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Ägyptischer Araber

von Frederieke Wenning
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Als Ägyptischer Araber werden Asil-Araber, also reinrassige Vollblutaraber, bezeichnet, die in ihrem Exterieur dem Arabischen Vollblut entsprechen und in ihrem Ursprung auf die Beduinenzucht auf der arabischen Halbinsel zurückgehen. Einige dieser in der Wüste geborenen Pferde gelangten seit Beginn des 19. Jahrhunderts nach Ägypten und waren die Basis für eine Weiterzucht von Vollblutarabern mit reiner Blutlinie – heute Ägyptische Araber genannt. Durch den Verkauf einiger Pferde nach Deutschland und in die USA Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich auch in Nordamerika und in Europa eine Asil-Araber-Zucht auf Grundlage der reinen ägyptischen Araber etabliert. So begeistern die Ägyptischen Araber auch hierzulande mit ihrer edlen Erscheinung voller Ausdruck und Adel, aber auch mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit und ihrer Vielseitigkeit in allen Disziplinen des Pferdsports.

Ägyptischer Araber – Wichtige Daten im Überblick

  • Ursprung: Ägypten
  • Hauptzuchtgebiet: Ägypten
  • Verbreitung: Ägypten
  • Stockmaß: 1,40m bis 1,56m
  • Gewicht: 350kg bis 550kg
  • Erscheinungsbild: edler Vollblüter
  • Farben: vor allem Schimmel; Braune, Füchse, Rappen möglich; Schecken nicht erwünscht aber toleriert
  • Haupteinsatzgebiet: vielseitiges Reitpferd, Distanzpferd, Showpferd

Ägyptischer Araber – Herkunft/Ursprung

Araber werden nach ihrer Herkunft unterschieden. Beispielsweise gibt es spanische Araber, polnische Araber, russische Araber und ägyptische Araber. In den verschiedenen Herkunftsländern gibt es teilweise unterschiedliche Zuchtziele, was sich im Exterieur ausdrückt. Wichtig zu wissen ist aber, dass es sich bei den Arabern verschiedener Herkünfte nur um Typen, nicht um eigenständige Rassen handelt. Somit gehört der ägyptische Araber der Rasse der Vollblutaraber an, das Wort „ägyptisch“ gibt lediglich das Herkunftsland an.

Zwischen den verschiedenen Zuchtgebieten herrscht reger Austausch. Stuten und Hengste werden zwischen den Züchtern getauscht, um die besten Eigenschaften zu erhalten und weiter zu verbessern.

Der Ägyptische Araber geht in seinem Ursprung auf die Pferde der Nejd-Wüste auf der arabischen Halbinsel zurück und zeichnet sich daher durch eine rund 1.800 Jahre alte Zuchtgeschichte aus. Als Grundlage der heutigen rein ägyptischen Vollblutaraber erwiesen sich die ab 1811 nach Ägypten gebrachten Pferde, die von den Regenten Mohammed Ali, Ibrahim Pasha und Abbas Pasha, allesamt Liebhaber und Kenner der Wüstenpferde, gezüchtet wurden. Aus dieser Zeit stammen erste Abstammungs- und Geburtsnachweise. Maßgeblich für die Zucht des Ägyptischen Arabers war vor allem Abbas Pasha, der in seinem Gestüt nahe Kairo mit den Pferden seiner beiden Vorgänger (Großvater und Onkel) sowie mit den selbst von den Beduinen abgekauften Pferden züchtete. Mit seinem immensen Wissen rund um die Pferdehaltung und -zucht war er ein anerkannter Experte, zumal er sich intensiv darum bemühte, die Abstammungen seiner erworbenen Pferde aufzuspüren und zu dokumentieren. Die Ergebnisse wurden im sogenannten Abbas Pasha Manuskript festgehalten, das später ins Englische übersetzt und so weltweit zugänglich gemacht wurde.

