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Schweizer Warmblut

von Frederieke Wenning
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Das Schweizer Warmblut ist eine Pferderasse aus der Schweiz, die auch als moderner Einsiedler bezeichnet wird und im 20. Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg aus der alten Rasse Einsiedler hervorgegangen ist. Sie ist heute die zweitbedeutendste Pferderasse des Landes und bringt leistungsfähige Sportpferde hervor, die sich durch eine entsprechende Athletik sowie Leistungsbereitschaft und ein positives Interieur auszeichnen sollen. Alles über das Schweizer Warmblut erfährst Du in diesem Artikel.

Wichtige Daten zum Schweizer Warmblut im Überblick

  • Ursprung: Schweiz
  • Hauptzuchtgebiet: Avenches, Schweiz (Eidgenössisches Gestüt)
  • Verbreitung: vorwiegend Schweiz, Frankreich, Deutschland
  • Stockmaß: bis 168 cm
  • Gewicht: ca. 600 kg
  • Erscheinungsbild: harmonisch gebaut, athletisch, starke Beine und breite Brust
  • Farben: häufig Füchse und Braune, alle Farben erlaubt
  • Haupteinsatzgebiet: Sport- und Freizeitpferd

Zuchtgeschichte und Ursprung

In der Schweiz existiert eine traditionsreiche Pferdezucht, die bis in das Mittelalter zu der Zucht des Klosters Einsiedeln zurückreicht. Die Mönche des dortigen Benediktiner-Klosters züchteten im Marstall den gleichnamigen Einsiedler, der in seinem Ursprung aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammte, aus der Rasse des Schwyzers hervorgegangen war und heute die Ursprungsrasse des Schweizer Warmbluts darstellt. Aus einer Urkunde von König Heinrich IV. aus dem Jahr 1064 geht hervor, dass bereits zu dieser Zeit ein großer Bestand von Pferden zu verzeichnen war. Dieser wurde 1655 erstmalig in einem Stutbuch erfasst, bevor die Einkreuzung von Friesen sowie italienischen, spanischen und türkischen Hengsten die Eröffnung eines zweiten Zuchtregisters durch Pater Isidor Moser im Jahr 1784 erforderlich machte.

Nachdem die Schweiz von Napoleons Truppen erobert wurde, musste die Zucht deutliche Einbußen hinnehmen, da die besten Pferde des Marstalls von der Armee beansprucht wurden. Dies führte dazu, dass die Zucht nach dem Abzug der Franzosen nahezu komplett neu aufgestellt werden musste. Dies geschah im 19. Jahrhundert durch die Einkreuzung von anglo-normannischen Stuten, der Veredlung mit dem 1865 importierten Hengst Bracken und später durch Holsteiner und Normannen. Zugleich wurden in dieser Zeit auch Pferde aus der Schweiz nach Deutschland, Frankreich und England exportiert.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts rückte wie in vielen europäischen Ländern auch in der Schweiz das Interesse für Sport- und Reitpferde stärker in den Mittelpunkt. Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurden zum Erzielen eines sportlicheren Pferdetyps zunehmend Hengste aus Deutschland, Schweden und Frankreich mit einheimischen Stuten gekreuzt. So ging aus dem Einsiedler allmählich die Rasse des Schweizer Warmbluts hervor, die seit 1960 besteht und für dessen Zucht das Staatsgestüt Avenches maßgeblich ist. Seither wurden verschiedene Rassen eingekreuzt, darunter irische und schwedische Stuten Ende der 1960er Jahre sowie Holsteiner-, Anglo-Normannen- und Schweden-Hengste. Die bedeutendsten Blutlinien begründen sich auf die Anglo-Normannen Orimate du Mesnil, Que d’Espoir und Ivoire sowie den Schwedischen Warmblüter Aladin. Einflussreich waren außerdem die Holsteiner Chevalier und Astral. Nach wie vor herrscht bei der Auswahl geeigneter Zuchthengste im Staatsgestüt Avenches eine große Toleranz, sodass auch Vollblüter oder Hannoveraner aufgestellt werden. Hier liegt heute der Schwerpunkt der Schweizer Pferdezucht, während sich der Marstall des Klosters Einsiedeln, das bis heute älteste Gestüt Europas, auf den ursprünglichen Einsiedler konzentriert.

