Home PferdewissenGesundheit Griffelbeinbruch beim Pferd – Ursachen, Behandlung und Co.

Griffelbeinbruch beim Pferd – Ursachen, Behandlung und Co.

von Michelle Breitenfeld
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Ein Pferd ist auf seine vier Beine angewiesen, und ihre Gesundheit ist von entscheidender Bedeutung. Es kann jedoch durch Unfälle oder Krankheiten gelegentlich zu Problemen mit den Beinen kommen. Eine häufige Ursache für Lahmheit beim Pferd sind Verletzungen am Griffelbein. Obwohl ein Griffelbeinbruch schmerzhaft und unschön ist, stellt er keineswegs ein Todesurteil dar, da er behandelbar ist.

Griffelbeinbruch: Krankheitssteckbrief

Das Griffelbein beim Pferd – Funktion und Aufbau

Pferde verfügen in seiner Anatomie über acht Griffelbeine, an jedem Bein gibt es zwei, jeweils das innere und das äußere Griffelbein. Um sich die Lage der Griffelbeine vorzustellen, kann man sich den Aufbau der menschlichen Hand vor Augen führen. Das Pferd ist ein „Zehenspitzengänger“. Es läuft auf der Spitze einer Zehe, im Vergleich mit der menschlichen Hand ist das die Spitze des Mittelfingers. Da die Natur sich immer wieder anpasst, hat sich im Laufe der Evolution beim Pferd dieser „Mittelfinger“ besonders ausgeprägt, die übrigen Fingerglieder sind verkümmert oder auf Rudimente zurückgegangen. 

Um solche Rudimente handelt es sich bei den bleistiftdünnen Griffelbeinen. Sie entsprechen dem Zeigefinger und dem Ringfinger des Menschen. Folgerichtig befinden sie sich rechts und links vom Mittelfinger. Sie sind am oberen Ende mit dem Mittelhandknochen beziehungsweise Mittelfußknochen verbunden. Als rudimentäres Element haben sie keine stützende Funktion. Allerdings ist das Griffelbein durch das Griffelbeinköpfchen, das sich am oberen Ende befindet, mit dem Vorderfußwurzelgelenk, respektive dem Sprunggelenk, verbunden. Im Zusammenspiel der einzelnen kleinen Knochen in diesen Gelenken und dem Fesselträger kommt auch dem Griffelbeinköpfchen eine Stoßbrecherfunktion zu. Der Rest des Griffelbeins sind der schmale, langgestreckte Körper des Griffelbeins und das Griffelbeinknöpfchen am unteren Ende. Diese beiden Teile schmiegen sich straff an das Röhrbein an.

Wie entsteht ein Griffelbeinbruch bei Pferden?

Ein Griffelbeinbruch beim Pferd entsteht durch stumpfe Gewalteinwirkung, beispielsweise durch einen Schlag eines anderen Pferdes oder durch Anschlagen bei einem Unfall. Eine weitere Ursache ist Überlastung, besonders bei hohen Geschwindigkeiten oder engen Wendungen.

Griffelbeinbruch Pferd – Ursachen 

Die Ursachen für einen Griffelbeinbruch beim Pferd können Einwirkungen durch einen heftigen Schlag sein. Das passiert beispielsweise, wenn ein Pferd ein anderes tritt und unglücklich die empfindliche Stelle am Röhrbein trifft, wo sich das Griffelbein befindet. Dies kann sowohl vorne als auch am Hinterbein passieren. Eine weitere Ursache stellt starke Belastung dar, der Pferde zum Beispiel auf der Rennbahn oder bei Vielseitigkeits- oder Distanzprüfungen ausgesetzt sind. 

Auch im Freizeitreiterbereich besteht die Gefahr von Überlastung, insbesondere wenn dem langsamen Aufwärmen nicht ausreichend Beachtung geschenkt wird. Mangelhaftes Aufwärmen kann verheerende Auswirkungen auf die Gelenke haben, wobei das empfindliche Griffelbein besonders gefährdet ist. Es ist grundsätzlich ratsam, das Pferd mindestens zehn Minuten im Schritt zu bewegen, bevor die Intensität gesteigert wird. Zusätzlich ist es wenig sinnvoll, ein untrainiertes Pferd in strapaziöse Touren zu hetzen. Obwohl nichts schöner sein mag als eine Tagestour oder sogar ein Zwei-Tages-Ritt am Wochenende, darf dabei nicht das regelmäßige Bewegen des Pferdes und das tägliche Training vernachlässigt werden.

