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Orlow Traber

von Frederieke Wenning
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Der Orlow Traber ist eine Trabrenn- und Kutschpferderasse aus Russland. Begründer dieser Rasse ist der russische Graf Orlow, der 1777 mit der Traberzucht begann. Im Orlow Traber fließt das Blut vieler Pferderassen. Die Pferde galten eine Zeit lang als schnellste Trabrennpferde der Welt. Heute kommen sie hauptsächlich in Russland vor, erfreuen sich in Europa aber zunehmender Beliebtheit als Freizeitpferde unter dem Sattel oder vor der Kutsche. 

Wichtige Daten zum Orlow Traber im Überblick

  • Ursprung: Russland
  • Hauptzuchtgebiet: Russland
  • Verbreitung: Russland
  • Stockmaß: 150 cm bis 170 cm
  • Gewicht: 500 kg bis 550 kg
  • Erscheinungsbild: sehr edel und elegant
  • Farben: alle Grundfarben (Schimmel, Brauner, Fuchs, Rappe)
  • Haupteinsatzgebiet: Trabrennen, Fahr– und Freizeitpferd

Herkunft/Ursprung der Rasse

Der Name Orlow-Traber geht auf den Begründer der Zucht Graf Alexei Orlow-Tschesmenski zurück. Der Graf, der in der Gunst von Zarin Katharina der Großen stand, begann in den 1770er Jahren mit der Zucht von Trabrennpferden. Das erklärte Zuchtziel war ein zuverlässiges Pferd zu züchten, dass vor der Kutsche und dem Schlitten eingesetzt werden konnte. Durch die langen Wegstrecken und die eisige Kälte in Russland, mussten die Pferde sehr ausdauernd, widerstandsfähig und schnell sein. Und auch die Optik wurde streng beachtet, gewünscht war eine hohe, spektakuläre Trabaktion und viel Eleganz. In der Pferdezucht funktioniert nicht immer alles von Anfang an. So musste auch Graf Orlow-Tschesmenski herbe Niederlagen einstecken. Schließlich kam er auf die Idee, Araberpferde zu nutzen, die für ihre Schnelligkeit, Ausdauer und Härte bekannt sind. In Griechenland wurde der Graf im Jahr 1775 schließlich fündig und kauft eine Gruppe von Arabern, die er in sein Gestüt Ostrowo bei Moskau brachte. Unter diesen Arabern war auch der Hengst Smétanka, ein Schimmel mit einem für Araber zum damaligen Zeitpunkt relativ hohen Stockmaß von 1,53m.

Smétanka wurde mit einer dänischen Stute aus dem Gestüt Frederiksborg gekreuzt. Aus dieser Anpaarung entstand der Hengst Polka I. Zur Verbesserung des Trabvermögens wurde dieser mit einer holländischen HarddraverStute verpaart. Der Sohn dieser zwei Pferde, der Hengst Bars I, gilt heute als der Stammvater der Rasse der Orlow-Traber. Er wurde 17 Jahre lang als Deckhengst auf dem russischen Gestüt Chrenovoi eingesetzt. Durch seinen sehr gemischten Stammbaum vererbte sich Bars I sehr unkonstant. Deshalb wurde eine Tochter des Polka I, eine Halbschwester von Bars I, mit ihm verpaart. Dadurch konnten die positiven Eigenschaften der Linie konstanter hervorgebracht werden. Die entstandene Rasse der Orlow-Traber war und ist für ihre Härte und Schnelligkeit sowie ihren spektakulären Bewegungsablauf im Trab bekannt.

In der Folge wurde die systematische Zucht fortgeführt. Durch die Einkreuzung dänischer und holländischer Stuten sollte die Rasse größer und schwerer gemacht werden. Dank der geplanten Inzucht und strengen Selektionskriterien wurde in kürzester Zeit eine leistungsfähige Rasse erschaffen. Lange Zeit galten Orlow-Traber als die schnellsten Trabrennpferde der Welt. Bekannt ist unter anderem der Rekord des Hengstes Cowboy, der 1,6km in unter 2min (1:57,2 min) lief. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Orlow-Traber allerdings abgelöst. Seitdem gelten American Standardbreds als die schnellsten Traber der Welt.

