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Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich einzelne Interessengruppen für Pferde einsetzen, die auf der Roten Liste stehen. In nur wenigen Ländern kommt das dem Bosniaken zugute. Das Bosnische Gebirgspferd ist stark gefährdet, obwohl es einst die Hälfte des gesamten Pferdebestandes des ehemaligen Jugoslawiens ausmachte. Mit Herzblut setzen sich beispielsweise in Deutschland und in der Schweiz Züchter in der Zucht für die Erhaltung der Rasse ein. Um ein solches Pferd zu kaufen, braucht es ein genaues Auge. Was ein Bosnisches Gebirgspferd so besonders macht, verrät das Rasseportrait.
Wichtige Daten im Überblick
- Ursprung: hauptsächlich Bosnien und Herzegowina, Kernland ehem. Jugoslawiens
- Hauptzuchtgebiet: ehem. Jugoslawien, Deutschland, Schweiz, Niederlande
- Verbreitung: ehem. Jugoslawien, Deutschland
- Stockmaß: 130 – 148 cm
- Gewicht: ca. 350 kg
- Erscheinungsbild: kräftig, proportioniert, muskulös
- Farben: alle außer Schecken
- Haupteinsatzgebiet: Reit-, Last-, und Zugpferd, Landwirtschaft
Bosnische Gebirgspferde bei ehorses
Herkunft, Ursprung und Zuchtgeschichte der Pferderasse
Ursprünglich stammt der zähe Bosniake aus den Dinariden. Das Gebirge liegt in Südosteuropa und erstreckt sich als ein 600 Kilometer langer Teilabschnitt entlang des Mittelmeerraums. Der Pferdetyp geht auf eine alte Pferderasse zurück, die im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottet wurde. Bei dem nicht mehr bestehenden Tarpan handelte es sich um ein westeurasisches Wildpferd. Als autochthone Pferderasse hat sich das gegenwärtige Bosnische Gebirgspferd überwiegend in Bosnien und Herzegowina entwickelt. Aufgrund der Kilometerspanne des heimatlichen Gebirges findet man die Rasse auch in Kroatien, Montenegro, Serbien und Mazedonien. Eine weitere Abstammung wird für das Przewalski-Pferd vermutet.
Bosnische Gebirgspferde wurden hauptsächlich als Tiere für die landwirtschaftliche Arbeit auf vielfältige Weise eingesetzt. Sie waren gute Lastentiere, die Gepäck und andere Güter auch über schwierige Gebirgspfade transportieren konnten.
Vom 14. bis 17. Jahrhundert kreuzte man Araber ein, die die Gebirgsrasse in ihren starken körperlichen Eigenschaften schwächte. Die daraus entstandenen Pferde waren für die harte Arbeit auf dem Land nicht mehr nutzbar. Aus diesem Grund wendete man sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts einer Zucht zu, die wieder starke Pferde hervorbringen sollte. Bei der neuen Einkreuzung waren die Hengste Aslan, Miski und Barut von der Partie. Der gesamte Pferdebestand des ehemaligen Jugoslawiens teilte sich zur einen Hälfte in die Rasse der Bosniaken. Über 3000 Pferde konnten vor dem Krieg nach Deutschland importiert werden.
In den Staatsgestüten Han Pijesak und Borike in Sarajevo, Goražde und Mostar arbeiteten die Züchter an einer gezielten Zucht der Rasse. Sie aber wurde durch den Bosnienkrieg (1992-1995) zerschlagen.
In Deutschland konnten sich einige Interessengemeinschaften etablieren, die sich für den Erhalt des Bosnischen Gebirgspferdes einsetzen. Ein Blick auf die “Rote Liste” verrät, dass die Rasse als gefährdet eingestuft wird. Zucht und Erhalt werden beispielsweise in der Schweiz auf dem Hof Damasplace betrieben und in Deutschland auf dem Gestüt TC – Bosniakenhof. Auch in den Niederlanden gibt es Anstrengung von Züchtern, die Rasse mit Herzblut zu erhalten.
Beschreibung des Aussehens (Exterieurs)
Das Stockmaß des Bosnischen Gebirgspferdes liegt bei 130 bis 148 Zentimetern. Als Vertreter von Falbe, Brauner, Rappe, Fuchs und Schimmel (selten) kommt er in allen Farben vor. Schecken sind nicht dabei.
Kennzeichnend für den Pferdekopf ist seine eindrucksvolle Ausprägung. Dieser zeigt eine breite Stirn und eine gerade Nase. Die Nüstern sind ebenso ausgeprägter Natur. Aufgerichtet sind die Ohren des Bosniaken mittelgroß. Klug und groß blicken die dunklen Augen in die Umgebung. Die üppige Mähne und das übrige lange Haar sind weitere, typische Kennzeichen des Pferdes aus dem Kernland Jugoslawiens.