Griffelbeinbruch: Pferdebein gekennzeichnet

Der rot gekennzeichnete Bereich zeigt die ungefähre Lage des äußeren Griffelbeins an den Hinterbeinen des Pferdes an.

Griffelbeinbruch Pferd – Symptome

Ein auffälliges Symptom ist eine schmerzhafte Schwellung am Röhrbein, häufig begleitet von Lahmheit. Man unterscheidet zwischen offenen und gedeckten Frakturen. Bei einem offenen Bruch tritt ein Teil des gebrochenen Knochens durch die Haut und ist äußerlich sichtbar, auch ohne Röntgenaufnahme. Hierbei besteht zusätzlich das Risiko, dass Fremdkörper in die Wunde gelangen und eine Entzündung auslösen, die im schlimmsten Fall auf das Gelenk übergreift. Bei einer offenen Fraktur sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden, und eine Operation ist unvermeidlich. Diese wird in der Regel in einer Tierklinik unter Vollnarkose durchgeführt.

Bei einem gedeckten Bruch ist die Diagnose schwieriger, denn die Symptome könnten auch eine andere Ursache haben. Besonders heimtückisch ist es, wenn das Pferd Schmerzempfindlichkeit ohne Lahmheit zeigt. Es reagiert zwar bei Berührung der betreffenden Stelle, zum Beispiel beim Putzen oder Bandagieren, lahmt aber entweder gar nicht oder nur ab und zu. Meist ist jedoch eine deutliche Schwellung wahrnehmbar. In einigen Fällen lässt sich das abgebrochene Fragment sogar unter der Haut durch Abtasten erspüren, die Knochen lassen sich abnormal unter der Haut bewegen oder man fühlt eine Fehlstellung. Sicherheitshalber sollte bei jedem Verdacht auf einen Griffelbeinbruch beim Pferd eine Röntgenaufnahme gemacht werden. 

Die Symptome eines Griffelbeinbruchs beim Pferd in der Übersicht:

  • Schmerzhafte Schwellung am Röhrbein
  • Lahmheit (kann variieren)
  • Offene Fraktur: Gebrochener Knochen tritt durch die Haut; Fremdkörper können in die Wunde gelangen, Entzündung möglich
  • Gedeckte Fraktur: Diagnose schwieriger; Schmerzempfindlichkeit ohne Lahmheit möglich
  • Heimtückische Symptome: Schmerzempfindlichkeit bei Berührung, aber keine oder nur gelegentliche Lahmheit
  • Deutliche Schwellung wahrnehmbar
  • Fragment unter der Haut tastbar
  • Abnormale Beweglichkeit der Knochen unter der Haut
  • Mögliche Fehlstellung der Knochen
  • Röntgenaufnahme zur sicheren Diagnose erforderlich

Wie lange dauert die Behandlung eines Griffelbeinbruchs beim Pferd?

Bis nach einem Griffelbeinbruch eine vollständige Heilung eingetreten und das Pferd wieder voll belastbar ist, vergehen Monate. Nach der mindestens sechswöchigen Boxenruhe folgt eine sorgfältige und behutsame Rehabilitation, die sich ebenfalls über mehrere Wochen hinzieht.

Behandlung eines Griffelbeinbruchs

Entgegen der landläufigen Meinung, dass man ein Pferd nach einem Knochenbruch am besten einschläfern lassen sollte, gibt es heutzutage wirkungsvolle Maßnahmen, dies zu verhindern. Insbesondere der Griffelbeinbruch beim Pferd ist zwar schmerzhaft für das Tier und die Behandlung langwierig, aber weist beste Chancen für eine vollständige Heilung auf. Eine sichere Diagnose ist ausschließlich durch das Röntgen des Pferdebeins möglich. Anhand der Bilder legt der Tierarzt in Absprache mit dem Pferdebesitzer die Behandlung fest. 

Strikte Boxenruhe über mehrere Wochen ist unvermeidlich. Ein vom Tierarzt angelegter Stützverband und regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind wichtig. Diese konventionelle Behandlungsmethode kommt nur bei gedeckten Brüchen infrage und auch nur dann, wenn das lose Fragment nicht wandert und keine Knochenzubildungen entstehen. In einigen Fällen ist eine Operation jedoch unvermeidlich.

