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Kinsky-Pferd

von Frederieke Wenning
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Kinsky-Pferde sind in Deutschland eher weniger bekannt, aber in Tschechien mit umso längerer Tradition verwurzelt – Dieses Pferd ist ein leichtes Warmblut mit hohem Vollblutanteil, das seit rund zwei Jahrhunderten in der Region Böhmen beheimatet ist. Heute nur noch sehr gering verbreitet und vom Aussterben bedroht erfuhr die Großpferderasse ihre Blütezeit vor allem im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Pferdezucht der bis heute namensgebenden Adelsfamilie Kinsky. Alles über das Kinsky Pferd erfährst Du in diesem Artikel.

Zuchtgeschichte vom Kinsky Pferd

Ursprung

Die Zuchtgeschichte des Kinsky Pferdes ist unweigerlich mit der Vollblutzucht der böhmischen Adelsfamilie Kinsky verbunden, ein in Chlumec an der Cidlina ansässiges Hochadelsgeschlecht. Bereits im Jahr 1520 gründete die in den Reichsgrafenstand erhobene Familie ein eigenes Gestüt und züchtete Vollblüter für die Kavallerie und den Einsatz in Galopprennen, unter anderem mithilfe des Imports Englischer Vollblüter. Im Jahr 1836 ging hieraus schließlich ein isabellfarbenes Stutfohlen hervor, das aus der Paarung der fuchsfarbenen Stute Themby I mit dem schwarzbraunen Hengst Whisker xx resultierte.

Aufgrund der ungewöhnlichen Fellfärbung wurde dieses erste Kinsky Pferd nicht in das Generel Stud Book eingetragen, denn einhellig war die Meinung, dass noch nie ein Vollblüter mit einer solchen Fellfarbe existiert habe und dass gar ein Hengst einer anderern Rasse der Vater sein könnte. Erbost über diese Behauptung und die Verweigerung der Registrierung gründete das damalige Familienoberhaupt Oktavian Joseph Graf Kinsky ein eigenes Stutbuch und legte damit den Grundstein für die neue Rasse Kinsky Pferd. Das isabellfarbene, auf Themby II getaufte Fohlen wurde 1845 mit dem Hengst Prince Djalma xx gekreuzt und schenkte dem späteren Stammvater der Kinsky Zucht, dem ebenfalls isabellfarbenen Hengst Ceasar, das Leben.

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Zuchtmethodik & Veredelung

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Zucht auf Vollblutbasis weitergeführt, vor allem durch Einkreuzungen der ungarischen Halbblüter Kisberer, aber auch durch Veredelungen mit Trakehnern, Achal-Tekkinern oder Hannoveranern, und brachte eine Vielzahl an erfolgreichen Sportpferden hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Blütezeit der Kinsky Zucht jedoch zu Neige, denn 1948 wurde die Adelsfamilie enteignet und das erfolgreiche Gestüt geschlossen. Die verbliebenen Kinsky Pferde wurden fortan in den an der Elbe gelegenen Gestüten Kladruby und Slatinany betreut und waren durch die Verstaatlichung der Zucht und der zunehmenden Einkreuzung von Warmblutrassen beinahe ausgestorben. Obwohl seit 1967 wieder eine Herde in Chlumec steht und die Zucht bis heute im Stammgestüt Ostrov in der Nähe von Písek sowie durch Privatzüchter fortgeführt wird, ist das Kinsky Pferd gegen Ende des 20. Jahrhunderts fast vollständig im Tschechischen Warmblut aufgegangen.

Unter behutsamer Kreuzung mit farbgleichen Veredlerhengsten besteht nach wie vor die Aufgabe, die bedrohte und nur noch gering verbreitete Rasse in ihrem Typ zu erhalten und die Zucht entsprechend der ursprünglichen Rassemerkmale weiter zu betreiben. Leider haben Züchter in Tschechien jedoch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn sie erhalten keinerlei finanzielle Zuschüsse für den Erhalt der als nationales Kulturgut anerkannten Rasse. Darüber hinaus wird das beste Kinsky Pferd aus finanziellen Gründen nicht selten ins Ausland, nach Deutschland oder auch nach England, Belgien und in die Niederlande exportiert – zum Leidwesen des ohnehin geringen Bestands.

