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Tölt – Die besondere Gangart der Islandpferde

von Finia Fischer
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Tölt heißt das Zauberwort, das einem rund 1,40 Meter kleinen Pferd aus dem hohen Norden weltweit zu Fans und Freunden verholfen hat. Keine andere Gangart ist so bequem, spannend und anspruchsvoll. Erfahre in diesem Beitrag alles über die besondere Gangart der Islandpferde.

Was ist Tölt?

Tölt ist eine besondere Gangart. Taktklarer Tölt ist im Prinzip Schritt, der bis ins Galopptempo gesteigert wird.

Was ist überhaupt Tölt?

Die Gangart Tölt hebt das Islandpferd ab von vielen anderen Rassen, die auch genügsam und trittsicher sind. Das Vergnügen am lebendigen, sprühenden Viertakt fasziniert – ist Entspannung und Aufgabe zugleich. Tölten ist Tanzen mit dem Pferd. Diese Gangart vermittelt dem Reiter die perfekte Kombination aus Tempo und Harmonie, sie begeistert und ist bequem. Tölten wird außerdem für den Erwachsenen, der mit seinem Pferd eine Aufgabe sucht, nie langweilig.

Er braucht sich also weder irgendwelchen Wettbewerben zu stellen noch Kunststücke einzustudieren, um sich mit seinem Pferd zu beschäftigen. Tölten allein ist genug. Denn obwohl die Gangart angeboren ist, ist die Veranlagung zu dieser Gangart bei jedem Pferd unterschiedlich. Zudem kann der Reiter durchaus feststellen, dass der traumhafte Viertakt nicht unverrückbar gut „eingebaut“ ist, dass das Pferd ihn auch wieder verschlechtern oder verwischen kann. Selbst mit dem Naturtölter muss der Reiter das Gleichgewicht finden, obwohl dieses begehrte Pferdetalent es ihm leichter macht als jedes andere.

Welche Pferde gehen in der Gangart Tölt?

Die bekannteste Rasse, welche den Tölt natürlicherweise beherrscht, ist das Islandpferd.

Islandpferde Tölt Herde

Die natürliche veranlagte Gangart Tölt ist ein Viertakt, der bis ins hohe Tempo geritten werden kann.

Tölt – Takt und Fußfolge

Um den Tölt zu verstehen, muss man die Fußfolge dieser Gangart kennen. Man muss wissen, wie das Pferd seine Beine nacheinander bewegt, wenn es töltet: Der Tölt ist ein Viertakt wie der Schritt und hat auch dieselbe Fußfolge: hinten links (1), vorne links (2), hinten rechts (3), vorne rechts (4).

Tölt – Phasen

Was den Tölt vom Schritt unterscheidet, sind die Phasen, in die sich die Bewegungen unterteilen lassen – die sogenannte Phasenfolge.

In dieser wird das Auf- und Abfußen der Pferdebeine genau beschrieben. Im Schritt stützt das Pferd sich abwechselnd mit zwei und mit drei Beinen auf dem Boden ab. Im Tölt, der entsprechend schneller ist, gibt es die Dreibein-Stütze nicht mehr. Im Tölt befindet sich das Pferd abwechselnd mit einem oder zwei Beinen am Boden.

Beginnt man die “Momentaufnahme” mit dem linken Hinterbein, setzt das Pferd in der folgenden Phase das linke Vorderbein, belastet dann das rechte Hinterbein alleine, ehe das rechte Hinterbein hinzufußt. Dann trägt das rechte Hinterbein die Last alleine, hinzu kommt das rechte Vorderbein. Schließlich stützt dieses das Gewicht alleine, ehe das linke Hinterbein hinzufußt. In dem Moment, in dem zwischen der diagonalen oder der lateralen Bewegung eine Flugphase entsteht, endet der Tölt und geht über in den Trab oder Pass.

Tölt – Waage zwischen Trab und Pass

Der Tölt beinhaltet somit beide Extreme: den lateralen (beide gleichseitigen Beine werden belastet) und den diagonalen Gang (ein linkes und ein rechtes Bein werden gleichzeitig belastet). Der gute, taktklare, gelöste und flüssige Tölter befindet sich zwischen diesen beiden Extremen im Gleichgewicht.

Ist diese Waage ausbalanciert, ist der Tölt bis ins hohe Tempo sehr bequem zu sitzen. Die im Verhältnis zu anderen Gangarten geringe Bewegung des Pferderückens macht es selbst dem ungeübten Reiter nicht schwer, sich entspannt und mühelos tragen zu lassen. Ein gut gerittener Tölter nimmt den Reiter angenehm in der Bewegung mit, was oft begeistert als “Tanzgefühl” beschrieben wird.

Das Idealbild ist der Naturtölter, weil er auch unter einem schwächeren Reiter zwanglos gehen und mit geringen Hilfen im Tölt gehalten werden kann. Diese Tölter haben ein natürliches Gleichgewicht. Sie können sich deshalb gut an jedes Tempo anpassen und verlieren nicht so leicht die Form, weil sie sich durch ihre Geschmeidigkeit im langsamen Tempo nicht verspannen und im starken Tempo nicht auseinanderfallen.

