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Die Geschichte des Pferdes

von Frederieke Wenning
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Wenn vom Pferd die Rede ist, muss im wissenschaftlichen Kontext die Familie der Pferde (Equidae) genannt werden, die neben Zebras und Eseln das Wildpferd und seine Unterart, das domestizierte und heute weitverbreitete Hauspferd, umfasst. Vom kleinen Pony bis zum Großpferd ist eine Vielzahl an Rassen bekannt, die größtenteils für das Freizeit- und Turnierreiten in unterschiedlichen Disziplinen eingesetzt werden. Pferde spielen heute mehr denn je in nahezu jedem Land eine Rolle als Reitpferd oder sogar nach wie vor als Transport- und Lasttier. So umfasst allein der Bestand in Deutschland rund 1,2 Millionen Pferde, die von etwa 1,6 Millionen Reitbegeisterten gehalten werden und im Pferdesport Verwendung finden. Damit hat sich die Zahl der bundesweit registrierten Pferde in den letzten vier Jahrzehnten vervierfacht – zweifellos ein deutlicher Beleg für die ungebrochene Popularität des Reitens.

Merkmale des Pferdes

Äußeres Erscheinungsbild, Größe und Alter

Je nachdem, um welche Rasse es sich handelt, variieren der Körperbau, Fell und Farbe sowie die Körpergröße des Pferdes deutlich. Während Ponys als Kleinpferde eine maximale Widerristhöhe von 148 Zentimetern aufweisen und es sogar Miniponys mit einer Größe von nur 40 Zentimetern gibt, zeichnen sich Großpferde durch ein deutlich höheres Stockmaß aus. Als größte Rasse gilt das wuchtige Shire Horse, bei dem schon über zwei Meter gemessen wurden. Ebenso stark schwankt auch das Gewicht, von etwa 90 Kilogramm beim kleinen Falabella Pony bis zum schweren Kaltblüter, der mehr als eine Tonne auf die Waage bringen kann. Nicht zuletzt wird das äußere Erscheinungsbild des Pferdes durch die Fellfarbe bestimmt, die sich angefangen bei hellen Färbungen bis zum dunklen Schwarz sehr vielfältig zeigen kann. Die wichtigsten Fellfärbungen sind Füchse, Rappen, Braune, Schimmel, Falben und Schecken, ergänzt durch mögliche Abzeichen am Kopf oder an den Beinen. Ungeachtet dessen erreichen Pferde meist ein Alter von 25 bis 30 Jahren, wobei Ponys auch bis zu 50 Jahre alt werden können. Grundsätzlich spielen jedoch auch die Rasse sowie die Haltungsbedingungen und die Verwendung des Pferdes eine nicht unerhebliche Rolle.

Das Pferd lässt sich grundsätzlich in drei Typen unterscheiden, die sich an der Zuchtform und insbesondere am Verhalten des Typs orientieren, in das Voll-, Warm– und Kaltblut. Die Einteilung hängt nicht etwa mit Eigenschaften des Bluts zusammen, sondern bezieht sich auf das Temperament der Pferde. So sind Vollblüter in der Regel leicht erregbar, heißblütig und vergleichsweise nervös, während sich Kaltblüter meist ruhig und sehr umgänglich zeigen. Warmblüter basieren hingegen in ihrem Zuchtursprung auf der Kreuzung von Voll- und Kaltblütern, durch die das Positive beider Typen – Robustheit und Gutmütigkeit des Kaltbluts sowie Tempo und Eleganz des Vollbluts – miteinander verbunden und hervorgehoben wurde.