Bis heute ist es der Erhaltung dieser einzigartigen Erbmasse zu verdanken, dass der Ägyptische Araber auf reiner Beduinenbasis weitergezüchtet wurde. Zu den bedeutendsten Züchtern gehörte insbesondere die königliche Familie, darunter Ali Pasha Sherif sowie Prinz Mohammed Ali und Prinz Kemal el Din, deren Pferde größtenteils im königlichen Gestüt Inshass zusammengefasst wurden. Die 1908 gegründete Royal Agricultural Society (RAS) war unter anderem für die Überwachung der Registrierung zuständig und wurde später in die Egyptian Agricultural Organization (EAO) umbenannt. Diese Organisation unterhält bis heute das weltweit bekannte Staatsgestüt El Zahraa in Heliopolis/Kairo, das im Besitz von rund 300 reinrassigen Ägyptischen Araber ist. Durch eine hervorragende Selektion und gezielte Paarungen gelang es, erstklassige Vollblutaraber hervorzubringen, insbesondere unter der Gestütsleitung von Tibor von Pettkó-Szandtner.

Ägyptische Araber Verkaufspferde bei ehorses

Bald waren sich Kenner einig, dass die Vollblutaraber Ägyptens die typvollsten Araber sind. Bereits zuvor waren ägyptische Araber aus den Gestüten von Prinz Mohammed Ali und Abbas Pasha in den Jahren 1852, 1860/61 und 1930 nach Deutschland gekommen und von dem königlichen Gestüt von Württemberg in Weil/Marbach importiert worden. Mitte der 1950er Jahre folgten weitere Käufe im Staatsgestüt El Zahraa, sodass weitere Top-Pferde wie Hadban Enzahi, seine Halbschwester Nadja, Ghazal und Moheba nach Deutschland kamen. Hierzulande legten diese Pferde den Grundstein für die Zucht von rein ägyptischen Arabern. Ähnlich gestaltete sich die Entwicklung in den USA. Hier waren es die Züchter Henry Babson und Judith Forbis, die 1932 und 1959 die ersten Ägyptischen Araber nach Amerika holten, gefolgt von dem Multimillionär Douglas B. Marshall, der den legendären Hengst Morafic kaufte. Zu dieser Zeit, Mitte des 20. Jahrhunderts, wurden die meisten Pferde in die USA exportiert. An zweiter Stelle stand Deutschland, wo insbesondere der Züchter Dr. Hans Joachim Nagel mit den ersten typvollen Ägyptischen Arabern aus El Zahraa die Basis für die Zucht legte.

Zur Förderung der Weiterzucht gründete sich in den USA 1969 die Pyramid Society mit Douglas B. Marshall als erstem Präsidenten, die 1976 den zweiten und bis heute maßgeblichen Band des Zuchtbuches Reference Handbook of Straight Egyptian Horses herausgab. In Deutschland wurde das erste Asil Araber-Buch im Jahr 1977 vom Asil Club veröffentlicht. Es umfasste rund 60 Vollblutaraber, die von rein ägyptischen Blutlinien abstammten. Der Club nimmt sowohl Pferde mit rein ägyptischer Blutführung als auch Vollblutaraber auf, die unmittelbar von den Beduinen der arabischen Wüste erworben wurden. Die reinen Ägypter werden ebenso wie die Beduinenpferde asile, also reine, Vollblutaraber genannt. Ein weiterer bedeutender Meilenstein in der Zuchtgeschichte des Ägyptischen Arabers war die Gründung der Pyramid Society Europe im Jahr 1987, die 1990 ein Verzeichnis von etwa 450 ägyptischen Pferden, den Almanach I, herausbrachte.

Wie viel kostet ein Araber?

Araber können je nach Potential, Erfolgen, der Abstammung und weiteren Faktoren unterschiedlich viel Wert sein. Wie bei allen Pferden kann man keinen pauschalen Preis nennen.

