Pferdebeine sind kostbar. Ein Pferd lebt auf seinen vier Beinen und die müssen gesund sein. Nun kommt es durch Unfall oder Krankheit doch immer wieder einmal zu Problemen mit den Beinen. Eine relativ häufige Ursache für Lahmheit sind Verletzungen am Griffelbein. Dabei ist der Griffelbeinbruch beim Pferd zwar schmerzhaft und unschön, aber beileibe kein Todesurteil. Denn der Griffelbeinbruch beim Pferd ist heilbar, es ist noch nicht einmal in allen Fällen eine Operation nötig.
Inhalte
Griffelbeinbruch: Krankheitssteckbrief
- Symptome: Schwellung am Röhrbein, Lahmheit
- Verlauf: Akut
- Schwere der Erkrankung: Meistens unproblematisch
- Häufigkeit: Gelegentlich
- Vorkommen: Bei allen Pferden
- Diagnose: Durch Röntgen
- Behandlung: Operation oder strikte Boxenruhe
- Prognose: Heilbar
- Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend
- Fachgebiet: Orthopädie
Das Griffelbein beim Pferd – Funktion und Aufbau
Pferde verfügen über acht Griffelbeine, an jedem Fuß gibt es zwei, jeweils das innere und das äußere Griffelbein. Um sich die Lage der Griffelbeine vorzustellen, kann man sich den Aufbau der menschlichen Hand vor Augen führen. Das Pferd ist ein Zehenspitzengänger. Es läuft auf der Spitze einer Zehe, im Vergleich mit der menschlichen Hand ist das die Spitze des Mittelfingers. Da die Natur sich immer wieder anpasst, hat sich im Laufe der Evolution beim Pferd dieser „Mittelfinger“ besonders ausgeprägt, die übrigen Fingerglieder sind verkümmert oder auf Rudimente zurückgegangen.
Um solche Rudimente handelt es sich bei den bleistiftdünnen Griffelbeinen. Sie entsprechen dem Zeigefinger und dem Ringfinger des Menschen. Folgerichtig befinden sie sich rechts und links vom Mittelfinger. Sie sind am oberen Ende mit dem Mittelhandknochen beziehungsweise Mittelfußknochen verbunden. Als rudimentäres Element haben sie keine stützende Funktion. Allerdings ist das Griffelbein durch das Griffelbeinköpfchen, das sich am oberen Ende befindet, mit dem Vorderfußwurzelgelenk respektive dem Sprunggelenk verbunden. Im Zusammenspiel der einzelnen kleinen Knochen in diesen Gelenken und dem Fesselträger kommt auch dem Griffelbeinköpfchen eine Stoßbrecherfunktion zu. Der Rest des Griffelbeins sind der schmale, langgestreckte Körper des Griffelbeins und das Griffelbeinknöpfchen am unteren Ende. Diese beiden Teile schmiegen sich straff an das Röhrbein an.
Wie entsteht ein Griffelbeinbruch bei Pferden?
Ein Griffelbeinbruch beim Pferd entsteht durch stumpfe Gewalteinwirkung, beispielsweise durch einen Schlag durch ein anderes Pferd oder durch Anschlagen bei einem Unfall. Eine weitere Ursache ist Überlastung, besonders bei hohen Geschwindigkeiten oder engen Wendungen.
Griffelbeinbruch Pferd – Ursachen
Die Ursachen für einen Griffelbeinbruch beim Pferd können Einwirkungen durch einen heftigen Schlag sein. Das passiert beispielsweise, wenn ein Pferd ein anderes tritt und unglücklich die empfindliche Stelle am Röhrbein trifft, wo sich das Griffelbein befindet. Das kann sowohl vorne als auch am Hinterbein passieren. Eine weitere Ursache stellt starke Belastung dar, der Pferde zum Beispiel auf der Rennbahn oder bei Vielseitigkeits- oder Distanzprüfungen ausgesetzt sind.
Aber auch im Freizeitreiterbereich kann es zu Überlastung kommen. Es wird viel zu wenig auf das langsame Aufwärmen geachtet, häufig sieht man die Reiter im flotten Trab oder gar Galopp den Hof verlassen. Das ist Mord für die Gelenke und besonders das fragile Griffelbein ist gefährdet. Grundsätzlich sollte das Pferd mindestens zehn Minuten im Schritt bewegt werden, bevor die Gangart gesteigert wird. Außerdem ist es wenig sinnvoll, das Pferd in strapaziöse Wochenendtouren zu hetzen, wenn es untrainiert ist. Nichts Schöneres als eine Tagestour oder gar ein Zwei-Tages-Ritt am Wochenende – aber das gleichmäßige Bewegen des Pferdes, das tägliche Training, darf nicht vernachlässigt werden.
