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Pferdemassage: So massierst Du Dein Pferd richtig

von Michelle Breitenfeld
2 Kommentare

Reagiert Dein Pferd empfindlich beim Putzen und der Muskel fängt bei Berührung leicht zu zittern an? Dann kann dies ein Hinweis auf eine Verspannung der Muskulatur sein. Wie Du diese erkennst und mit einer Massage lösen kannst, erfährst Du in diesem Artikel. 

Hintergrund der (Pferde-)Massage

Eine Massage gilt als das älteste Heilverfahren und wurde bereits 2400 vor Christus entdeckt. Die Massage ist das Einwirken auf die Haut bzw. von tieferen Gewebeschichten, Muskeln und Sehnen durch Dehnungs-, Zug-, oder Druckreiz. Die Massage wirkt wohltuend auf Körper und Geist und wird entweder direkt an der betroffenen Stelle oder am ganzen Körper entlang, ausgeführt. Franz Kirchberg hat in seinem Buch „Handbuch der Massage und Heilgymnastik“ (1926) beschrieben, dass sich jeder Mensch instinktiv eine geschwollene oder schmerzhafte Stelle reibt oder drück und so versucht, die Spannung der Verspannung zu lösen. Genau dies kann man auch bei unseren Pferden beobachten, die sich auch instinktiv an schmerzenden oder verspannten Bereichen knabbern oder scheuern, was man manchmal am Schweif erkennen kann, wenn das Pferd Rückenprobleme hat. Aber auch bei der Fellpflege wissen die Pferde genau, wo es dem „Partner“ wohltut und durch das Beobachten kann man viel darüber lernen, wo es „zwickt“.

Bis heute dient die Massage auch beim Pferd nicht zur Muskelentspannung, sondern auch zur Unterstützung von Therapien, der Regeneration bei Krankheiten und nach Verletzungen und vor allem, wenn sie vorsorglich, regelmäßig angewendet wird, zur Reduzierung von Stress, Verbesserung des Allgemeinbefindens, Erhaltung der Gesundheit und zur Stabilisierung der emotionalen Verfassung. Jeder kennt das wohlige Gefühl während einer Massage, wenn die Anspannung nachlässt und genau dieses Gefühl genießen auch unsere Pferde, das zur Gelassenheit und zur Losgelassenheit und zur Steigerung der Leistungsbereitschaft beitragen kann. Manche Massagen wirken direkt an der betroffenen Stelle, andere indirekt durch Reflexe. Die geschulten Handgriffe eines Therapeuten können z.B. Verspannungen lockern, die Beweglichkeit verbessern, den Stoffwechsel anregen, die Durchblutung verbessern, die Verdauung anregen, das Immunsystem stärken und auch sog. „Glückshormone“ freisetzen. Die regelmäßige Anwendung einer Massage kann auch den Schlaf verbessern, der für die Pferdegesundheit genauso wichtig ist wie für uns Menschen, denn Pferde haben nur kurze Tiefschlafphasen, bei denen sie sich auch ablegen. Bei leichten Verspannungen oder zum Stressabbau kannst Du auch selbst „Hand“ anlegen und mit einer Massage dafür sorgen, dass Dein Pferd sich entspannt und für Ruhe und Gelassenheit sorgen, die euch beiden guttut, denn während der Anwendung überträgt sich die Entspannung auch auf Dich. Bei regelmäßiger Anwendung kannst Du damit die Gesundheit Deines Pferdes und „Partnerschaft“ stärken.

Pferdemassage

Eine Pferdemassage kann Verspannungen lösen und Stress mindern.

Bei fieberhaften oder akuten Entzündungen sollte eine Massage nicht durchgeführt werden. Aber auch bei Herzerkrankungen und Gefäßerkrankungen, Infekten, Keimen oder einer offenen Verletzung, Tumoren, Knochenbrüchen darf kein direkter Druck ausgeübt werden.

Hat Dein Pferd bereits Probleme oder Schmerzen oder ist trächtig, solltest Du einen Tierarzt oder Therapeuten um Rat fragen, damit für Dein Pferd kein Schaden entsteht.

Wie Du Muskelverspannungen erkennen kannst

Hinweise:

  • Das Gewebe lässt sich schwer hin-und herschieben
  • Knoten und Verhärtungen auf dem Muskel
  • Einseitiges Schwitzen
  • Ständiges Abschnauben bei der Bewegung und unter dem Sattel
  • Abwehrverhalten beim Putzen
  • Schweifschlagen
  • Probleme beim Hufe auskratzen bzw. beim Schmied
  • Steifheit/Taktunreinheit/Lahmheit ohne Befund
  • Schlagen mit dem Kopf
  • Muskelzittern bei Druck oder Berührung
  • Lange Lösungsphase
  • Falsch ausgebildete Unterhalsmuskulatur
  • Schweifschiefhaltung
  • Bocken oder Steigen u.v.a.m.

