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Wann ist ein Pferd ein gutes Schulpferd?

von Rebana Uhe
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Viele Reiter haben ihre Karrieren in Reitschulen auf Schulponys und Schulpferden begonnen. Diese Erfahrung prägt viele, denn Schulpferde beeinflussen stark, wie sich die Einstellung der Reitanfänger zu Pferden und dem Sport entwickelt. Die Eignung eines Pferdes für den Reitbetrieb hängt von verschiedenen Eigenschaften und insbesondere der Gesundheit der Pferde ab. Was muss also beachtet werden, wenn man ein Schulpferd kaufen möchte? Welche Probleme treten auf und woher bekommt man überhaupt ein gutes Schulpferd? Das klären wir in diesem Artikel.

Das macht ein gutes Schulpferd aus

Der Begriff Schulpferd umfasst alle Pferde, welche in einer Reitschule oder einem Reitverein im Unterricht mitlaufen, um Reitanfängern den Spaß an Pferden zu vermitteln. In Deutschland gibt es ca. 64.000 Schulpferde und -ponys, was sich zunächst nach einer großen Zahl anhört. Jedoch besteht ein Mangel in den Reitschulen und das nicht nur an Schulpferden. Auch Reitlehrer gibt es zu wenige, um die Nachfrage zu stillen. Viele Reitschulen haben lange Wartelisten für ihre Schüler, welche schonmal bis zu vier Monate oder länger auf einen Platz warten müssen. Schulpferde haben die Aufgabe, Reitanfängern ruhig und geduldig beim Erlernen des Umgangs mit Pferden und den ersten Reitanfängen zur Seite zu stehen. Sie bieten ihnen einen angstfreien und vertrauensvollen Einstieg in den Reitsport. Schulpferde haben einen sehr ruhigen Charakter und sie verzeihen auch schwächeren Reitern den ein oder anderen Reitfehler. Zudem sollten Schulpferde im Regelfall für Reitanfänger leicht zu sitzen sein, da diese somit weniger Sitzfehler, wie einen klemmenden Oberschenkel oder eine feste Mittelpositur entwickeln. Ebenso sind sie brav im Umgang mit Kindern, lassen sich anstandslos putzen, satteln und trensen. Dies ist sehr wichtig, da nur so Basiswissen vermittelt werden kann und zum anderen auch Schulpferde oft den ersten Kontakt mit Pferden darstellen, wobei es nicht zu Angst bei den Reitschülern kommen sollte.

Was macht ein gutes Schulpferd aus?

Ein gutes Schulpferd sollte korrekt und sicher, auf möglichst hohem Niveau ausgebildet sein, damit die Reitschüler eine korrekte Hilfengebung erlernen können. Es sollte ein angenehmes Gangwerk aufweisen, um Sitzfehler zu vermeiden. Ebenso benötigt es eine gute Grundgesundheit, um die Belastung durch einen Schulbetrieb aushalten zu können.

Wenn das Probereiten beginnen kann, sollte man sich das Pferd zuerst vom Verkäufer vorreiten lassen, um eventuelle Eigenarten oder Gefahren erkennen zu können, aber auch um zu sehen, wie bis das Pferd bis zu dem Zeitpunkt geritten und ausgebildet wurde. Anschließend kann das eigene Probereiten starten. Dies muss nicht besonders lang oder ausdauernd sein, sondern lediglich die Basislektionen, wie Übergänge, Schenkelweichen und Tempi Wechsel überprüfen. Ebenso ist es sehr hilfreich, das Pferd, wenn möglich, vorher selbst zum Reiten fertig zu machen, um mögliche Unarten direkt ausschließen zu können. Es sollte auch beobachtet werden, wie sich das Pferd mit Kindern oder Reitschülern verhält, denn wenn ein Pferd in Anwesenheit von Kindern schnell nervös wird, ist es als Schulpferd ungeeignet. Ausschlusskriterien sind ebenso Angst vor entgegenkommenden Pferden in der Bahn oder das Scheuen, wenn Menschen sich zum Zugucken in der Halle oder auf der Tribüne befinden. Es bietet sich an, einen schon sichereren und sattelfesten Reitschüler zum Probereiten mitzunehmen, um die Rittigkeit des Pferdes unter diesem zu beobachten. Denn ein Pferd kann sich unter einem erfahrenen Reiter gut präsentieren, was jedoch nicht zwingend darauf schließen lässt, wie es sich unter einem weniger erfahrenen Reiter zeigt. Dies ist sehr wichtig bei der Auswahl eines Schulpferdes. Für den Fall, dass das Pferd bereits in einem Schulbetrieb läuft, reicht es auch aus, sich eine Reitstunde anzugucken und danach zu bewerten. 

