Ich möchte, dass ihr einmal innehaltet. Nehmt ein Bild von eurem Pferd und schaut es euch an. Was seht ihr?
Wenn ich ein Bild meiner Stute nehme – und es ist ganz gleich welches Bild ich nehme – und es mir anschaue, dann muss ich lächeln. Nicht zuletzt, weil ich rundum glücklich bin, dass es sie gibt. Nein, auch weil ich weiß, dass sie ebenfalls glücklich ist.
Klar, sie ist immer noch ein Pferd und denkt bestimmt nicht 24/7 daran, was ich tue, doch manchmal, wenn auch nur manchmal, freut sie sich bestimmt darauf mich zu sehen. Dann komme ich in den Stall, öffne die Tür und sie sieht mir bereits mit gespitzten Ohren entgegen.
Das war nicht immer so.
Ein Horseman sagte mir einmal, dass das Pferd genau weiß, was du selbst für eine Laune hast und was du vorhast. Wenn es dir nicht gut geht, merkt es das ebenfalls.
Das sei mal so dahin gestellt. Ob ihr das glauben wollt oder nicht, das müsst ihr selbst wissen – ich glaube daran, denn ich spiegele mich genau in meiner Stute wieder.
Fast 4 Jahre ist es her, ich war traurig, verzweifelt, denn mein erstes Pony musste von jetzt auf gleich eingeschläfert werden. Mein Vater versprach mir ein neues Pferd zu kaufen. Dafür bin ich ihm für immer und ewig dankbar, denn ohne ihn wäre das nie möglich geworden.
Es musste ein Fjordpferd her, denn ich wollte schon immer eins – und einen Monat später war es dann auch schon da. Das war vielleicht etwas voreilig, und ich hätte bestimmt noch ein, zweimal darüber nachgedacht, wenn ich nicht jung und ungeduldig gewesen wäre. Doch im Nachhinein bin ich froh darüber.
Das erste Jahr ging schnell vorüber und alles, was ich hatte, war Angst. Ich setzte mich nur selten auf mein Pferd, und wenn dann auch nur im Schritt, denn sie war „temperamentvoll und nicht zu halten.“
Gelände? Pfff. Nichtmals auf den Platz bin ich gegangen.
Das Pferd hob weder die Hufe, noch mochte es Wasser, ließ sich nicht ordentlich führen und longieren. Somit war der ganze Umgang mit ihr dahin. Führanlage wollte es im Überigen auch nicht.
Hilfe habe ich mir nicht gesucht, denn wie es oft so ist, war ich davon überzeugt, dass ich das alles alleine schaffe.
Irgendwann setzte sich dann doch mal jemand vom damaligen Stall drauf. Könnte ja helfen, wenn jemand anders sie reitet. Dass ich diejenige war, die Angst hatte und jedes Mal ausflippte, wenn etwas nicht lief wie ich wollte, war zu dem Zeitpunkt auch egal.
Ob ihr es glaubt oder nicht, ein bisschen hat es sogar geholfen. Ich habe danach angefangen mit einer Freundin zusammen Unterricht zu nehmen und immerhin konnte ich bald halbwegs alle Gangarten reiten.
Im Umgang ging es jedoch bergab. Sie ließ sich nicht mehr longieren, sie wollte nichtmal mehr vorwärts gehen. Auf dem Weg zur Weide riss sie sich los und ließ mich da einfach stehen, bis ich anfangen musste zu heulen und zu schimpfen. Sie rannte zum Gras und Heu wo es nur wuchs, egal, was die Person an der Leine machte. Es war quasi aussichtslos.
Doch dann, Mitte des zweiten Jahres hat es Klick gemacht und alles hat sich verändert. Ich habe eine winzige Sache verändert, die mein ganzes Leben ändern sollte.
Ich habe angefangen, meinem Pferd zuzuhören.
Das klingt Klischéehaft und unglaubwürdig, doch es ist die Wahrheit. Dieses Pferd hat mir beinahe zwei Jahre lang sehr deutlich gezeigt, dass es sich nicht für mich interessiert, denn ich habe mich auch nicht genug interessiert.
Einmal drüber putzen, Sattel drauf, fertig.
So viel dazu.