Der rot gekennzeichnete Bereich zeigt die ungefähre Lage des äüßeren Griffelbeins an den Hinterbeinen.
Griffelbeinbruch Pferd – Symptome
Hervorstechendes Merkmal ist eine schmerzhafte Schwellung am Röhrbein, häufig verbunden mit Lahmheit. Man unterscheidet die offene von der gedeckten Fraktur. Bei einem offenen Bruch ist ein Teil des gebrochenen Knochens durch die Haut gedrungen und ragt nach außen. Das ist auch ohne Röntgenbild zu erkennen. Hier besteht obendrein die Gefahr, dass Verschmutzungen in die Wunde eindringen können, was zu einer Entzündung führt, die schlimmstenfalls auf das Gelenk übergreift. Bei einer offenen Fraktur muss sofort der Tierarzt gerufen werden und eine Operation ist unumgänglich. Diese findet in der Tierklinik unter Vollnarkose statt.
Bei einem gedeckten Bruch ist die Diagnose schwieriger, denn die Symptome könnten auch eine andere Ursache haben. Besonders heimtückisch in Sache Diagnose ist es, wenn das Pferd Schmerzempfindlichkeit ohne Lahmheit zeigt: Es reagiert zwar bei Berührung der betreffenden Stelle, zum Beispiel beim Putzen oder Bandagieren, lahmt aber entweder gar nicht oder nur ab und zu. Meist ist jedoch eine deutliche Schwellung wahrnehmbar. In einigen Fällen lässt sich das abgebrochene Fragment sogar unter der Haut durch Abtasten erspüren, die Knochen lassen sich abnormal unter der Haut bewegen oder man fühlt eine Fehlstellung. Sicherheitshalber sollte bei jedem Verdacht auf einen Griffelbeinbruch beim Pferd eine Röntgenaufnahme gemacht werden.
Wie lange dauert die Behandlung eines Griffelbeinbruchs beim Pferd?
Bis nach einem Griffelbeinbruch eine vollständige Heilung eingetreten und das Pferd wieder voll belastbar ist, vergehen Monate. Nach der mindestens sechswöchigen Boxenruhe folgt eine sorgfältige und behutsame Rehabilitation, die sich ebenfalls über mehrere Wochen hinzieht.
Behandlung eines Griffelbeinbruchs
Entgegen der landläufigen Meinung, dass man ein Pferd nach einem Knochenbruch am besten einschläfern lassen sollte, gibt es heutzutage wirkungsvolle Maßnahmen, dies zu verhindern. Zumal der Griffelbeinbruch beim Pferd zwar schmerzhaft für das Tier und die Behandlung langwierig ist, aber beste Chance für eine vollständige Heilung aufweist. Eine sichere Diagnose ist ausschließlich durch das Röntgen des Pferdebeins möglich, anhand der Bilder legt der Tierarzt in Absprache mit dem Pferdebesitzer die Behandlung fest.
Bei günstiger Prognose kann eine Operation umgangen werden, strikte Boxenruhe über mehrere Wochen ist jedoch unvermeidlich. Ein vom Tierarzt angelegter Stützverband und regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind wichtig. Diese konventionelle Behandlungsmethode kommt nur bei gedeckten Brüchen infrage und auch nur dann, wenn das lose Fragment nicht wandert und keine Knochenzubildungen entstehen. Ansonsten ist die Operation unvermeidlich.
Wird der Griffelbeinbruch ordnungsgemäß behandelt und die vorgeschriebene Boxenruhe eingehalten, gibt es eine gute Heilungschance.
Operation – Ablauf und Kosten einer Griffelbein-OP beim Pferd
Je nach Lage der Fraktur am Griffelbein gibt es unterschiedliche Ansätze für die Operation. Während der unter Teil des Griffelbeins ebenso wie sich etwa gebildete neue Knochen beziehungsweise Knochenteile meist problemlos entfernt werden können, wird sorgsam darauf geachtet, den oberen Teil des Griffelbeins zu erhalten. Denn dieses Griffelbeinköpfchen hat eine wichtige Funktion im Zusammenspiel der Gelenkfläche im Vorderfußwurzelgelenk beziehungsweise Sprunggelenk.
