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Atmung beim Pferd – Was ist normal?

von Michelle Holtmeyer
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Wer nie die Atmung beim Pferd kontrolliert, sollte jetzt dennoch nicht die Luft anhalten. Denn nicht allzu selten wird dieser Aspekt von Reitern vergessen. Allerdings kann die Atmung unseres Vierbeiners auf Entspannung, Stress oder Schmerz hinweisen. Denn atmet Dein Pferd zum Beispiel zu schwer nach der Belastung, könnte das auf Atemprobleme hinweisen. Aus diesem Grund sollte das regelmäßige Horchen nach den Atemzügen auf dem Routineplan stehen. Alles über die Atmung beim Pferd erfährst Du in diesem Artikel.

Warum sollte ich die die Atmung beim Pferd kontrollieren?

Die Atmung kann zum einen viel über die Kondition Deines Pferdes sagen, aber auch Hinweise auf die Gesundheit geben. Ebenso wie beim Temperatur messen, ist es auch hier wichtig, die Normalwerte des Pferdes bei der Atmung zu überprüfen. Also dann, wenn es gesund ist. Nur so kannst Du Dir ein Bild davon machen, wie die Standard-Atemfrequenz Deines Pferdes ist. So merkst Du schneller, wenn Dein Pferd in Folge von Schmerzen oder Fieber anders atmet.

Wie funktioniert die Atmung beim Pferd?

Die Lunge unserer Lieblinge ist, wie wahrscheinlich jedem bekannt sein sollte, viel größer als die der Menschen. Das gesamte Volumen beträgt ca. 40-55 kg. Der Vorgang der Atmung ist allerdings identisch zu unserem. Die Luft wird durch die Nüstern aufgenommen, wo sie erwärmt wird. Danach wird sie am Kehlkopf vorbei in die Luftröhre geströmt.

Daraufhin gelangt die Luft zu den Bronchien, an denen sich die Bronchiolen befinden. An diesen Bronchiolen befinden sich die Lungenbläschen. Dort findet der Gasaustausch statt. Der Luft wird der Sauerstoff entnommen, welcher der Energieproduktion dient und gleichzeitig wird Kohlendioxyd ausgeschieden.

Die Schleimhaut der Atemwege reinigt durch ihren besonderen Aufbau die Luft von Schwebeteilchen. Die Fremdkörper gelangen dann entweder zu den Nasenlöchern nach außen oder werden durch die Rachenhöhle über die Speiseröhre abgeschluckt.

Wie atmet ein Pferd?

Die Atmung der Pferde läuft wie beim Menschen ab. Die Luft wird durch die Nüstern eingeatmet, in denen sie dann erwärmt wird. Von dort aus wird sie in die Luftröhre geströmt, weiter in die Bronchien. Hier findet der Gasaustausch statt. Daraufhin werden Fremdkörper und Kohlenstoffdioxyd ausgeatmet.

Frau streichelt Pferd

Das gesamte Volumen einer Pferdelunge beträgt ca. 40-55 kg.

Atemzüge beim Pferde zählen – Flankenatmung kontrollieren

Dafür brauchst Du zunächst eigentlich nur die Flanken Deines Pferdes beobachten. Selbst bei flacher, ruhiger Atmung kann man hier die einzelnen Atemzüge erkennen. Dafür musst Du Dich nur schräg neben Dein Pferd stellen.

WICHTIG: Die Atmung kann nicht einfach an den Nüstern ausgemacht werden! Da sie nicht unbedingt aussagekräftig sind. Sie bewegen sich z.B. schnell anders, wenn Dein Pferd etwas wittert, obwohl die Atmung gleichbleibt.

Um die Atemzüge zählen zu können, ist es am einfachsten, Dir einen Helfer zu suchen, der eben die Zeit stoppt (Oder Du nimmst eben Dein Handy). Beim Zählen musst Du Dich zwischen Ein- und Ausatmen entscheiden. (Das Ausatmen ist meist leichter zu erkennen) Dann zählst Du mindestens 20 Sekunden (bei unregelmäßigem Rhythmus mindestens 1 Minute) die Atemzüge. Wenn Du nur 20 Sekunden lang zählst, nimm den Wert mal drei.

Welche Atemfrequenz ist bei Pferden normal?