Der Kopf sitzt auf einem kräftigen und muskulösen Hals. Dies ist bei vielen Pferden, die in ihrer Vergangenheit als landwirtschaftliche Arbeitstiere eingesetzt wurden der Fall. Je nach Pferdetyp ist der Hals kurz bis mittellanger Natur. Darauf folgt ein Körper, der relativ tief angesetzt ist. Ebenso liegt der Widerrist niedrig. Der gedrungene Rumpf zeigt eine vollendete Rippenwölbung umrahmt von kräftigen Muskeln. Gleichermaßen gut trainiert präsentieren sich Lenden- und Nierenpartie. Der besonders tragfähige Rücken fällt kurz bis mittellang aus. Dieser endet in einer abfallenden Kruppe, wobei der dichte Schweif einen tiefen Ansatz hat. Im Gegensatz zu anderen Pferderassen liegen die Schultern nicht sehr schräg. Dafür aber sind auch sie gut bemuskelt.
Im Großen und Ganzen ist das Fundament korrekt. Eventuell zeigen einige Pferde eine leicht kuhhessige Stellung der Sprunggelenke der Hinterbeine. Sie sind nach innen gedreht mit der Folge einer Außendrehung der Zehen. Die Gliedmaßen aber sind kräftig und verfügen über kurze Röhrenknochen, die einen Umfang von circa 19 Zentimetern haben können. Die kleinen Hufen sind gut geformt und eisenhart. Das Gesamterscheinungsbild zeigt ein robustes Gebirgspferd, das mit seinen ausgeprägten muskulösen Bereichen ein harmonisches und gut proportioniertes Bild abgibt. Aufgrund des ländlichen Einsatzes in der Geschichte weisen sie im Gegensatz zu anderen Ponyarten eine höhere Tragfähigkeit auf.
Beschreibung des Charakters (Interieurs)
Gebirgspferde wie der Bosniake gelten als trittsicher. Sie sind unebenes und schweres Gelände gewohnt. Sie finden festen Halt auch dann, wenn sie Lasten tragen müssen. Die Pferde schaffen das auch über längere Distanzen hinweg. Deshalb eignen sie sich hervorragend für das Wander- und Distanzreiten. Das Umfeld, in dem sie sich normalerweise bewegen, erfordert einen sicher arbeitenden Orientierungssinn und gute Instinkte. Da die Temperaturunterschiede im Winter und Sommer recht groß sind, verfügen die Pferde über eine besondere Widerstandsfähigkeit. Vor allem im Winter bieten sie den starken Fallwinden des kalten Gebirges die Stirn. Im Sommer kommen sie gut mit der Wärme und der extremen Trockenheit zurecht.
Die klimatischen Verhältnisse haben das Bosnische Gebirgspferd zu einem ausdauernden, harten und nervenstarken Tier gemacht. Angewiesen auf die überdurchschnittlich gute Tragkraft, musste die Landbevölkerung zudem für eine gute Folgsamkeit der Pferde sorgen. Darüber hinaus zeichnen sich die ehemaligen Arbeitspferde durch ihre Genügsamkeit aus. In Kombination mit einem starken Willen sind sie die perfekten Begleiter für den Menschen. Die fleißigen Vierbeiner sind dem Menschen gegenüber freundlich gesinnt. Die enge Zusammenarbeit machen sie und ihren zweibeinigen Begleiter zu einem guten Team. Doch auch als Reitpferde sind die intelligenten Gebirgspferde ideal geeignet. Gerne fixieren sich einige Exemplare auf eine Person, was für die Bindung zum Reiter genutzt werden kann.
Besondere Merkmale, Einsatzgebiete und Erbkrankheiten der Rasse
Das Bosnische Gebirgspferd verfügt über eine ganze Reihe von Besonderheiten, die normale Hauspferde nicht haben. Aufgrund der extremen Klimaverhältnisse in der Heimat sind die Pferde sehr widerstandsfähig und dabei genügsam. Sowohl Hitze als auch Kälte können ihnen nichts anhaben. Zudem werden die kräftigen Vierbeiner zwischen 25 und 30 Jahre alt. Noch im hohen Lebensalter können sie der Zucht dienen. Heute kommen die Tiere hauptsächlich als Zug-, Reit- und Lastpferd zum Einsatz. Besondere Krankheiten sind nicht bekannt.
Bekannte Pferde der Rasse
Im Hinterland der Küste Kroatiens befindet sich das Dinarische Gebirge, wo heute noch immer die Wildpferde Bosniens leben. Berühmt wurde die Gegend durch den Apachenhäuptling Winnetou. Das Gebirge diente den Filmen als einzigartige Filmkulisse.