Das Aussehen (Exterieur) des Ägyptischen Arabers – ein edler Pferdetyp mit adligem Ausdruck

Der Ägyptische Araber entspricht in seinem Exterieur dem des Vollblutarabers und präsentiert sich als korrekt gebautes Reitpferd. Das Stockmaß soll zwischen 148 und 157 Zentimetern liegen. Typisch für den Rassetyp sind der edle, keilförmige Kopf mit seinen großen, ausdrucksstarken Augen, die adelige Gesamterscheinung, der harmonische Körperbau und das trockene Fundament. Betrachtern wird vor allem der relativ kleine Kopf auffallen, der sich durch eine breite Stirn, hohe Ganaschenfreiheit und elastische, ausgeprägte Nüstern auszeichnet. Das Profil ist konkav oder gerade, bei einem typischen Hechtkopf mit nach innen gewölbtem Nasenbein. Darüber hinaus verfügt der Ägyptische Araber über einen langen, gebogenen und hoch angesetzten Hals, der in schräge und lange Schultern übergeht, einen gut ausgeprägten Widerrist, einen kurzen Rücken und ausreichend Gurtentiefe.

Der hoch angesetzte Schweif betont die auffallend lange Kruppe. Nicht zuletzt ist beim Ägyptischen Araber ein trockenes und kräftiges Fundament mit harten und runden Hufen, mittellangen Fesseln und kurzen Röhrbeinen kennzeichnend. Hinsichtlich der Fellfarben kommen besonders häufig Schimmel, aber auch Rappen, Braune und Füchse vor. Schecken werden toleriert. Als Vollblutaraber weist der Ägyptische Araber außerdem eine weitere Besonderheit mit Blick auf die Anzahl der Wirbel auf. Im Gegensatz zu anderen Pferderassen hat er nur 17 Rippen, sechs Lendenwirbel und 15 Schweifwirbel.

Wie groß wird ein Ägyptischer Araber?

Das Stockmaß liegt bei 1,40 bis 1,56m.

Ägyptischer Araber im Video

Die wichtigsten Merkmale des Charakters (Interieurs) im Überblick

Ägyptische Araber sind als freundliche, sanftmütige und menschenbezogene Pferde bekannt, die sich durch eine große Umgänglichkeit, Temperament, einen positiven Charakter und eine hohe Lernfähigkeit auszeichnen. Mit diesen Eigenschaften, aber auch mit ihrer hohen Ausdauer , Nervenstärke und Härte erweisen sie sich als ideales Reitpferd für Sport- und Freizeitzwecke. Nicht zuletzt wird der schnelle und leistungsfähige Ägyptische Araber für seine Ausgeglichenheit, Langlebigkeit, gute Gesundheit und seine hohe Reaktionsfähigkeit geschätzt.

Wie schwer wird ein Ägypischer Araber?

Ägyptische Araber werden zwischen 350 und 550kg schwer.

Ägyptischer Araber – Besondere Merkmale

Vollblutaraber unterscheiden sich in ihrer Anatomie von allen anderen Pferderassen. So besitzen Araber nur 17 Rippen statt der üblichen 18. Araber haben auch nur fünf Lendenwirbel, andere Rassen sechs. Auch die Anzahl der Schweifwirbel ist bei Araber-Pferden reduziert, sie besitzen nur 15 Schweifwirbel, andere Pferde 16 bis 18. Durch die fehlenden Schweifwirbel kommt ein besonderes Merkmal des Arabers zutage. Die Pferde sind dafür bekannt, dass sie ihren Schweif besonders hochheben können, das ist nur durch die fehlenden Wirbel möglich.

Wofür sind Ägyptische Araber geeignet?

Ägyptische Araber sind sowohl für Distanzrennen als auch für Shows, Western- und Freizeitreiten und die Zucht geeignet.