Wenn sich das Pferd im Ruhezustand befindet, atmet es acht- bis 16-mal pro Minute. Jeder Atemzug beinhaltet sechs bis acht Liter, die ein- und wieder ausgeatmet werden. Wird das Pferd bewegt und strengt sich an, beispielsweise beim Reiten, so kann die Atemfrequenz auf 120 bis 150 Atemzüge pro Minute steigen.

Bei leichter Belastung sollte die Atmung jedoch bei 10-30-mal pro Minute sein, bei mittlerer Belastung zwischen 30- und 70-mal pro Minute. Ein Fohlen kurz nach der Geburt atmet 60- bis 80-mal die Minute. Dies liegt sich jedoch innerhalb der ersten Stunden. Nach drei bis vier Stunden sollte die Atmung dann zwischen 20- und 40-mal die Minute liegen.

Wie kann man die Atmung beim Pferd messen?

Hinhören. Versuche, die Anzahl der Atemfrequenz deines Pferdes beim Ausatmen für 20 Sekunden zu zählen. Der Wert wird mit drei multipliziert, um auf die Atemfrequenz pro Minute zu kommen.

Atmung beim Pferd kontrollieren für Standardwerte

Wenn Du den Standardwert für die Atemfrequenz Deines Pferdes herausfinden willst, sollte Dein Vierbeiner vorher mindestens eine halbe Stunde Ruhe gehabt haben – und das bedeutet auch wirklich stehen. Denn selbst bei kleinen Aktivitäten wie vielleicht einem kurzen Galopp mit der Herde auf der Wiese, steigt die Atmung sofort an.

Atmung beim Pferd kontrollieren als Leistungstest

Außerdem kannst Du die Kontrolle der Atemfrequenz als Leistungstest nutzen, da sie ein guter Indikator für die Fitness Deines Pferdes ist. Bei Distanzritten wird z.B. die Frequenz ermittelt. So kann festgestellt werden, ob das Pferd sich überanstrengt, oder auch wie rasch es sich von der Anstrengung erholt. Dieses Vorgehen kann man einfach für sein eigenes Training übernehmen:

Dafür einfach die Atemfrequenz direkt am Ende der Belastung kontrollieren und dann in 10 Minuten Abständen. So erfährst Du, wie lange das Pferd braucht, um wieder den Standardwert zu erreichen. Je schneller Dein Pferd wieder normal atmet, desto besser trainiert ist es. Für Vergleichswerte ist es wichtig, diese Kontrolle immer nach gleichen Belastungseinheiten durchzuführen!

Frau pflegt Pferd

Die Kontrolle der Atemfrequenz kannst Du als Leistungstest nutzen, da sie ein guter Indikator für die Fitness Deines Pferdes ist.

Art der Atmung & Atemgeräusche beim Pferd

Wichtig ist nicht nur die Frequenz zu messen, sondern auch auf Atemgeräusche und die Art der Atmung zu achten. Atemzüge können gepresst, stoßartig, langgezogen oder auch seufzend sein. Eventuelle Atemgeräusche können auch direkt Aufschluss über eine mögliche Ursache der veränderten Atmung sein. Um dies zu kontrollieren, kannst Du einfach das Ohr auf die Seite Deines Pferdes legen. Wenn Du ein Rascheln, Pfeifen, Rauschen, Knistern oder Blubbern hörst, stimmt etwas nicht.

Wenn Dein Pferd normal atmet, bewegen sich Brustwand und Bauch etwa im gleichen Maße. Anders sieht es aus, wenn sich z.B. der Bauch nicht mit bewegt. Dies deutet auf Schmerzen im Bauchraum hin, wie es z.B. bei einer Kolik oder Darmverschlingung der Fall ist. Bewegt sich wiederum nur der Bauch, kann dies ein Hinweis auf Schmerzen im Brustkorb sein. Also, z.B. eine Lungenentzündung.

Auch wenn die Atmung deutlich verzögert ist (also sowohl das Ein- als auch das Ausatmen deutlich länger dauert), ist dies ein Hinweis auf ein Problem. Bei Dämpfigkeit benötigt das Pferd sehr viel Kraft zum Atmen und auf Dauer entsteht die sogenannte Dampfrinne unten am Rippenbogen. Ein deutliches Alarmzeichen, das nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte!

Was ist COPD beim Pferd?

COPD ist eine Atemwegserkrankung. Sie entsteht, wenn eine Bronchitis verschleppt wurde und dadurch chronisch geworden ist.