Bevor die eigentliche Operation durchgeführt werden kann, muss die Schwellung zurückgegangen und die Entzündung abgeklungen sein. Das bedeutet einige Tage Verzögerung. Dann wird das Pferd in der Tierklinik unter Vollnarkose operiert, die Knochenfragmente und eventuell entstandenen Knochenzubildungen werden entfernt. Es besteht auch die Möglichkeit, erhaltenswerte Bruchstücke zu verschrauben. Anschließend wird die Wunde verschlossen und mit einem sterilen Druckverband fixiert. Die gesamte Operation ist meist innerhalb von einer Stunde erledigt, was wegen der Vollnarkose von Vorteil ist. Je nach Aufwand bei der OP und dem daran anschließenden Klinikaufenthalt entstehen relativ hohe Kosten, die sich auf bis zu 4.000,00 Euro belaufen können.
Was kostet die Operation einer Griffelbeinfraktur beim Pferd?
Die Kosten einer Griffelbein-Operation sind von der Schwere der Verletzung, vom Aufwand der eigentlichen Operation und von der Dauer des stationären Aufenthaltes in der Klinik abhängig. Es können OP-Kosten zwischen 1.000,00 und 4.000,00 Euro auf den Pferdebesitzer zu kommen.
Folgen eines Griffelbeinbruchs für Pferd und Reiter
Naturgemäß ist jeder Pferdebesitzer zunächst einmal geschockt, wenn er die Diagnose „Fraktur“ oder „Fissur“, einem Haarriss, also der leichtesten Form eines Knochenbruchs, hört – und das in Verbindung mit seinem geliebten Vierbeiner. Doch man muss sich vor Augen führen, dass es im Falle eines Griffelbeinbruchs – salopp gesagt – nur halb so schlimm ist. Die Behandlung ist aussichtsreich und es bestehen sehr gute Chancen, dass der Bruch vollständig ausheilt. Allerdings darf sich der Pferdebesitzer auf recht hohe Tierarztkosten und eine lange reitsportfreie Zeit einstellen. Selbst wenn keine Operation nötig ist, braucht das Pferd mindestens sechs Wochen strikte Boxenruhe und darf nicht belastet werden. Anschließend erfolgt eine sorgsame, aufbauende Rehabilitation. Außerdem kommen Tierarztkosten von etwa 1.000,00 bis 4.000 Euro auf ihn zu, das ist jedoch abhängig von der Behandlung. Ist eine Operation nötig oder kann konventionell behandelt werden, wie lange dauert der Klinikaufenthalt? Das sind Fragen, die die Kosten maßgeblich beeinflussen
Gesund pflegen
Selbstverständlich wird der verantwortungsbewusste Pferdehalter trotzdem regelmäßig, wenn möglich sogar täglich, sein krankes Pferd besuchen. Schließlich ist das Pferd kein Sportgerät, sondern geliebter Freizeitpartner. Und dieser steht nun eingesperrt in seiner Box und langweilt sich entsetzlich. Für das Lauftier Pferd ist Boxenruhe absolfut wider seine Natur und einzig und allein damit zu rechtfertigen, dass sie für die Heilung der Fraktur unabdingbar nötig ist. Daher ist der Besuch des Besitzers sehr wichtig für das Pferd. Es genießt das liebevolle Betüdeln, die Fell- und Langhaarpflege, für die endlich einmal ausreichend Zeit ist. Es nimmt dankbar die Zuwendung seines Menschen an, die Abwechslung im öden Alltag bedeutet, den es eingesperrt in Stall verbringen muss. Nicht selten intensiviert sich die Beziehung zwischen Mensch und Pferd deutlich durch die erzwungene Ruhepause, in der man sich gegenseitig näher kommt.
Was den Einsatz nach erfolgreicher Behandlung betrifft, so erlangen in den meisten Fällen die Pferde ihr früheres Leistungsvermögen zurück, insbesondere, wenn es sich um eine Fraktur im unteren Bereich des Griffelbeines handelt. Es kann aber auch, vor allem bei Verletzungen im oberen Griffelbeinbereich, vorkommen, dass das Pferd beispielsweise nicht mehr im Hochleistungssport eingesetzt werden kann. So gehen nicht selten ehemalige Rennpferde nach einer Griffelbein-Operation in Privathand über, wo sie als Reitpferd noch viele Jahre bei bester Gesundheit einsatzfähig sind.
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