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Warm aufs Pferd – Reiten im Winter

von Michelle Holtmeyer
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Warm aufs Pferd und das im Winter. Geht doch gar nicht! Oder doch? Oft kommt man im Winter frierend an den Stall, putzt und sattelt sein Pferd, dabei wird einem wieder etwas wärmer, während man sein Pferd dann im Schritt warm reitet – frierend. Aber warum die die Aufwärmphase des Pferdes nicht effektiv für sich selbst nutzen?

Die kalte Jahreszeit ist da. Frierend quält man sich aufs Pferd, in der Hoffnung, dass es einem schnell warm wird. Dick in Jacken eingepackt, dreht man seine Runden im Schritt, bis man endlich mit der wärmenden Trab- und Galopparbeit beginnen kann. Das Pferd wärmt sich im Schritt bereits auf, warum also nicht auch der Reiter?

In so ziemlich jeder Sportart wärmt man sich vor dem eigentlichen Training auf, nur beim Reiten nicht. Oft wird man schief angeschaut, wenn man es doch macht. Dennoch ist es sinnvoll, sich auch bestmöglichst auf das Training vor zu bereiten. Schließlich verlangen wir von unseren Pferden auch, dass es sich locker und geschmeidig unter uns bewegt. Die beschriebenen Übungen sind nur Beispiele und nur unter Berücksichtung aller Sicherheitsaspekte zu machen.

Es beginnt schon vor dem Satteln

Jeder, der sein Pferd selbst mistet, kennt es. Misten vor dem Reiten macht den Köper warm. Wer nun aber auf diesen „Luxus“ verzichten muss, kann sich mit ausgiebigem Putzen behelfen. Ein Pferd von vorne bis hinten, oben bis unten ordentlich durchgeputzt, bringt den eigenen Kreislauf gut in Schwung. Man streckt sich, man bückt sich, man bewegt sich einfach.

Also, nicht nur kurz die Decke rnter, drüber pusten und Sattel drauf. Gerade eingedeckte Pferde freuen sich über das kraulende Putzen.

Reiten im Winter – Wege nutzen

Im Reitstall legt man schon einige Meter zurück, bis man auf seinem Pferd sitzt. Diese Wege kann jeder effizient für sich nutzen. Variables Gehen, Hopserlauf, Strecksprung, Rückwärtslaufen, etc. – Das bringt den Kreislauf in Schwung, das Herz schlägt schneller und weiß „oh, da kommt noch mehr“.

Unsere Hüftgelenke werden in unserem Alltag immer mehr zu Scharniergelenke, da wir sie immer öfter ausschließlich zum Gehen verwenden. Um dem entgegen zu wirken, lohnt es sich, die Innen- und Außenrotation der Gelenke zu Fördern. Zudem gerade beim Reiten diese Gelenke alles andere sind, als Scharniergelenke.

Aufwärmphase des Pferdes – alles andere als „nur“ Schrittreiten

Es ist bekannt, dass die Gelenke der Pferde ca. 10 bis 15 Minuten dauern, bis sie genügend Gelenksschmiere entwickelt haben, um ohne Schaden zu nehmen mehr belastet werden können. Im Winter können diese zehn Minuten durchaus länger dauern. Aber warum sich in dieser Zeit nur „Rumtragen“ lassen, wenn man sie nutzen kann?

Je nachdem, wie viele Reiter in der Halle sind (man möchte keinen beim Training stören) oder wie cool mein Pferd ist, empfiehlt es sich, neben dem Pferd her zu laufen. Hier kann man nochmal die oben genannten Übungen machen.

Diese Zeit lohnt sich auch, um mit dem Pferd vom Boden aus zu Arbeiten. Übertreten lassen, Tempiunterschiede im Schritt oder Kunststückchen wie spanischer Schritt, etc.

Bevor man sich aufs Pferd setzt, kann man sich beispielsweise auch in die Mitte stellen und die Beine kurz durchdehnen. Die klassischen Dehnübungen für den Oberschenkel (innen und außen), sowie Wade sind den meisten bekannt.  Das Dehnen sollte dabei nur kurz dauern – fünf Sekunden reichen. Schließlich möchtest Du den Muskel ja nicht verlängern, sondern ihn nur „wach“ machen. Ein ausgiebig gedehnter Muskel ist „ausgeleiert“ und kann sich mehr so gut anspannen.

Sobald man dann auf dem Pferd sitzt, kann man beginnen, das Becken zu kreisen. Erst die eine Seite, dann die andere Seite vor und zurück. Dabei gehst Du zunächst ins Hohlkreuz und machst danach einen Rundrücken, um die Mittelpositur besser erfühlen zu können. Kreise anschließend mit den Armen, Schultern und dreh Dich zur Seite. Alles unter der Voraussetzung, dass Dein Pferd und die anderen in der Halle ruhig bleiben.

Auch die ersten Runden Trab am langen Zügel kann man für Takt und Gleichgewichtsübungen nutzen, indem man verschieden Varianten des Leichttrabens ausübt, beispielsweise 1 x Sitzen – 2 x Stehen.

Warm aufs Pferd – Übungsbeispiele

Hier ein paar Übungen, die man vor dem Aufsitzen und während dem Reiten machen kann. Bitte beachtet, dass nicht jedes Pferd gleich ist und manche Pferde sehr schreckhaft reagieren können, wenn der Mensch daneben, oder darauf sich anders bewegt. Ebenso bitte auch auf eure Mitreiter und deren Pferde achten.