Körpermerkmale und Anatomie

Markant ist beim Pferd neben dem grundsätzlich stämmigen Körper mit langen Beinen der lang gestreckte und wuchtige Kopf mit einem verlängerten Oberkiefer und Zwischenkieferbein, einem hoch liegenden Kiefergelenk und einem vergrößerten Unterkieferast. Jede Kieferhälfte verfügt über drei meißelförmige Schneidezähne, drei Molaren und in der Regel drei Prämolaren. Dementsprechend hat das bleibende Gebiss 36 bis 44 Zähne, während Fohlen nur 24 bis 28 Milchzähne haben. Daneben zeichnen sich Pferde durch weitere besondere Körpermerkmale aus, darunter das sehr große Sichtfeld durch die weit hinten und seitlich am Kopf sitzenden Augen, die ein beinahe komplettes Rundum-Sehen ermöglichen. Einige Farben wie Gelb, Rot und Blau sehen Pferde sehr intensiv, während Grün, Grau und Braun keinen Unterschied für sie darstellen. Im Gegenzug können Pferde allerdings hervorragend im Dunkeln sehen. Die Ohren zeigen sich sehr beweglich und lang und können um 180 Grad gedreht werden. Dies ermöglicht Pferden ein gezieltes Hören in alle Richtungen. Bemerkenswert ist darüber hinaus der Umstand, dass Pferde Zehenspitzgänger mit einer verminderten Zehenanzahl sind und nur über eine funktionelle Zehe, eingerahmt durch zurückgebildete Griffelbeine, verfügen. Die reduzierte Zehenanzahl ist eines der charakteristischsten Merkmale des Pferdes überhaupt und führt dazu, dass die Tiere beim Gehen ausschließlich das letzte Zehenglied aufsetzen, also Spitzengänger sind. Als typisch erweisen sich mit Blick auf die Gliedmaßen außerdem das sattelförmige Sprunggelenk zwischen Kahn- und Sprungbein, die reduzierte Elle, das fehlende Schlüsselbein und das mit dem Schienbein verwachsene Wadenbein.

Hinsichtlich der inneren Anatomie liegt eine Besonderheit darin, dass Pferde Enddarmfermentierer sind. Die Verdauung findet zum größten Teil im Darmtrakt statt, nämlich in dem bis zu 90 Liter fassenden Blinddarm und im Grimmdarm, der bis zu vier Meter lang sein kann. Der einkammerige, einfach gebaute Magen spielt hingegen kaum eine Rolle. Darüber hinaus ist der Eierstock beim Pferd anders gebaut als bei anderen Säugetieren, da sich das Eierstockgewebe, auch Rinde genannt, mit seinen Follikeln im Organinneren befindet.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Die wilden Pferdearten waren ursprünglich weltweit verbreitet und lebten ebenso in Afrika und Amerika wie in weiten Teilen Eurasiens. Heute beschränkt sich ihr Verbreitungsgebiet auf Zentralasien sowie den Süden und Osten des afrikanischen Kontinents. Anzunehmen ist, dass Umstände wie Veränderungen der klimatischen Bedingungen nach der letzten Eiszeit, die Jagd durch den Menschen oder eine Seuche zur Ausrottung beigetragen haben. Sowohl in Amerika als auch Europa sind Wildpferde seit rund 10.000 Jahren ausgestorben. Nur der Tarpan, die westliche Art des eurasischen Wildpferds, überlebte in Osteuropa nahe des Urals, ehe auch er im 19. Jahrhundert verschwand. Das Hauspferd wurde hingegen im Zuge der Domestizierung immer stärker durch den Menschen verbreitet und existiert heute in zahlreichen Rassen weltweit. Darüber hinaus bestehen noch verwilderte Populationen, bei denen es sich um halbwild lebende Rassen oder verwilderte Hauspferde handelt, insbesondere in den USA und Australien.

Im Gegensatz zur Verbreitung hat sich der favorisierte Lebensraum nur wenig verändert, da Pferde seit Jahrtausenden offenes Gelände, beispielsweise in Steppen, Savannen oder Wüsten, bevorzugen. Eine Ausnahme bildet der ausgestorbene Waldtarpan, der überwiegend in den Wäldern Europas lebte. Mit Blick auf ihren natürlichen Lebensraum ist es kaum verwunderlich, dass Pferde noch heute lieber auf der Weide als in Boxen im Stall stehen.