Kinsky Pferde galoppieren über Weide

Unter behutsamer Kreuzung mit farbgleichen Veredlerhengsten besteht nach wie vor die Aufgabe, die bedrohte und nur noch gering verbreitete Rasse in ihrem Typ zu erhalten und die Zucht entsprechend der ursprünglichen Rassemerkmale weiter zu betreiben.

Zuchtbücher/ Zuchtverbände

Heute wird die Zucht in Tschechien von dem Zuchtverband Equus Kinsky koordiniert, in dem sich Züchter und Besitzer zusammengeschlossen haben. In Deutschland besteht bislang kein Zuchtverband.

Wie sieht ein Kinsky Pferd aus?

Ein Kinsky-Pferd hat eine helle, isabellfarbene Fellfärbung mit einer hellen oder dunklen Mähne. Andere Farben sind Füchse und Falben.

Kinsky Pferd – Aussehen (Exterieur)

Das rassetypische Kinsky-Pferd zeichnet sich als edles Warmblut mit einem hohen Vollblutanteil durch seinen mittelgroßen, harmonischen Körperbau aus. Ausgewachsene Pferde der böhmischen Rasse erreichen ein Stockmaß von 158 bis 175 Zentimetern.

Der elegante, gerade Kopf mit trockenem Profil erhält durch die freundlichen Augen eine ausdrucksstarke Mimik. Ebenso apart ist beim Kinsky-Pferd auch der ansprechend geschwungene und genügend lange Hals, der sich schön aufgesetzt zeigt und in eine günstig gelagerte Schulter und einen markierten Rist übergeht. Das stabile Gebäude verfügt daneben über eine breite und ausreichend tiefe Brust, eine leicht abfallende und gut bemuskelte Kruppe sowie eine starke Nierenpartie und einen tief angesetzten Schweif. Das Fundament ist mit kräftigen Beinen von guter Knochenstärke, den charakteristischen dunklen Hufen und starken Gelenken äußerst robust.

Kinsky Pferd in der Seitansicht

Das stabile Gebäude verfügt daneben über eine breite und ausreichend tiefe Brust, eine leicht abfallende und gut bemuskelte Kruppe sowie eine starke Nierenpartie und einen tief angesetzten Schweif.

Entsprechend des Zuchtziels sollen sich Kinsky-Pferde als Isabellen oder helle Falben mit geringen Abzeichen zeigen. Daneben treten aber durchaus auch Rappen und Schimmel, Braune und Füchse sowie die Fellfärbungen Perlino, Cremello und Smokey Cream auf, die ebenso erlaubt sind. Charakteristisch ist zudem der markante, intensiv erscheinende Glanz, der das Fell bei jedem Kinsky-Pferd beinahe goldfarben wirken lässt, zumal sich das seidige Fell stets sehr weich und fein anfühlt.

Raumgreifend in der Aktion sind die Grundgangarten beim Kinsky Pferd bemerkenswert flach. Beachtlich ist vor allem auch das große Springvermögen.

Ist das Kinsky Pferd das schönste Pferd der Welt?

Der goldene Schimmer im Fell lässt sich aus züchterischer Sicht nicht einfach kreieren. Aufgrund der Seltenheit der Kinsky-Pferde ist das Pferd für viele Pferdefreunde daher das schönste Pferd der Welt.

Das besondere Fell vom Kinsky Pferd

Verantwortlich für die besondere Fellfarbe der Rasse Kinsky-Pferde ist das sogenannte Cream-Gen (genauer: Dilute-Gen), welches die Aufhellung bewirkt. Im Prozess der genetischen Vererbung der Fellfarbe mutiert dieses Verdünnungsgen. Dabei können die farbgebenden beziehungsweise farbstoffbildenden Zellen (Melanocyten) ihre Funktion nicht vollständig erfüllen. Grund dafür ist ein Verklumpen der Farbstoffkörnchen (Melanosomen). Beim Transport zu den färbenden Zellen bilden sie unterschiedliche Gruppierungen, die in den Spitzen der Zellausläufer die Absorption von Licht verhindern. Das bedeutet, dass kein Licht – oder nur vermindert – aufgenommen werden kann. Ist die Aufnahme verhindert, bleibt oder wird das Fell hell. Eine Pigmentierung ist nicht mehr oder nur in geringer Weise möglich. Dies hängt von der Konzentration der verklumpten Farbstoffkörnchen ab.