Der Wendepunkt kam an einem Tag, an dem sie mich angestiegen hat. Da wusste ich, etwas ist nicht mehr normal und sollte schnellstens geändert werden. Eine Freundin hat mir Übungen gezeigt, die mich dazu bringen, dass sie mir ein bisschen mehr Respekt zeigt. Die haben schnell angeschlagen und aufeinmal war da dieses Gefühl. Ich war ein bisschen stolz, denn ich hatte etwas geschafft, auch wenn es nur ein kleiner Schritt war und ich noch lange nicht am Ziel war. Noch wirklich lange nicht.
Ich habe mich also zum allerersten Mal wirklich mit meinem Pferd beschäftigt, habe darüber nachgedacht, was ihre Ängste sind, ihre Sorgen. Was sie will und wieso sie mich nicht akzeptiert.
Ich habe nach Übungen gegooglet und es ausprobiert, habe mit verschiedenen Leuten geredet, ich habe mir sogar Kurse angeschaut, an denen ich teilnehmen könnte. Doch tief in mir war noch immer der Wunsch, es allein zu schaffen, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits mehrmals Hilfe von außerhalb bekommen habe.
Der Reitunterricht lief außerdem auch einigermaßen ok, mittlererweile waren wir schon etwas weiter als nur drei Gangarten zu gehen und übten das ganze nochmal in schön. Denn auch wenn das Pferd galoppiert, buckeln sollte es dabei wirklich nicht. Schon gar nicht auf der falschen Hand.
Biegung und Stellung, ja das kam alles später und ist immernoch nicht gut.
Im dritten Jahr sind wir irgendwann zu einem neuen Stall umgezogen und eine weitere große Veränderung trat ein. Führen zur Wiese ging wieder so einigermaßen, auch wenn es teilweise mit Hengstkette sein musste. Irgendwann traf ich dann die Entscheidung, eine Bereiterin kommen zu lassen. Das war ein großer persönlicher Schritt für mich, denn wie schon gesagt, wollte ich es eigentlich allein schaffen.
Sie war wirklich nett und trainierte mein Stütchen sehr gut. Außerdem brachte sie mich zu einem The Gentle Touch Kurs, nachdem sich riesen Erfolge in meinem täglichen Umgang mit meiner Stute zeigten.
Ein Jahr später sieht die Welt wieder ganz anders aus. Wir stehen nun in einem Offenstall und kriegen viel Unterricht von meiner Bereiterin. Der Wunsch, irgendwann ein Turnier zu reiten, ist groß.
Wir haben uns sehr verändert. Ich bin viel geduldiger mit ihr, komme mit blöden Kleinigkeiten gut zurecht und bin stets gut drauf, wenn ich in den Stall komme. Aus einer Stunde am Stall werden locker mal vier oder fünf, denn endlich macht es mir Spaß. Ich habe keine Angst mehr, denn ich liebe mein Pferd und würde alles für sie tun. Wir arbeiten oft am Vertrauen und Respekt voreinander.
Und was soll ich sagen? Mein Pferd ist zufrieden. Sie traut mir, kommt wenn ich sie rufe. Sie läuft hinter mir her, steht ohne Halfter am Putzplatz. Sie geht mit mir über Gras, ohne mich dahin zu ziehen. Wir reiten Dressur, wir springen, wir reiten sogar mit Halsring.
Der Weg zur Perfektion ist noch weit, doch ich bin glücklich, wie es gerade ist, denn endlich schätze ich, was ich an ihr habe.
Zu Verdanken habe ich das alles nur ihr, denn wenn sie mich damals nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, wie ich mit ihr umgehe, so würden wir noch immer im Schritt durch die Halle dackeln statt draußen durch den Wald zu gehen, und sie würde noch immer in der Box stehen, statt den Tag auf der Wiese zu verbringen.
Also nehmt euch zwischendurch einen Moment und denkt daran, dass nichts geschenkt ist, auch nicht das Vertrauen eures Pferdes. Nutzt jede Minute, die ihr habt, um sie mit eurem Tier zu verbringen, denn es kann immer von jetzt auf gleich vorbei sein. Genießt euer Leben, und wenn ihr verzweifelt seit, nicht wisst was ihr mit eurem Pferd tun sollt – sucht euch Hilfe. Es ist nicht, wie ich immer dachte, schwach wenn man Hilfe von außerhalb bekommt. Man kann nicht alles alleine schaffen und die Tipps von Freunden oder auch Fremden können manchmal Gold wert sein. Gebt euch ein bisschen Mühe eurem Pferd zuzuhören. Es will euch sicherlich etwas sagen, wenn es nicht läuft wie ihr wollt. Es ist nicht immer nur das Pferd. Man sollte zuerst an seine eigenen Fehler denken.
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