Die Lebensweise der Pferde

Sozialverhalten

Da Pferde von Natur aus Herdentiere sind, leben sie in gemeinsamen Gruppen, durch die sie soziale Kontakte mit ihren Artgenossen aufnehmen können. Neben Lauten dient vor allem die Körpersprache zur Verständigung untereinander, darunter die Stellung der Ohren, die auf das Empfinden des Pferdes hinweist. Hängen die beweglichen Ohrmuscheln herunter, deutet dies auf Unwohlsein, Entspannung, Müdigkeit oder Unterwerfung hin, während ein starkes Hin- und Herbewegen als Zeichen für eine erhöhte Aufmerksamkeit und Neugierde zu werten ist. Als typisch erweist sich darüber hinaus das Anlegen der Ohren – in diesem Fall fühlt sich das Pferd bedroht. Ungeachtet dessen ist vor allem die Gruppenbildung charakteristisch für das Sozialverhalten. Die aus bis zu 35 Tieren bestehenden Gruppen setzen sich aus mehreren Stuten und Fohlen sowie einem oder mehrere Hengste zusammen, die den Schutz vor Fressfeinden und das Bewachen zur Aufgabe haben. Beim Abgang von Gruppenmitgliedern oder neu hinzukommenden Pferden wird die Rangordnung durch Körpersignale neu festgelegt. Drohgebärden sind ebenso wie Bisse oder Tritte keine Seltenheit, um die eigene Position in der Gruppe zu beanspruchen. Ebenso kann es vorkommen, dass mehrere junge Hengste gemeinsam einen neuen Jungtier-Verband bilden, dass Stuten sich einem neuen Hengst oder einer anderen Gruppe anschließen und dass mehrere Gruppen in einem Gebiet eine gemeinsame Herde mit fester Rangfolge bilden. Das Sozialverhalten kann sich also unterschiedlich zeigen und kommt auch auf die jeweilige Art an.

Nahrung

Pferde fressen naturgemäß ausschließlich Pflanzen und bevorzugen vor allem Gräser. Daneben nehmen sie auch Zweige oder weiche Pflanzenteile wie Blätter zu sich. In der Pferdehaltung durch den Menschen nimmt der Weidegang also eine besonders wichtige Stellung ein, ergänzt durch das Zufüttern von Stroh, Heu, Hafer oder Fertigfutter. Ebenso entscheidend ist frisches Trinkwasser, das je nach Fütterung, Wetterverhältnissen und Körpergewicht des Pferdes in unterschiedlicher Menge aufgenommen wird. Von wenigen Litern bei Grünfütterung bis zu 60 Litern am Tag ist alles möglich, zumal Pferde sogar über längere Zeit ohne Wasser zurechtkommen und den Mangel anschließend in kurzer Zeit durch eine schnelle Wasseraufnahme wieder ausgleichen können. Durch dieses Trinkverhalten entstand die Redensart „Saufen wie ein Pferd“.

Feinde und Feindverhalten

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere und haben den Instinkt, bei einer Bedrohung schnell zu flüchten. Wie andere Huftiere auch, verfügen sie durch ihren natürlichen Körperbau über die Vorrausetzungen für ein ausdauerndes und schnelles Laufen, das ihnen das Abwenden von Gefahren ermöglicht. Fühlt sich ein Pferd hingegen in die Enge getrieben, da keine Fluchtmöglichkeit besteht, kann es mit Bissen oder Huftritten reagieren. Vor allem die muskulösen Hinterbeine kommen dann schmerzhaft zum Einsatz.

Fortpflanzung

Pferde erreichen ihre Geschlechtsreife im Alter von 12 bis 20 Monaten, Stuten meist schon bis zum 18. Monat und werden dann im Abstand von 21 bis 24 Tagen rossig. Ist eine Stute trächtig, dauert die Tragezeit etwa 320 bis 355 Tage, wobei diese meist länger ist, wenn der Geburtstermin Anfang des Jahres liegt. Nach rund 11 Monaten wird in der Regel ein einziges Fohlen geboren, das bereits weit entwickelt ist, unmittelbar aufsteht und schon wenige Stunden nach der Geburt laufen kann. Diese bereits fortgeschrittene Entwicklung war für Fohlen in freier Wildbahn entscheidend, um beim Aufeinandertreffen mit natürlichen Fressfeinden zu überleben.

