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Die Pferdezucht hat sich im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt. Um die Qualität der Pferde immer weiter zu verbessern, ist es wichtig, dass nur mit den besten Pferden gezüchtet wird. Deshalb werden vor allem die Deckhengste stark selektiert und nur die besten werden offiziell zur Zucht zugelassen. Zwar kann man auch jeden Hengst als Deckhengst bezeichnen, da jedes männliche, unkastrierte Pferd Nachkommen zeugen kann, allerdings ist das Züchten mit nicht zugelassenen Pferden verpönt und nicht gern gesehen. Deshalb konzentrieren wir uns in diesem Artikel bei der Bezeichnung Deckhengst auf zugelassene Hengste.
Deckhengste – hervorragende Rassevertreter für die Zucht
Von erstklassiger Abstammung und noch dazu erfolgreich im Reitsport – dies ist zweifellos die perfekte Mischung für Erfolg versprechende Deckhengste. Unabhängig von der jeweiligen Rasse wird jeder Hengst als Deckhengst bezeichnet, der sich aufgrund seiner positiven Eigenschaften in besonderem Maße für die Zucht eignet. Die Bezeichnung selbst ist dabei abgeleitet von dem Vorgang des Deckens, dem Akt des Zusammenbringens von Stute und Hengst zur Zeugung von gemeinsamen Nachkommen. Ungeachtet dessen dürfen für züchterische Maßnahmen in Deutschland ausschließlich Deckhengste zum Einsatz kommen, die in das Hengstregister der Rasse eingetragen sind.
Hierzu ist ebenso das Absolvieren der Körung wie das Bestehen einer Hengstleistungsprüfung erforderlich. Nur wenn beides erfolgreich absolviert wurde, kann der Hengst registriert und zur Zucht zugelassen werden. Findet er für eine Deckung Verwendung, wird eine Decktaxe fällig, die je nach Rang und Namen des Hengstes mehrere Hundert, aber auch Tausende von Euro kosten kann.
Was ist ein Deckhengst?
Ein Deckhengst kann jeder Hengst sein, also jedes männliche, unkastrierte Pferd. Um die Pferdezucht voranzubringen und stetig zu verbessern, ist es aber üblich, nicht mit jedem Hengst zu decken. Spezielle Prüfungen für Hengste zeigen, welche Hengste besonders gut sind und das Potenzial haben, die Rasse voranzubringen und zu verbessern. Diese Hengste werden gekört und müssen außerdem ihr Potenzial im Rahmen einer Hengstleistungsprüfung oder durch sportliche Erfolge zeigen. Erst dann wird ein Hengst offiziell als Deckhengst zugelassen und ist als eingetragener Zuchthengst verfügbar.
Welche Merkmale sollte ein Deckhengst haben?
Ein Deckhengst sollte sowohl im Exterieur als auch im Interieur überzeugen. Wichtig ist vor allem, dass ein Hengst korrekt gebaut ist. Das heißt, dass der Körperbau kräftig und muskulös sowie harmonisch sein sollte. Das Fell sollte gut aussehen, ebenso wie die Hufe. Je nachdem, in welcher Disziplin der Hengst eingesetzt wird, sollten disziplinspezifische Merkmale ebenfalls zu finden sein. So sollte ein Dressurhengst kräftig, muskulös und ausdrucksstark sein, ein Hengst für die Vielseitigkeit hingegen eher leicht und muskulös. Auch die Stellung der Gliedmaßen kann bereits Aufschluss über die Eignung des Hengstes geben.
Um die Eignung genau einschätzen zu können, sollten auch die sportlichen Erfolge des Hengstes betrachtet werden. Hier zeigt sich, wie der Hengst im Wettbewerbssport bei den Richtern ankommt, was seine Stärken und Schwächen sind. Bevor man mit einem Hengst züchtet, sollte natürlich auch dessen Abstammung im Blick behalten werden. Diese sollte allerdings immer im Zusammenspiel mit den sportlichen Erfolgen bewertet werden, da auch ein Hengst mit einer eher unbekannten Abstammung tolle Erfolge haben kann.
Auch das Nervenkostüm und der Charakter sind wichtig. Der Hengst sollte sich sowohl Menschen als auch anderen Pferden gegenüber anständig und gut benehmen, immer händelbar sein und sich auch in fremder Umgebung wie etwa auf dem Turnier benehmen können.
Zudem lohnt sich ein Blick auf die Nachzucht des Hengstes. Hier zeigt sich, welche Merkmale der Hengst vererbt, ob es Probleme gibt und mit welchen Stuten der Hengst besonders gut zusammenpasst.