Soll man das Pferd vor oder nach dem Reiten massieren?

Eine Massage vor dem Reiten hat sowohl seine Vorteile, als eine Massage nachher. Vor dem Reiten verhilft eine belebende Massage zu besser Beweglichkeit während des Trainings. Nach dem Reiten hingegen soll die Pferdemassage zur Entspannung anregen und zur Losgelassenheit verhelfen. Es muss hier je nach gewünschtem Effekt entschieden werden.

Mögliche Ursachen von Muskelverspannungen

  • Krankheit
  • Einschränkung des Bewegungsapparates
  • Zahnprobleme
  • Schlafmangel (kann „Pseudonarkolepsie“ verursachen)
  • Unpassende Ausrüstung
  • Stoffwechselprobleme (z.B. Übersäuerung)
  • Stress
  • Unruhe in der Herde
  • Wettereinflüsse (Kälte, Nässe)
  • Fehlstellungen und Blockaden
  • Ängste, Schreckhaftigkeit
  • Ungenügende Bewegung und Betreuung u.v.a.m.

Wie lange dauert eine Pferdemassage?

Eine medizinische Pferdemassage kann etwa eine Stunde dauern, wohingegen eine Wellness-Massage für Pferde in der Dauer variieren kann. Grundsätzlich ist sind etwa 15 Minuten ausreichend, um einen Entspannungszustand herbeizuführen.

Handgriffe einer Pferdemassage

Bei der Massage, die Du selbst durchführen kannst, empfehle ich die Handstreichung, die Fingerstreichung oder der Druckmassage am Mähnenkamm anzuwenden. Die Pferde empfinden es als angenehmer, wenn man mit dem „Haarstrich“ bzw. entlang der Fellwuchsrichtung arbeitet, d.h. am Hals, Bauch und Rücken auch im Verlauf der Muskulatur.

Handstreichung

Hier werden sanfte und leichte Berührungen mit der Handfläche eingesetzt, die man auch zu Beginn und zum Ende der Behandlung anwendet. Diese eignet sich für den gesamten Körper und bei der langsamen Ausführung wird schnell für Entspannung gesorgt und nebenbei auch der Lymphfluss angeregt. Zur Anregung der Durchblutung ist ein schnelleres Tempo nötig.

Fingerstreichung

Ähnlich wie bei der Handstreichung wird mit beiden Händen und zusätzlich aufgefächerten Fingern leichter Druck auf dem Gewebe ausgeübt und in Fellrichtung gestrichen. Diese Technik kann auch in den Rippenzwischenräumen zur Verbesserung der Atmung und bei Hustenproblemen zum Lösen von Verspannungen beitragen.

Druck am Mähnenkamm

Bei dieser Technik wird Man am obersten Teil der Mähne unterhalb der Ohren und legt den Handballen auf die eine Seite der Mähne und die Finger auf der anderen Seite der Mähne ab. Danach wird mit gleichmäßigem Rhythmus die Hand bis zum Ende der Mähne sanft zusammengedrückt. Dies kann mit einer Hand oder beidhändig durchgeführt werden.

Am einfachsten ist die Streichung anzuwenden, die Dein Pferd sehr genießen wird und es schnell entspannt.

Bei leichten Verspannungen oder zur Stressreduzierung, als Belohnung nach einem anstrengenden Training, oder an einem freien „Arbeitstag“ kannst Du selbst „Hand“ anlegen und Dein Pferd mit einer Massage verwöhnen.

Bevor Du mit der Massage beginnst, solltest Du Dein Pferd genau anschauen, wie es steht, oder wie es sich bewegt und danach den Körper Deines Pferdes, d.h. die Muskeln und das Gewebe auf Auffälligkeiten überprüfen. Dabei tastest Du sanft das Gewebe bzw. die Muskulatur Deines Pferdes vom Kopf zum Hals, von der Schulter bis zur Kruppe, an der Brust und am Bauch und zuletzt an den Vorder-, und Hinterbeinen von oben nach unten ab. Achte dabei auch auf die Reaktion Deines Pferdes, ob es an irgendeiner Stelle mit Abwehr reagiert, auf Fellveränderungen, spürbare Wärme oder Kälte und notiere Dir auch Problembereiche, damit diese evtl. abgeklärt werden können. Eine warme Stelle kann auf eine akute Entzündung und kalte Bereiche auf eine verminderte Durchblutung oder auf chronische Prozesse hinweisen. Schaue Dir auch die Hufe genau an, denn Auffälligkeiten können z.B. auf ein Stoffwechselproblem und das einseitige „Ablaufen“ auf eine Störung im Bewegungsapparates hinweisen.

Pferdemassage

Durch sanftes Streichen und gezielten Handbewegungen kann die Pferdemuskulatur entspannt werden.

Bei der Massage kannst Du auch eine weiche Bürste oder einen Massagehandschuh verwenden.