Domestizierung und Geschichte

Abstammung

Die ursprüngliche Stammform des heutigen Hauspferdes, das Wildpferd, wurde bereits vor vielen Jahrtausenden durch den Menschen nutzbar gemacht. Verschiedene wissenschaftliche Studien mit widersprüchlichen Befunden kommen zu dem Schluss, dass eine Domestizierung etwa zwischen 3.000 und 5.000 v. Chr. erfolgt sein muss und an mehreren Orten unabhängig voneinander stattgefunden hat. Darauf lassen unter anderem DNA-Untersuchungen aus dem Jahr 2002 schließen, bei denen Wissenschaftler herausfanden, dass allein bei den Stuten mindestens 77 Stammtypen existierten. Dies wurde als Indiz dafür gewertet, dass es mehrere Wildpferdepopulationen weltweit gab, die in verschiedenen Regionen domestiziert wurden. Andere Analysen gehen hingegen von einer Domestizierung in einer einzigen Region, in der Steppe Eurasiens, aus. Demzufolge sind erst durch die überregionale Ausbreitung Pferde anderer Bestände eingekreuzt worden. In diese Richtung geht auch eine mehrfach von Hippologen vertretene, aber bisher nicht belegte Hypothese, dass das heutige Hauspferd in seiner Abstammung auf vier eurasische Wildformen zurückgeht: das Ur-/Nordpony, das Tundrenpferd, den Urwarmblüter/das Steppenpferd sowie auf den Uraraber. Das Ur-/Nordpony soll etwa 120 Zentimeter groß und in Nordwesteuropa beheimatet gewesen sein. Durch die raue Landschaft, die karge Nahrung und das feuchtkalte Klima war es sehr robust. Massiger und größer zeigte sich der Annahme zufolge das Tundrenpony, das in einem Gebiet vom heutigen Südrussland über den Iran bis nach Westchina lebte. Das Steppenpferd hat sich in den warmen Steppen Zentralasiens entwickelt und zeichnete sich durch eine ausgeprägte Schnelligkeit und eine robuste Athletik aus. Der Uraraber als vierter Typ soll aus dem Orient stammen und war an das heiß-trockene Klima angepasst.

Die Geschichte und Verwendung des Pferdes – von der Antike bis heute

Domestizierte Pferde erwiesen sich von Beginn an als immenser Vorteil für den Menschen, insbesondere mit Blick auf die Mobilität. Weite Entfernungen konnten mithilfe des Pferdes deutlich schneller überwunden werden – ein Umstand, der für das Herrschen über große Reiche äußerst bedeutsam war. Nicht zuletzt kamen Pferde seit jeher als Fleischlieferant sowie in Kriegen zum Einsatz.

Antike

In der griechischen Antike wurden Pferde bei Bestattungen als Opfer dargebracht und als Symbol für den Tod angesehen. Vor allem wurden sie aber wie bei den Hethitern und Assyrern sowie im ägyptischen Neuen Reich zum Ziehen von Streitwagen eingesetzt. Die auch für Repräsentations- und Wettkampfzwecke verwendeten Zweispänner waren bei kriegerischen Auseinandersetzungen lange gebräuchlich, ehe sich Reiter der Kavallerie, im Kampf auf dem Pferd sitzend, als effektiver erwiesen. Hierzu trugen die verbesserte Reitkunst und insbesondere die Zucht von Pferden mit größerem Stockmaß von bis zu 140 Zentimetern bei, die schon damals auf hohem Niveau vorangetrieben wurde. Daneben kamen Pferde auch für sportliche Wettkämpfe zum Einsatz, darunter für Wagenrennen und das Wettreiten bei den Olympischen Spielen der Antike.

Mittelalter

Zu Beginn des Mittelalters zeichneten sich die nutzbar gemachten Pferde durch eine Widerristhöhe von circa 120 bis 150 Zentimetern aus und wurden zunehmend als Kriegs- und Gebrauchspferde gezüchtet. Als hilfreich für das Reiten erwies sich die allmähliche Verbreitung des Steigbügels und für die Verwendung als Arbeitspferd das aus China stammende Kummet. Dieser gepolsterte Halskragen ermöglichte es, Pferde für schwere Arbeit, beispielsweise zum Ziehen eines Pflugs, einzusetzen. Vorher kamen hierfür nur Ochsen infrage, da die herkömmlichen Geschirre den Pferden beim Ziehen von schweren Wagen oder Gerätschaften durch ihre Befestigungsposition am Körper die Luft abschnürten. Nun konnte die im Vergleich zum Ochsen größere Arbeitsleistung der Pferde landwirtschaftlich besser genutzt werden, zumal auch die Zugleistung vor dem Wagen durch das Aufkommen von Brustblattgeschirr gesteigert wurde. Daneben war die Verwendung als Reitpferd in Schlachten weit verbreitet und für die Ritter des europäischen Mittelalters unerlässlich. Zunächst war das Reiten also ein militärischer Zweck, ehe sich hieraus die höfische Reitkunst der Adelshäuser herausbildete. Die gezielte Pferdezucht entwickelte sich allerdings erst ab dem späten Mittelalter mit dem Ziel, ein kräftiges, großes und robustes Pferd zu züchten, das die schweren Ritter mit Rüstung tragen kann.