Inwiefern beeinflussen Atemwegsprobleme Pferde?

Wie bereits erwähnt, ist die Atmung beim Pferd ein Indikator für Entspannung, Stress oder Schmerz. Eine Atemwegserkrankung zieht direkte Konsequenzen mit sich und bedeutet eine direkte Bedrohung für die Sauerstoffaufnahme der Vierbeiner.

Ein Pferd, das beispielsweise eine Lungenkrankheit hat, ist viel schneller müde als ein Vierbeiner mit intakter Gesundheit. Der ganze Körper wird beeinträchtigt, da es der Blutzufuhr an Sauerstoff mangelt. Dies spiegelt sich dann auch direkt im Training und in der Leistungsfähigkeit der Pferde wider. Außerdem steht die Atmung in Zusammenhang mit dem Bewegungsrhythmus des Pferdes. Vor allem im Galopp wird bei jedem Sprung ein Atemzug genommen.

Wenn also Atemprobleme auftauchen, wird die Bewegung beeinträchtigt. Das Pferd kommt aus dem Takt. Diese können durch unterschiedliche Dinge ausgelöst werden, selbst durch kleine Dinge wie ein zu enganliegendes Bein oder im falschen Augenblick gegebene treibende Hilfen. Solltest Du den Verdacht haben, dass sich eine Atemwegserkrankung anbahnt, sollte schnellstmöglich ein Tierarzt herangezogen werden, um langfristige Schäden zu vermeiden.

Was hilft bei COPD beim Pferd?

Generell sollte immer ein Tierarzt herangezogen werden. Dieser kann die passenden Medikamente ausstellen. Doch können auch die Pferdehalter Ihren Tieren helfen. Beispiele sind viel frische Luft, Staubvermeidung und Kräuter als Futterzusatzmittel.

Atemprobleme und ihre Ursachen

Atemwegserkrankungen können sich entweder in den oberen oder in den unteren Atemwegen befinden und entweder infektiös oder nicht infektiös sein.

Sollte Dein Pferd auf Stroh stehen und relativ trockenes Heu bekommen, so könnte der Staub ein Auslöser für den Hustenreiz sein. Wichtig ist: Reduziere den Staubgehalt in der Umweltluft Deines Pferdes auf ein Minimum. Auch das Bewässern der Paddock- oder Weidefläche kann hier als Maßnahme herangezogen werden

Aber Staub ist nicht der einzige Auslöser für Atemprobleme. Hier bekommst Du einen Überblick über die häufigsten Atemwegsprobleme bei Pferden:

Überempfindlichkeit
  • Infektiös durch Bakterien, Viren und Parasiten
  • Nicht infektiös durch Überempfindlichkeit auf Allergene
Bronchitis
  • Entzündung der Bronchien
  • Oft infolge einer Virusinfektion oder allergischer Reaktion auf pilzsporenhaltigen Staub
  • Äußert sich durch starken, feuchten Husten und klarem milchig-gelblichem Nasenausfluss
  • Dauerhafte Bronchitis kann zu Asthma oder Dämpfigkeit führen
Dämpfigkeit (COPD)
  • Folge einer verschleppten Bronchitis
  • Chronisch gewordene Bronchitis = COB (chronisch obstruktive Bronchitis)
  • Husten wird trocken und tonlos, da der Schleim fester wird und die Atemwege verengt
  • Atmung keuchend und ruckartig unter enormer Anstrengung der Bauchpresse
  • Deutlich sichtbare Dampfrinne
  • Überdruck in der Lunge kann zum Platzen der Lungenbläschen führen (Lungenemphysem)
  • Lungenschaden irreparabel
Allergien
  • Allergie gegen Pollen oder Pilzsporen aus Heu- und Strohstaub
  • Entsteht meist im Laufe einer Bronchitis
  • Gereizte Lungenschleimhaut während der Bronchitis wird zusätzlich durch Pollen, Pilzsporen etc. gereizt  Sensibilisierung auf diese Stoffe bildet sich aus
  • Husten und vermehrte Schleimbildung als Abwehrreaktion bei Kontakt zu den Fremdkörpern
Kehlkopfentzündung
  • Entzündung der Schleimhaut durch Infektionen oder reizende Stoffe
  • Chronische Variante kann Husten verursachen, bewirkt aber vor allem ein Nebengeräusch beim Atmen
  • Gelbweißer Ausfluss aus den Nüstern möglich
Luftröhrenentzündung
  • Durch Virusinfektion
  • Vergleichbar mit einer Erkältung

Wie kann ich meinem Pferd bei Atemwegsproblemen helfen?

