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Der zweitbeste Freund des Reiters – der TT

von Lena_Kay96
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TT – tatsächlich eine Abkürzung, die sogar bundesweit verstanden wird  im Gegensatz zu diversen Lebensmitteln oder Uhrzeiten). Für alle, die ihn noch nicht kennen: TT steht für Turniertrottel. Ein sehr diffamierender Begriff, wenn man irgendwann als Turnierreiter erkennt, dass man ohne TT eigentlich gar nicht so recht bestehen kann.

Was bedeutet TT beim Reiten?

TT ist keine Wochenendsbeschäftigung, sondern meiner Meinung nach eine Lebenseinstellung. Das kann sowohl die Eltern treffen (die in dem Moment garantiert bereuen, ihrem Kind ein Pferd gekauft zu haben), als auch beste Freunde, die entweder selbst reiten oder zu ihrem eigenen Leid zum Freundeskreis des Reiters gehören.

Alles beginnt mit einer einfachen Frage: „ Du, ich habe da am Samstag doch diese Prüfung genannt und könnte deine Hilfe gebrauchen. Bist du dabei?“. Meist wird die Frage sofort bejaht, manchmal muss man noch an frühere Gefälligkeiten erinnern. Der Turnierreiter jedenfalls strahlt dann und sagt gleich im Anschluss: „ Spitze! Ist auch gar nicht schlimm, nur eine Prüfung: Eine Dressurreiter A, geht morgens um halb 8 los.“.

Halb 8.

Heißt halb 7 da sein.

Heißt halb 6 losfahren.

Heißt spätestens halb 5 aufstehen.

Erst, wenn dem armen TT das vorgerechnet wird, wird ihm ungefähr klar, auf was er sich da eingelassen hat. Schon Samstag morgen um 4:30 geht das Drama los und ich spreche nicht vom frühen Aufstehen an sich. Im Gegensatz zum Helfer ist der Reiter nämlich putzmunter und oftmals schon jetzt in einem emotional bedenklichen Zustand. Der Dienst geht daher erst einmal los mit Frühstück machen und ersten beruhigenden Worten.

Kopfsache

Im Stall dann ist der psychologische Teil der Arbeit dann noch nicht beendet. Hier muss der nächste Nervenaufbruch verhindert werden, denn das Pferd hat sich netterweise nicht nur in den Mist gelegt (Schimmel), sondern sich auch noch den Schopfzopf ruiniert. Am besten, der TT macht das gleich selber und betreut den Reiter mit unverfänglichen Aufgaben wie Heunetz füllen oder schon einmal die Transport-Gamaschen anlegen, während man selbst versucht, die Situation noch irgendwie gerade zu biegen.

Der TT weiterhin muss über einen BE-Führerschein verfügen und sanft, ohne Grobheit, aber doch in angemessener Geschwindigkeit Reiter und Tier zum Turnierplatz zu fahren. Dort angekommen muss praktisch instinktiv gewusst werden, wo die Meldestelle, Viereck und Toilette sind. Bloß keine Zeit mit Herum-Suchen vergeuden.

Multitasking

Danach ist Multitasking erneut gefragt: Dem Pferd durch die letzen Pinselstriche Huföl den letzten Schliff verleihen, gleichzeitig beruhigend auf den Reiter einreden und zugleich die Aufgabe noch einmal vorlesen. Dann wird wie ein Packesel zum Abreiteplatz marschiert – in den Händen Kamera, Abschwitzdecke, Gerte (falls man die doch brauch), Aufgabenheft, Starterliste. Man fungiert dann noch als Trainer und weist möglichst gefühlvoll auf die Fehler des Reiters hin, ohne ihn in absolute Panik zu versetzen.

Während der Prüfung muss man dann entweder lesen oder filmen. Der Profi-TT hat natürlich ein Stativ dabei und kann daher auch beides erledigen. Mit viel Glück hat der ganze Ausflug dann was gebracht und man darf eine Schleife mit nach Hause nehmen. Ansonsten lobt man den Reiter trotzdem zu diesem tollen Ritt und gibt im optimalen Fall gleich den Richtern die Schuld.

Ganz ehrlich, ich muss mich einmal bei den Menschen bedanken, die das jedes Wochenende mitmachen ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl man zwischendurch zu 90 Prozent nicht einmal ein nettes Wort zu hören bekommt. Ihr seid klasse!

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Anonymous 13. August 2017 - 11:01

Danke, für diese tolle Einsicht. Ist der TT doch meistens der Prügelknabe des Reiters, für alles verantwortlich und doch immer Schuld wenn was nicht klappt.

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