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Verlasspferd – das macht es aus!

von Rebana Uhe
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Ein Verlasspferd ist der Traum vieler Reiter. Die meisten Pferdemenschen träumen davon, eine Pferd zu haben, dem sie blind vertrauen können und mit dem sie durch dick und dünn gehen können. Ein Pferd auf dessen Rücken Kinder ohne Probleme ihre ersten Reitversuche starten können, mit dem man ohne Angst ausreiten gehen und Spaß haben kann. Diese Verlasspferde sind jedoch nicht an jeder Ecke zu finden. Woran erkennt man also ein gutes Verlasspferd?

Was ist ein Verlasspferd?

Weitläufig wird unter einem Verlass- oder auch Anfängerpferd ein Pferd verstanden, welches allgemein wenig schreckhaft und im Umgang durchweg unkompliziert ist. Man kann ein solches Pferd oder Pony ohne Bedenken mit einem Kind in Kontakt kommen lassen, denn es ist immer brav und vorsichtig. Der Charakter dieser Kinderpferde ist ruhig und ausgeglichen, sie strahlen eine Sicherheit aus, welche sich auf den Menschen überträgt.

Alltägliche Abläufe sind routiniert abzurufen, wie:

  • Stillstehen am Putzplatz und beim Auf- und Absitzen
  •  Verladen
  • Schmied- und Tierarztbesuche
  • Verkehr

Welche Eigenschaften hat ein Verlasspferd?

Verlasspferde werden als ruhig, ausgeglichen und robust aufgefasst, ebenso weisen sie in der Regel keinerlei Unarten auf. Schmied, Verladen oder Tierartzbesuche stellen kein Problem dar, da Verlasspferde dem Menschen vertrauen.

Auch ein Verlasspferd hat einen natürlichen Fluchtinstinkt

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere, was bedeutet, dass sie in einer Gefahrensituation die Flucht ergreifen. In freier Wildbahn leben Pferde in einem Herdenverband. Hier besteht eine klare Rangordnung, an deren Spitze ein starkes Leittier steht. Diesem Leittier folgt und vertraut die gesamte Herde in Stresssituationen, da sie diesem in einer Rangordnung untergeordnet sind. So weiß im Falle einer Gefahr, jedes Tier woran es sich orientieren kann, damit es sicher ist. Die Rangordnung wird untereinander bestimmt, wobei die Kernfaktoren hierbei Alter und Länge der Herdenzugehörigkeit sind. 

Für unsere heutige Pferdehaltung bedeutet diese Struktur, dass das Pferd den Menschen als ranghöheres Herdenmitglied ansehen muss. Durch diese Stellung des Pferdehalters bekommt er von seinem Tier die Verantwortung darüber, welche Situationen als Gefahrensituationen einzuschätzen sind und wie gehandelt werden sollte. Ebenso spielt der individuelle Charakter eines Pferdes eine große Rolle, da es abhängig davon, wo es in der natürlichen Hierarchie stehen würde, mehr oder weniger Unterstützung vom Menschen braucht.

Verlasspferd: Pferde sind Herdentiere

 Pferde sind von Natur aus Fluchttiere, was bedeutet, dass sie in Gefahrensituationen die Flucht ergreifen.

 

 

Andere Rasse – anderer Fluchtinstinkt

Durch Züchtungen und Kreuzungen ist diese Beobachtung nicht allgemein anzuwenden, jedoch haben Pferde, ihrem natürlichen Lebensraum entsprechend, verschiedene Fluchtstrategien entwickelt.
  • Nordische Pferderassen wie Isländer, Norweger und Fjordpferde oder auch Gebirgspferderassen wie Haflinger und Bosniaken haben einen anderen Fluchtinstinkt, als in der Steppe beheimatete Pferderassen. Sie leben ursprünglich in Gebirgen, wo eine unbedachte Flucht schnell sehr gefährlich und anstrengend werden kann. Diese Pferde zeigen Gefahren an, indem sie schon von weitem stehen bleiben und die Situation aus der Ferne bewerten. Dass diese Rassen als Verlasspferde gelten, ist unter anderem auch von diesem Instinkt abzuleiten.
  • Im Gegensatz zu den nordischen Rassen sind südliche Pferdetypen, welche in Steppen leben, sehr sensibel und schnell in ihrem Fluchtverhalten, da Steppenlandschaft weniger Gefahren bereithält. Eine schnelle Flucht ist somit die beste Option.
  • Pferde, deren natürlicher Lebensraum der Wald ist, zeigen eher die Reaktion, dass sie sich rückwärts schieben. Da dies in ihrem natürlichen Umfeld einen sicheren Schutz, in Form von Bäumen und Sträuchern, bieten würde.

Welche Rassen eignen sich als Verlasspferde?

