren, kräftig
- Farben: Braun, Schwarzbraun oder Schwarz
- Haupteinsatzgebiet: Landwirtschaft, Militär
Zuchtgeschichte des Maultiers
Der Ursprung des Mulis liegt Jahrtausende zurück, denn die positiven Eigenschaften und der Nutzen der aus Pferd und Esel gekreuzten Tiere waren bereits weit vor der Zeit Christi bekannt. Antike Zeichnungen lassen darauf schließen, dass Maultiere schon im Alten Orient, insbesondere in Ägypten, verbreitet waren. Aber auch für die Zeit des Römischen Reiches liegen entsprechende Hinweise vor, zumal Maultiere in der Antike als besonders edel galten. Bemerkenswert ist zudem ein Fund aus Kalkriese in Niedersachsen, eine römische Fundstelle nahe Bramsche. Hier wurden Knochenreste eines ausgewachsenen Maultiers gefunden, von dem anzunehmen ist, dass es während der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. als Zugtier verwendet wurde.
Im Mittelalter und in der Neuzeit war das Muli weltweit verbreitet und wurde vor allem als Lasttier in landschaftlich anspruchsvollen Regionen oder bei schwierigen Klimaverhältnissen eingesetzt. Auch in beiden Weltkriegen fanden die Maultiere vielfach Verwendung, darunter zur Unterstützung von Gebirgstruppen.
Mit der zunehmenden Einführung von Maschinen und Transportwagen seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich ihr Bestand jedoch deutlich verringert. Heute wird das Muli vornehmlich in den Entwicklungsländern im Zuge der Landwirtschaft genutzt und in geringem Maße von Privatleuten in den USA und in Europa gezüchtet. Ebenso kommt es nach wie vor militärisch für Transportzwecke zum Einsatz.
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Aussehen (Exterieur)
Das Maultier unterscheidet sich grundsätzlich in Größe und Fellfarbe, je nach Exterieur der Elterntiere. Durchschnittlich erreicht es ein Stockmaß von 140 bis 155 Zentimetern und liegt damit meist zwischen dem väterlichen Eselhengst und seiner Pferdemutter. Hinsichtlich des Körperbaus und der äußeren Erscheinung ähnelt das Maultier dem Pferd deutlicher als dem Esel. Vor allem der oftmals gestreckte, große Kopf und das Fell erinnern an die Pferdeabstammung, während die längeren Ohren und kleineren Nüstern auf den Eselhengst zurückzuführen sind. Als rassetypisch erweist sich zudem der Schweif, der im Unterschied zum Esel keine Quaste aufweist.
Mit Blick auf die Fellfärbung können beim Maultier alle Farben und Schattierungen vorkommen, darunter insbesondere Braun, Schwarz und Schwarzbraun. Seltener präsentiert sich ein Muli auch mit grauem Fell sowie gescheckt in den Farben Weiß und Braun. Markant ist außerdem das Mehlmaul, denn wie beim Esel zeichnen sich Mulis mit dunklen Fellfarben häufig durch eine weißliche Färbung rund um das Maul aus.
Impressionen der Rasse
Charakter (Interieur) vom Maultier
Das Maultier weist positive Eigenschaften beider Abstammungsrassen auf und vereint die Trittsicherheit, Ausdauer und Besonnenheit des Esels mit der Kraft und dem Mut des Pferdes. Maultiere gelten als geradlinig, wenig scheu und sehr gutmütig, einhergehend mit einer hohen Intelligenz, Neugierde und Arbeitswillen. Darüber hinaus sind sie durchaus charakterstarke Tiere, die einige Zeit zur Eingewöhnung an einen neuen Besitzer benötigen. Grundsätzlich ist das Muli im Vergleich zum Pferd leichtfuttriger, unempfindlicher gegenüber Hitze, Nässe und Kälte sowie robuster hinsichtlich seiner gesundheitlichen Konstitution.
Wer das Vertrauen eines Maultiers gewinnen will, braucht viel Geduld, Zeit und eine liebevolle Hand. Im Gegensatz zu Pferden binden sie sich emotional nicht an einen einzelnen Menschen. Für die Armee beziehungsweise das Militär ist das von Vorteil, da Soldaten ständig wechseln und ersetzt werden. Viel Durchsetzungsvermögen und eine konsequente Erziehung sind notwendig, damit der Hybrid einen Menschen als Leittier anerkennt. Ein liebevoller Umgang und eine artgerechte Haltung sind dabei Grundvoraussetzungen, um mit dem Charakter des Tieres zurechtzukommen. Interessenten, die ein Maultier kaufen wollen, sollten daher den Einsatzzweck kennen.