Pferde, die von ihrer Töltveranlagung her eher in Richtung Trab oder Pass tendieren, sind in lateraler oder diagonaler Richtung steif. Um die Steifheit zu beheben, muss der Reiter nicht nur daran arbeiten, dass der Takt besser wird. Er muss vor allem auch die Haltung seines Pferdes im Tölt beeinflussen und verbessern können, also in der Lage sein, sein Pferd an die Hilfen zu stellen.

Pferde, die zu stark zum Trab kommen, verändern ihre Haltung in die negative Richtung: Sie tragen den Kopf hoch, haben einen Unterhals, lassen den Rücken hängen. Diese Pferde brauchen Tempo, um taktklar tölten zu können. Erst wenn sie richtig schnell gehen, ändert sich die verkehrte Aufrichtung. Wenn es aber langsam gehen soll, hat dieses Pferd extreme Probleme, sich “rund” zu machen, das heißt, den Reiter mit der oberen Muskulatur zu tragen. 

Pferde, die zu stark zu Pass kommen, können sich im zunehmenden Tempo zu wenig aufrichten. Sie strecken sich zuviel, wenn sie schnell laufen, und kommen dabei auf die Vorhand. Dem Reiter vermitteln sie dann das Gefühl, hilflos obendrauf zusitzen, weil der Pferderücken im Lendenbereich hochkommt. Das Pferd kann sich schließlich nur noch durch das sogenannte “Wechseln” retten. Der Rücken bei diesen Pferden, ist oft auch zu hoch, wenn sie im extrem langsamen Tempo geritten werden. Nur im mittleren Tempo laufen diese Pferde von sich aus zwanglos und taktklar.

Warum können Isländer tölten?

Die Ursache liegt offenbar in der natürlichen Veranlagung der Tiere.

Vorbereitung zum Tölten

Am besten töltet es sich auf ebenen und festen Wegen. Dort hört der erfahrene Reiter zusätzlich noch am besten den Takt.

Ideal sind fein geschotterte Waldwege oder ebene Gras- und Wiesenwege. Dieser Boden federt gut und ist deshalb gesünder für die Pferdebeine. Vielen Islandpferden fällte das Tölten übrigens besonders leicht, wenn es gleichmäßig bergab geht. Hervorragende Töltbedingungen bietet auch ein Sandstrand bei Ebbe, dort, wo er vom Meerwasser durchtränkt, aber nicht mehr weich ist. Auf guten Wegen kann man ruhig mehrere Kilometer am Stück tölten. Rücksicht muss man dabei nur auf die Kondition des Pferdes nehmen. 

Ungeeignet für das Töltreiten sind tiefer Sand, schlammiger Boden oder ein Untergrund mit vielen Löchern und Unregelmäßigkeiten. Dort ist es für das Pferd extrem schwierig, im Wechsel zwischen Ein- und Zweibeinstütze den Takt zu halten.

Tölt Islandpferd

Die bekannteste Rasse, die die Gangart Tölt im Erbgut verankert hat, ist das Islandpferd.

Tempo und Haltung im Tölt

Die Erkenntnis, dass jedes Pferd seine Lieblingsgeschwindigkeit (und Lieblingshaltung) hat, liefert eine Erklärung dafür, warum mit dem Aufkommen des Formationsreitens beim Militär die töltenden Pferde ausgemustert wurden: Pferde, die eine Gangart in unterschiedlichem “Grundtempo” gehen, erfordern geübte und konzentrierte Reiter, wenn sie in Formation geritten werden sollen.

Wer einmal eine Töltquadrille mitgemacht hat, wird diese Feststellung sicher bestätigen können. Dieses “Lieblingstempo” ist auch der Grund, warum der nicht so sehr ambitionierte Freizeitreiter, der am Wochenende mit seinem Islandpferd durch das Gelände tölten will oder einmal einem Wanderritt mitmachen möchte, mit einem Passtölter mehr Spaß hat als mit einem hartnäckigen Trabtölter. Der Passtölter liebt das mittlere Tempo, das auch bevorzugt in der Gruppe geritten wird. Der Trabtölter hingegen braucht beim ungeübten Reiter mehr Geschwindigkeit, als auf normalen Freizeittouren geritten wird. 

Warum ist Tölten nicht leicht?

Tölt ist eine temperamentvolle, sprühende Gangart. Sie begeistert Zuschauer und Reiter durch ihre Energie und Leichtigkeit – und stellt damit hohe Ansprüche an den Ausbilder und an den Charakter des Pferdes. Es ist nämlich schwierig, das Quirlige, Temperamentvolle dieser Gangart in den verschiedenen Tempi zu reiten. Dies erfordert ein hohes Maß an Zwanglosigkeit und Losgelassenheit und eine intelligente Arbeit mit dem Pferd. Den schönen Ausdruck und die Energie kann man durch stupides Üben nämlich abwürgen, den Gang sozusagen „totreiten“. Hier das richtige Maß zu finden, ist der Anspruch an den guten, gefühlvollen Reiter und Ausbilder.

Welche Pferde können tölten?

Alle Pferde mit natürlicher Veranlagung können tölten. Dazu gehören vor allem die Islandpferde und weitere Gangpferde, wie der Töltende Traber.

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