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Alt-Oldenburger

von Frederieke Wenning
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Pferde der Rasse Alt-Oldenburger werden oft auch als Ostfriese bezeichnet. Sie sind sich so ähnlich, dass sie meist als eine Pferderasse angesehen werden. In erster Linie werden Alt-Oldenburger als Fahrpferde mit Reiteigenschaften gezüchtet.
Heute gibt es nur noch wenige Zuchthengste und -stuten, sodass der Bestand der Rasse als bedroht eingestuft wird.

Zuchtgeschichte des Alt-Oldenburgers

Anfänge der Pferdezucht

Die Pferdezucht war schon immer ein wichtiger Produktionszweig der ostfriesischen Landwirtschaft. Dies liegt nicht zuletzt an den Boden- und Witterungsverhältnissen an der deutschen Nordseeküste, welche die Landwirtschaft gedeihen ließen und so eine ansehnliche Pferdezucht ermöglichten. Daher wundert es einen nicht, dass die ostfriesische Pferderasse bereits im frühen 18. Jahrhundert als eine Zuchtordnung für die privaten Zuchthengste der Bauern entstand. Damit war Ostfriesland die erste deutsche Region, in der Stut- und Hengstbücher eröffnet wurden.

Die Anfänge der ostfriesischen Pferdezucht waren ausschließlich privat organisiert. Denn Gestüte oder staatliche Hengsthaltung gab es in Ostfriesland nicht. Nichtsdestotrotz wurde bereits im Jahr 1715 von den Landesherren eine Körordnung für die bäuerlichen Hengste erlassen. Diese war zunächst nur im Norden Ostfriesland gültig. Wurde aber bereits 1755 auf ganz Ostfriesland ausgedehnt.

Veredelung und Zuchtmethodik ab dem 19. Jahrhundert

Dennoch konnte man bis zum 19. Jahrhundert nicht von einer geordneten Pferdezucht sprechen. Da immer wieder Hengste mit viel spanischem oder orientalischem Blut eingekreuzt wurden. Erst als Ostfriesland hannoversche Provinz wurde, wurde die Pferdezucht u.a. durch die Landbeschäler aus Celle einheitlicher.

Um die ostfriesischen Pferde als Kutschpferde auch exportieren zu können, wurden sie weiter veredelt. Dafür kreuzte man oft auch englische Fahrpferderassen, wie Cleveland-Bay und Yorkshire Horses, ein. Im späten 19. Jahrhundert entstand die Grundlage der modernen Zucht. Man importierte englische Warmbluthengste, Anglo-Normannen und auch Hannoverschen Halbbluthengsten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte der Ostfriese daher sowohl als Arbeitspferd als auch als Sportpferd eingesetzt werden. Zwischen 1920 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Alt-Oldenburger wieder schwerer im Typ, da er als Kavallerie- und Arbeitspferd eingesetzt werden musste. Als danach mehr Nachfrage nach leichteren Sportpferden einsetzte, wurde die Zucht vor allem mit orientalischem Blut veredelt.

Die Verdrängungszucht in der Neuzeit

Die ostfriesischen Stuten und ein Teil der Hengste (sog. „schwarze Hengste“) wurden lange überhaupt nicht registriert. Noch bis in das 20. Jahrhundert gab es verhältnismäßig viele „wilde“ Bedeckungen, weil für die Erzeugung von einfachen Wirtschafts- und Handelspferden auf eine stutbuchmäßige Erfassung bewusst verzichtet wurde. Erst in der Neuzeit wird für fast alle Pferde die Abstammung dokumentiert. Daher kann man eigentlich erst mit Gründung des Stutbuchs von einer organisierten Zucht sprechen. Seit den sechziger Jahren fehlte allerdings eine Zuchtordnung, die den moderneren Ansprüchen an ein Sportpferd gerecht wurde.

Daher nahm die Nachfrage nach den schweren Warmblütern ab und man schloss sich im Laufe der Zeit mit dem Landesgestüt Celle zusammen: es wurde sehr stark mit Hannoverschen Hengsten eingekreuzt und die ostfriesische Pferdezucht wurde auf das hannoversche Zuchtziel umgestellt. Die rein ostfriesisch-oldenburgisch gezogenen Hengste verließen die Deckstationen und wurden durch Hannoveraner, Trakehner, Vollblüter und Araber ersetzt. Die namhaften ostfriesischen Züchter schafften sich zunehmend reingezogene hannoversche Stuten an.

Die letzte Hengstkörung in Aurich fand 1973 statt. 1975 löste sich das Ostfriesische Stutbuch als selbständiger Zuchtverband auf und gliederte sich als Bezirksverband Ostfriesland dem Verband hannoverscher Warmblutzüchter an.

Seit den 1980er Jahren Rückzüchtungsprogramm

Durch Umstellung auf das hannoversche Zuchtziel führte die Verdrängungszucht innerhalb von 20 Jahren fast zum Aussterben des ursprünglichen Alt-Oldenburgers. 1985 war der Ostfriese als Vertreter des Schweren Warmbluts als eine vom Aussterben bedrohte Hausstierrasse eingestuft, sodass seit Mitte der achtziger Jahren die Rückzüchtung betrieben wird, wobei hier auch KWPN Tuigpaard-Hengste eingesetzt werden. Dadurch bleibt der Alt-Oldenburger vor allem für den Fahrsport interessant.

Zuchtziel der Alt-Oldenburger

Aussehen (Exterieur)

Der Alt-Oldenburger kommt vor in einem Stockmaß zwischen 158cm und 168cm. Möglich sind alle vier Grundfarben: Rappen, Braune, Füchse, Schimmel. Als Typ ist ein mittelschweres, genügend elegantes und kalibriges Pferd erwünscht. Dieses sollte große Linien, klare Konturen und einen deutlichen Geschlechtsausdruck haben. Unerwünscht sind hingegen kleine, plumpe Pferde oder Pferde, die im edlen Typ stehen. Der Kopf soll ausdrucksvoll und markant sein. Mit großen Nüstern und deutlich ausgeprägter Maulspalte. Der Hals soll mittellang und hochangesetzt mit nach oben gewölbter Kammlinie sein. Sowohl Schulter als auch Kruppe sollen stark bemuskelt sein.

Charakter (Interieur)

Gewünscht bei Ostfriesen und Alt-Oldenburgern sind neben einem guten Charakter, ein ruhiges, durch Umgänglichkeit geprägtes Temperament und eine hohe Leistungsbereitschaft, sowie ein hohes Leistungsvermögen.

Verwendung

Der Ostfriesen und Alt-Oldenburger findet man auch heute noch überwiegend im Einsatz als Fahrpferde – oft auch im hohen Fahrsport. Genauso sind Vertreter der Pferderasse aber auch im Spring– und Dressursport zu finden.

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