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Bodenarbeit

von Frederieke Wenning
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Die Bodenarbeit mit dem eigenen Pferd gehört zu den schönsten und wirkungsvollsten Erfahrungen, die Reiter erleben können. Mit der Anwendung unterschiedlicher Trainingsmethoden lernt der Mensch, sein Pferd zu verstehen und Verhaltensweisen vorherzusehen. Das dabei entstehende Vertrauen ist einzigartiger Natur. Pferde, die stetig mit Bodenarbeit in Berührung kommen, lernen, mit dem Menschen selbstständig zu arbeiten. Alles über Bodenarbeit mit Pferden erfährst Du in diesem Artikel.

Vom Boden aus mit dem Pferd arbeiten – Allgemeines zur Bodenarbeit

Die Ausbildung des Pferdes erfolgt bei der Bodenarbeit ausschließlich vom Boden aus. Das Training besteht aus verschiedenen Aktivitäten, die abwechslungsreich und für den Vierbeiner förderlich sind. Beispielsweise gehört die Arbeit an der Longe, die klassische Handarbeit oder das Gelassenheitstraining dazu.

Oftmals fängt die Bodenarbeit schon mit dem jungen Fohlen an. Der Grund: Sie dient als Fundament für jegliche Sensibilisierung des Pferdes. Dabei sind die Übungen dem Entwicklungsgrad des noch jungen Tieres angepasst. Fortgeschrittene Übungen, die dem Gymnastizieren dienen, eignen sich erst ab einem Alter von drei Jahren. Einfache Ballspiele aber gehören zur Grunderziehung. Ausbilder können sie ab einem Alter von einem Jahr an dem Jungpferd erproben.

Die Förderung der Sensibilität des Pferdes dient der Willigkeit auf freiwilliger Basis. Die innere Einstellung der unter Umständen noch eigenwilligen Pferde wird geformt. Essenziell ist das für die späteren Kommandos beim Reiten. Die Tiere lernen, bei leichtem Druck oder Zug nachzugeben, damit sie für die spätere Arbeit am Zügel auf feine Hilfen richtig und kontrolliert reagieren können.

Beim Longieren bildet die Bezugsperson das Pferd mit den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp aus. Vor allem die Losgelassenheit lässt sich damit optimal trainieren. Tempo, Schwung und Takt kommen im Rahmen der Balance zum Zug. Dabei ist das Halten der Balance für den Ausgleich der natürlichen „Schiefe“ des Pferdes bei den Übungen enorm wichtig. Anatomische Schäden lassen sich mit der richtigen Bodenarbeit verhindern.

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Gerne nutzen Reiter die Bodenarbeit dazu, das Pferd richtig aufzuwärmen. Das vielseitige Training vom Boden aus lockert die Muskeln und schafft Abhilfe bei Verspannungen im Pferderücken. Der sich durch die Arbeit am Boden ergebende Abwechslungsreichtum fördert dabei auch die Ausgeglichenheit beispielsweise eines Schulpferdes, das innerhalb des Schulbetriebes einer gewissen Monotonie unterliegt.

Was macht man bei der Bodenarbeit?

Bei der Bodenarbeit setzen Ausbilder unterschiedliche Trainingsmethoden vom Boden aus ein, um das Pferd in freiwilliger Folgsamkeit auf Vertrauensbasis zu lehren.

Der Einstieg – Die ersten Schritte

  • Einfaches Führen: Die ersten Schritte der Bodenarbeit dienen einer kontrollierten Führung. Die führende Person legt dem Fohlen oder dem schon etwas älterem Pferd dazu ein Halfter an. Mit einem Führstrick erfolgt das einfache Führen als Beginn jeder weiteren Bodenarbeit. Schon bei der Führarbeit lernt das Tier, auf Kommandos zu hören und sich im freiwilligen Gehorsam, Achtsamkeit und Respekt zu üben. Kommandos wie „Komm mit“, „Steh“ oder „Zurück“ sind dafür mögliche Übungen, die mehrmals wiederholt werden sollten.
  • Bau eines Parcours: Die Bodenarbeit erschöpft sich nicht nur in Führübungen. Um dem Pferd eine neue Herausforderung zu bieten, bauen Einsteiger der Bodenarbeit in der Regel einen Parcours auf. Die Überwindung erfolgt zusammen mit der Vertrauensperson an der Seite des Pferdes. Unsicherheiten, Ängste und innere Unruhen können dem Pferd mit dem Hindernisparcours genommen werden. Zudem stärkt die gemeinsame Überwindung das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Hindernisse können auf dem Boden liegende Stangen, Labyrinthe mit Rundhölzern, Slalom-Hindernisse oder ausgelegte Planen sein.
Bodenarbeit: Pferd an der Longe

Beim Longieren bildet die Bezugsperson das Pferd mit den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp aus.