Pferd beugt sich einer Frau vor

Dein Pferd sollte immer genügend frische Luft zur Verfügung haben.

Das Wichtigste zuallererst: Immer einen Tierarzt einbeziehen! Dieser hat fachkundiges Wissen und kann Dir sagen, was zu tun ist und welche Medikamente Dein Pferd wieder fit machen. Neben der medikamentösen Behandlung kannst Du Deinem Pferd trotzdem helfen, indem Du die folgenden Dinge beachtest.

Dein Pferd sollte immer genügend frische Luft zur Verfügung haben. Stelle es so oft wie möglich nach draußen. Sollte dies nicht möglich sein, halte Fenster oder Stalltüren geöffnet, damit genügend frische Luft in den Stall gelangt. Doch Vorsicht, sollte es sehr windig und kälter sein und Dein Pferd steht in der Zugluft, könnte es sich erkälten. Bei besonders empfindlichen Tieren eignet sich die Offenstallhaltung am meisten. So können sich die Tiere zurückziehen, wenn es ihnen zu ungemütlich wird, aber haben trotzdem stetig frische Luft zur freien Verfügung.

Wie bereits erwähnt, kann trockenes Heu oder Stroh ein Auslöser für Husten sein. Du kannst den Staub reduzieren, indem du statt Stroh zu den staubarmen Spänen als Einstreu greifst. Wichtig ist hier auch, dass wenn Stroh oder Heu gegeben wird, dieses unbedingt frei von Pilzsporen sein muss. Du kannst das Heu vor der Fütterung jederzeit etwas anfeuchten.

Ein guter Helfer bei Atemwegsproblemen sind die Kräuter. Gib Deinem Pferd gerne bewährte Kräuter wie Eibisch, Isländisch Moos, Pfefferminze, Süßholz, Eukalyptus, Fenchel oder Thymian.

Und vor allem ist regelmäßiges Ausmisten ein Muss! Dabei sollte das Pferd nicht mit in der Box stehen. Weide, Reitplatz und Hallenboden sollten regelmäßig bewässert werden, um das Aufwirbeln vom Staub zu vermeiden. Putzen solltest Du im Freien erledigen. Auch regelmäßiges Entwurmen und Impfen kann helfen.

Was bedeutet es, wenn ein Pferd einen Ton hat?

Pfeifen beim Einatmen kann auf eine Lähmung des Kehlkopfes deuten. Ein ziehendes Geräusch beim Ausatmen könnte Asthma sein. Sattes Rasseln heißt Schleim in der Lunge. Doch die klare Diagnose wird nur ein Tierarzt machen können.

Unregelmäßige Atmung – Stressindikator

Wer kennt es nicht? Ein heftiges, trompetenartiges Ausschnauben – beispielsweise im Gelände oder auch auf der Weide, wenn ein Pferd sich in Gefahr gefühlt. Aber auch kleinste Veränderungen in der Atmung, die kaum hör- oder spürbar sind, sind ein Anzeichen dafür, dass etwas falsch läuft. Wie oben erwähnt kann bereits eine falsche Hilfe beim Reiten das Pferd in eine Stresssituation bringen, aus der es sich versucht heraus zu winden.

Jeder Reiter sollte also auch während des Reitens gezielt auf die Atmung des Pferdes achten, denn so werden auch die eigenen Fehler sichtbar. Wenn Du merkst, dass Dein Pferd die Atmung verändert, baue viele Pausen in Dehnungshaltung ein und verkürze die Sequenzen der Wechsel. So arbeitest Du gleichzeitig an der Losgelassenheit Deines Pferdes.

Zusätzlicher Hinweis

Wenn Du Atemprobleme bei Deinem Pferd bemerkst, kannst Du zusätzlich auch noch die Schleimhaut im Pferdemaul untersuchen. Dafür kannst Du einfach die Unterlippe etwas nach unten ziehen. Wenn das Zahnfleisch, die Innenseite der Lippen oder die Zunge bläulich oder weißlich verfärbt sind, solltest Du umgehend einen Tierarzt rufen! Dies deutet auf einen Sauerstoffmangel hin und kann lebensbedrohlich sein.

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