Vor dem Aufsitzen

  • Variables Gehen hierunter versteht man alles, außer dem normalen Abrollen der Fußsohle. Man kann den Fuß auch über die Innen- und Außenseite abrollen, auf Zehenspitzen oder den Fersen gehen. Vorwärts wie Rückwärts möglich. Das schult u. a. Koordination, Gleichgewicht und dehnt minimal die Seiten der Beine, bzw. Wade.
  • Hopserlauf – Jeder kennt den klassischen Hopserlauf. Diesen kann man auch ausbauen und die Drehung von Schulter und Becken gegeneinander erhöhen. Auch den Hopserlauf kann man im Rückwärts hüpfen. Das schult u. a. die Koordination (Cross-Koordination, da über die Körpermitte „gearbeitet“ wird), Beweglichkeit in der Längsachse.
  • Gekreutzes Laufen – Hier setzt man die Beine nicht gerade vor einen, sondern so weit wie möglich über das Standbein. Oder man geht seitwärts und kreuzt dabei die Beine. Gerne hier auch den Oberkörper mitnehmen und die Längsbiegung zulassen. Beim seitwärts Kreuzen die Richtung wechseln, damit man beide Seite kreuzt. Schult u. aKoordination, Beweglichkeit der Hüftgelenke
  • Cross-Koordinationsübungen werden oft im Stehen gemacht, kann man auch während des Gehen durchführen. Einfach immer diagonal Knie und Hand zusammenführen. Auch mögliche Varianten sind, Fußgelenk-Hand vor und hinter dem Körper. Schult u. a. natürlich vorrangig die Koordination, aber auch Beweglichkeit in Schultern, etc.

Mit dem Engel trainiert man Koordination und Beweglichkeit in der Längsachse, Schulter- und Nackenbereich.

Auf dem Pferd

  • Beckenkreisen – Auf dem Pferd sitzend kann man das Becken in alle möglichen Richtungen kreisen lassen. Wie bei einem Hula-Hup-Reifen im Kreis (beide Richtungen), oder auch nur eine Beckenhälfte nach vorne und hinten kreisen lassen. Schult u. a. Beweglichkeit im Becken, mehr Einfühlvermögen auf die Bewegung des Pferdes.
  • Gelenke bewegen – Die Zehenspitzen anziehen und strecken, das Knie beugen und strecken, ebenso Ellenbogen und die Handgelenke drehen und beugen. Schult u. a. die allgemeine Beweglichkeit, damit die Bewegung besser „durchschwingen“ kann.
  • 1/2 Engel – Der linke Daumen ist am rechten Beckenrand. Der Blick ruht auf dem Daumen. Nun wird in einer fließenden Bewegungen der gestreckte Arm nach oben außen auf die linke Seite geführt. Dabei dreht der Daumen nach außen und zeigt Richtung Pferdeschweif. Der Blick folgt immer dem Daumen. Wieder zurückführen und einige Male wiederholen, bevor man die Seite wechselt. Schult u. a. Beweglichkeit in den Schultern und Brustwirbelbereich.
  • Nein-Sager – Alle Bewegungen mit den Kopf immer langsam Ausführen!! Zuerst bewegt man den Kopf von links nach rechts, ohne die Schultern mit zu drehen. Dann nimmt man die Augen mit, wenn sich der Kopf nach links dreht, schauen die Augen noch weiter nach links. Zum Schluss nimmt man die Schultern mit, sprich, man dreht Kopf und Oberkörper so weit es geht. Schult u. a. Entspannung im Hals- Nackenbereich, Längsbiegung/drehung.
  • Hüftbeuger dehnen-  Das Pferd steht, das Becken bewegt sich nicht. Man nimmt die Hand in die Hüftbeuge auf der Vorderseite des Oberschenkels. Das Bein hebt man an, man fühlt wie eine Sehne anspringt. Diese Position merkt man sich, lässt das Bein locker hängen und massiert mit leichtem Druck diese Sehne. Es kann anfangs etwas unangenehm sein, das sollte sich aber legen. So lange massieren, bis es angenehmer wird. Ein fester Hüftbeuger verhindert, dass das Becken locker mitschwingen kann. Durch das Massieren wird die Durchblutung angeregt und somit können sich etwaige Verspannungen lösen.

Dehnübungen

  • Oberschenkel dehnen – Im Stand das Knie das hinten abwinkeln und mit der Hand am Sprunggelenk fassen. Nun das Bein auf den Po ziehen und das Becken nach hinten kippen. Dehnt die Vorderseite des Oberschenkels. Darauf achten, dass man nicht ins Hohlkreuz fällt.
  • Wade dehnen – Den linken Fuß nach vorne setzten und die Zehenspitze anziehen. Das Körpergewicht ruht mit den darauf liegenden Armen auf dem rechten Bein, welches leicht gebeugt ist. Nun mit dem geraden Rücken nach vorne beugen. Dehnt die hintere Seite der Wade.
  • Oberschenkel zupfen – Auf einen Stuhl setzten und die Beine leicht gespreizt nehmen. Nun mit beiden Händen die Innenseiten der Oberschenkel zupfend massieren, bis zum Knie. Anfangs kann dies unangenehm sein, da die Verspannungen gelöst werden. Durch das Zupfen wird die Durchblutung angeregt. So lange weiter machen, bis es leichter wird. Das gleiche kann man auch an der Ober- und Außenseite der Oberschenkel machen.
  • Schulter zupfen – Gleicher Vorgang wie bei den Oberschenkeln, nur das man sich selbst an den Schultern zupft.

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2 Kommentare

Elli 3. Dezember 2016 - 6:44

Vielen Dank für die vielen verschiedenen Anregungen! Davon werde ich sicher so manches für mich mitnehmen 🙂

Anonymous 5. Dezember 2016 - 11:16

Hallo Elli, freut mich! Und lass dich nicht komisch von deinen Stallkollegen anschauen! 😉 Sie gewöhnen sich daran! =)

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