Die Zuchtmethode

Das Zuchtziel eines athletischen, gesunden und harmonisch gebauten Sportpferdes soll durch die Methode der Reinzucht erreicht werden, die eine Kreuzung von Warmblut und Warmblut vorsieht. Einkreuzungen von Erbgut anderer Zuchtpopulationen sind erlaubt und oftmals üblich. Zur Veredelung kommen außerdem der Angloaraber und das Englische Vollblut zum Einsatz.

Der Bestand

Das Schweizer Warmblut ist hauptsächlich in seinem Heimatland, der Schweiz, verbreitet. Daneben gibt es nur wenige kleine Populationen in Italien, Frankreich und Deutschland. Der Schweizer Bestand umfasst nach Daten aus den Jahren 2010 und 2012 rund 10.700 Tiere, davon etwa 125 Zuchthengste und etwa 2.000 Zuchtstuten. Die Zahl der jährlichen Fohlengeburten lag im Jahr 2012 bei 771.

Auf der Homepage des Zuchtverbandes für Sportpferde aus der Schweiz sind weitere hilfreiche Informationen zu den Statuten und zu dem Zuchtprogramm zu finden.

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Das Aussehen (Exterieur) des Schweizer Warmbluts – harmonischer Körperbau und Athletik

Das Schweizer Warmblut hat ein ideales Stockmaß von 160 bis 175 Zentimetern und soll sich als elegantes, athletisches und marktgerechtes Sportpferd mit einem harmonischen und gut bemuskelten Körperbau präsentieren, der sich für Reitzwecke jeglicher Art eignet. Der trockene und ausdrucksvolle Kopf verfügt über große Augen und sitzt auf einer gut geformten, mittellangen und sich verjüngenden Halsung, die in schräg gelagerte und große Schultern übergeht. Kennzeichnend sind sowohl ein weit in den tragfähigen Rücken reichender, markanter Widerrist und eine ausreichende Brusttiefe als auch eine muskulöse, leicht geneigte und lange Kruppe sowie eine harmonische Rumpfaufteilung in Vorhand, Mittelhand und Hinterhand. Außerdem sieht die Zuchtbuchordnung ein trockenes und zum Körperbau passendes Fundament mit korrekten und großen Gelenken, wohlgeformten, gesunden Hufen und mittellangen Fesseln vor. Die Gliedmaßenstellung soll korrekt und von hinten aus gesehen gerade sein. Maßgeblich sind außerdem ein von der Seite betrachtetes, gerade gestelltes Vorderbein und ein Hinterbein mit gut eingeschientem Sprunggelenk. Unerwünscht sind Merkmale wie ein derbes, unsportliches Erscheinungsbild, verschwommene Konturen am Kopf, unklare Gelenke oder ein fehlender Geschlechtsausdruck bei Zuchtpferden, aber auch ein zu hoher Schweifansatz oder eine kleine, zu steile Schulter. Hinsichtlich der Fellfärbung weist das Schweizer Warmblut vom Fuchs über den Rappen bis zum Braunen alle Grundfarben auf. Ebenso kommen Schimmel und Schecken vor.

Wie groß wird ein Schweizer Warmblut?

Ein Schweizer Warmblut erreicht ein Stockmaß von ca. 168 cm.

