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Hufschmied/in werden – Infos rund ums Berufsbild, Karrierechancen & Gehalt

von Sabrina Huetter
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Hufschmied beziehungsweise Hufbeschlagschmied – einer der wohl wichtigsten und grundlegendsten Handwerksberufe in der Pferdewelt. Nicht zuletzt, da das Handwerk in der heutigen Zeit einen Aufschwung erfährt. Handwerksberufe waren lange Zeit verpönt, das Studieren wurde vorgezogen. Doch seit einigen Jahren geht der Weg wieder zurück zu den „Basics“. Denn auch mit einem Handwerksberuf wie dem Hufschmied lässt sich gut Geld verdienen und man hat eine hohe Auftragsrate.

Berufsbild Hufschmied/in

Der Hufschmied „schmiedet“ im wahrsten Sinne des Wortes die „Schuhe“ für Pferde. Hierzu gehört nicht nur das Anfertigen von passenden Hufeisen, sondern auch die Bearbeitung und Pflege des Hufes. In diesem Punkt liegt auch der grundlegende Unterschied zu sogenannten Hufpflegern, denn diese sind nur rein für die Pflege von Hufen ausgebildet und sind nicht qualifiziert einen Hufbeschlag durchzuführen. Hufschmiede oder auch Hufpfleger bearbeiten die Hufe unter Berücksichtigung des Bewegungsapparates des Pferdes, um dieses gesunderhaltend im „Gang“ zu halten. Hierfür wird der Gang sowie die Führung der einzelnen Gliedmaßen beobachtet, um daraufhin Besonderheiten, Fehlstellungen oder gar Verletzungen zu erkennen und diesen entgegenwirken zu können. Denn die Hufe stellen die wichtigste Grundlage für die Gesunderhaltung des Pferdes dar. Denn wie heißt es so schön in einem altbekannten Sprichwort?: „Ohne Huf kein Pferd!“.

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Ein Hufschmied passt die Eisen maßgenau an.

Vor einem Beschlag werden gegebenenfalls alte Hufeisen abgenommen, daraufhin die Hufe beziehungsweise Hufsohlen gereinigt und entsprechend bearbeitet um zum Schluss neue Eisen anbringen zu können. Die Eisen werden entweder in der eigenen Schmiedewerkstatt oder einem mobilen Schmiedeplatz mit Schmiedeofen entsprechend vorbereitet und vor Ort an das Pferd maßgenau angepasst. Aber auch die Anfertigung von orthopädischen Spezialbeschlägen ist keine Seltenheit. Hinzu kommt eine beratende Funktion des Hufschmiedes für den Pferdebesitzer. Beratungsgespräche hinsichtlich eines geeigneten Hufbeschlages (z.B. bei Problemen wie Hufrolle oder Hufrehe) , der richtigen Haltung oder gar auch Fütterung des Pferdes um haltungs- oder ernährungsbedingte Problematiken zu vermeiden sind nicht ungewöhnlich.

Die Berufsbilder des Hufschmieds können im Bereich des Hufbeschlages, der Klauenpflege, der Beschlag- und/oder Kunstschmiede oder auch in Rennställen oder gar Gestüten mit eigener Beschlagschmiede vertreten sein. Hierbei kommt es ganz darauf an, welche Beschäftigung angestrebt wird. Dies liegt im eigenen Ermessen. Arbeitsorte stellen beispielsweise Pferdestallungen, Rinderställe, Tierkliniken oder auch Schmiedewerkstätten dar.

Voraussetzungen für den Beruf Hufschmied

Voraussetzung für diesen Beruf sind jedoch unbedingt körperliche Fitness, Einfühlungsvermögen, handwerkliche Begabung, eine gute Stressresistenz sowie die Bereitschaft zu Einsätzen außerhalb regulärer Arbeitszeiten und Spaß an der Arbeit im Freien. Ebenfalls ist eine Tierhaarallergie nicht zu unterschätzen! Diese kann das „Aus“ für einen derartigen Beruf bedeuten.

Wie kann man Hufschmied/in werden?

In Deutschland wird man Hufschmied beziehungsweise korrekterweise „staatlich geprüfte/r Hufbeschlagschmied/in“ durch eine berufliche Weiterbildung mit anschließender staatlicher Prüfung. Geregelt wird diese bundesweit einheitlich durch ein Hufbeschlaggesetz beziehungsweise die Hufbeschlagverordnung. Hierbei beträgt die Ausbildungsdauer in Vollzeit in etwa 2,5 Jahre. Voraussetzung für die Zulassung zur Aus- oder auch Weiterbildung beziehungsweise der staatlichen Anerkennung als Hufbeschlagschmied bildet in der Regel eine beliebig abgeschlossene Berufsausbildung. Hierzu zählen ein abgeschlossenes Studium oder auch die Befähigung zur hauptberuflichen Tätigkeit in Form eines Nachweises wie beispielsweise Gesellenbrief oder auch Studium.