Neuzeit

Während im Mittelalter noch der schwere, große Pferdetyp gefragt war, entwickelte sich in der Neuzeit der Typ des Barockpferdes. Beliebt war vor allem der Andalusier, der aus der Kreuzung von spanischen Pferderassen mit dem seit dem 9. Jahrhundert von der Arabischen Halbinsel nach Europa gekommenen Araber hervorging. Auch die Entstehung der Lipizzaner, die seit 1565 in der Spanischen Hofreitschule ausgebildet werden, ist auf die Veredelung mit den edlen, arabischen Pferden zurückzuführen. In England entstand seit dem 17. Jahrhundert durch die Kreuzung von englischen Rennpferden mit orientalischen Hengsten die Zucht des Englischen Vollbluts, das bis heute als schnellste und ausdauerndste Pferderasse weltweit gilt. Im Verlauf der Neuzeit wurden Pferde zunehmend als Reit- und Rennpferd, aber auch nach wie vor als Arbeits- und Zugpferd eingesetzt. Die landwirtschaftliche Verwendung wurde im 20. Jahrhundert durch die Motorisierung in den Industrieländern überflüssig, sodass Pferde heute fast ausschließlich eine Bedeutung als Freizeit– und Sportpferd einnehmen.

Pferde und Menschen

Die Nutzung durch den Menschen

Der Mensch machte sich die ursprünglich wilden Pferde schon früh nutzbar, um sie für seine Zwecke als Last-, Arbeits- und Reittier einzusetzen. Zunächst stand die Verwendung als Trag- und Zugpferd im Vordergrund, sei es zum Ziehen von Streitwagen in der Antike, zum Transportieren schwerer Gegenstände oder als Gespann vor Karren, Kutschen und landwirtschaftlichen Gerätschaften. Angefangen beim Pferd vor dem Pflug auf dem Acker bis zum Grubenpferd im Tagebau zum Ziehen der Förderwagen war der Einsatz von Pferden zum Lastentransport und im Ackerbau weit verbreitet. Vor allem das wuchtige und robuste Kaltblut eignete sich bestens, um Fuhrwerke aller Art zu ziehen. Die leichteren Warmblüter waren hingegen für das Reiten prädestiniert und erfreuten sich seit dem Mittelalter großer Beliebtheit in den Adelshäusern Europas, einhergehend mit der Entwicklung der höfischen Reitkunst, der Entstehung von Hofreitschulen und der Jagd zu Pferd. Nicht zu vergessen ist auch der Einsatz als Kriegspferd, darunter als Schlachtpferd der Ritter im Mittelalter, als Reitpferd der Kavallerie und zum Ziehen von Kanonen und Transportwagen.

Aber auch im Schienenverkehr fanden Pferde Verwendung und wurden im 19. Jahrhundert für das Ziehen von Eisen- und Straßenbahnen oder auf Pferdeomnibus-Linien eingesetzt, ehe die Dampflokomotive und elektrische Triebwagen aufkamen. Entbehrlich wurden Pferde auch in der Landwirtschaft, in der im 20. Jahrhundert die Motorisierung Einzug hielt. Seither vollzog sich ein stetiger Wandel vom Arbeitspferd zum Reitpartner, sodass Pferde heute fast ausschließlich für das Freizeit– oder Turnierreiten in verschiedenen Disziplinen gehalten werden, darunter für die Dressur oder das Springreiten, Voltigieren oder Westernreiten, den Fahrsport oder Galopprennen. Darüber hinaus kommen Pferde in unterentwickelten Regionen der Welt durchaus noch als Transport- und Lastpferd zum Einsatz.

Fütterung der Pferde

Neben der Aufnahme von Gräsern beim Weidegang werden Pferde in der Haltung durch den Menschen mit verschiedenen Fertigfuttermitteln sowie mit Stroh, Heu und Hafer gefüttert. Bei einem durchschnittlichen Warmblutpferd liegt der Grundfutterbedarf bei etwa sechs Kilogramm Heu täglich, wobei für jede Stunde Arbeit zusätzlich ein Kilogramm Kraftfutter hinzugegeben werden sollte. Ungeachtet dessen ist die Fütterung an den Bedarf des jeweiligen Pferdes anzupassen. Während ältere Pferde eine geringere Futterverwertbarkeit aufweisen, benötigen Sportpferde besonders energiereiches Futter. Bei tragenden oder säugenden Stuten und bei Fohlen und Jungpferden ist hingegen ein stärkerer Bedarf an Eiweiß maßgeblich. Ebenso wichtig ist auch eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen, die durch Salzlecksteine im Trog gewährleistet werden kann. Andernfalls treten oftmals Mangelerscheinungen auf.