Schweizer Warmblut im Video

Der Charakter (Interieur) – ausgeglichene und leistungsbereite Pferde

Das Schweizer Warmblut zeigt sich im Idealfall als ebenso nervenstarkes wie umgängliches, einsatzfreudiges und unkompliziertes Pferd mit ausgeprägter Gelehrigkeit, Leistungsbereitschaft und robuster Gesundheit. Es soll durch sein Verhalten und Auftreten ein ausgeglichenes Temperament, Gelassenheit, positive Charaktereigenschaften und einen intelligenten, wachen Ausdruck erkennen lassen. Erwünscht ist ein Sportpferd mit großer Belastbarkeit und natürlicher Fruchtbarkeit, das frei von Nervosität ist.

Besondere Merkmale/Einsatzgebiete der Rasse

Das Schweizer Warmblut ist vor allem bekannt für seine athletischen Fähigkeiten. Vor allem im Körperbau spiegelt sich die Fitness und das Talent für den Spring- und Dressursport wider. Die Beine sind stark, mit belastbaren Sehnen und Bändern, die Brust breit und bemuskelt. Die Schultern sind lang und abfallend. Der ausgeprägte Widerrist ist typisch für das Schweizer Warmblut. An all diesen Merkmalen ist ersichtlich, dass das Schweizer Warmblut ein Sportpferd ist. Es bewegt sich dynamisch und energisch, findet Spaß an der Arbeit unter dem Sattel. Am häufigsten werden Pferde dieser Rasse im Springsport eingesetzt. Auch der Charakter des Schweizer Warmbluts ist ausschlaggebend für den Einsatz als Sportpferd. Er ist geprägt von Ruhe, Aufmerksamkeit und Arbeitswillen.

Wofür ist ein Schweizer Warmblut geeignet?

Pferde dieser Rasse eigenen sich vor allem als Sportpferde. Sie sind vorwiegend im Spring- und Dressursport vertreten.

Erbkrankheiten

Das Schweizer Warmblut ist, wie viele Rassepferde, von Erbleiden betroffen. Jedoch kann das Pferd auf möglicherweise vorliegende Erbkrankheiten getestet werden. Jeweilige Tests können durchgeführt werden für PSSM, die Polysaccharid-Speicher-Myopathie, sowie für WFFS, das Warmblood Fragile Foul Syndrome. Beide Erkrankungen können genetisch vererbt werden.

  • PSSM zeichnet sich durch verminderte Belastbarkeit der Muskeln, Muskelschmerzen, Krämpfe bis hin zu kompletten Muskelversteifungen aus. Grund dafür ist ein Fehler im Zuckerstoffwechsel, was zu einer Störung der Glykogensynthese führt. Bedingt ist dies durch einen enzymatischen Defekt.
  • Die Erbkrankheit WFFS gilt als Albtraum eines jeden Pferdezüchters und ist nicht heilbar. Sie zeichnet sich schon kurz nach der Geburt des Fohlens ab, indem die Haut bei geringer Belastung und Berührung blutig einreißt. Gelenke können anschwellen, sind überdehnbar und das Fohlen wirkt allgemein schwach. Grund dafür ist ein Defekt des Bindegewebes, wodurch die Oberhaut nicht fest genug mit dem übrigen Gewebe verwachsen ist. Zwar zeigt das Fohlen nach der Geburt einen vorhandenen Saugreflex, es hat jedoch Schwierigkeiten aufzustehen und seine Gelenke zu stabilisieren.

Wie alt wird Schweizer Warmblut?

Ein Schweizer Warmblut hat eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren. Gelegentlich erreichen Pferde dieser Rasse auch ein Alter von bis zu 25 Jahren.

Bekannte Pferde der Rasse

Bekannte Pferde dieser Rasse gehen vor allem aus bemerkenswerten Zuchtställen hervor. Besonders das Staatsgestüt in Avenches bringt stabile Sportpferde hervor und ist allseits anerkannt. Auch der Marstall des Klosters Einsiedeln ist europaweit bekannt und gilt als das älteste Gestüt Europas.

Wie schwer wird Schweizer Warmblut?

Ein Schweizer Warmblut erreicht ein Durchschnittsgewicht von 600 kg. Das genaue Gewicht ist abhängig von Geschlecht und Körperbau des Pferdes.

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