Griffelbeinbruch: Galoppierendes Pferd

Wird der Griffelbeinbruch ordnungsgemäß behandelt und die vorgeschriebene Boxenruhe eingehalten, gibt es eine gute Heilungschance.

Operation – Ablauf und Kosten einer Griffelbein-OP beim Pferd

Je nach Lage der Fraktur am Griffelbein gibt es unterschiedliche Ansätze für die Operation. Während der untere Teil des Griffelbeins ebenso wie sich etwa gebildete neue Knochen, beziehungsweise Knochenteile, meist problemlos entfernt lassen, wird sorgsam darauf geachtet, den oberen Teil des Griffelbeins zu erhalten. Denn dieses Griffelbeinköpfchen hat eine wichtige Funktion im Zusammenspiel der Gelenkfläche im Vorderfußwurzelgelenk, beziehungsweise Sprunggelenk.

Bevor die eigentliche Operation durchgeführt werden kann, muss die Schwellung zurückgegangen und die Entzündung abgeklungen sein. Das bedeutet einige Tage Verzögerung. Dann wird das Pferd in der Tierklinik unter Vollnarkose operiert, die Knochenfragmente und eventuell entstandenen Knochenzubildungen werden entfernt. Es besteht auch die Möglichkeit, erhaltenswerte Bruchstücke zu verschrauben. Anschließend wird die Wunde verschlossen und mit einem sterilen Druckverband fixiert. Die gesamte Operation ist meist innerhalb von einer Stunde erledigt, was im Hinblick auf die Vollnarkose von Vorteil ist. Je nach Aufwand bei der OP und dem daran anschließenden Klinikaufenthalt, entstehen relativ hohe Kosten, die sich auf bis zu 4.000,00 Euro belaufen können.

Die finanziellen Aufwendungen für die Behandlung eines Pferdes mit einem Griffelbeinbruch variieren abhängig von der gewählten Behandlungsmethode, dem geografischen Standort, dem behandelnden Tierarzt und den individuellen Umständen des Pferdes. In Deutschland belaufen sich die üblichen Kosten auf etwa 1.000 bis 4.000 Euro, können jedoch in speziellen Fällen auch höher ausfallen. Daher ist es empfehlenswert, vor der Behandlung mit dem Tierarzt die zu erwartenden Kosten zu besprechen, um sich auf die finanzielle Belastung vorzubereiten.

Die anfallenden Ausgaben für die Behandlung, mögliche Operation, Röntgenaufnahmen, Medikamente sowie Nachsorgemaßnahmen werden in Deutschland gemäß der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) festgelegt. Die GOT legt einen Preiskorridor fest, innerhalb dessen die Abrechnung erfolgen kann.

Was kostet die Operation einer Griffelbeinfraktur beim Pferd?

Die Kosten einer Griffelbein-Operation sind von der Schwere der Verletzung, vom Aufwand der eigentlichen Operation und von der Dauer des stationären Aufenthaltes in der Klinik abhängig. Es können OP-Kosten zwischen 1.000,00 und 4.000,00 Euro auf den Pferdebesitzer zu kommen.

Folgen eines Griffelbeinbruchs für Pferd und Reiter

Natürlich erlebt jeder Pferdebesitzer anfangs einen Schock, wenn die Diagnose „Fraktur“ oder „Fissur“ – ein Haarriss, also die leichteste Form eines Knochenbruchs – in Verbindung mit seinem geliebten Vierbeiner fällt. Doch es ist wichtig zu erkennen, dass im Falle eines Griffelbeinbruchs dies – um es umgangssprachlich auszudrücken – nicht so schlimm ist. Die Behandlung ist erfolgversprechend und die Chancen stehen gut, dass der Bruch vollständig verheilt. Dennoch solltest Du Dich auf erhebliche Tierarztkosten und eine längere Zeit ohne Reitsport einstellen. Dein Pferd benötigt mindestens sechs Wochen strikte Boxenruhe und darf nicht belastet werden. Nach dieser Phase folgt eine sorgfältige, aufbauende Rehabilitation.

Darüber hinaus kommen auf Dich Tierarztkosten von etwa 1.000,00 bis 4.000 Euro zu, abhängig von der Art der Behandlung. Falls eine Operation erforderlich ist oder eine konventionelle Behandlung durchgeführt werden kann, beeinflussen diese Faktoren maßgeblich die Dauer des Klinikaufenthalts und damit die Gesamtkosten. Aus diesem Grund empfehlen wir Dir eine Pferde-Operations-Versicherung.

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