Generell sollte dem Pferd neben Fertigfuttermitteln immer ausreichend Raufutter in Form von Stroh oder Heu zur Verfügung gestellt werden, das sich nicht nur positiv auf die Zahnpflege auswirkt, sondern auch für eine gesunde Darmtätigkeit sorgt. Daneben ist frisches Wasser unerlässlich, das am besten mithilfe einer Selbsttränke dauerhaft bereitstehen sollte. Die Vorrichtung mit Metallzunge und Tränkebecken darf im Winter allerdings nicht zufrieren. Pferdehalter müssen auf diesen Umstand ebenso achten wie auf eine sichere Futterlagerung, die den Zugang für Mäuse unmöglich macht, um der Übertragung von Krankheitserregern vorzubeugen. Eine Gefahr können außerdem Pflanzen darstellen, die für Pferde ungenießbar oder giftig sind, wie Greiskräuter oder Efeu, und im Heu enthalten sein können. Beim Fressen von gemähten Gräsern sind Pferde oftmals unvorsichtiger als beim Grasen auf der Weide. Hierbei sortieren sie ungenießbare Pflanzen in der Regel selbst aus.

Das Leistungsvermögen der Pferde

Je nach Rasse und Fitnesszustand des Pferdes kann das Leistungsvermögen deutlich variieren und muss nicht zwangsläufig einer Pferdestärke (PS) entsprechen, die von James Watt als Maß für die erbrachte Leistung festgelegt wurde. Untersuchungen haben ergeben, dass ein Warmblüter mit einem Gewicht von 600 Kilogramm 1,1 PS, ein 750 Kilogramm schweres Kaltblut 1,2 PS und ein Shetlandpony mit nur 200 Kilogramm 0,4 PS leistet. Kurzfristig kann die Leistung bei Warmblutpferden im Galopp allerdings auch 20 PS und bei Kaltblütern 30 PS betragen, wie in Leistungsprüfungen der Zuchtverbände nachgewiesen wurde.

Das Pferd als Fleisch-, Milch- und Lederlieferant

Das Pferd spielt für den Menschen seit jeher sowohl als Fleisch- als auch Milch- und Lederlieferant eine Rolle. Ehe es im Zuge der Domestizierung nutzbar gemacht wurde, dienten Pferde ausschließlich als Nahrungsquelle und wurden ebenso wie andere Tierarten vom Menschen gejagt. Aber auch in den vergangenen Jahrhunderten diente Pferdefleisch als Hungerration, als Alternative, wenn kein anderes Fleisch zur Verfügung stand, oder wurde bewusst für einige Gerichte verwendet. Ein typisches Beispiel ist der Rheinische Sauerbraten. Für die Zubereitung dieser regionalen Spezialität wird traditionell Pferdefleisch, heute allerdings meist Rindfleisch, verwendet, das bei rund 100 Pferdemetzgern im Rheinland sowie im Osten Deutschlands erhältlich ist. Allein im Jahr 2001 betrug der Verbrauch von Pferdefleisch weltweit mehr als 150.000 Tonnen. Auch die Stutenmilch, die von Natur aus für die Ernährung der Fohlen vorgesehen ist, wird vom Menschen verwendet, unter anderem als Muttermilchersatz für Säuglinge, für die Herstellung von Kosmetika sowie bei Heilbehandlungen. Pferdehäute kommen hingegen in der Lederverarbeitung zum Einsatz, beispielsweise für Schuhe aus Cordovan-Leder.

Pferde im Kriegseinsatz

Pferde werden seit jeher im Krieg eingesetzt und waren in der Vergangenheit ein bedeutsamer Bestandteil des militärischen Transportwesens nahezu jeder Armee weltweit. Sowohl im Ersten als auch Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Pferde als Fortbewegungsmittel oder Zugtiere verwendet. So war die Wehrmacht vergleichsweise kaum motorisiert, sondern zum größten Teil beritten und bespannt, wozu circa 2,8 Millionen Pferde dienten. Nach dem Krieg waren über 60 Prozent des anfänglichen Bestandes verendet.

