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Tuigpaard

von Frederieke Wenning
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Das Tuigpaard ist weniger eine eigenständige Rasse als vielmehr eine Zuchtrichtung des niederländischen Warmbluts, das als KWPN (Koninklijk Warmbloed Paard Nederland) in vier verschiedenen Typen gezüchtet wird. Basierend auf den altniederländischen, schweren Warmblütern Groninger und Gelderländer hat sich mit dem Tuigpaard seit den 1960er Jahren ein Unterschlag entwickelt, der sich als edles Fahrpferd präsentiert und noch heute dem Gelderländer ähnelt. Alles über das Tuigpaard erfährst Du in diesem Artikel.

Wichtige Daten zum Tuigpaard im Überblick

  • Ursprung: Niederlande
  • Hauptzuchtgebiet: Niederlande und USA
  • Verbreitung: USA und Niederlande sowie Nachbarländer
  • Stockmaß: etwa 158-165 cm
  • Gewicht: ca. 600-800 kg
  • Erscheinungsbild: sportlicher und schlanker Körperbau mit langen Beinen
  • Farben: alle Grundfarben, es sind jedoch vor allem Füchse mit Abzeichen erwünscht
  • Haupteinsatzgebiet: Showfahrpferd
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Ursprung und Zuchtgeschichte des Tuigpaards

Die Zuchtgeschichte des Tuigpaards beginnt schon Ende des 19. Jahrhunderts, als man aus England importierte Hackneys und Trotter züchtete und ausstellte. In den Niederlanden gab es früher hauptsächlich schwere Pferde für die Landwirtschaft, doch auch als Statussymbol wurde der Besitz eines Pferdes betrachtet, wodurch es später auch sogenannte „Sonntagspferde“ gab, die als besonders luxuriös und edel galten. Sie wurden sehr oft vor der Kutsche eingesetzt. Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts begann man dann, die Pferderassen, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, zu selektieren und die Zucht ihrer zu verbessern.

Das Zuchtziel bestand darin, ein Pferd zu züchten, das einen proportionalen, aber eher langgestreckten, aufrechten und rechteckigen Körperbau besaß. Die Beine sollten lang sein und ein langer, wohlgewölbter und gut bemuskelter Hals sollte den Übergang zu einem leichten Genick bilden. Der Rücken und die Kruppe sollten zusätzlich kräftig sein und das Fundament genügend Knochenstärke aufweisen. Des Weiteren wurde sich ein taktreiner Schritt und ein ausbalancierter Trab gewünscht, der federnd, aktiv und leichtfüßig ist. Die Hinterhand sollte aktiv sein und eine Hankenbeugung zeigen, sodass diese weit unter den Schwerpunkt tritt, damit sich die Vorhand aufrichtet. Charakteristisch sollte ein intelligentes und leistungswilliges Pferd geschaffen werden, dass unkompliziert ist und mit Kooperation, Fleiß und Ehrlichkeit an Aufgaben herantritt. Es sollte sensibel auf Hilfen reagieren und diese ruhig annehmen. Im Allgemeinen sind die Rassestandards des Tuigpaards sehr ähnlich zu denen des KWPN-Dressurpferdes. Sie unterscheiden sich grundsätzlich nur in einem Punkt: der Tuigpaard wird im Galopp nicht bewertet, im Trab jedoch umso mehr.