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Als angehender Hufschmied musst Du ein zweijähriges „Mitfahr-Praktikum“ absolvieren.

Meist wird als Grundlage eine abgeschlossene Ausbildung im Metallhandwerk verlangt. Hierunter fallen Berufe wie Metallbauer, Feinwerkmechaniker oder Metall- und Glockengießer. Hinzu kommt eine mindestens zweijährig andauernde Beschäftigung bei einem Hufschmied und die erfolgreiche Teilnahme an Weiterbildungslehrgängen. Hierdurch besteht die Ausbildung aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Der vierwöchige Einführungslehrgang ist kostenpflichtig und muss an einer Hufbeschlaglehrschmiede oder vergleichbaren behördlich anerkannten Einrichtung absolviert werden. Daraufhin folgt ein zweijähriges „Mitfahrpraktikum“ bei einem staatlich anerkannten Hufschmied mit mindestens dreijähriger nachweisbarer Selbstständigkeit. Dieses kann durch eine eventuelle vorab abgeschlossene Berufsausbildung in einem praxisnahen Beruf wie beispielsweise Pferdewirt verkürzt werden. Anschließend ist ein vier- bis fünfmonatiger Vorbereitungslehrgang zur Hufbeschlagprüfung zu absolvieren. Dieser ist ebenfalls kostenpflichtig und muss an einer Hufbeschlaglehrschmiede oder -schule mit behördlicher Anerkennung durchgeführt werden. Zum Schluss folgt eine staatliche Hufbeschlagprüfung. Eine Befähigung zur Selbstständigkeit kann nur durch eine Anerkennungsurkunde der Behörde erlangt werden, ohne diese gilt es ein Angestelltenverhältnis einzugehen.

Einführungs- oder Weiterbildungslehrgänge beinhalten beispielsweise Themengebiete wie Biologie, Evolution, Tiergesundheit sowie Rechtsvorschriften. Hinzu kommen das Verhalten und Ansprüche der Huf- oder auch Klauentiere, die Erkennung und Beurteilung des Bewegungsablaufes inklusive Anomalien und die Durchführung eines Hufbeschlages mit korrekter Anwendung des Werkzeuges.

Übersicht des Weges zum/r Hufbeschlagschmied/in:

  1. Vorlage einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung (staatlich anerkannter Beruf) oder eines Studiums im Bereich des Metallhandwerkes oder Pferdewirt
  2. Teilnahme an einem vierwöchigen Einführungslehrgang in einer Hufbeschlaglehrschmiede oder vergleichbaren behördlich anerkannten Einrichtung
  3. Zweijähriges „Mitfahrpraktikum“ bei einem staatlich anerkannten Hufbeschlagschmied (mit mindestens dreijährig nachweisbarer Selbstständigkeit)
  4. Vier- bis fünfmonatiger Vorbereitungslehrgang zur Hufbeschlagprüfung an einer Hufbeschlaglehrschmiede oder -schule mit behördlicher Anerkennung
  5. Prüfung zum staatlich anerkannten Hufbeschlagschmied

Ist es möglich, ohne vorherig erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung staatlich geprüfter Hufbeschlagschmied/in zu werden?

JA, aber es ist dennoch eine staatliche Prüfung nötig.

Der Weg bis zur staatlichen Hufbeschlagprüfung ist identisch zu dem Weg mit vorab abgeschlossener Berufsausbildung. Erst nach der Prüfung besteht ein entscheidender Unterschied: Es ist keine Selbstständigkeit möglich! Nur ein Angestelltenverhältnis. Für die Befähigung zur Selbstständigkeit muss eine Berufsausbildung oder eine vergleichbare Qualifikation vorliegen. Diese kann alternativ auch nach der Hufbeschlagprüfung durchgeführt werden. Nur mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder vergleichbarer Qualifikation kann eine Anerkennungsurkunde zur Selbstständigkeit ausgehändigt werden.

Kann man auch Hufschmied/in werden, ohne eine Hufbeschlagschmied-Ausbildung zu absolvieren?

Definitiv NEIN, denn es ist eine Ausbildung nötig. Es handelt sich bei diesem Beruf um eine reine Weiterbildung. Falls der Beruf dennoch ausgeübt werden soll, ist eine vorangegangene abgeschlossene berufliche Ausbildung im Metallbau unabdingbar.

  1. Möglichkeit: Umschulung nach vorherig abgeschlossener Berufsausbildung

Es ist jedoch möglich eine Umschulung zu absolvieren. Beispielsweise nach Abschluss einer erfolgreichen Berufsausbildung in einem metallverarbeitenden Bereich wie Metallgestaltung oder -verarbeitung. Hierdurch verfügt man über die nötige Qualifikation, um an einer Umschulung teilnehmen zu dürfen. Die Weiterbildung dauert 24 Monate beziehungsweise zwei Jahre in Vollzeit. In Deutschland wird eine derartige Umschulungsmöglichkeit von der Europäischen Hufbeschlagakademie (EHA) angeboten.

