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Pferde züchten – das musst Du wissen

von Jil Wiedemann
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Egal ob bei Hobbyzüchtern oder Landesgestüten – Das Züchten von Pferden ist eine Wissenschaft für sich. Bevor es überhaupt losgehen kann, müssen viele Formalitäten geklärt werden. In diesem Artikel erklären wir, was man über Zuchtbescheinigung, Eintragungen, Deckschein, Besamung und Co. wissen muss. Erhalte hier alle Informationen zum Thema “Pferde züchten”.

Die Formalitäten 

Zuchtbescheinigungen, Eintragungen

Wer Pferde züchten und ein Fohlen mit gültigen Papieren haben will, muss Mitglied in einem Zuchtverband oder einer Zuchtorganisation sein. Je nachdem, welche Rasse oder Rassen man züchtet, gibt es einen zuständigen Verband. Pferde, die im Zuchtverband eingetragen sind, erhalten einen Equidenpass, in dem der Zuchtverband vermerkt ist. Außerdem gibt es die Vermerke „Equidenpass – Abstammungsnachweis“ sowie „Inklusive Zuchtbescheinigung“. Die Zuchtbescheinigung kann vom Verband als Abstammungsnachweis oder Geburtsbescheinigung ausgestellt werden und ist eine Urkunde über die Abstammung und Leistung eines Pferdes.

Damit das Fohlen eingetragen werden kann und einen Abstammungsnachweis erhält, muss die Mutterstute in einem Zuchtbuch eingetragen sein. Dies kann vorab, spätestens aber im Jahr der Geburt des Fohlens erfolgen. Die Stuten müssen dafür einer Prüfungskommission vorgestellt werden. Diese beurteilt den Körperbau, die Gangarten und damit die Eignung als Zuchtstute. Je nachdem, in welchem Zuchtverband und Zuchtbuch die Stute eingetragen ist, ist in der Satzung festgelegt, mit welchen Rassen die Stute angepaart werden kann.

Deckscheine und Abfohlmeldungen

Ist die Stute eingetragen, erhält man zu Beginn der Decksaison den sogenannten Deck- oder Besamungsschein. Dieser wird dem Hengsthalter übergeben. Spätestens zum Ende des Deckjahres muss der Deckschein bei erfolgreicher Besamung beim Zuchtverband eingereicht werden. Auf Grundlage der darin enthaltenen Daten wird eine Abfohlmeldung erstellt. 

Ist das Fohlen geboren, werden das Geburtsdatum und die weiteren Informationen wie Farbe und Geschlecht an den Zuchtverband in Deutschaland übermittelt. Anschließend braucht ein Fohlen noch einen Abstammungsnachweis beziehungsweise eine Geburtsbescheinigung. In der Regel werden die Fohlen dafür einem Beauftragten des Zuchtverbandes vorgestellt. Dabei werden Geschlecht, Farbe und Abzeichen festgehalten. Außerdem wird ein Mikrochip auf der linken Halsseite implantiert sowie die 15stellige Lebensnummer vergeben.

Erst wenn alle diese Daten vollständig erfasst sind, wird eine Eigentumsurkunde und der Equidenpass ausgestellt. 

Wie werde ich Pferdezüchter?

Pferdezüchter kann jeder mit einer gesunden Stute werden. Um offizielle Papiere für das Fohlen zu erhalten, ist eine Mitgliedschaft im Zuchtverband sowie weitere Formalitäten notwendig. 

Pferde züchten – Die passende Stute

Die Frage nach der passenden Stute für die Zucht stellt sich bei vielen Züchtern, die nur wenige Pferde haben, in der Regel nicht. Dennoch sollte jeder Züchter seine Stute gut einschätzen können. Hilfestellung leistet dabei die Stutenleistungsprüfung. Dabei werden die Stuten, die für die Pferdezucht infrage kommen, anhand objektiver Kriterien bewertet und somit eine Vergleichbarkeit geschaffen. Die Stutenleistungsprüfung ist nicht zwingend notwendig, denn die Stuten werden auch ohne diese Prüfung ins Stutbuch eingetragen. Allerdings können durch die Stutenleistungsprüfung besondere Prämien und Auszeichnungen erreicht werden, die den Wert der Stute für die Zucht steigert. Die Prüfung kann als Stations- oder Feldtest absolviert werden. Bewertungskriterien sind die Grundgangarten, das Freispringen und die Rittigkeit. Beim 14-tägigen Stationstest wird außerdem die Leistungsbereitschaft der Stuten sowie deren Interieur beurteilt. 

Prämien

Für besonders gute Stuten gibt es verschiedene Prämien. Verbandsprämien werden vom zuständigen Zuchtverband vergeben. Die Bezeichnung Staatsprämie bezieht sich auf eine Fördermaßnahme der Landesregierungen und soll besonders gute Stuten in der Zucht halten. Den Titel Staatsprämienstute erhalten drei- und vierjährige Stuten von den zuständigen Landwirtschaftsministerien vergeben. Den Titel Elitestute erhalten Stuten mit im Sport erfolgreicher Nachzucht. 