Als Grundlage der Zucht wurden Gelderländer verwendet, die die besagten Eigenschaften besaßen und so den Typ des gewünschten Pferdes bestimmen sollten. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Bestand der Pferderasse sehr stark verkleinert, da viele Züchter ihre Besetzungsmächte abgeben mussten. Auch die Motorisierung in diesen Jahren trug einen Teil zur Verkleinerung der Population bei. Es breiteten sich zusätzlich andere niederländische Pferderassen wie das Niederländische Warmblut aus und es wurde in der Zucht mehr Augenmerk auf diese Rasse gelegt, wodurch die Verbreitung des Tuigpaards noch mehr schrumpfte. Es gab trotzdem einige Menschen, die sich bemühten, die Rasse aufrecht zu erhalten und ein Zuchtprogramm gründeten. Die vorhandenen Hengste wurden so selektiert und durch die Einkreuzung von Hackneys wiederstandsfähiger gemacht. Weil die Inzucht und zu dem Zeitpunkt noch ein Problem war, versuchte man, die American-Saddlebred-Hengste „Holland’s Golden Boy“ und „Immigrant“ einzukreuzen. Dies zeigte jedoch wenig bis keine Spuren. Heute wird der Bestand der Rasse auf etwa 16000 geschätzt, wobei die Spuren der Inzucht immer noch sehr deutlich sind, da 8800 Stuten, jedoch nur 15 Hengste im Einsatz der Zucht sind.

Die Rasse wird, wie früher, vor allem in der Niederlande gezüchtet. Auch in den USA gibt es ein paar Zuchtstellen, in anderen Ländern ist die Rasse (noch) wenig vertreten.

Was ist ein Tuigpaard?

Ein Tuigpaard ist ein aus der Niederlande stammendes Pferd.

Tuidpaard – Aussehen (Exterieur)

Das Tuigpaard ähnelt in seinem Typ dem Gelderländer und erreicht als ausgewachsenes Pferd ein Stockmaß von bis zu 165 Zentimetern. Es zeichnet sich durch eine adelige Erscheinung und ein rechteckiges Gebäude mit langen Linien und einem proportional harmonischen Körperbau aus. Rassetypisch ist ein edler Kopf mit einem leichten Übergang zum Hals. Dieser zeigt sich lang, in der Oberlinie aufwärtsgerichtet und sehr muskulös. Ebenso kräftig sind auch der Rücken mit seinem gut ausgeprägten Widerrist, der hochbeinige Rumpf sowie der starke Lenden-Bereich. Das Fundament präsentiert sich stabil und trocken und ist durch eine muskulöse Hinterhand gekennzeichnet.

Hinsichtlich der Fellfarbe kommen beim Tuigpaard überwiegend Füchse vor, die sich durch weiße Beine und Blesse auszeichnen. Daneben können die Pferde auch Rappen, Braune und Schecken sowie in seltenen Fällen Schimmel sein.

Charakter (Interieur)

Der Tuigpaard besitzt einen klaren Charakter, der sowohl leistungsstark und motiviert, als auch konzentriert und ruhig ist. Durch die sanften Züge der Pferde besticht die Rasse auch im Umgang und lässt hier das Herz seiner Besitzer höher schlagen. Im Sport zeigt sich der Tuigpaard sehr lebendig und teilweise auch fordernd. Pferde der Rasse möchten gefordert werden und eine Aufgabe bekommen, welche sie dann auch hervorragend erfüllen. Sie möchten gefallen und zeigen dies auch.

Welche Pferderassen gibt es in Holland?

Neben dem Tuigpaard gibt es in Holland unter anderem auch das KWPN und das Holländische Warmblut.

Besondere Merkmale vom Tuigpaard

Als besondere Merkmale lassen sich bei der Pferderasse vor allem das Geschick bei Fahrprüfungen und die Sportlichkeit benennen. Besonders der spektakuläre Trab ist einzigartig und zeichnet die Rasse aus. Der Körperbau sticht außerdem sehr heraus und macht den Tuigpaard zu einem Hingucker bei sowohl Prüfungen, als auch im Allgemeinen.

Wo wird der Tuigpaard besonders oft eingesetzt?