Danach verringerte sich der Bestand der Orlow-Traber immer weiter. Große Einschnitte in der Zucht brachten auch die Oktoberrevolution und die beiden Weltkriege mit sich. Die Rasse war vom Aussterben bedroht. Die russische Reichsgestütsverwaltung rettete die Rasse in letzter Minute und erließ Maßnahmen zum Erhalt der Orlow-Traber. Heute werden die Pferde in dem Gestüt Chrenowskoi, dem Ursprungsgestüt, sowie in den Gestüten Moskau, Schachwskoi, Permski, Tschesmenski, Altaiski, Tatarski, Nowotomnikowski, Schadrinski und Kemerowski gezüchtet.

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Orlow Traber – Aussehen (Exterieur)

Größe

Mit einer Größe von 150 cm bis 170 cm Stockmaß gehört der Orlowtraber den Großpferden.

Gebäude

Das Gebäude des Orlowtraber ist sehr gut: Der Kopf ist mittelgroß und leicht ramsnasig mit großen Augen. Der Hals ist lang, gut geschwungen und leicht, womit er ihn bei Rennen nicht stört. Der Widerrist ist ausgeprägt, der Rücken lang und gut bemuskelt. Die Kruppe ist ebenfalls lang und muskulös, was dem Orlowtraber einen enormen Schub aus der Hinterhand ermöglicht, was ihm bei den Trabrennen zu Gute kommt. Der Schweif ist dicht und hoch angesetzt. Die Gelenke des Orlowtrabers sind stark, die Hufen groß und hart. Allerdings wird dem Orlowtraber nachgesagt, für Sehnenprobleme anfällig zu sein.

Der Trab ist spektakulär und ausdrucksstark. Die Hinterhand ist sehr aktiv und raumgreifend. Der Schritt ist hingegen oft wenig raumgreifend, der Galopp wurde im Laufe der Zucht komplett vernachlässigt, da die Pferde in Trabrennen nicht angaloppieren dürfen. Daher fällt die dritte Grundgangart den Orlow-Traber von Natur aus sehr schwer.

Fell und Färbungen

Er kommt überwiegend als Schimmel vor, aber auch Füchse, Braune und Rappen sind nicht selten.

Wie groß wird ein Orlow-Traber?

Orlow Traber erreichen ein Stockmaß von 150 cm bis 170 cm.

Grundgangarten / Bewegungen / Bewegungsablauf

Die Pferde dieser Rasse wurden nicht für den Galopp gezüchtet. Deshalb fällt ihnen diese Gangart besonders schwer. Im Trab dagegen haben Orlowtraber einen schnellen und gut koordinierten Ablauf.
Ein guter Orlowtraber kann eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen, kommt damit aber nicht an die Geschwindigkeit heran, die ein American Standardbred erreichen kann.

Beschreibung des Charakters (Interieurs)

Orlow Traber sind sehr lebhafte, energiegeladene Pferde, die immer leistungsbereit sind. Ihre enorme Ausdauer kommt ihnen vor allem auf langen Strecken zugute. Der freundliche und ausgeglichene Charakter zeichnet die Rasse aus und macht die Pferde zu ausgezeichneten Kutschpferden.

Besondere Merkmale der Orlow Traber

Häufig werden Orlow-Trabern mit dem Russischen Traber verwechselt. Dies ist darauf zurückzuführe, dass der Orlow-Traber eine Zeit lang in „Russischer Traber“ umbenannt wurde, um den Ruf als Pferde des Adels abzulegen. Der heutige Russische Traber wurde damals als Metis-Traber bezeichnet. Erst im Jahr 1949 erhielten die Orlow-Traber ihren ursprünglichen Namen zurück und der Metis-Traber wurde in den Russischen Traber umbenannt.

Wie schwer wird ein Orlow-Traber?

Das durchschnittliche Gewicht von Orlow-Trabern liegt zwischen 500 kg und 550 kg.

Einsatzgebiete der Rasse

Orlow Traber sind aufgrund ihres einwandfreien Charakters und ihrer Zuchtgeschichte für den Einsatz vor der Kutsche prädestiniert. Egal ob bei Trabrennen oder entspannten Ausfahrten, die Pferde wissen durch ihren Arbeitswillen und ihre Zuverlässigkeit zu begeistern. Orlow Traber sind aber auch für Freizeitreiter eine interessante Wahl. Die Pferde zeigen sich im Alltag nervenstrak und robust. Anfängern muss aber bewusst sein, dass die Pferde nicht zum Galoppieren gezüchtet wurden und ihnen diese Gangart deshalb sehr schwerfällt. Hier braucht es einen erfahrenen Reiter, der den Pferden diese ungewohnte Gangart näher bringt.  Teilweise kommen Orlow Traber auch bei Distanzrennen, in der Dressur oder im Springen zum Einsatz

Wofür ist ein Orlow-Traber geeignet?

