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Beim Österreichischen Warmblut handelt es sich um ein modernes Sportpferd, das mit seinem breit angelegten Talent überzeugt. Pferde dieser Rasse werden bevorzugt im Turniersport eingesetzt und sind je nach Veranlagung sowohl im Spring- wie auch im Dressursport zu finden, ebenso in der Vielseitigkeit und im Fahrsport oder beim Voltigieren. Aufgrund seines freundlichen Wesens und seiner umgänglichen Art ist ein Österreichisches Warmblut jedoch auch abseits vom Turniergeschehen ein beliebtes Freizeitpferd. Das Österreichische Warmblut geht auf eine Rasse zurück, die schon vor Jahrhunderten in der Habsburger Monarchie gezüchtet wurde, das Altösterreichische Warmblut.
Wichtige Daten im Überblick
- Ursprung: Österreich
- Hauptzuchtgebiet: Österreich
- Verbreitung: Österreich, Europa
- Stockmaß: zwischen 164 und 168 cm
- Gewicht: je nach Größe und Körperbau ca. 600 Kilo
- Erscheinungsbild: mittelgroßes, harmonisches Sportpferd
- Farben: es sind alle Farben erlaubt, Schecken sind jedoch selten
- Haupteinsatzgebiet: Reit- und Fahrsport, im Turniersport hauptsächlich Springen und Dressur
Herkunft und Ursprung der Pferderasse (Zuchtgeschichte)
Das Österreichische Warmblut weist eine interessante Zuchtgeschichte auf. In früheren Zeiten waren Pferde hauptsächlich als Arbeitstiere eingesetzt, zum Beispiel in der Landwirtschaft und oder als Transportmittel unter dem Sattel oder vor der Kutsche. Auch das Militär hatte großen Bedarf an Pferden. Die Habsburger haben sich in hohem Maße der Pferdezucht gewidmet, unter anderem förderten sie die Lipizzanerzucht, denn imposante Prunkrösser waren gefragt. Ebenso wichtig waren aber auch harte, leistungsbereite Pferde für den militärischen Einsatz. Bevorzugt wurden die altösterreichischen Warmblüter verwendet, deren Zucht in dem eigens zu diesem Zweck gegründeten Gestüt in Radautz im heutigen Rumänien ihren Anfang nahm. Der versierte Pferdekenner Joseph von Cavallar wurde von Kaiser Joseph II Ende des 18. Jahrhunderts mit der Gründung des Gestüts und dem planmäßigen Aufbau der Pferderasse beauftragt. Im ausdehnten Reich der Habsburg gab es eine große Zahl an geeigneten Pferden der unterschiedlichsten Rassen. Als besonders für den Militärdienst geeignet galten die Rassen Gidran, eine in Ungarn gezüchtete Halbblutrasse mit hohem Anglo-Araberanteil, sowie Nonius, eine der ältesten ungarischen Warmblutrassen, die auf Anglo-Normannische Abstammung zurückgeht. Auch die Rasse Furioso-North-Star aus Ungarn und Vertreter der Vollblut-Hengstlinien Dahoman und Przedswit wurden häufig eingekreuzt. Neben dem ersten Gestüt in Radautz entstanden in der Donaumonarchie zahlreiche weitere Gestüte, wo das Altösterreichische Warmblut gezüchtet wurde.
Der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch der Donaumonarchie, viele Pferde mussten an Ungarn und Tschechien abgegeben werden. Auch im Zweiten Weltkrieg erlitt die Zucht schwere Verluste, der Restbestand der Rasse befand sich in Piber in der Steiermark. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Bundesestüt Piber nur noch 40 Mutterstuten des Altösterreichischen Warmbluts. Es wurden enorme Bemühungen zur Rettung der Rasse unternommen und es gelang, den Bestand wieder aufzustocken. Aus diesem Grundbestand rekrutiert sich das Österreichische Warmblut, allerdings unter Einsatz importierter Hengste. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Vererber aus Deutschland, unter anderem um den Hannoveraner Ferdinand.
Im Jahre 1983 wurde die Warmblutherde in Piber aufgelöst, hier werden seither ausschließlich Lipizzaner gezüchtet. Der Bestand an Zuchtpferden des Österreichischen Warmbluts ging an private Züchter über, die sich dem Erhalt der Rasse verschrieben haben. Heute beträgt die Zuchtbasis etwa 2500 Stuten und 80 Hengste. Dem österreichischen Warmblut, das aus einer Kombinationszucht entstand, dienten die weltbesten Zuchtlinien als Grundlage. Es wurden unter anderem auch Zuchtstuten aus Deutschland zugekauft. Es werden zur Veredlung hauptsächlich Vollblüter und Trakehner eingesetzt.
Nach der Auflösung der Piberschen Warmblutherde blieb das Hengstenstallamt in Stadl-Paura ein Stützpfeiler der Zucht. Hier wurden Hengste der drei wichtigsten österreichischen Pferderassen bereitgehalten. Es handelte sich um Haflinger, Noriker und das Österreichische Warmblut. Im Jahre 1994 wurde auch das Hengstenstallamt geschlossen.