Besondere Merkmale, Einsatzgebiete und Erbkrankheiten der Rasse
Als exzellentes Zugtier erwies sich das Maultier schon in der Vergangenheit. Die vereinten Eigenschaften von Pferd und Esel schlagen sich beispielsweise in der Trittsicherheit und Kraft nieder. Aus diesem Grund dienen sie noch heute bestimmten Kompanien beim Militär. Nicht zu verwechseln ist das Tier mit einem Maulesel oder einem Esel. In Deutschland hat das Maultier sogar seine eigene Dienststelle im Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230, das ihren Sitz in Bad Reichenhall hat. Die Gebirgsjäger 23 der Tragtierkompanie arbeiten dort auch mit Haflingern zusammen, die als zuverlässige Pferde für das Gebirge gelten. Dabei transportieren die Tiere schwere Lasten durch Gelände, welches für Fahrzeuge nicht befahrbar ist. Damit die Tiere in Bewegung bleiben und dem natürlichen Bewegungsdrang der Maultiere entsprochen wird, stehen wöchentlich mehrere Bergmärsche auf dem Programm. Die Tragtierführer leiten die kräftigen Hybriden mehrmals in der Woche einigen Höhenmeter hoch. Dabei müssen Mensch und Tier mehrere Kilometer zurücklegen. Die Lasttiere helfen damit, die Versorgung der abgelegenen Hütten und Höfe der Region zu gewährleisten. Besonders im Winter sind sie unverzichtbar.
Allein das Tragegestell wiegt 45 Kilogramm. Bis zu 120 Kilogramm dürfen dazukommen, wenn das Gebäude und die Fitness des jeweiligen Maultiers es zulässt. Lebensmittel und Versorgungsgüter sind für die abgelegenen Orte der Bergregionen reserviert. Die Mulis transportieren aber auch Spezialausrüstung, Waffen oder Munition. Nahezu 30 Einsätze bewältigen vier bis zwölf Maultiere im Laufe der Sommersaison.
Die Besonderheit des Maultiers liegt nicht nur im Rahmen der Einsatzgebiete, sondern auch in der Biologie. In der Regel ist es unfruchtbar, was an der ungeraden Chromosomenzahl (63) liegt. Während der Aufteilung der Chromosomen bei der Produktion von Spermien oder Eizellen, enthalten diese nur einen Chromosomensatz. Die Aufteilung bei einer ungeraden Zahl ist schwierig, weil das 63. Chromosom alleine steht und beim Prozess beschädigt wird. Kurz: Der Zustand der Eizellen und Spermien ist defekt. Selten kommt es zu einer ausreichenden Aufteilung der genetischen Information, sodass Maultierstuten fruchtbar sein können und eine Fortpflanzung in diesem Rahmen möglich ist.
Ein Muli kann ähnlich erkranken wie ein Pferd. Tiermedizinische Untersuchungen und eine gute Haltung können gesundheitliche Probleme wie beispielsweise Huf- oder Stoffwechselerkrankungen und Koliken verhindern.
Bekannte Pferde der Rasse
Maultiere haben bereits die Filmleinwand erobert. In dem Film „Tommy And The Cool Mule“ trifft der Junge Tommy auf das sprechende Maultier Jackie. Beide versuchen, einen Reitwettbewerb zu gewinnen, um den Geldpreis zur Rettung von Haus und Hof zu nutzen. Während der Dreharbeiten kamen für den Maultiercharakter zwei Maultiere im Wechsel zum Einsatz. Um das Sprechen zu simulieren, wurde den Tieren etwas Heu in das Maul gelegt, ohne das dies bei der Kaubewegung in der Postproduktion zu sehen war. Auf diese Weise konnten die Produzenten eine menschliche Stimme hinzufügen, um ein sprechendes Tier für die Leinwand zu erzeugen.
Das Wohlergehen der Maultiere wurde bei den Dreharbeiten von der 1877 gegründeten Organisation „American Human“ über das Programm „No Animals Were Harmed“ gesichert.