Must Haves – Die richtige Ausstattung

Für die Bodenarbeit ist eine bestimmte Ausstattung notwendig. Vorhanden sein müssen

  • Halfter für das Einsetzen der Hilfen oder Kappzaum
  • Strick beziehungsweise Bodenarbeitsseil
  • Longenstrick

Das sind die Basics, die nicht fehlen dürfen.

Wie fange ich mit der Bodenarbeit an?

Die Bodenarbeit fangt mit dem Führen mit Halfter und Führstrick an.

Trainingsweisen – Tipps um die Bodenarbeit mit Pferd zu üben

Verschiedene Trainingsweisen kennzeichnen die Bodenarbeit mit dem Pferd. Ein pferdefreundliches Konzept bietet das Horsemanship-Training. Im Vordergrund steht das Verständnis für eine harmonische Beziehung und eine gute Zusammenarbeit. Gute Ausbilder nehmen sich die Zeit, das Tier kennenzulernen und richtig einzuschätzen.

Ausgangspunkt dafür ist der Perspektivwechsel und das Rollenverständnis des Pferdes, das von Natur aus ein Fluchttier ist. Pferdekenner wissen, wie das Pferd in bestimmten Situationen reagieren wird. In jeder Hinsicht geht es dabei immer um das Wohl des Pferdes und nicht um das Image des Ausbilders. Lernt dieser, wie ein Pferdekopf zu denken, steht einer erfolgreichen Freundschaft beziehungsweise Partnerschaft nichts im Wege.

Die Elemente des Horsemanships spiegeln die Welt der Pferde wider. Im Rahmen der Gruppe kommunizieren die Pferde über ihre natürliche Körpersprache. Dazu gehören Streicheln, aber auch Vertreiben oder Schubsen. Damit fördern sie die Fähigkeit zur Selbstbehauptung und Durchsetzungskraft untereinander. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die Vierbeiner in einer Rangordnung leben. Beweisen sich Ausbilder als vertrauenswürdig und kompetent, vertraut ihnen auch das Pferd als Partner.

Die Arbeit fängt mit sanften Signalen an, um das Pferd in feiner Kommunikation zu üben. In Phasen werden sie intensiviert oder wieder abgeschwächt abhängig von der Reaktion des Tieres. Bei der Arbeit am Seil soll es sich letztlich kooperativ zeigen.

Bodenarbeit: Pferd und Frau beim führen

Die Elemente des Horsemanships spiegeln die Welt der Pferde wider.

Der Pferdetrainer Pat Parelli rief dafür im Jahr 1981 ein Ausbildungsprogramm mit dem Namen „Parelli Natural Horsemanship“ ins Leben, das aus sieben Horsemanship-Spielen besteht:

  • Friendly Game (Freundlichkeitsspiel): Das Spiel soll Vertrauen aufbauen und die Aufmerksamkeit gegenüber dem Menschen erhalten. Pferdetrainer konfrontieren das Pferd mit ungewohnten Situationen, um es daran zu gewöhnen. Beispielsweise dient das Seil als Instrument für das Training. Mit schwingenden Bewegungen oder leichten Berührungen an Körperstellen lernt das Pferd, die Angst zu überwinden, ohne einen Missbrauch der Spielmethode befürchten zu müssen.
  • Porcupine Game (Stachelschweinspiel): Der Druck der Hand beziehungsweise der Finger soll dazu führen, dass das Pferd diesem weicht. Sobald das erreicht ist, streichelt der Reiter seinen vierbeinigen Begleiter an der zuvor ausgeübten „Druckstelle“.
  • Driving Game (Weichen auf Zeichen): Nach dem erfolgreichen Stachelschweinspiel folgt das Weichen auf Zeichen ohne Berührung. Gearbeitet wird beispielsweise mit Handzeichen, die dem Pferd signalisieren, mit der Vorhand oder der Hinterhand zu weichen.
  • Yo-Yo-Game (Jo Jo): Mit dem Seil deutet der Mensch dem Pferd an, vorwärts oder rückwärts zu treten. Dabei wird das Seil in energischer Weise Stück für Stück zurückgeholt oder mit verstärkten Schwingungen eingesetzt.
  • Circling Game (Zirkeln): In Kreisen läuft das Pferd um den Menschen in einer bestimmten Gangart herum. Nach mehreren Runden wechselt es auf Signal in einen andere Gangart.
  • Sideways Game (Seitwärts): Das Pferd lernt, zuerst mit der Vorhand und dann mit der Hinterhand seitwärts zu gehen. Es darf nicht nach vorne hin ausweichen.
  • Squeeze Game (Engpass): Bei dieser Trainigsmethode handelt es sich um die Vorbereitung zum Verladen. Dabei geht das Tier seinem Trainer durch einen Engpass, der schrittweise reduziert wird, nach. Der Vorgang soll ohne Zögern des Pferdes vonstatten gehen.