Bezeichnungen, Rassen, Fellfarben, Abzeichen

Bezeichnungen

Pferde werden je nach Geschlecht und Alter unterschiedlich bezeichnet. Unter einem Hengst ist das männliche Pferd zu verstehen. Ist es kastriert und damit nicht mehr fortpflanzungsfähig, wird der Hengst Wallach genannt. Bei einer Stute handelt es sich hingegen um das weibliche Pferd, das die Jungtiere, die sogenannten Fohlen oder Füllen zur Welt bringt. Für Pferde, die ein Jahr alt sind, wird die Bezeichnung Jährling verwendet. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von umgangssprachlichen, veralteten und mundartlichen Bezeichnungen oder Fachbegriffe. So ist mit dem Beschäler ein Deck-/Zuchthengst gemeint, mit dem Enter in Norddeutschland ein Jährling und mit dem Klepper umgangssprachlich ein schwaches oder klappriges Hauspferd. Mönch dient als Bezeichnung für den Wallach, Renner für ein schnelles Reitpferd und Ross für ein besonders edles Pferd.

Pferderassen und -typen

Pferde werden nach ihrer Größe in Kleinpferde/Ponys und Großpferde eingeteilt. Maßgeblich zur Unterscheidung und zur Einordnung bei Wettbewerben ist eine Widerristhöhe von 148 Zentimetern. Alle Pferde unter diesem Stockmaß sind demnach Ponys. Hinsichtlich der Eigenschaften und des Temperaments der Pferde ist hingegen die Einteilung in Voll-, Kalt- und Warmblut entscheidend. Das Kaltblut zeichnet sich durch ein schweres Körpergewicht, gute Zugfähigkeiten und ein vergleichsweise ruhiges Gemüt aus. Mit seiner Masse und Kraft ist es hervorragend als Zugpferd und dementsprechend für den Einsatz in der Landwirtschaft geeignet. Auch wenn dieser Verwendungszweck heute kaum noch verbreitet ist, werden Kaltblüter nach wie vor für ihre hohe Ausdauer, das ausgeprägte Leistungsvermögen und ihre Gutmütigkeit geschätzt.

Diese positiven Eigenschaften machen sie zu einem idealen Freizeit-, Kutsch- und Familienpferd oder auch zu attraktiven Show- und Brauereipferden. Aufgrund ihres schweren Körperbaus und des Mangels an Schnelligkeit sind sie als Reitpferd eher weniger geeignet. Für diesen Zweck kommt hingegen das Warmblut zum Einsatz, das sich deutlich eleganter und leichter präsentiert. Die Warmblutzucht besteht in Europa seit dem 18. Jahrhundert und basiert auf der Einkreuzung von spanischen und arabischen Pferderassen. Durch diese Veredelung wurde ein leichtfüßiger und schnellerer Pferdetyp erzielt, der zwischen dem Kalt- und Vollblut anzusiedeln ist. Nach wie vor erfolgt die Zucht der Warmblüter oftmals mit einem offenen Stutbuch, um Einkreuzungen zur Verbesserung von Eigenschaften möglich zu machen. Darüber hinaus feiern die begabten Reitpferde seit vielen Jahren große Erfolge im internationalen Turniersport, darunter beispielsweise Trakehner und Hannoveraner deutscher Zucht. Als Vollblüter werden hingegen alle Pferderassen bezeichnet, die ursprünglich von arabischen Pferden abstammen. Hierzu zählen der Anglo-Araber, der Vollblutaraber und das Englische Vollblut. Alle drei Rassen sind vor allem bei Galopprennen äußerst erfolgreich.

Fellfarben

Zu den grundsätzlichen Fellfarben des Pferdes zählen Braune, Rappen, Füchse, Falben, Schimmel und Schecken. Fohlen kommen oftmals heller zur Welt und erreichen erst mit zunehmendem Alter ihre endgültige Fellfarbe, mit Ausnahme von Schimmeln, die immer heller werden. Der typische Rappe zeichnet sich durch schwarzes Fell und schwarzes Langhaar sowie durch dunkle Augen und Hufen aus. Oftmals fällt eine Unterscheidung zu Dunkelfüchsen und Schwarzbraunen schwer. Letztere zählen zu den Braunen, die in der Regel eine rötliche bis bräunliche Färbung mit schwarzen Beinen, schwarzer Mähne und schwarzem Schweif aufweisen. Das Fell des Fuchses ist rötlich, bräunlich oder gelblich gefärbt und wird durch gleichfarbiges oder helleres Langhaar ergänzt. Vom Dunkel- bis zum Kupfer- oder Hellfuchs kommen verschiedene Schattierungen vor.