Nach dem Probereiten lässt sich eine Meinung darüber bilden, ob das Pferd den Anforderungen eines Schulpferdes psychisch gewachsen ist. Die physische Eignung muss jedoch noch in Erfahrung gebracht werden, mithilfe einer AKU.

Worauf muss man achten, wenn man ein Schulpferd kauft?

Bei Schulpferden kommt es selten auf die Rasse oder das Aussehen des Pferdes an, sondern insbesondere auf die Gesundheit und den Charakter. Schulpferde sollten eher erfahrene und ausgeglichenes Pferde sein.

Schulpferd kaufen – Checkliste

Die wichtigsten Kriterien, die ein Schulpferd erfüllen sollte, sind:

  • Keine Einschränkung bei Rasse oder Zuchtrichtung
  • Alter: Über 6 Jahre
  • Ausbildungsstand Dressur: Das Pferd sollte mit der allgemeinen Hilfengebung vertraut sein
  • Exterieur: Wenig Mängel am Gebäude, keine Fehlstellungen, ausbalancierte Konstitution
  • Gesundheit: Gute AKU ohne Mängel, welche nachhaltig zu gesundheitlichen Problemen führen können
  • Interieur: Geländesicher, schmiede- und verladefromm, kinderlieb
Diese Punkte werden im folgenden genauer erklärt.

Rasse und Zuchtrichtung

Die Rasse oder Züchtung spielt bei einem Schulpferd eine untergeordnete Rolle, denn die Eigenschaften, welche es mitbringen muss, sind nicht rassespezifisch, sondern eher vom Charakter und der Konstitution abhängig.

Das Alter beim Schulpferd

Bei diesem Pferdekauf liegt der Fokus vermehrt auf Alter und Ausbildungsstand. Um ein Pferd mit dem Einstieg in den Schulbetrieb nicht zu überfordern, wird es empfohlen, keine Schulpferde unter sechs Jahren einzusetzen. Dies ist das Alter, in dem die meisten Pferde ihr Wachstum abschließen, jedoch ist dies auch von Pferd zu Pferd individuell. Generell lässt sich sagen, dass man jungen Pferden eher mehr Zeit geben sollte, um sich vollständig zu entwickeln, da sich eine Fehlbelastung oder Überlastung in jungen Jahren stark auf die Gesundheit auswirken kann. Gerade Reitanfänger sind oft nicht ausbalanciert. Sie können ein eher schwungvolles Pferd nicht so gut sitzen oder haben eine unruhige Hand, was bei jungen Pferden die Ausbildung erschweren kann. Zudem besteht bei einem jungen, in der Ausbildung stehenden Pferden, die Notwendigkeit, diese mehrmals wöchentlich Korrektur zu reiten, damit keine Fehlbelastungen oder eine falsche Annahme der Hilfen entstehen. Dies stellt sowohl eine größere Belastung für das Pferd dar, aber aus zeitlicher und finanzieller Hinsicht auch für die Reitschule. Gerade der Rücken dieser Pferde sollte gut bemuskelt sein, um Unsicherheiten ausgleichen und ausbalancieren zu können, was anatomisch erst nach dem sechsten Lebensjahr vollständig möglich ist, da sich bis dahin der Rücken des Pferdes noch im Wachstum befindet. Ältere Pferde sollten also bei der Schulpferdesuche nicht ausgeschlossen werden. Sie sind meist schon erfahrener mit verschiedenen Reitern und haben einen höheren Ausbildungsstand. 

Ausbildungsstand

Auch der Punkt des Ausbildungsstandes sollte in der Suche eingeschränkt werden, denn Anfänger lernen am besten von erfahrenen Pferden. Somit sollte ein Schulpferd in der Dressur so ausgebildet sein, dass alle Hilfengebungen bekannt sind. Auf diese Weise sind auch dem Lernfortschritt der Schüler weniger Grenzen gesetzt.
 
Schulpferd mit Reitschülerin in der Stallgasse

 Es bietet sich an, einen sattelfesten Reitschüler zum Probereiten mitzunehmen, um die Rittigkeit des Pferdes unter diesem zu beobachten.

Tipp zum Probereiten eines Schulpferdes

Den Preis vor dem Probereiten zu verhandeln, kann Sinn ergeben, damit dieses keinen direkten Einfluss hat. Ein beispielsweise gutes Probereiten kann dazu führen, dass der Verkäufer die Verhandlungsbasis erhöht.  