Besondere Farbe der Kinsky Pferde

Verantwortlich für die besondere Fellfarbe der Rasse Kinsky-Pferde ist das sogenannte Cream-Gen (genauer: Dilute-Gen), welches die Aufhellung bewirkt. Im Prozess der genetischen Vererbung der Fellfarbe mutiert dieses Verdünnungsgen.

Werden also zwei Kinsky-Pferde beziehungsweise Isabellen miteinander verpaart, besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass das Fohlen entweder ebenso isabellfarben, ganz hell im Sinne eines blauäugigen „Pseudo-Albinos“ oder ein Fuchs wird. Interessanterweise ist die prozentuale Wahrscheinlichkeit für Füchse oder „Pseudo-Albinos“ gleich verteilt. Den klassischen Goldschimmer in das Fell der Kinsky-Pferde zu bekommen, ist für Züchter demnach gar nicht so einfach.  Gelungen ist das dem tschechischen Gestüt der Gemeinde Hradistko. Dort stehen Stuten und Hengste in hellen Farben. Wer ein großes Interesse an dieser Rasse hat, kann sie dort in Augenschein nehmen.

Obwohl das isabellfarbene Fell zunächst nicht populär, und eine Ablehnung sogar mit einer Verweigerung der Eintragung in das damalige Zuchtbuch die Antwort auf das Erscheinungsbild war, setzte sich das Bestehen der einstigen, hellen Jagdpferde durch. Dies geschah mit der Gründung eines neuen Stutbuches durch Graf Oktavian. Weltweit gibt es nur circa tausend Exemplare der Kinsky-Rasse, die überwiegend in Tschechien beheimatet sind. Nur wenige der Vierbeiner mit dem Goldschimmer im Fell haben ihr Zuhause in Deutschland.

Charakter (Interieur)

Leistungsstark und temperamentvoll im Wesen ist das Kinsky Pferd ein edles und begabtes Sportpferd, das sich hervorragend für den Leistungssport und aufgrund seiner Schnelligkeit und Unerschrockenheit besonders für das Springreiten eignet. Aber auch andere Disziplinen sind der ausdauernden Pferderasse nicht fremd, zumal sich das Kinsky Pferd meist willig und freundlich mit einem großen Leistungsvermögen zeigt. Beim Freizeitreiten erweist es sich als umgänglicher und zuverlässiger Reitpartner.

Was kostet ein Kinsky Pferd?

Der Preis für ein Kinsky-Pferd kann zwischen 6.000 und 15.000 Euro betragen.

Besonderheiten der Kinsky Pferde

Das Kinsky Pferd erhält als Fohlen stets einen Namen, der mit dem Anfangsbuchstaben des Namens der Mutter beginnt. Daher beginnen auch heute noch alle Namen mit H, J, M, N, O, P oder R.

Einsatzgebiete

Das Kinsky Pferd kann ebenso als Sportpferd wie zum Reiten in der Freizeit zum Einsatz kommen und sorgt in nahezu allen Disziplinen für Furore. Hart und ausdauernd, aber ebenso schnell und spritzig macht es insbesondere beim Springreiten eine gute Figur. Daneben wird das Kinsky Pferd aber auch vielfach als Jagd- und Vielseitigkeitspferd sowie für Galopprennen verwendet.

Bekannte Pferde der Rasse

Sportliche Hengste präsentiert die „Equus Kinsky Association“ wie beispielsweise den Hengst Mineral. Das goldene, isabellfarbene Pferd – im internationalen Sprachgebrauch wird für die Farbe der Begriff Palomino verwendet – gehört mit seinen Artgenossen zu den Vorzeigepferden der Heimat. Wer sich grundsätzlich für Isabellen interessiert, kann sich in Deutschland auf dem Gestüt Altmarkhof umsehen, die offene Stuten- und Fohlenschauen veranstalten.

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