Einsatzgebiete der Rasse

Araber gelten auf längeren Strecken als die schnellsten Pferde der Welt, da sie eine große Ausdauer mitbringen. Vor allem bei Pferderennen und Distanzritten sind deshalb oftmals Araber-Pferde auf den vorderen Rängen zu finden. Bei Pferderennen auf kürzeren Strecken wurden Araber mittlerweile von Englischen Vollblütern abgelöst. Diese Rasse wurde ausschließlich auf Schnelligkeit gezüchtet und übertrumpft die deutlich ausdauernderen und vielseitigeren Araber deshalb auf kurzen Distanzen. Deshalb wurden vor allem in den arabischen Ländern spezielle Rennklassen geschaffen, bei denen nur Arabische Vollblüter zugelassen sind.

Auch für Wanderritte, im Westernreiten und Showbereich sind die Pferde geeignet. Mittlerweile findet man sie auch immer häufiger im Freizeitbereich wieder.

Insbesondere in der Zucht haben arabische Pferde bis heute eine Sonderstellung inne. So dient die Zucht mit den edlen Vollblütern nicht nur dem Erhalt der eigenen Rasse. Vielmehr werden Araber häufig in andere Pferderasse eingekreuzt, um diese zu veredeln.

Wie alt wird ein Ägyptischer Araber?

Araber gelten als sehr zäh, sie erreichen ein Alter von 25 bis 35 Jahren.

Erbkrankheiten

Bei Arabern sind einige Erbkrankheiten bekannt.

  • Eine typische Erkrankung ist die fortschreitende Depigmentierung. Dabei verlieren das Fell und die Haut im Laufe der Zeit Farbpigmente. Sichtbar wird dies vor allem am Maul und den Augenlidern. Die Erkrankung hat allerdings nur optische Folgen, denn sie ist im Normalfall nicht schmerzhaft oder unangenehm für das Pferd. Im Sommer sollten die Besitzer betroffener Pferde allerdings darauf achten, dass an den ungeschützten Stellen kein Sonnenbrand entsteht.
  • Des Weiteren wird auch die Immunschwächekrankheit Severe Combined ImunoDefiency (kurz SCID) vor allem bei Arabern festgestellt. Wenn beide Elternteile die Gene in sich tragen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 25%, dass die Fohlen mit der Krankheit geboren werden. Ist dies der Fall, liegt die Lebenserwartung nur bei wenigen Wochen oder Monaten.
  • Ein weiterer genetischer Defekt, der bei Arabern bekannt ist, ist die Kleinhirnatrophie (CA). Bei dieser Erkrankung sterben bestimmte Zellen im Gehirn ab. Die Folge sind Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen. Bricht die Krankheit aus, können die Pferde nicht mehr im Sport eingesetzt werden.
  • Einige Araber-Pferde leiden unter der genetisch vererbbaren Krankheit Occipitl Atlanto-Axial Malformation (OAAM). Dabei ist die Halswirbelsäule betroffen. Die Wirbel im Hals verwachsen miteinander, sodass bestimmte Bewegungen nicht mehr möglich sind.
  • Das Lavender Foal Syndrom (LFS), das manchmal auch als Coat Color Dilution Lethal (CCDL) diagnostiziert wird, führt dazu, dass sich neu geborene Fohlen nicht aufrichten können. Durch Nervenschädigungen können die Fohlen nicht schlucken und trinken. Betroffene Fohlen haben keine Überlebenschance.
  • Zwei weitere typische Araberkrankheiten sind die Equine juvenile Epilepsie und die Guttural Pouch Tympany (GPT, deutsch Luftsacktympanie). Diese genetisch bedingten Erkrankungen können durch einen geschulten Tierarzt behandelt werden.

Bekannte Pferde der Rasse

Den Weltrekord für das älteste Pferd, dass bei einem Pferderennen gesiegt hat, stellte im Jahr 2002 der damals 19jährige Araber Al Jabal auf. Damit steht er im Guinness Buch der Rekorde.

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