Welche Stellen eines Pferdes massiert man?

Grundsätzlich kann der gesamte Körper des Pferdes massiert werden. Streichungen mit den Händen oder den Fingern empfehlen sich vom Hals über den Rücken bis hin zu Kruppe. Der Mähnenkamm kann durch sanfte Druckmassage zusätzlich massiert werden.

Durchführung einer Pferdemassage

Suche Dir einen ruhigen Platz aus, damit Dein Pferd die Massage genießen kann, ihr nicht ständig gestört werdet und auch Du zur Ruhe kommen kannst. Nimm Dir genug Zeit und arbeite mit langsamen Handbewegungen und wenig Druck. Es ist auch wichtig auf die Atmung zu achten, denn eine ruhige Ein-und Ausatmung, wirkt entspannender und überträgt sich auf den Atemrhythmus Deines Pferdes. Schnell wird es entspannen, die Augen schließen und auch durch Abschnauben, Gähnen oder Kaubewegungen zeigen, wie angenehm die Anwendung ist. Wir empfehlen Dir, das Pferd während einer Behandlung nicht anzubinden, damit es sich jederzeit entziehen kann, wenn es ihm zu viel wird. Manche Pferde möchten sich auch kurz bewegen und die Verbesserung „erspüren“ und deshalb ist die Box oder ein abgegrenzter Bereich der richtige Ort dafür. Achte immer auf die Reaktion Deines Tieres, denn so kannst Du erkennen, ob der Druck zu fest ist, oder eine schmerzhafte Stelle überprüft werden sollte. An kalten Tagen oder bei Verspannungen lieben es die Pferde, wenn sie im Lendenbereich mit etwas Wärme, z.B. mit einem angewärmtem Kirschkernkissen, verwöhnt werden.

Beginne die Massage an der linken Körperseite und lege eine oder beide Hände an der oberen Halsmuskulatur unter den Ohren ab und massiere mit der flachen Hand und leichten kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn den Hals bis zur Schulter und den Rücken bis zum Schweif. Wende diese Technik auch an der Brust, dem Bauch und an den Vorder- und Hinterbeinen an. Selbstverständlich kannst Du auch in einer anderen Reihenfolge arbeiten oder nur Teilbereiche massieren, denn manchmal reicht es schon aus, den Hals und/oder Rücken sanft zu entspannen. Wichtig ist, dass Du bei jeder Anwendung auf ein langsames Tempo, wenig Druck der Hände und eine tiefe Ein- und Ausatmung achtest, damit dadurch auch das Lymphsystem angeregt werden kann, das im ruhigen und gleichmäßigen Rhythmus fließt.

Lasse Dich dabei auch von Deinem Gefühl leiten, massiere nicht nach Schema F und bleibe länger an manchen Stellen, wenn Dein Pferd signalisiert, dass es hier guttut. Dein „Bauchgefühl“ und die Reaktion Deines Pferdes ist meist die beste „Anleitung“ für eine entspannende Anwendung. Die Dauer einer Massage sollte auf Dein Pferd abgestimmt sein und es gibt hier auch „nur“ Empfehlungen von ca. 20-40 Minuten. Es kann aber sein, dass Du am Anfang etwas mehr Zeit benötigst, bist Du Dich an den Ablauf und die Durchführung gewöhnt hast.

Du hast jetzt eine einfache Methode zur Verfügung, um Dein Pferd zu massieren, leichte Verspannungen zu lösen und für sein Wohlbefinden sorgen zu können. Möchtest Du es aber ganzheitlich unterstützen, d.h. auch den Stoffwechsel Deines Pferdes und die Regulation von Störungen oder Symptomen fördern und bei Krankheiten und Verletzungen ein verbessertes Ergebnis erzielen, dann kann der Einsatz eines Massagegeräts nützlich sein.

Die Anwendung hat den Vorteil, dass in einem Arbeitsgang die Muskulatur gelockert, leichte Blockaden gelöst, der Lymphfluss angeregt, der Stoffwechsel verbessert, Stress reduziert, für Ruhe und Gelassenheit gesorgt, die Ausleitung, die Regeneration und die Aufbauphase effektiv unterstützt werden kann.

Wie kann ich mein Pferd massieren?

Du kannst Dein Pferd beispielsweise durch Streichbewegungen oder sanften Druck massieren. Du kannst für eine Behandlung ebenfalls ein Massagegerät nutzen.

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2 Kommentare

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Constance Fritsche 11. April 2023 - 11:44

Wunderbarer Beitrag von Kollegin Silke Griebel, wie immer sehr umfassend und didaktisch überzeugend. Empfehlenswerte Tipps zum Nachmachen ergänzen die Ausführungen hervorragend. Vielen Dank

Antworten
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Michelle Holtmeyer 11. April 2023 - 12:36

Wir freuen uns, dass der Beitrag so gut ankommt!

Ganz liebe Grüße
Dein Team von ehorses

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