Auch das Clickern ist eine Methode bei der Bodenarbeit, um das Pferd mit einer letztlich positiven Verstärkung zu konditionieren. Pferdetrainer beginnen das Clickertraining mit der Futtergabe. Das Loben ist in die Unterschiede

  • Belohnung durch die Gabe von Leckerlis
  • das Clickgeräusch
  • und die positive Verstärkung unterteilt.

Warum ist Bodenarbeit wichtig?

Bodenarbeit ist wichtig, weil das Pferd dabei lernt, mit ungewohnten Situationen umzugehen und dem Menschen zu vertrauen.

Die Vielfalt der Bodenarbeit: Arten und Trainingsformen

Um das Pferd optimal für sportliche Disziplinen vorzubereiten, bedienen sich Reiter der sogenannten Freiheitsdressur. Vom Boden aus kommen hauptsächlich die Stimme und Handzeichen zum Einsatz. Eine Peitsche dient häufig nur einer leichten Orientierung und Kontrolle für das Pferd. Zu den Lektionen gehören zum Beispiel das Kompliment (Verbeugung), das Sitzen, Knien oder Liegen.

Weitere Trainingsformen sind:

  • Arbeit an der Longe: Beim Longieren baut die Pferdemuskeln auf schonende Weise auf. Der Rücken trägt bei dieser Arbeit kein Reitergewicht, auf dem liegt lediglich ein Sattel oder ein Longiergurt. Die Übungen haben zum Beispiel bestimmte Biegungen oder Stellungen während des Laufens an der Leine zum Gegenstand. Diese Gymnastikübungen dienen dem balancierten Ausgleich des Pferdes.
  • Gymnastizierende Arbeit an der Hand: Auch bei dieser Form lernt das Pferd ohne zusätzliches Reitergewicht einfache und komplexe Bewegungsmuster. Dressurlektionen sind dabei nicht ausgeschlossen. Lektionen wie Passage, Piaffe oder Übungen zum versammelten Pferd lassen sich auch an der Longe erarbeiten. Der Reiter befindet sich dabei ungefähr auf Schulterhöhe mit seinem Tier. Dies gehört allerdings schon in ein weit fortgeschrittenes Training.
  • Arbeit am langen Zügel: Ebenso mit Langzügeln lassen sich dem Pferde hohe Dressurlektionen beibringen, wobei Ausbilder dann hinter dem Pferd gehen.
  • Zirzensik: Um dem Pferd eine freudige Abwechslung zu bieten, eignen sich Zirkuslektionen und Tricks. Das fördert die Motorik und die Wahrnehmung des Pferdes für den eigenen Körper.
  • Verladetraining: Das Pferd muss üben, den Transport zu einem anderen Ort stressfrei zu überwinden. Ohne zu zögern sollte es jeden Hänger besteigen können. Auch das sollte regelmäßig geübt werden.
  • Horse Agility: Horse Agility fordert das Pferd mit mehreren unterschiedlichen „Geräten“ heraus. Beispielsweise muss es den Mut aufbringen, sich auf einen bisher unbekannten Untergrund zu stellen.
  • Anti-Schreck- beziehungsweise Gelassenheitstraining: Das Pferd ist von Natur aus ein Fluchttier. Unbekannte Geräuschen können es leicht erschrecken. Um eine Desensibilisierung gegenüber äußerer Reize zu erreichen, arbeiten Ausbilder gerne mit einer raschelnden Plane, einem Flatterband oder einem Regenschirm. Unbekannte Objekte werden von der Wahrnehmung mit der Hilfestellung des Menschen behutsam erfasst und ohne Fluchtinstinkte unter die Lupe genommen. Das Vorgehen ist häufig gleich, damit sich der grundsätzliche Umgang mit unbekannten Gegenständen besser festigt.

Wie baue ich die Rückenmuskulatur beim Pferd auf?

Den Aufbau der Rückenmuskeln erreichen Ausbilder durch ein abwechslungsreiches Training, zum Beispiel durch die Arbeit an der Longe. Das Longieren über Stangen ist hilfreich.

Bodenarbeit als Turnierdisziplin

Die Bodenarbeit mit dem Pferd kann auch eine Turnierdisziplin sein. In diesem Rahmen heißen die Prüfungen Gelassenheitsprüfungen, die vom Boden und auch geritten ausgeführt werden können. Das Pferd soll selbstständig mitarbeiten, ohne zu scheuen. Je weniger der Prüfling auf sein Pferd einwirkt, desto mehr Punkte bekommt er. Demonstriert wird der Grad des Vertrauens, den der Vierbeiner zu seinem Menschen hat.

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