Welcher Hengst passt zu welcher Stute?
Vorab muss gesagt werden, dass nicht jede Stute zur Zucht geeignet ist. Zwar gibt es in Deutschland keine Selektion der Zuchtstuten, sodass grundsätzlich jede Stute Fohlen zur Welt bringen kann, allerdings ist diese Regelung teilweise stark umstritten. Denn sie führt dazu, dass auch mit Stuten gezüchtet wird, die im Umgang oder beim Reiten schwierig sind. Diese Eigenschaften werden auf die Fohlen übertragen. Deshalb sollten sich Züchter genau überlegen und sich beraten lassen, ob die Stute wirklich züchterisch eingesetzt werden sollte.
Um herauszufinden, welcher Hengst zu einer Stute passt, sollte zunächst die Frage geklärt werden, welches Zuchtziel erreicht werden soll. Welche Disziplin soll das Fohlen später einmal laufen, was sind die Erwartungen an das Fohlen? Während einige Reiter sich explosive Sportpferde wünschen, möchten andere verlässliche Freizeitpferde. Das sollte bei der Suche und Wahl des Hengstes bedacht werden.
Ist das Zuchtziel auserkoren, betrachtet man die Stute genauer. Welche Eigenschaften der Stute sollen verbessert werden? Diese Eigenschaften sollte der Hengst in jedem Falle mitbringen. Hat eine Stute beispielsweise einen wenig ausdrucksstarken Trab, kann ein Hengst mit einem sehr guten Trab angepaart werden.
Damit das Fohlen eingetragen werden kann, ist es häufig erforderlich, dass Stute und Hengst die gleiche Rasse haben. Das schränkt die Auswahl etwas ein. Bei Warmblütern gibt es mittlerweile aber viel Mischrassen, die als Deutsche Sportpferde zusammengefasst werden. Wichtig ist bei der Wahl des Deckhengstes, dass keine Inzucht entsteht. Das heißt, dass die Hengste, die bereits im Pedigree der Stute vorkommen, Tabu sind. Auch vererbbare Krankheiten sollten im Blick behalten werden, denn teilweise werden Krankheiten weitergegeben oder provoziert, wenn ein oder beide Elternteile die entsprechenden Gene in sich trägt.
Vor allem Hobbyzüchter und Zuchtanfänger lassen sich schnell von der Bekanntheit eines Pferdes oder seiner Optik verzaubern und beachten nicht, ob der Hengst wirklich zur eigenen Stute passt. Hier sollten die Ansprüche realistisch gehalten werden und die Auswahl möglichst objektiv und vernunftsgeleitet getroffen werden. Oft ist es ratsam, erfahrene Züchter, Tierärzte oder Trainer zu befragen, die die Stute kennen. Diese können aufgrund ihrer Erfahrungen oft hilfreiche Tipps dazu geben, welcher Hengst passen und die Schwächen der Stute ausgleichen könnte.
Wie wird ein Pferd zum Deckhengst?
Das Fohlenalter
Der Weg bis zum Deckhengst ist weit. Schon im Fohlenalter wird abgeschätzt, ob ein Hengst das Zeug zum Deckhengst haben könnte. Dafür wird die Abstammung und das Grundpotential des Pferdes betrachtet. Besonders beliebt sind Hengste, die bekannte Vererber im Pedigree haben, die bereits durch sportliche Erfolge oder eine gute Nachzucht von sich überzeugt haben. Auch die Mutterseite wird hinsichtlich der Zucht- und Sporterfolge begutachtet.
Zwar ist die Einschätzung im Fohlenalter noch keine Entscheidung, ob ein Hengst später mal in der Zucht eingesetzt werden kann, allerdings entscheidet sich im Alter von einem halben Jahr häufig schon zum ersten Mal die Zukunft der Junghengste. Wenn die Fohlen etwa ein halbes Jahr alt sind, entscheiden die Züchter, ob es sich lohnt, den beschwerlichen Weg zum Deckhengst zu versuchen oder nicht. Fohlen, die als nicht vermögend genug eingeschätzt werden, werden kastriert und später als Wallach verkauft oder im Sport eingesetzt.
Die Vorauswahl
Im Alter von zwei Jahren werden die Junghengste zur Vorauswahl beim jeweiligen Zuchtverband vorgestellt. Bewertet wird die Größe, das Exterieur und die Bewegungen. Ein Hengst, der zur Zucht eingesetzt werden soll, muss sehr korrekt gebaut sein. In der Vorauswahl fallen etwa 50 % der vorgestellten Hengste durch. Diese Hengste werden oft kastriert und verkauft.