Der Tuigpaard wird vor allem in dem Bereich eingesetzt, für den er gezüchtet wurde: dem Showfahrpferdesport. Hier zeigt die Rasse besonders viel Talent und überzeugt mit hervorragenden Leistungen in den Prüfungen des Showfahrpferdesport. In diesen wird, anders als in den „normalen“ Fahrpferde-Prüfungen, nur der atemberaubende Trab der Pferde gezeigt und vorgeführt. Teilweise bringen auch Stuten, die mit Vollbluthengsten verpaart werden, sehr tolle Springpferde hervor. Und auch in anderen Disziplinen werden die Pferde der Rasse vereinzelt eingesetzt. So sieht man diese z. B. auch in Dressur- und Vielseitigkeitsprüfungen und im Freizeitbereich.

Was sind häufige (Erb-)krankheiten der Rasse?

Bei der Zucht der Rasse wurde viel Wert auf Wiederstandsfähigkrit und Gesundheit der Rasse gelegt, sodass Erbkrankheiten generell selten vorkommen. Die Pferde sind meist sehr robust und werden eher selten krank. Durch den häufigen Einsatz im Sport kann es jedoch passieren, dass Pferde der Rasse Probleme mit den Gelenken, Bändern oder Sehnen bekommen. Um diesem Problem vorzubeugen, empfiehlt es sich, das Pferd gut aufzuwärmen und auf ein nicht zu überforderndes Training Wert zu legen. Auch gute Grundumstände wie beispielsweise frisches Futter, viel Auslauf und eine gute Stallhygiene sollten Priorität haben und unterstützen dann auch die Gesunderhaltung des entsprechenden Pferdes. Bei eventuell vorkommenden Verdauungsbeschwerden des Tuigpaards kann eine Umstellung des Futters oder eine Kur mit Kräutern helfen. Und auch die regelmäßige Vorstellung beim Tierarzt sowie Vorsorgeuntersuchungen helfen, das Pferd gesund zu erhalten.

Wie alt wird ein Tuigpaard?

Ein Tuigpaard wird bei guter Pflege und Gesundheit etwa 30 Jahre alt.

Bekannte Pferde der Rasse in der Zucht

In der Zucht des Tuigpaards haben sich einige Pferde der Rasse einen Namen gemacht und sind so auch heute noch bekannt. Hierzu zählen vor allem die Hengste „Colonel“ (*1915), „Domburg“ (*1916) und „Ebert“ (*1917), welche zu Beginn der Zucht eingesetzt wurden und so die Zucht erfolgreich vorantrieben. Der später, im Jahr 1950, geborene Hengst „Oregon“ war besonders bekannt für seinen kraftvollen Trab und seine besondere Knieaktion. Er brachte der Rasse mehr Bekanntheit und ein höheres Niveau. Er lieferte der Zucht 13 gekörte Hengste, wobei sein Sohn „Hoogheit“ mit wiederum 18 gekörten Hengsten den meisten Einfluss hatte. Die Bekanntheit von „Oregon“ hatte jedoch auch eine eher weniger gute Seite, denn sie führte zu einer starken Inzucht, wodurch der Genpool verkleinert wurde.

Auch der 1971 geborene Hackney-Hengst „Combridge Cole“ war durch seinen Einsatz in der Zucht bekannt und ist der zweite Stammvater des Tuigpaards. Er brachte acht gekörte Hengste in der niederländischen Zucht, darunter auch „Renovo“ (*1975). Dieser steuerte der Rasse Ausdruck und Schärfe sowie ein noch edleres Aussehen zu. „Renovo“ brachte dann 17 anerkannte Hengste hervor, von welchen besonders „Fabricus“ (*1987) sehr einflussreich war. Sein Sohn „Manno“ (*1994) wurde mit dem „Preferent-Prädikat“ ausgezeichnet. Dies ist das höchste Hengstprädikat in der Zucht des Tuigpaards, was auch die zuvor genannten Hengste „Cambridhe Cole“, „Renovo“ und „Oregon“ erhielten. „Oregon“ wurde es jedoch erst ein Jahr nach seinem Tod verliehen.

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