Pferde züchten: Fohlen auf der Weide

Sind alle Formalitäten erfüllt und der passende Hengst zu Stute gefunden, steht einer Besamung nichts mehr im Weg.

Pferde züchten – Der passende Hengst

Einen passenden Hengst zu finden, ist nicht immer ganz leicht. Der Hengst sollte zur Stute passen und umgekehrt. Das bedeutet, dass Stute und Hengst ihre Schwächen gegenseitig ausgleichen sollte. Hat eine Dressurstute einen schwachen Schritt, sollte der Hengst also einen möglichst guten Schrittablauf haben. Hilfestellung geben auch die Zuchtverbände oder Hengstbesitzer. Diese haben langjährige Erfahrung mit unterschiedlichsten Stuten und Hengsten in der Pferdezucht gesammelt und können dadurch gut einschätzen, welche Anpaarungen vielversprechend sind. 

Wichtig ist, dass der Hengst für die Rasse der Stute als Anpaarung zugelassen und im entsprechenden Zuchtbuch eingetragen ist.

Was braucht man als Züchter?

Züchter brauchen eine gesunde Stute, viel Pferdeverstand und ausreichende finanzielle Mittel.

Besamung der Stute

Bevor eine Stute besamt werden kann, muss sie gynäkologisch untersucht werden. Der Tierarzt nimmt dafür in der Rosse eine Tupferprobe aus der Gebärmutter. Es wird geprüft, ob sich Zysten oder Infekte in der Gebärmutter eingenistet haben, die einer erfolgreichen Bedeckung im Weg stehen könnten. Nur gesunde Stuten mit allen notwendigen Impfungen und einer regelmäßigen Entwurmung sollten zur Zucht genutzt werden. 

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Stute zu decken: 

  • Der Natursprung ist die natürlichste Art und Weise. Entweder werden Stute und Hengst sich selbst auf einer gemeinsamen Koppel überlassen, was allerdings ein hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt und deshalb von vielen Hengsthaltern nicht angeboten wird. Oder es gibt die Möglichkeit, den Hengst kontrolliert auf die Stute aufspringen zu lassen. Dabei werden Hengst und Stute von erfahrenen Mitarbeitern gehalten, die im Notfall einschreiten können. 
  • Häufiger werden Stuten mit Frisch- oder Tiefkühlsamen durch den Tierarzt besamt. Das hat viele Vorteile. Zum einen können auch Hengste gewählt werden, die zu weit weg stationiert sind, die derzeit nicht im Deckeinsatz oder sogar schon verstorben sind. Die Stute kann im heimischen Stall besamt werden und hat so weniger Stress. Allerdings sind die Aufnahmeraten bei der Besamung teilweise niedriger als beim Natursprung. Gegebenenfalls ist eine engmaschige tierärztliche Überwachung notwendig, um den perfekten Deckzeitpunkt zu finden. 

Ablauf

Der Zyklus von Stuten dauert etwa 21 Tage, davon ist die Stute 5 bis 7 Tage rossig. Die Besamung sollte zur Zeit des Eisprungs erfolgen. Diesen kann der Tierarzt mithilfe einer Ultraschalluntersuchung identifizieren. Ist der richtige Zeitpunkt erreicht, wird die Stute ein oder zwei Mal im Abstand von 36 bis 48 Stunden besamt. Die erste Trächtigkeitsuntersuchung kann am 15. Tag nach der Besamung erfolgen. Hierbei ist es besonders wichtig eine mögliche Zwillingsträchtigkeit, die für Stute und Fohlen lebensgefährlich ist, auszuschließen.

Pferde züchten: Kopf von Stute

Wichtig ist, dass die ausgewählte Stute gesund ist. Das bringt Sicherheit für Stute und Fohlen.

Wie lange kann man mit einer Stute züchten?

Die Fruchtbarkeit von Stuten nimmt bereits ab einem Alter von neun Jahren ab. Allerdings können Stuten auch bis ins höhere Alter von 20 Jahren Fohlen bekommen - vorausgesetzt sie sind gesund und fit. 

Zukunft des Fohlens

Ist das Fohlen auf der Welt, beginnt eine magische Zeit. Ein so kleines Wesen bei seinen ersten Schritten, dem ersten Mal trinken und dem ersten Herumtoben auf der Wiese zu begleiten ist ein Traum vieler Züchter. Dennoch ist ein Fohlen kein günstiger Spaß, denn es muss genau wie jedes erwachsene Pferd regelmäßig geimpft, entwurmt und beim Schmied vorgestellt werden. Außerdem sollte man immer einen Notgroschen haben, falls sich das Fohlen verletzt. 

Letztendlich kostet auch die Aufzucht, spezielles Futter für heranwachsende Pferde usw. viel Geld, sodass ein Fohlen selbst zu züchten, heranzuziehen und aufzuziehen nicht wirklich günstiger ist als sich ein erwachsenes Pferd zu kaufen. Wem das bewusst ist, der kann den Traum vom eigenen Fohlen ohne falsche Illusionen sicherlich sehr genießen. 

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