Die Hauptkörung
In Vorbereitung auf die Hauptkörung werden die Junghengste im Alter von 2,5 Jahren von der Koppel geholt. Nun beginnt das Training. An der Longe, im Freispringen und in der Bodenarbeit wird langsam Muskulatur aufgebaut. Wenn ein Pferd sich in der Arbeit nicht vermögend genug zeigt, wird es an dieser Stelle häufig vom Züchter selbst aussortiert und verkauft.
Im Winter findet dann im Alter von knapp drei Jahren die Hauptkörung statt. Alle Hengste müssen dafür geröntgt werden. Auch ein Gesundheitszertifikat vom Tierarzt ist Pflicht. Bei der Körung wird der herausgebrachte Hengst auf dem Pflaster an der Hand vorgetrabt und anschließend im Stand gemustert. Auch im Freilaufen und -springen müssen sich die Junghengste beweisen. Für alle Prüfungen werden Noten von 0 bis 10 vergeben. Die besten Hengste des Jahrgangs werden gekört.
Die Hengstleistungsprüfung
Die gekörten Hengste werden nun ein Jahr weiter trainiert, denn mit vier Jahren steht die Abschlussprüfung der Deckhengste bevor. In der gerittenen Hengstleistungsprüfung werden Noten für Dressur und Springen vergeben. Alle Hengste, die hier bestehen, sind von nun an eingetragene Deckhengste.
Deckhengst, Zuchthengst oder Beschäler?
Gelegentlich fallen im Zusammenhang mit dem Deckhengst noch weitere Bezeichnungen, darunter die des Zuchthengstes oder des Beschälers. Mit Letzterem ist ein Hengst gemeint, der sich für die Zucht eignet und der sowohl gekört als auch ausgewählt ist. Dies gilt auch für Land- und Hauptbeschäler, bei denen es sich um Deckhengste handelt, die auf einem Land- oder Hauptgestüt stehen und meist in staatlichem Besitz sind. Hengste im Privatbesitz werden daher zur Unterscheidung auch Privatbeschäler genannt. Seltener kommt zudem der Begriff Stempelhengst vor, der ausschließlich für Deckhengste verwendet wird, die aufgrund ihrer überdurchschnittlichen genetischen Veranlagung eine eigene Blutlinie begründen.
Generell zeichnet sich der Deckhengst durch seine hervorragende Vererbungskraft und vielversprechende genetische Anlagen aus. Die im bestmöglichen Fall im Rahmen der Zucht weitergegeben werden sollen. Weitere entscheidende Kriterien sind seine Abstammung, die Leistungsfähigkeit und Rittigkeitswerte. Sowie das In- und Exterieur. In jeder Rasse lassen sich meist mehrere Deckhengste nennen, die hervorragende Nachkommen hervorbracht und die Zuchtgeschichte maßgeblich beeinflusst haben. Oftmals ist ein häufig eingesetzter Deckhengst auch zugleich ein erfolgreiches Sportpferd. Bekannte Deckhengste sind beispielsweise die beiden Dressurpferde Donnerhall und Totilas.
Welche Deckarten gibt es?
Man unterscheidet zwischen dem Natursprung und der künstlichen Befruchtung.
Natursprung
Der Natursprung ist die natürlichste Form des Deckaktes. Dabei springt der Hengst von hinten auf die Stute auf und besamt sie. Dabei unterscheidet man zwei Unterformen. Beim Weidesprung werden Hengst und Stute zusammen auf eine Weide gelassen, wo sie den Deckakt selbstständig vollziehen können. Hierbei hat der Mensch kaum Kontrolle über die Tiere und kann im Notfall nur schwer eingreifen. Beim Natursprung an der Hand werden die Stute und der Hengst durch erfahrene Zuchtexperten gehalten, sodass die Tiere im Notfall schnell voneinander getrennt werden können. Anders als auf der Koppel können sich die Stuten beim Decksprung an der Hand dem Hengst besser entziehen.
Die Vorteile des Natursprungs sind groß. Er gilt als die erfolgversprechendste Deckart in der Pferdezucht. Bis zu 85% der so besamten Stuten werden trächtig. Auch für Stuten, die schwer aufnehmen, hat sich der Natursprung bewährt.