  1. Möglichkeit: Weiterbildung zeitgleich zu einer laufenden Berufsausbildung

Alternativ kann die Weiterbildung zum staatlich geprüften Hufbeschlagschmied/in zeitgleich mit einer Berufsausbildung im Metallbau, Fachrichtung Metallgestaltung mit dem Kernbereich Hufbeschlag absolviert werden. Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre, kann jedoch beispielsweise durch ein erfolgreich abgeschlossenes Abitur verkürzt werden. Eine bestandene Gesellenprüfung bildet daraufhin die Grundlage für den Vorbereitungslehrgang zur Hufbeschlagprüfung. Ab hier gestaltet sich der Weg nun wieder gleich bis zur staatlichen Hufbeschlagprüfung. Mit diesem Weg ist es ebenfalls problemlos möglich, eine behördliche Anerkennungsurkunde zur Befähigung der Selbstständigkeit zu erhalten.

Was verdient man als Hufschmied?

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Das Einstiegsgehalt eines Hufschmied liegt bei circa 1800€. Später wird es mehr.

Das Einstiegsgehalt nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung liegt in der Regel bei rund 1.800€ brutto pro Monat. Abhängig ist dies von der Auftragslage und Größe des Arbeitgebers. Während der Berufslaufbahn sind durchschnittliche Brutto-Höchstgehälter von rund 3.000 bis 3.500€ monatlich nicht ungewöhnlich.

Einnahmen eines Hufbeschlagschmiedes/-in in der Selbstständigkeit:

Die Einnahmen eines in der Selbstständigkeit tätigen Hufbeschlagschmiedes ist abhängig von der Berufserfahrung, der Auftragslage, des Kundenstammes sowie des Arbeitsortes. Hierbei liegt der Lohn für einen kompletten Beschlag in etwa zwischen 90 und 130€ brutto. Wesentlich höhere Preise von bis zu 200€ oder mehr sind in einigen Bundesländern oder Landkreisen keine Seltenheit.

Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass von diesen Einnahmen Kosten für Fahrzeuge, Materialien, Ausrüstung, Arbeitsutensilien, Angestellte sowie sonstige Aufwendungen abgezogen werden müssen.

Jedoch Vorsicht! Die Weiterbildung zum staatlich geprüften Hufbeschlagschmied/in ist in der Regel unvergütet. Grund hierfür ist, dass diese als Praktikum bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass während der Ausbildung kein Gehalt eingenommen wird! Hinzu kommt, dass die Einführungs- und Weiterbildungslehrgänge kostenpflichtig sind.

Nach der Ausbildung: Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierewege

Ja. Hierbei fängt jedoch alles mit der erfolgreich absolvierten Prüfung zum staatlich geprüften Hufbeschlagschmied an.

Hufbeschlaglehrschmied/in:

Danach gibt es die Möglichkeit, Hufbeschlaglehrschmied/in zu werden. Als Hufbeschlaglehrschmied/in ist man autorisiert, besonders knifflige Fälle zu übernehmen wie zum Beispiel Bockhufe oder auch Vorbereitungslehrgänge an den Fachschulen zu leiten. Um diesen Beruf ausüben zu dürfen, müssen mindestens fünf Jahre Berufserfahrung vorliegen. In diesem Zeitraum ist die jährliche Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen verpflichtend, um die erforderlichen berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse zu erlangen. Nach erfolgreicher Absolvierung folgt eine Prüfung zur Anerkennung des Status „Hufbeschlaglehrschmied“.

Hufschmiedmeister:

Eine weitere Möglichkeit bietet die Fortbildung zum Hufschmiedmeister. Diese stellt eine noch höhere Fachprüfung dar. Hierfür werden die gleichen Tätigkeiten wie bei der Hufbeschlagschmiedausbildung ausgeübt, jedoch werden die Fachkenntnisse in allen wichtigen Bereichen wesentlich vertieft. Zusätzlich werden die Fachbereiche Betriebsführung und Wirtschaftlichkeit abgedeckt, sodass erlernt wird, wie ein eigener Betrieb wirtschaftlich optimal geführt werden kann. Jedoch wird diese Fachprüfung nur noch selten angeboten und soll demnächst durch die Ausbildung zum Schmiedmeister ersetzt werden.

Studium – Ingenieurswesen:

Die letzte Möglichkeit zur Karrieresteigerung bietet ein Studium. Durch die erfolgreich absolvierte Ausbildung und die fachlichen Kenntnisse können Studiengänge in den Bereichen Fassaden- oder Metallbau in Betracht gezogen und belegt werden. Allerdings hat dies nur noch wenig mit dem „Hufschmiedtum“ zu tun, denn diese Studiengänge zielen darauf ab, den Status „Ingenieur“ zu erreichen.

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