Im Frühjahr geht die lang ersehnte Weidesaison wieder los. Doch bevor Dein Pferd stundenlang das frische Gras genießen kann, musst Du es erst anweiden. Wie das geht und was Du beachten musst, erfährst Du in unserem Artikel.
Risiko beim Anweiden
Dass Du Dein Pferd anweiden sollst, hat bestimmte Gründe: Ohne eine längere Gewöhnung an das Gras, lauern einige Gefahren. Denn die Verdauung unserer Vierbeiner kommt nicht immer mit abrupten Veränderungen – wie in diesem Fall mit dem frischen Gras – klar. Eine Umstellung von 0 auf 100 kann nicht nur Durchfall, Kotwasser, Kolik oder Muskelerkrankungen mit sich bringen, sondern im schlimmsten Fall sogar zu Hufrehe führen. Schließlich hat sich der Pferdedarm den Winter über an das Raufutter angepasst und die Darmflora ist nun auf die Verwertung des Winterfutters spezialisiert. Würde das Pferd nach der Winterzeit von jetzt auf gleich unbegrenzten Zugang zu Gras haben, besteht die Gefahr, dass die dieses nicht richtig verarbeitet werden kann. Vor allem wenn es sich um besonders kräuterarme Wiesen handelt, kann eine solche Umstellung viele Vierbeiner krank machen.
Darum kann Gras zur Gefahr werden
Grund dafür ist die hohe Konzentration von Kohlenhydraten in Form von langkettigen Zuckermolekülen, die Gras besitzt. Kohlenhydrate verdaut das Pferd im Dünndarm. Wird die Ernährung – wie es mit Gras der Fall ist – radikal umgestellt und das Pferd nimmt nur noch Kohlenhydrate auf, gelangen diese wegen der unangepassten Darmflora unverdaut in den Dickdarm. Dort wiederum ist die Verdauungstrategie eine komplett andere.
Die Bakterien, die Cellulose aufschließen, werden von Milchsäurebakterien verdrängt, die sich durch die nicht korrekt verdauten Kohlenhydrate optimal und sprunghaft vermehren können. Die celluloseverdauenden Bakterien gehen zeitgleich zugrunde. Die Zerfallsprodukte davon nennen sich Endotoxine, gelangen in den Blutkreislauf des Pferdes und können Entzündungen oder andere Reaktion im Körper des Vierbeiner verursachen. Die Folge sind oftmals Darmentzündungen und bei bei gefährdeten Tieren auch Hufreheschübe – besonders wenn die Pferde an Stoffwechsel-Krankheiten leiden.
Richtiges Anweiden – ein Zeitplan
Die Darmflora eines Pferde braucht im Normalfall zwischen zwei und vier Wochen, um sich auf einen Futterwechsel einzustellen. Füttere Deinen Vierbeiner im Ideal vorher, damit es nicht mit einem komplett leeren Magen auf die Weide kommt und stelle ihm anfangs während es Weidegangs Raufutter zur Verfügung.
Wir empfehlen Dir mit zehn Minuten zu starten und den Weideaufenthalt jeden Tag um fünf bis zehn Minuten zu steigern. Die Intervalle sollten über vier Wochen gleichmäßig gesteigert werden. Lass Dir lieber zu viel als zu wenig Zeit, um wirklich auf Nummer sicher zu gehen.
Achte zudem darauf, dass Du Dein Pferd nach Möglichkeit nicht früh morgens auf die Weide stellst, denn zu diesem Zeitpunkt ist der Zuckergehalt am höchsten.