Orlow-Traber werden vor allem für Trabrennen eingesetzt. Aber auch für Freizeitreiter und –fahrer sind die Pferde geeignet.

Erbkrankheiten

Orlow Traber sind sehr robuste Pferde, die für ihre Langlebigkeit bekannt sind. Erbliche Krankheiten spielen bei der Rasse keine Rolle. Allerdings sind Orlow Traber anfällig für Sehnenverletzungen.

Wie alt wird ein Orlow-Traber?

Die Pferde werden zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Bekannte Pferde der Rasse

Das bekannteste Pferd unter den Orlow Trabern war wohl der „Kluge Hans“. Das 1895 geborene Pferd, das dem Schulmeister und Mathematiker Wilhelm von Osten gehörte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts dafür bekannt rechnen und buchstabieren zu können. Von Osten stellte dem Pferd Fragen, die das Pferd mit Huf-Klopfen oder Kopfschütteln und –nicken beantwortete. Von arithmetischen Aufgaben über das Buchstabieren von Wörtern bis hin zum Abzählen von Personen oder Gegenständen konnte der Kluge Hans jede Frage beantworten. Das erregte viel Aufsehen und machte von Osten und sein schlaues Pferd berühmt.  Im September des Jahres 1904 wurde eine wissenschaftliche Kommission bestehend aus 13 Personen unter der Leitung von Carl Stumpf eingesetzt. Stumpf, ein Philosophie-Professor, der auch Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften war, bekam den Auftrag dem Phänomen rund um den Klugen Hans auf den Grund zu gehen. Zunächst gingen alle davon aus, dass von Osten dem Pferd nur bestimmte Aufgaben beigebracht hatte und diese wie eine Art Trick abrief. Aber der Kluge Hans konnte auch Aufgaben von Fremden richtig beantworten, selbst von von Osten nicht anwesend war.

Die Lösung des Rätsels fand Oskar Pfungst, ein Student von Stumpf. Der Kluge Hans hatte keine außergewöhnlichen mathematischen Fähigkeiten. Vielmehr konnte das Pferd die Körpersprache und den Gesichtsausdruck der Menschen deuten. So nahmen die Fragesteller vor der richtigen Antwort eine gespannte Haltung ein. Dies erkannte der Kluge Hans und klopfte so oft mit dem Huf, bis die gespannte Haltung sich (nach der richtigen Antwort) auflöste. In mehr als 90% der Fälle konnte das Pferd so die gestellten Aufgaben richtig beantworten. Von Osten selbst wies diese Erkenntnisse ab und leugnete die Tatsachen. Weiterführende Untersuchungen erlaubte von Osten nicht.

Nach dem Tod von von Osten im Jahr 1909 erwarb der Kaufmann Karl Krall das Pferd, um weitere Experimente in Elberfelde anzustellen. Neben dem Klugen Hans wurden auch weitere Pferde, sowie Esel, Ponys und sogar ein Elefant trainiert. Seine Erkenntnisse schrieb Krall in seinem Buch „Denkende Tiere“ und im Zeitschriftenartikel „Tierseele“ nieder. Allerdings konnte Krall mit seinem Wissen keine finanziellen Erfolge erzielen. Im Jahr 1916 gab er seine Arbeit mit Tieren auf. Der Kluge Hans, einst eines der berühmtesten Pferde seiner Zeit, wurde anschließend im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

In der Wissenschaft gibt es seitdem die Bezeichnung „Kluger Hans Effekt“. Damit wird die unbewusste, einseitige Beeinflussung von Versuchstieren beschrieben. Dabei werden die Tiere durch die unbewussten körperlichen Signale der Menschen in ihrem Verhalten so beeinflusst, dass mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der im Versuch erwartete Effekt auftritt. Auch in der Sozialforschung beschreibt der Kluge Hans Effekt die Reaktivität von Probanden in wissenschaftlichen Versuchen, etwa durch eine Erwartungshaltung des Interviewers bei einer Befragung (auch Interviewereffekt genannt).

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