Beschreibung des Aussehens (Exterieurs)
Das Österreichische Warmblut ist großrahmig, aber nicht wuchtig, sondern elegant und harmonisch. Es ist korrekt gebaut, im Rechtecktyp stehend und gut bemuskelt. Der Kopf sollte trocken und ausdrucksvoll sein, mit großen, wachen Augen. Die gut geformte Halsung und die schräge Schulter sowie die klaren Gliedmaßen unterstreichen das trockene Fundament, aus dem sich taktmäßige und raumgreifende Grundgangarten entwickeln lassen. Das österreichische Warmblut überzeugt mit seiner Bewegungsqualität, ist jedoch vom Exterieur her nicht einheitlich, sondern weist innerhalb der Rasse Unterschiede auf, je nachdem welche Veredlerhengste eingesetzt worden sind. Dadurch kann das Österreichische Warmblut durchaus auch dem Trakehener oder einem großrahmigen Vollblüter ähneln.
Österreichisches Warmblut – Charakter (Interieur)
Das Österreichische Warmblut zeichnet sich durch sein ausgeglichenes Temperament und seine Rittigkeit aus. Es ist von freundlichem Wesen, dem Menschen zugewandt und umgänglich. Es ist leistungsbereit und lernwillig. Je nach Veranlagung, die durch planmäßige Anpaarungen unterstützt und herausgezüchtet wird, eignet es sich für den Spring- oder Dressursport.
Besondere Merkmale/Einsatzgebiete der Rasse/Erbkrankheiten
Das Altösterreichische Warmblut, aus dem das Österreichische Warmblut hervorgeht, war etwas schwerer im Typ. Das besondere Merkmal des Österreichischen Warmbluts ist das harmonische Erscheinungsbild. Wenn auch nicht alle Exemplare der Rasse ein gleichförmiges Exterieur aufweisen, so ähneln sie sich doch stark in der Harmonie des Körperbaus und der eleganten Ausstrahlung. Hervorstechendes Merkmal des Österreichischen Warmbluts ist seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit, Verkaufspferde werden meist schon im Vorfeld auf die entsprechende Eignung geprüft.
Pferde dieser Rasse werden in den unterschiedlichsten Disziplinen des Pferdesports eingesetzt, auffallend häufig im Turniersport in den Sparten Dressur und Springen. Doch sie behaupten sich auch erfolgreich in der Vielseitigkeit, im Fahrsport und beim Voltigieren. Die Zuchtbasis ist mit etwa 2500 Stuten und 80 Hengsten nicht sehr breit aufgestellt, dennoch verzeichnet das Österreichische Warmblut beachtliche Erfolge im nationalen und sogar im internationalen Reitsport. Etwa die Hälfte der in Österreich gezüchteten Warmblüter schlagen eine Turnierlaufbahn ein. Die andere Hälfte wird als vielseitiges Freizeitpferd geschätzt. Sie erfreuen Reiter und Besitzer nicht nur auf dem Reitplatz oder in der Halle, sondern sie sind wegen ihres ausgeglichenen Temperaments auch sehr gute Freizeitpartner für Ausritte oder Kutschfahrten. Auch bei Reitjagden kommen sie zum Einsatz.
Erbkrankheiten sind beim Österreichischen Warmblut nicht bekannt. Allerdings sollte im Sinne der Gesunderhaltung auch dem Turnierpferd eine artgerechte Haltung mit viel frischer Luft und Sonne zugebilligt werden. Hochbezahlte Athleten werden meist nicht in den Genuss der Weide- und Offenstallhaltung kommen, aber allein schon eine Paddockbox anstelle einer geschlossenen Innenbox ist förderlich. Außerdem sollte auch dem Sportpferd täglich Weidegang auf einer gepflegten Koppel gewährt werden, zumindest stundenweise. Dies dient ganz allgemein der physischen und psychischen Gesunderhaltung des Pferdes. Das Österreichische Warmblut macht hier keine Ausnahme und dankt die artgerechte Haltung mit Langlebigkeit und Leistungsbereitschaft.
Bekannte Pferde der Rasse
Alljährlich werden von der Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht Österreich (AWÖ) die erfolgreichsten Turnierpferde der einzelnen Sparten ermittelt. Im Jahre 2020 glänzte der dunkelbraune Hengst „United Europ“ in der Sparte Dressur, bei den Springpferden überzeugte „Contario“, der in mehreren schweren Springen siegreich war. In der Vielseitigkeit belegte „Little Lolita“ den ersten Rang und bestes Fahrpferd wurde „Bambucca“. Das Voltigierpferd „Rosselini“ vervollständigt den Reigen, der eindrucksvoll aufzeigt, wie vielseitig einsetzbar die erfolgreichen Sportpferde aus Österreich sind.