Interieur

Die Kriterien, welche das Interieur eines Schulpferdes erfüllen sollte, sind Ruhe, Gelassenheit und ein problemloses Verhalten im täglichen Umgang. Das Putzen, Hufe geben und Satteln, sowie Trensen sollte von jedem durchzuführen sein. Punkte, welche man bei der Online Suche beschränken sollte sind zudem, dass die Pferde geländesicher sowie schmiede- und verladefromm sind. Viele Reitschulen bieten geführte oder begleitete Ausritte an, bei welchen die Schulpferde keine Eigenarten haben sollten, durch die die Reitschüler in Gefahr geraten. Ebenso sollten Schulpferde nicht zu sensibel in Bezug auf wechselnde Reiter sein, was jedoch auf das Modell der Reitschule ankommt. Wenn ein System mit festen Reitbeteiligungen für ein Pferd besteht, ist diesem Kriterium weniger Beachtung zu schenken.

Exterieur

Auch wenn die Rasse nur eine keine Rolle bei der Auswahl von Schulpferden spielt, ist das Exterieur eines Pferdes nicht außer Acht zu lassen. Die Pferde sollten ein solides Fundament mit guter Muskulatur und wenigen baulichen Mängeln, welche zu gesundheitlichen Einschränkungen führen können, haben. Fehlstellungen der Beine sind zu vermeiden, sowie eine instabile Rückenpartie, welche nur schwer durch die Bauchmuskulatur getragen werden kann. Pferde mit etwas weiterem Beinstand eignen sich häufig gut für einen Schulbetreib, da dieser ihnen eine verbesserte Balance verschafft.
Pferdekauf: Pferd mit Tierärztin und Käufer

Bei einer AKU gibt es zwei Ausführungsmöglichkeiten, die kleine und die große AKU.

Gesundheit

Ein großes Kriterium beim Kauf von Pferden, insbesondere wenn sie im Schulbetrieb eingesetzt werden sollen, ist es, eine Ankaufsuntersuchung (AKU) machen zu lassen. Bei einer AKU gibt es zwei Ausführungsmöglichkeiten, die kleine und die große AKU. Die kleine AKU untersucht den aktuellen Zustand des Pferdes, die Lunge und das Gangbild. Dies gibt bereits Aufschluss über den allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes. Weitergehend kann noch eine große AKU durchgeführt werden, welche eine röntgenologische Untersuchung des Pferdes umfasst. Die Kosten für eine AKU liegen bei ca. 200€, bei einer großen AKU können es bis zu 1500€ sein und werden vom demjenigen getragen, der diese in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind entscheidend für den Kauf eines Schulpferdes, da die Belastung der Pferde durch das Laufen im Schulbetrieb höher sind, als bei den meisten Privatpersonen. Schulpferde laufen teilweise mehrmals am Tag, zudem entsteht zusätzliche Belastung durch das Ausgleichen der Fehler der Reitschüler. Ebenso werden sie in der Zeit des Reitunterrichts häufig nicht so geritten, dass ihr Muskulatur nachhaltig trainiert wird, sondern laufen mit wenig Selbsthaltung auf großen Linien.

Was kostest ein Schulpferd?

Ähnlich wie beim regulären Pferdekauf, ist die Preisspanne sehr groß. Jedoch lässt sich sagen, dass es gute Schulpferde für durchschnittlich 5000€ bis 10000€ zu kaufen gibt. Schulpferde der verschiedenen Preisklassen sind auch auf Online-Pferdemärkten wie ehorses zu finden.

Darauf solltest Du achten, wenn Du ein Schulpferd einsetzt

Schulpferde sind ein wichtiger Bestandteil des Pferdesports, da ohne die Möglichkeit auf ihnen Reiten zu lernen, nur wenige das Privileg dazu hätten. Die Reitschulen deutschlandweit sind gut besucht und haben teilweise Wartelisten von über vier Monaten. Das führt jedoch auch dazu, dass Schulpferde gesucht werden und diese auch der Belastung eines Reitbetriebs standhalten müssen, sowohl physisch als auch psychisch. Die Belastung der Schulpferde ist im Vergleich zu den meisten Freizeit- und Amateurpferden hoch. Empfohlen werden nicht mehr als vier Stunden pro Tag, welche sie im Schulbetrieb laufen, doch auch das müssen die Sehnen, Bänder, Knochen und Muskeln der Pferde verkraften können. Denn diese Arbeit ist nicht auf ihre Gesunderhaltung ausgelegt, indem gezielt Muskulatur aufgebaut werden soll, sondern beinhaltet größtenteils große Bahnfiguren mit wenig Stellung, Biegung oder Selbsthaltung. Jedoch ist dies sehr individuell, da Reitschulen in verschiedenen Modellen betrieben werden, ebenso wie die Haltungsformen der Schulpferde. 

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