Mit einer besonderen Färbung zeigt sich außerdem der Lichtfuchs. Die Mähne ist blond, weiß oder nur leicht heller als das Fell. Mit einem markanten Erscheinungsbild überzeugt auch der Falbe, der über sandfarbenes, helles oder graues Fell mit dunkelbraunem Langhaar verfügt. Die meisten weißen Pferde sind Schimmel, die durch das Grey-Gen erst mit zunehmendem Alter weiß werden und zunächst mit einer anderen, beliebigen Fellfarbe geboren werden. Ob Apfel- oder Fliegenschimmel, auch bei dieser Färbung sind verschiedene Varianten möglich. Daneben gibt es stichelhaarige Rot-, Braun- und Blauschimmel sowie Schecken, deren Fell neben einer Grundfarbe weiße, scheckig wirkende Bereiche aufweist.

Abzeichen

Unter Abzeichen sind verschieden gefärbte, aber oftmals weiße Fellzeichnungen zu verstehen, die meist am Kopf oder an den Beinen vorkommen. Hierzu zählen insbesondere die weiße Blesse als Abzeichen im Gesicht, Zebrastreifen an den Beinen und der in der Mitte des Rückens entlang verlaufende, dunkle Aalstrich.

Pferde in Mythologie und Geschichte

Pferde spielen in der Mythologie und Geschichte vieler alter Kulturen und Völker seit der Vor- und Frühgeschichte eine Rolle. So sind die ältesten bis heute erhaltenen Pferdeabbildungen der Höhlenmalerei in einer südfranzösischen Grotte etwa 30.000 Jahre alt. Im 15. Jahrhundert v. Chr. wurde erstmals eine hippologische Schrift zum Umgang mit Pferden verfasst. Vor allem aber führten die Domestizierung und die Verwendung des Pferdes durch den Menschen zu einer besonderen Bedeutung in der Mythologie, in der zahlreiche Pferdegestalten oder pferdeähnliche Wesen vorkommen.

Pferde in der griechischen Mythologie

Allein in der griechischen Mythologie ist eine Vielzahl an Götter- und Heldengeschichten bekannt, in denen Pferde eine Rolle spielen. So lenkt der Sonnengott Helios einen Wagen mit Feuer sprühenden Rossen, der Meeresgott Poseidon ist zugleich Hippios, der Gott der Pferde, und verwandelt sich in einen Hengst und Herakles muss in einer Geschichte vier menschenfressende Pferde stehlen. Bekannt sind auch die vielen Zentauren, Mischwesen aus Pferd und Mensch, das halbgöttliche, fliegende Pferd Pegasus und natürlich das Trojanische Pferd aus Holz, mit dem die Griechen in Troja eindringen konnten.

Pferde in anderen Mythologien

Auch in anderen Mythologien sind vielfach Pferde zu finden, darunter Incitatus, das Lieblingspferd des größenwahnsinnigen, römischen Kaisers Caligula, das zum Konsul ernannt werden sollte, oder der Hengst Rachsch in der persischen Mythologie. Häufig hat das Pferd als Reittier Bedeutung, wie beim indischen Sonnengott Surya, der auf einem Pferd sitzend dargestellt wird, oder beim nordischen Hauptgott Odin mit seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir.

Pferde und ihr Wert für die Gesellschaft

Pferde und Bildung

Der pädagogische Wert des Pferdes wurde durch Studien belegt und liegt insbesondere in der Unterstützung der geistigen und körperlichen Entwicklung von Kindern und heranwachsenden Jugendlichen. Als Sportart, die auf einzigartige Weise in einer partnerschaftlichen Verbindung mit dem Pferd ausgeübt wird, fördert das Reiten die soziale und charakterliche Entwicklung. Dies geht vor allem mit einer Stärkung des Selbstwertgefühls, der Konzentrationsfähigkeit und des Verantwortungsbewusstseins einher. Ebenso bestehen positive Effekte mit Blick auf die Lernbereitschaft und damit auch auf die schulischen Leistungen sowie im gesundheitsfördernden Sinne durch die Verbesserung der Koordination und Beweglichkeit der Kinder.

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