Allerdings gibt es auch Nachteile. Zum einen muss die Stute zum Hengst gebracht werden. Der Stallwechsel kann viel Stress bedeuten, wodurch die Stute eventuell nicht aufnimmt. Je nachdem welcher Hengst ausgewählt wurde, kann auch die Fahrt zum Hengst sehr lange dauern und ist mit hohem Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Da Stuten nur an bestimmten Tagen im Monat aufnehmen können und manchmal mehrere Versuche nötig sind, kann es sein, dass die Stute bis sie trächtig ist beim Hengst bleiben muss.
Des Weiteren ist der Natursprung risikoreich. Wenn der Hengst versucht, die Stute zu besamen, wenn sie das nicht will, kann es passieren, dass die Stute zickig wird und austritt. Auch sind einige Hengste beim Deckakt sehr rabiat und können so unter Umständen die Stute verletzen. Beim Natursprung kam es auch schon zu Todesfällen, etwa wenn der Hengst von der Stute gegen den Kopf getreten wurde. Aufgrund dieses Risikos und der weiteren Nachteile wird der Natursprung nur noch relativ selten praktiziert.
Künstliche Befruchtung
Bei der künstlichen Befruchtung werden dem Hengst Samen auf einem sogenannten Phantom entnommen. Die Samen werden dann im Anschluss durch einen Tierarzt der Stute injiziert. Man unterscheidet drei verschiedene Aufbereitungsarten von entnommenen Samen.
Frischsamen oder Nativsamen können außerhalb des Körpers nur etwa 30 Minuten überleben. Sie müssten also direkt nach der Entnahme einer Stute injiziert werden, was voraussetzt, dass die Stute am gleichen Stall wie der Hengst steht. Die Bedeckung mit Frischsamen ist relativ selten. Sie wird nur eingesetzt, wenn die Stute die Verdünner nicht verträgt, die bei aufbereiteten Frischsamen verwendet werden.
Aufbereitete Frischsamen sind das wahrscheinlich häufigste Verfahren, das angewendet wird. Nachdem der Hengst abgesamt wurde, wird das Ejakulat sorgfältig untersucht und aufbereitet. Dazu wird es zentrifugiert, mit einem speziellen Mittel verdünnt und anschließend portioniert und gekühlt gelagert. Die modernen Tyrode-Verdünner können die Samen bis zu 48 Stunden haltbar machen, wenn die Kühlkette nie unterbrochen wird. Moderne Kurierdienste ermöglichen es, dass die Samen in der Regel innerhalb von 20 Stunden innerhalb Deutschlands verschickt werden können. Sobald der Tierarzt den Eisprung bei der Stute feststellt, wird der Samen bestellt, sodass spätestens einen Tag später besamt werden kann. Je näher die Besamung am Ovulationszeitpunkt liegt, desto höher sind die Trächtigkeits- und Abfohlraten.
Die dritte Variante ist Tiefgefriersperma. Hierbei werden die Samen bei -196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff eingefroren und gelagert. Das ermöglicht eine lange Lagerung, sodass teilweise auch nach dem Tod eines Hengstes noch Stuten von ihm besamt werden können. Allerdings sind bei diesem Verfahren die Trächtigkeitsraten geringer als bei den anderen Varianten.
Vor- und Nachteile der künstlichen Befruchtung
Die künstliche Befruchtung bietet den Vorteil, dass Hengste aus aller Welt eingesetzt werden können. Während Hengste im Natursprung maximal 70 Stuten pro Jahr bedecken können, ist bei der künstlichen Befruchtung eine deutlich höhere Zahl möglich. Aus einer Portion Sperma können bis zu 15 Stuten besamt werden. Die Stuten müssen nicht in fremde Ställe transportiert werden, was die Kosten sowie den Stress der Pferde deutlich reduziert. Durch die Besamung zu einem kontrollierten Zeitpunkt, kann die Abfohlrate erhöht werden. Des Weiteren besteht bei der künstlichen Besamung kein Risiko von Infektionen oder Verletzungen.
Für die Hengstbesitzer ist es außerdem praktisch, dass durch die künstliche Befruchtung die Zucht und der sportliche Einsatz viel besser miteinander kombiniert werden können. Beim natürlichen Deckakt muss der Hengst in der Zuchtsaison von Januar bis August viele Stuten bedecken, was an seinen Kraftreserven zehrt. Ein sportlicher Einsatz ist neben der Samenentnahme nur sehr bedingt möglich. Bei der künstlichen Besamung kann die Samenentnahme hingegen auf die Zeit außerhalb der Saison verschoben werden und die Samen eingefroren werden.
Der Nachteil der künstlichen Befruchtung ist, dass schwer aufnehmende Stuten teilweise nicht so gut mit künstlicher Befruchtung aufnehmen können.
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HENLO FREN
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