Bei artgerechter Haltung und Förderung eignen sich alle Pferderassen als Verlasspferde. Ein besonders ruhiges, verlässliches und sanftes Gemüt wird jedoch Islandpferden, Haflingern, Kaltblütern und ähnlichen Pferderassen zugesagt.

Mit Training zum Verlasspferd

Es gibt viele verschiedene Wege, das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen. Mit dem Ziel ein Verlasspferd zu haben, mit dem man durch dick und dünn geht, steht jedoch zunächst die Aus- bzw. Weiterbildung an. Um eine starke Partnerschaft zu entwickeln, muss das Pferd lernen, seinem Menschen in Alltags-, als auch vermeintlichen Gefahrensituationen zu vertrauen. Dies kann durch verschiedene Trainingsansätze geschehen, welche auch die Rangordnung zwischen Pferd und Pferdehalter klar definiert sollten.

Mit Bodenarbeit zum Verlasspferd

Die Bodenarbeit legt den Grundstein einer Partnerschaft, sowohl bei jungen Pferden, als auch bei älteren Pferden sind diese grundlegenden Aufgaben wichtig für die Kommunikation. Die Person am Boden hat die Verantwortung, mithilfe ihrer Gestik & Mimik über das Tempo, den Weg und auch den Abstand des Pferdes zu entscheiden. So werden Grenzen und Regeln klar festgelegt und die Rangordnung klargestellt. Es gibt jedoch dem Pferd auch das Vertrauen, dass der Mensch die Lage einzuschätzen weiß und in Gefahrensituationen dementsprechend handeln kann. 

Verlasspferd: Bei der Bodenarbeit

Mit Bodenarbeit kann das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter tief gefestigt werden.


Schrecktraining

Schrecktraining ist eine weitere Strategie, seinem Pferd beizubringen, in bestimmten Situationen ruhiger und gelassener zu reagieren. Häufig vorkommende Stresssituationen im Alltag können so geübt und verbessert werden, das Pferd gewinnt an Erfahrung und lernt, mit diesen besser umzugehen. Diese Art von Förderung kann besonders für Pferde, welche oft unvorhergesehene Reaktionen zeigen, sehr hilfreich sein, da zusammen mit ihrer Bezugsperson das Selbstbewusstsein beim Überwinden der Aufgaben gesteigert wird. Ziel dieser Übungen ist es, dass das Pferd seinem Fluchtinstinkt nicht nachgibt, sondern die Aufgabe souverän zu meistern lernt. 

Ein Verlasspferd reiten

Auch beim Reiten kann das Band zwischen Pferd und Reiter gestärkt werden. In der klassischen Arbeit gilt es darauf zu achten, dass weder Pferd noch Reiter über- oder unterfordert sind, denn beides kann zu einem erhöhten Stresslevel führen. Die Eigenschaften eines Verlasspferdes kann ein Pferd nicht entwickeln, wenn es gestresst ist. Ebenso sollte ein Pferd genügend Vertrauen zu sich selbst und dem Reiter haben, dass es auch ohne Führung vom Boden, für sein Empfinden gefährliche Situationen, lösen kann. Dies kann zum Beispiel durch gemeinsame Ausritte mit einem anderen geländesicheren Pferd unterstützt werden. Das Herdentier Pferd fühlt sich in Gesellschaft deutlich sicherer, womit das beidseitige Vertrauen zwischen Pferd und Reiter weiter gestärkt wird. Gerade für junge Pferde ist dies eine gute Möglichkeit, Vertrauen unterm Sattel aufzubauen.

Wie wird mein Pferd verlässlicher und ruhiger?

Der Weg hin zu einem Verlasspferd führt über gegenseitiges Vertrauen, um dieses aufzubauen sollten Stressquellen wie Fütterung und Haltungsbedingungen optimiert werden. Ebenso kann ein abwechslungsreiches und ausreichend forderndes Training einen Erfolgsfaktor auf dem Weg zum Verlasspferd darstellen.

Verlasspferd – beeinflussbare Faktoren

Faktoren, welche die Gelassenheit eines Pferdes beeinflussen können, sind:

  • Haltung: Eine artgerechte Haltung mit ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und Sozialkontakten führt zu einem entspannteren und ausgeglicheneren Pferd.
  • Fütterung: Es gilt Fresspausen von über vier Stunden zu vermeiden und wenn möglich eine bodennahe Fressposition für die Pferde zu ermöglichen. Ebenso sollte auf das Pferdegewicht geachtet werden, da dieses auch Stress im Pferd auslösen kann.
  • Bezugspersonen: Pferde sollte eine oder mehrere Bezugspersonen haben, zu welcher sie Vertrauen entwickeln können, da häufige Veränderungen einen großen Stressfaktor für Pferde darstellen. 

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